• Wir haben zwar Apple TVs und keine Smartboards, aber dem scheiß Konzern noch Geld in den Arsch zu schieben, ist sicherlich mindestens so geil wie der schöne Schein der Digitalisierung (und nicht einmal den bekommen die vernünftig hin).

    Um die Ausbeutung der Schulen kümmert sich doch sowieso niemand. Oder wisst ihr, wie viel so ein scheiß Holzstuhl kostet, der vor hundert Jahren wahrscheinlich nicht viel anders aussah als heute?

  • Die Lehrer an unserer Schule, insbesondere der Fächer Sozialwissenschaften, Religion und Geschichte, wurden vom Bildungsministerium aufgrund unserer ach-so-schweren Betroffenheit durch die Kriege dazu aufgefordert, uns Schüler nach Redebedarf zu fragen und über die Situation und die geschichtlichen Hintergründe aufzuklären.
    Wir haben natürlich alle ganz dringenden Bedarf, zuzuhören, eine Frage nach der nächsten zu stellen und so jeglichen Unterrichtsstoff zu pausieren.
    SoWi - ok, da bot es sich an, die Stunde war sehr entspannt.
    Religion - haha. Der hat sich erst minutenlang über diese rührseligen Schleimformulierungen des Ministeriums aufgeregt, oder besser gesagt: er hat sich gar nicht mehr eingekriegt. Einer der wenigen, der kapiert, dass es uns doch sowieso Schnuppe ist und wir nur Unterrichtszeit verschwenden wollen. Der hat von seinen Fünftklässlern erzählt, die auf einmal alle so unglaublich viele dringende Fragen hatten. Aber ihm ist es zum Glück auch egal. Ähnlich wie die Schüleranzahl in diesem Kurs, die geht ihm ebenfalls am Arsch vorbei, und dass locker dreißig Prozent jede Stunde schwänzen. Letzte Stunde schmiss er ein YouTube-Video zum aktuellen Geschehen an und verabschiedete sich für den Rest dieser ins Lehrerzimmer. Aber ihm höre ich eigentlich gerne zu. Der hat es drauf.
    Spannend wurde es in Geschichte - diese völlig überforderte und ständig hetzende Frau fragte erst ganz besorgt, ob wir Redebedarf hätten, und verschiebt es seither stündlich weiter, weil wir - wie immer - mit dem Stoff angeblich so arg hinterherhinken. Die verteilt mit Abstand die meisten und umfangreichsten Hausaufgaben und schafft es trotzdem, regelmäßig deutlich zu überziehen.


    Heute haben wir noch die Zettel verteilt bekommen, in denen die Schule wie jedes Jahr um Kopiergeld bettelt (äh, habe ich was verpasst oder werden eigentlich praktisch keine Kopien mehr gemacht, weil die Lehrer sich vor Angst einscheißen, Ärger mit den Autoritäten zu kriegen? Ich bekomme oft keine Kopie, weil die meisten halt mit iPads arbeiten und die Lehrer für die fünf, sechs Papierschreiber nicht in den Kopierraum rennen).

    Zitat meines Mathelehrers: "Seht - so viel seid ihr der Bundesregierung wert." Touché.

  • Mein LK-Lehrer hat heute erzählt, dass die Jahrgänge nach uns die Facharbeiten nicht nur schriftlich ausarbeiten, sondern ab jetzt auch ausführlich in Form einer mündlichen Leistung präsentieren müssen, was dann ebenso in die Note eingeht, weil die Lehrer und unsere Schulleitung ja so BESORGT ( :silly:) sind, dass ChatGPT verwendet werden könnte.

    Eigentlich durfte er uns das überhaupt nicht erzählen, meinte er. Warum nicht? Damit die Änderung möglichst unbemerkt geschieht? Damit die Schule ein gutes Image beibehält (oder besser gesagt: rettet, was zu retten ist)??


    Gott, was bin ich froh, diesen höllischen Wahnsinn bald hinter mich zu lassen ... :bad: :kotz3: :ill: :kotz2::kotz::puke:

  • Das ist so typisch, dass alles, was denen einfällt, um auf die neuen technischen Entwicklungen zu reagieren, natürlich für die Schüler wieder in noch mehr Arbeit und Stress ausartet. Man hätte ja auch einfach umgekehrt vielleicht mal darüber nachdenken können, solche Facharbeiten (und am besten auch die Hausaufgaben) gleich ganz abzuschaffen, weil da sowieso jeder schummeln kann. Reiche Schüler können sich theoretisch auch ohne ChatGPT das von jemand anderem schreiben lassen. Machen sie ja später im Studium genauso, diese ganzen von und zu Guttenbergs und Co.
    Ändert es irgendwas, wenn man einen Schüler noch zusätzlich mündlich testet? Er kann das dann auch einfach auswendig lernen, was die KI verfasst hat.

    Das ist doch einfach wieder nur so ein typischer Aktionismus.


    Ich frage mich, wie die Schüler früher ganz ohne solche Facharbeiten, Powerpoint-Präsentationen und alles, was sie sonst noch so an Schwachsinn eingeführt haben in den letzten 30 Jahren, auch einigermaßen klug geworden sind. Offenbar hat das lange Zeit prima funktioniert. Und dann eines Tages haben sich irgendwelche Professoren plötzlich aufgeregt: "Die Leute die vom Gymnasium kommen sind viel zu dumm und können keine vernünftigen wissenschaftlichen Arbeiten verfassen, das muss man denen doch in der Schule beibringen!"
    Hat man aber ja früher auch nicht. Dass die Schüler dümmer werden, mag ja sein... hat aber vermutlich ganz andere Ursachen, als dass man sie in der Schule zu wenig fordern würde. Zumal die Schule ja ordentlich dazu beiträgt, dass du in den meisten Fächern gar nix mehr wissen musst... hauptsache, du kannst es schön ausformulieren, dumm rumschwätzen, präsentieren, und mit den immer gleichen Sätzen und garantiert kreativitätsbefreit analysieren. Das sind dann wohl so die Kernkompetenzen, die man später gern in der Wirtschaft oder den Universitäten haben möchte.

  • Zumal die Schule ja ordentlich dazu beiträgt, dass du in den meisten Fächern gar nix mehr wissen musst... hauptsache, du kannst es schön ausformulieren, dumm rumschwätzen, präsentieren, und mit den immer gleichen Sätzen und garantiert kreativitätsbefreit analysieren.

    Richtig, ich mache mir im Unterricht deutlich weniger geistige Arbeit als die meisten anderen und gehöre trotzdem zu den leistungsstärksten Schülern meines Jahrgangs.

    Im Grunde kritzle ich nur für den Schein etwas aufs Papier und lese die restliche Zeit irgendwelche Artikel im Netz im Anschein, etwas themenbezogenes zu recherchieren. Locker siebzig Prozent der Zeit ist pure Improvisation, basierend auf durchschauten Mustern, Rhetorik und ein kleines bisschen Hintergrundwissen. Und dennoch reicht das locker für 14 oder 15 Punkte in nahezu jedem Fach. Es steckt wirklich nicht viel dahinter und trotzdem denken viele Mitschüler, ich würde tagelang nichts anderes machen als vorzulernen oder sowas.

    Klar, die Hausaufgaben müssen gemacht werden, aber sie bilden heutzutage eben auch eine ganu zentrale Grundlage in der Unterrichtsbesprechung und Notenbewertung. Präsentationsbereitschaft muss auch bestehen. Das sind die wichtigsten Kriterien in der Notenvergabe.

    Und in letzter Zeit habe ich auch zunehmend häufiger bewiesen, dass, solange Material vorliegt, jede PowerPoint für eine Präsentation in zehn Minuten hingekleistert und die Präsentation selbst vollständig improvisiert (im Sinne von: die Notizen das erste oder zweite Mal lesend) gehalten werden kann. ;) Das wirkt mit der entsprechenden Lockerheit und dem Selbstbewusstsein immer noch kompetenter als bei allen anderen.


    Im Schulsystem muss man sich nur gut durchschleimen können. Dass die Lehrkraft den Schüler unter den zehn bis dreißig (oder fünfundvierzig :hammer:) weiteren Stuhlwarmhaltern überhaupt wahrnimmt, ist sehr ausschlaggebend. Ansonsten ist man automatisch Mittelmaß, man hat als Lehrer ja schon aus rein menschlichen Hirngrenzen nur ein paar wenige Fixpunkte unter den Schülern, an denen man sich orientiert. Zu ihnen dazuzugehören ist nicht sonderlich schwer und schon die halbe Miete. Darf man halt keine Hemmung haben, sich vor der Klasse hinzustellen und pseudoschlaues Zeug zu labern (mehr als pseudoschlau wird in den Laberfächern ohnehin nicht erwartet, ich habe meine Schwierigkeiten damit, den Kram überhaupt ernst zu nehmen - aber den Spieß kann man umdrehen und mit jener Lockerheit die Grenzen des Lehrers austesten, indem man "offen" in seiner Präsenz über den Schwachsinn mal bisschen grinst oder abkotzt - erfordert aber Fingerspitzengefühl und Langeweile, man sollte es sich mit seinem Image nicht verscherzen, wenn einem was an der Note liegt). In meiner alten Klasse habe ich nie den Mund aufgekriegt und wurde gerne mal ausgegrenzt (ab der achten Klasse hatte ich sowieso kein Bedürfnis mehr, mich mit ihnen abzugeben) - seit der Oberstufe hatte ich damit überhaupt keine Probleme mehr und stattdessen sogar ein paar Leute gefunden, mit denen sich die eine oder andere Pause im Zweifel gut verbringen lässt. So, und der ultimative Guide zu 14 Punkten (für den Fall, dass das Forum eines Tages aufblüht und ein paar junge Leute dazustoßen, denn ihr seid sowieso die falsche Zielgruppe dafür): Auf ein paar hübsche Standardformulierungen der Lehrer sollte man achten und sich im Idealfall bei jeder scheiß Frage melden. Wenn man doch wenigstens mit halbem Ohr zuhört, dann gibt es die Situation in den Laberfächern heutzutage nicht mehr, dass man ehrlich keinen Schimmer hat, was die Antwort ist oder sein kann. Wurde die Antwort schon genannt, kein Problem, kann man nochmal anders formulieren und eine bestimmte Facette besonders hervorheben. Beispiel: Gemeinsamkeiten zwischen den Werken "Der Nachbar" und "Die Verwandlung" von Franz Kafka - "Es geht um einen durch die Zwänge der Arbeitswelt verwalteten, bürokratischen und sich selbst entfremdeten Menschen". Du wolltest das sagen? Kein Problem, jetzt am besten trotzdem weiter melden und ergänzen: "Ja, wie schon erwähnt, sind die Zwänge ein wichtiger Punkt, zum Beispiel durch die Hierarchie in seinem Job, er muss sich ja unterwerfen, ... und die Unmöglichkeit demokratischer Beziehungen und Konkurrenz- und Leistungsdruck und bla.." - ihr wisst, in welche Richtung es geht.

    Aber natürlich erst melden, dann denken, irgendeine dämliche kreative Idee wird immer einfallen. :D



    Über die Unterschiede des Leistungsdrucks (und insbesondere die Abhängigkeit dessen vom Lehrer) könnte ich mich auch ohne Ende aufregen. Mein jetziger Deutschlehrer ist die Ruhe in Person. Bei ihm nehmen wir uns in den neunzig Minuten eine entspannte Aufgabe zu ein paar wenigen Buchseiten vor und lassen uns viel Zeit in der Unterrichtsbesprechung. Auch ist jede Interpretation bei ihm irgendwie möglich, er lässt jeden Blickwinkel gelten.

    Ganz anders sieht es aus bei meiner gehetzten Frau Geschichtslehrerin. Was das heute wieder für eine Aktion war ... Sie teilte vier Zettel mit detaillierten Informationen zu so einem Nazi-Wirtschafts-Schwachsinn aus und gab uns zehn Minuten Zeit, um alles wortwörtlich AUSWENDIG zu lernen. Der Kurs wurde in zwei Gruppen aufgeteilt und wir bekamen noch fünf Minuten zusätzlich Zeit, um Fragen zum Material an das andere Team zu notieren (musste das andere Team dann jeweils auswendig beantworten). In der Form wurden die Fragen selbstverständlich besonders fies gewählt von den Idioten, denen es nur darum geht, die anderen zum Schweigen zu bringen. So lief es dann auch. Stille. Und ne verzweifelte Lehrerin, die uns alle so unkooperativ findet (außer mich, muhaha). Mit etwas Glück habe ich mich gemeldet oder noch eine weitere Person von der anderen Seite. So ging das hin und her und sie stand stolz vorne und hat noch irgendwelche dämlichen Punkte für die jeweiligen Seiten notiert ... ähm, ja, Lerneffekt für alle gleich Null. Derartige Situationen ergeben sich in ihrem Unterricht regelmäßig. Hätte ich mal Erdkunde gewählt. Am Fach alleine kann das nicht liegen - mit dem Deutschlehrer davor ging es auch ein wenig anstrengender zu, aber den mochte ich aus anderen Gründen wiederum ganz gerne (und mit so dermaßen idiotischen Aufgaben kam er uns gar erst nicht an).



    Hmm. Die Freudigkeit solcher Schulsongs kotzt mich immer irgendwie an.

    Nein, also dieses Lied kotzt mir wortwörtlich ein "tja, und deine Schule brennt leider nicht" ins Gesicht. :kotz:

  • So, und der ultimative Guide zu 14 Punkten (für den Fall, dass das Forum eines Tages aufblüht und ein paar junge Leute dazustoßen, denn ihr seid sowieso die falsche Zielgruppe dafür): Auf ein paar hübsche Standardformulierungen der Lehrer sollte man achten und sich im Idealfall bei jeder scheiß Frage melden.

    Naja, ich denke, dafür braucht man aber auch erstmal ein ordentlich gefestigtes Selbstbewusstsein, und muss mehr oder weniger drauf scheißen, was andere von einem denken, und irgendwie über den Dingen stehen. In gewisser Weise ja das, worüber wir in anderem Zusammenhang erst neulich gesprochen haben... dass du alles etwas lockerer und mit mehr Abstand sehen solltest.

    Zumindest im Bezug auf die Schule scheinst du ja tatsächlich dieses Denken "Niemand kann mir was, ich zieh einfach mein Ding durch und mache das beste aus der vergeudeten Lebenszeit" ganz gut verinnerlicht zu haben.

    Würde ich mit dem Wissen von heute ja vielleicht ähnlich sehen. Damals, als ich selber in der Situation war, war es mir aber ganz recht, irgendwo unbeachtet in der letzten Reihe zu sitzen und mit niemandem reden zu müssen. Vor allem nicht mit Lehrern. Das war damals auch noch irgendwie eher möglich als heute, glaube ich, dass man unbeteiligt war und trotzdem theoretisch gute Noten bekommen konnte, weil die mündliche Mitarbeit einfach nicht so hoch gewichtet wurde. Was ich einfach sozialer fand gegenüber den Schülern, die introvertierter sind und sich nicht wohl fühlen, wenn sie im Mittelpunkt stehen.

    Menschen sind eben verschieden, und keine Ahnung, aber ich habe den Eindruck, damals gingen Lehrer damit lockerer um, dass das so ist.

    Heute scheint man Introvertiertheit eher als eine Krankheit zu betrachten, die geheilt werden muss... natürlich nur "zum Wohl der Schüler", weil man sich ja sonst im Berufsleben später schwer tut damit, wenn man vorher nie gelernt hat, sich möglichst gut zu verkaufen und im Kreis anderer Menschen, die einem eigentlich am Arsch vorbei gehen, frei sprechen zu können. :kotz:

  • Das ist natürlich nicht objektiv miteinander vergleichbar, aber ich würde jetzt behaupten, dass ich als einer der leistungsstärksten Schüler meines Jahrgangs damals nicht weniger gelitten habe unter dem Schulsystem als du, wobei meine Voraussetzungen ganz andere waren, da ich sehr introvertiert war, mich auf viele Inhalte speziell in der Oberstufe innerlich richtig einlassen konnte und wollte, weil ich in der Schule gut sein wollte, weil ich keine andere Identität hatte in meinem Leben bis dato und vielleicht auch, weil ich das Glück hatte, bestimmte unkonventionelle bzw charakterstarke Lehrer gehabt zu haben (zu denen z.T. immer noch KOntakt besteht).


    Ich hatte null Selbstbewusstsein, hatte bis zum Schluss nicht sicher daran geglaubt, das Abi überhaupt zu schaffen, was echt weird war. Diese Identität, die mir das Schülerdasein gegeben hatte, war aber immer mit vielen Ungewissheiten und daher ein zweischneidiges Schwert, wo ich mich dann auch an jeder Seite geschnitten hatte, da dann das Ende der Schulzeit tatsächlich keine Erleichterung war, weil ich nicht sehen konnte, wie ich mir eine neue Identität würde aufbauen können, darauf hatte mich die Schule in keinster Weise vorbereitet und auch, wenn ich sozial damals immer mehr aufgeholt hatte, sogar Freundschaften schließen konnte, die bis heute immer noch vorhanden sind (nicht viele, aber es gibt sie, was wirklich erstaunlich ist, weil ich tendenziell bei der kleinsten Irritation heutzutage alles und jeden wegblocke gefühlt).


    Erstaunlicherweise war ich in den Fächern Kunst und Musik (z.T. auch Sport, wow) fast meine gesamte Schullaufbahn am "schlechtesten", da gabs auch mal sehr gute Noten zum Teil, vieles lag sicher auch an unfähigen Lehrern, die mir kein Gefühl dafür vermitteln konnten, aber das nächste, was ich für mich finden konnte, womit ich mich identifizieren konnte, war es, Künstler zu sein, Freigeist, wütend, zornig, verzweifelt, aber gewiss kein Nihilist.


    Das fing so gegen Ende des 12. Jahrgangs so richtig an, als ich sogar am Überlegen war, die Schule doch noch zu schmeißen, ich hatte mich auch mal, nachdem wir in Geschichte eine Klausur zurückbekamen und ich vor allen Leuten aus meiner Klausur zitieren sollte, weil ich die beste hatte, also danach, als ich mich eigentlich hätte richtig freuen können, war ich peinlich berührt, wollte nicht im Vordergrund stehen, jedenfalls nicht so, da habe ich mich in der 1. Großen Pause nach dem Kauf einer Packung kleiner Schnapsfläschchen mitten in der Fußgängerzone volllaufen lassen und bin dann etwas verspätet wieder zurück gegangen in den Deutschunterricht, wo ich auch der "Beste" war.


    Irrer Tag, da wollte ich dann jedenfalls auf andere Weise im Mittelpunkt stehen, mein Inneres nach außen krempeln, ich bin dann auch von zwei Mitschülern zu meinem Hausarzt begleitet worden, der mich dann weiter zum Psychiater geschickt hatte, was auf gewisse Weise ein Start- und ein Endpunkt derselben Entwicklung war, die bis heute anhält. Was sich natürlich erst mal grotesk anhört, aber anders kann ich es nicht beschreiben.


    Was ich unbedingt noch dazu loswerden möchte: Man kann die Schule abbrechen, wenn es einem zu Scheiße ist, ob jetzt sozial oder nur auf das Leistungsprinzip bezogen (zumindest nach Ende der gesetzlichen Schulpflicht, die natürlich wie fast alle Gesetze des Staates den Menschen quasi quantifizieren, sprich entwürdigen), man kann es durchziehen mit der Aussicht, das bald endlich hinter sich zu haben, man kann die ganze Szenerie behindert finden, die ganzen Leute, die einen da umgeben, in ihrer Funktion oder auch ihrer Art an sich scheiße finden, alles legitim, habe ich auch, ich habe das ganze System gehasst und viele Einzelleute, aber ich habe auch viele gute Menschen gesehen (wobei manche, speziell Lehrer, später nach der Schulzeit in meinem Ansehen, meist aufgrund extremistischen Narzissmusses, stark gefallen sind).


    Ich habe in der Schule tatsächlich das Hinterfragen, Quellenarbeit und logisches Schlussfolgern gelernt, dafür war es wirklich wertvoll. Vielleicht hätte ich es auch anders gelernt, aber vielleicht auch nicht, also scheiß drauf. Man kann sich aus der Schulzeit das mitnehmen, was für einen wichtig ist, besonders natürlich, wenn man eh hochbegabt ist und sich so vorkommt, als würde man über allem schweben, ABER, und da mache ich keine Gefangenen, egal wie alt oder wie scheiße alles ist für einen: Es kommt einem höchstens so vor, als wäre man der Überflieger, man fliegt jedoch nicht. Man ist und bleibt am Boden, genau wie alle anderen. So behindert das ganze System auch ist, es sind immer einzelne Menschen darin und einige davon sind auch gut, dass sieht man vielleicht nicht, wenn man so im Rage-Mode ist, aber es ist so. Wer glaubt zu fliegen, muss erstens auch irgendwann wieder landen oder unweigerlich abstürzen.


    Alles so aus einer vermeintlich höheren Warte abzukanzeln, ist überheblich und unfair. Das kann man machen und irgendwie ist das auch eine Jugendsünde, die man einem verzeihen kann, es scheint in der Natur der Sache zu liegen, dass bei Veranlagung zu vielen und stark ausgeprägten Fähigkeiten ein gewisses Potenzial besteht, auf die eine oder andere Art eine Art "Misfit" zu sein. Das liegt auch oft an den anderen und deren Veranlagung und was sie daraus machen, aber ohne differenzierte Betrachtung, nuancierte Betrachtung, wird man da nicht weiterkommen für sich.


    Es ist nicht gesagt, dass man selbst mit differenzierter Betrachtung, indem man handelt, selbst reflektiert, abwägt, umdenkt, Entscheidungen trifft, dahin kommt , wo man gerne wäre, es gibt selbst für die größten Genies keine Garantie, ein gutes Leben zu bekommen, es ist nur so, bitte verstehe das nicht falsch, ja oder meinetwegen verstehe es, wie du willst: Es schickt sich an, so früh wie möglich damit anzufangen, sich auf den Weg zu machen zu wahrem Selbstbewusstsein, besonders, wenn man das Potenzial dazu hat, denn dieses Potenzial möchte sich einfach entfalten...


    In diesem Sinne: Du musst diesen Worten eines alten Versagers keinerlei Beachtung schenken, aber glaube mir bitte, dass ich weiß, wovon ich rede.

  • Zitat

    Naja, ich denke, dafür braucht man aber auch erstmal ein ordentlich gefestigtes Selbstbewusstsein, und muss mehr oder weniger drauf scheißen, was andere von einem denken, und irgendwie über den Dingen stehen. In gewisser Weise ja das, worüber wir in anderem Zusammenhang erst neulich gesprochen haben... dass du alles etwas lockerer und mit mehr Abstand sehen solltest.

    Ich frage mich halt nur wie das damit zusammen passt sich gleichsam so sehr für das System zu verbiegen und sich für die Punktbewertungen des Lehrers sogar bei ihm extra beliebt machen zu wollen und dafür sogar bei seinen Klassenkameraden unbeliebt zu machen welche man als Konkurrenten betrachtet gegen die man sich durchsetzen muss. Ich war auch nie Hochbegabt vielleicht liegt es daran und ich hatte halt nie wirkliche Ziele für mein späteres Leben gehabt, mir waren die Noten daher gleichgültig. Ich zerknüllte mal einen Test, stand auf und warf ihn unausgefüllt in den Mülleimer, bevor ich wortlos die Klasse verließ und Heim ging. Es ging mir nicht darum Eindruck zu schinden und damit als cooler Badass vor meinen Mitschülern zu dazustehen, ich hatte einfach bloß keinen Bock auf den Mist und sah keinen Nutzen darin sinnlos irgendwelche Zettel auszufüllen und mir von den Benotungen des Lehrers die Sporen geben zu lassen oder mir wie ein Esel zur Motivation eine Karotte vor die Nase halten zu lassen. Ein paar mal weigerte ich mich in Mathe auch nach vorne an die Tafel zu kommen um dort an der Tafel etwas vorzurechnen, nachdem mich der Lehrer dazu zweimal aufgefordert hatte und kassierte dafür willentlich eine 6 wegen verweigerter Mitarbeit. Aber ich wusste auch einfach nicht die Antwort und sah es nicht ein mich vor versammelter Klasse zum Affen machen und mich vom Lehrer erniedrigen zu lassen, nur um wenigstens fügsam der Aufforderung des Lehrers nachgekommen zu sein. Meine Mitschüler gingen auch dann an die Tafel wenn sie die Lösung nicht wussten, nur um dann anschließen wieder auf ihren Platz zurück geschickt zu werden, das erschien mir aber komplett sinnlos und unnötig zu sein und ich empfand so ein unterwürfiges Verhalten als demütigend.

    Ich kam mir damals auch sehr Klug vor, auch wenn ich jetzt nicht gerade ein gelangweiltes Genie war welches sich lediglich unterfordert fühlte. Aber ich dachte halt ich hätte das System mehr durchschaut als meine Mitschüler, da ich mich nicht wie sie von irgendwelchen Noten kontrollieren ließ, weder durch Belohnung noch durch Sanktion ließ ich mich zur Mitarbeit bewegen. Klar sie konnten mich im Zweifelsfall mit Polizeigewallt in die Schule bringen oder in Ersatzhaft stecken oder meine Eltern in Geiselhaft dafür nehmen dass ich die Schule schwänze, aber sie konnten mich halt nicht dazu zwingen im Unterricht mitzumachen und mir Mühe zu geben.


    Hätte ich damals irgendwelche Träume gehabt oder Ziele für mein späteres Leben und eingesehen, dass ich zur Verwirklichung dieser Pläne im weiteren Verlauf auch nicht um einen guten Schulabschluss herumkommen würde, hätte ich mir womöglich auch mehr den Hintern dafür aufgerissen. Aber zu dieser Zeit sah ich einfach keinen Sinn darin irgendeine Karriere im System anzustreben. Es gab da halt auch einfach nichts was mein Interesse geweckt hätte, ich war komplett desillusioniert und bin es Teilweise noch heute und in der Hinsicht genauso Planlos wie damals.

    Aber ich mache heute nicht mehr den Fehler von mir auf andere zu schließen und irgendwelche übereilten Urteile über meine Mitschüler oder generell über andere Menschen zu fällen. Damals hielt ich mich für etwas besonderes und kam mir ganz clever in meiner Verweigerungshaltung vor. Ich kam mir vor wie ein tragischer Held, mitunter fühlte ich mich fast schon vor wie ein Märtyrer und meine Klassenkameraden wirkten auf mich wie gehirngewaschene feige Mitläufer ohne echtes Rückgrat. Mit dem heutigen Vokabular hätte ich sie vermutlich als NPCs bezeichnet und mich als jemanden betrachtet der die rote Pille geschluckt hat. Sicher lag ich auch nicht gänzlich falsch in meiner damaligen Einschätzung, aber aus heutiger Sicht war es schon auch äußerst überheblich von mir und sehr kurzsichtig so zu denken. Was wusste ich denn schon über das Leben meiner Mitschüler oder darüber was in ihnen vor sich ging, ich war lediglich ein anmaßender Idiot. Viel schlimmer als Dummheit ist im Grunde dummes Verhalten, denn davon ist absolut niemand gefeit, selbst die begnadetsten Genies glaubten außerhalb ihrer Spezialgebiete häufig auch an die absurdesten Dinge und konnten sich im Alltag ziemlich inkompetent anstellen.

    Zitat

    Man kann sich aus der Schulzeit das mitnehmen, was für einen wichtig ist, besonders natürlich, wenn man eh hochbegabt ist und sich so vorkommt, als würde man über allem schweben, ABER, und da mache ich keine Gefangenen, egal wie alt oder wie scheiße alles ist für einen: Es kommt einem höchstens so vor, als wäre man der Überflieger, man fliegt jedoch nicht. Man ist und bleibt am Boden, genau wie alle anderen. So behindert das ganze System auch ist, es sind immer einzelne Menschen darin und einige davon sind auch gut, dass sieht man vielleicht nicht, wenn man so im Rage-Mode ist, aber es ist so. Wer glaubt zu fliegen, muss erstens auch irgendwann wieder landen oder unweigerlich abstürzen.

    Alles so aus einer vermeintlich höheren Warte abzukanzeln, ist überheblich und unfair. Das kann man machen und irgendwie ist das auch eine Jugendsünde, die man einem verzeihen kann, es scheint in der Natur der Sache zu liegen, dass bei Veranlagung zu vielen und stark ausgeprägten Fähigkeiten ein gewisses Potenzial besteht, auf die eine oder andere Art eine Art "Misfit" zu sein. Das liegt auch oft an den anderen und deren Veranlagung und was sie daraus machen, aber ohne differenzierte Betrachtung, nuancierte Betrachtung, wird man da nicht weiterkommen für sich.

    Das kann ich echt nur unterstreichen! Die Realität holt einen früher oder später wieder ein und schleudert einen zurück auf den Boden der Tatsachen.

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

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