• Dann läuft das bei dir völlig anders als zu meiner Schulzeit, denn da war die Mitarbeit nur das Zünglein an der Waage, wenn man schriftlich zwischen 2 Noten stand. Für die schriftlichen Leistungsnachweise, musste man sich im Unterricht für niemanden verbiegen oder sonst was vortanzen. Einfach den Stoff fressen und pünktlich wieder ausspucken. Wer freiwillig mehr ablieferte, war entweder besonders ehrgeizig oder hatte tatsächlich Interesse an einem Thema.

    Das Zünglein an der Waage ist mittlerweile eher das, was man schriftlich im Unterricht erarbeitet.

    Es gibt Fächer, in denen werden schriftliche Leistungen erbracht, also Klausuren geschrieben. In der Gewichtung gilt fifty-fifty zwischen der mündlichen Note und den Klausuren. Es gibt auch Fächer, in denen werden keine Klausuren geschrieben. Und da gilt insofern hundert Prozent mündliche Leistung, dass der Lehrer nur das bewerten kann, was ihm präsentiert wird. In die Ausführlichkeit der Hausaufgaben bekommt er zum Beispiel nur dann einen Einblick, wenn du sie mündlich präsentierst. Sie überhaupt zu präsentieren ist schon die halbe Miete (ok, nur, wenn er mal kontrolliert, wer die Hausaufgaben gemacht hat, dann ist das mal eine kleine Abweichung von der rein mündlichen Leistung). Da man in der Regel aber nicht nur Hausaufgaben bespricht, sondern auch auf die Frontalunterrichtsfragen antwortet, gilt auch da wieder mündliche Leistung. Oder wenn man die Ergebnisse einer kurzen Arbeitsphase bespricht. Mündliche Leistung. Ob man während der Arbeitsphase wirklich etwas aufs Papier geschrieben hat oder nur am Handy war, ist im Grund völlig egal, solange der Lehrer nichts davon mitbekommt und man danach trotzdem dazu in der Lage ist, so zu performen, als hätte man es sich erarbeitet. Das sagt doch schon viel über den Anspruch dieser Aufgaben aus.


    Und ich glaube, darüber hinaus unterschätzt du ganz wesentlich die Wirkung der wahrgenommenen Kompetenz. Wenn dich der Lehrer innerlich erst einmal als kompetent eingestuft hat, dann geht er mit einer ganz anderen Einstellung an die Korrektur deiner Klausuren oder an das, was du im Unterricht sagst. Da greift dann der Halo-Effekt, die fehlende Objektivität kann man sich zunutze machen. Es gibt ziemlich viel, was in die Richtung geht - ist ein spannendes Themengebiet.

    :zombie:

    Ja lol ey ;-) , also so ne Schule kommt für meine Kinder nicht in Frage.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • :zombie:

    Ja lol ey ;-) , also so ne Schule kommt für meine Kinder nicht in Frage.

    Das ist ein staatliches Gymnasium. Welche Alternative wirst du einschlagen?

    In den meisten alternativen Schulformen ist es in der Praxis auch nicht leicht, zum Beispiel die allgemeine Hochschulreife zu erreichen. Die Unternehmen haben sowieso ihre Gründe, warum sie auf die Lerninhalte und die anzustrebenden "Kompetenzen" der deutschen Schulen so einen großen Einfluss nehmen. Ganz sicher nicht etwa der Bildung wegen ... zumindest nicht in ihrem herkömmlichen Sinne.

    Auch kannst du der Subjektivität in der Notenbewertung praktisch nicht entgehen.


    BASS 2023/2024 - 13-32 Nr. 3.1 Verordnung über den Bildungsgang und die Abiturprüfung in der gymnasialen Oberstufe (APO-GOSt)

  • Welche Alternative wirst du einschlagen?

    Sohn weis ich noch nicht, meine Tochter ist momentan in ner Gemeinschaftsschule Klasse 6, da ist es bisher noch so wie bei mir früher.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • *gähn*

    Neue Pisa-Studie: Deutsche Schüler schneiden so schlecht ab wie noch nie
    Deutschlands Schülerinnen und Schüler hinken bei ihren Leistungen im internationalen Vergleich weiter hinterher. Das hat die neue Pisa-Studie ergeben. Diesmal…
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    :depri:

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  • Boah, da lief gerade noch der Fernseher nebenbei mit Markus Lanz... da ging es auch um die PISA-Studie. Sei froh, dass du das nicht mehr mitgekriegt hast. ;) Sonst hättest du mal richtig abgekotzt.

    Die Gäste (FDP-Politiker, irgendwelche alten Weiber und so) waren sich eigentlich alle einig, dass das ganz schlimm ist, dass Deutschland in der PISA-Studie jetzt so schlecht abschneidet. Da wurde kein bisschen irgendwas hinterfragt, was z.B. der dunkle Parabelritter in seinen Videos angesprochen hat, wo die PISA-Studie eigentlich herkommt und wer das finanziert hat, etc.

    Und Markus Lanz himself war total fassungslos, als er erfahren hat, dass Schüler im Gymnasium schon stöhnen, wenn sie als Hausaufgabe 30 Seiten eines Romans über das Wochenende lesen müssen. Anstatt dass man sich vielleicht mal Gedanken machen würde darüber, dass es eigentlich ziemlich krank ist, dass man überhaupt über das Wochenende, das eigentlich der Erholung dienen sollte, irgendwelche Hausaufgaben bekommt. (Und meistens sind es ja dann nicht nur Hausaufgaben in einem Fach, sondern in mehreren.)

    Also das ist so der Geist, der in diesem Land herrscht... wo vernünftige Vorschläge wie die der Linken, die Hausaufgaben abzuschaffen, nur ins Lächerliche gezogen werden, und Erfolg bei der PISA-Studie gleichgesetzt wird mit der Zukunftsfähigkeit des Landes. Und dann noch so Sprüche wie "Wir haben keine Rohstoffe in Deutschland, unsere Rohstoffe sind seit jeher die klugen Geister, die irgendwelche Dinge erfinden". :roll:

    Weil Erfindungsgeist und Kreativität ja ach so sehr an unseren Schulen gefördert werden... und natürlich vor allem dadurch, dass man möglichst viele Hausaufgaben bekommt, haha. Ach, man könnte echt nur kotzen über die Dummheit im Fernsehen. :hurtself:

  • Sei froh, dass du das nicht mehr mitgekriegt hast. ;) Sonst hättest du mal richtig abgekotzt.

    Da ich hier eigentlich jeden Tag unfreiwillig dem Fernseher ausgesetzt bin, kriege ich schon noch einiges mit. Und das spiegelt leider ja nicht nur die Dummheit "im Fernsehen" wieder, denn sie kommt ja noch irgendwo her. Wenn ich mir die Kommentarspalten diverser Artikel so anschaue, werde ich nicht gerade hoffnungsvoller (die tausenden Erfahrungsberichte über negativen Scheiß in der Schule mal ausgenommen).


    Und da ich sowieso nicht wirklich die Kraft aufbringen kann, konstruktiv darüber zu schreiben und nur meinen Frust in die Welt rotzen kann, lasse ich hier nochmal den lieben Parabelritter für mich sprechen:


    Das Video dazu habe ich nämlich erst gestern gefunden - und was gibt es bitteschön besseres zur Frustverarbeitung? Das Ding ist sechs Jahre alt und hätte mal wieder praktisch von gestern stammen können. Es werden vereinzelt nochmal andere Punkte beleuchtet, und es endet so richtig schön aussichtslos.

    Meine Geschichtslehrerin ist zum Beispiel so eine "Methoden"-Fanatikerin. Hat sie in der Uni so gelernt und bereitet uns ja netterweise schon darauf vor. Wenn ich dieses Wort noch einmal höre ... :kotz2:

  • Vieles was er in dem Video zum Lehramtsstudium sagt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

    Es ist nicht nur so, dass es scheißegal ist, ob ein Lehrer charismatisch ist und gut bei den Schülern ankommt... es ist sogar so, dass es gar nicht erwünscht ist, wenn du als Lehrer zu gut bei den Schülern ankommst und dadurch die Distanz verlorengeht. (hab ich ja in meinem Schul-Video auch erwähnt.)

    Mir wurde von dem Professor nach meinem Probe-Unterricht nahegelegt, vielleicht besser zum Fernsehen zu gehen und Showmaster zu werden statt Lehrer. Und das mit irgendeiner ganz komischen Begründung, deren Wortlaut ich nicht mehr genau im Kopf habe... aber es wurde jedenfalls in die Richtung argumentiert, dass man die Schüler nicht zu sehr unterhalten sollte, weil die das sonst jedes Mal erwarten würden, und dann den Unterricht als langweilig empfinden würden und gar nicht mehr aufmerksam wären, wenn man sie mal nicht gut unterhält, oder sie bei einem anderen Lehrer sind, der das anders macht.


    Immerhin gab es dort, wo ich war (war ja eine spezielle pädagogische Hochschule nur für die Lehrer-Ausbildung, und keine allgemeine Uni, in der man ebenfalls auf Lehramt studieren kann) eine Kooperation mit einer nahen Grund- und Hauptschule und dadurch durchaus die Möglichkeit, schon frühzeitig in Schulklassen reinzuschnuppern um zu sehen, ob man für den Job geeignet ist. Und das fand ich damals auch noch am Interessantesten. Vielleicht ist das beim Parabelritter anders gewesen und hängt auch vom Bundesland ab. Oder du musst als Gymnasial-Lehrer an die Uni, und PH ist nur für Grund- bis Realschullehrer. Weiß das nicht mehr so genau.

    Aber das, was er zu den Mitstudenten gesagt hat, kann ich auch wieder komplett unterschreiben.

    Die meisten waren so unauffällig und langweilig, und hatten vermutlich gar keine besondere Motivation, warum sie ausgerechnet diesen Job gewählt haben. Es gab halt ein paar wenige Rebellen und Freaks, die das wirklich aus der Motivation heraus gemacht haben, was verändern zu wollen, und die sich schon viel Gedanken über das Thema gemacht haben. Einer, mit dem ich mich gut verstanden habe, war etwa so ein langhaariger, immer schwarzgekleideter Metaller, der ständig geraucht hat und morgens schon wie ein Aschenbecher gestunken hat. Ich frage mich, wie der heute drauf ist, und ob er wirklich irgendwo eine Schulklasse unterrichtet. ;)

    Den Großteil der Studierenden würde ich aber in zwei Gruppen einteilen: Die eine Gruppe waren so nette Mädels vom Typus Kindergartentante, die als Traumberuf entweder Tierärztin hatten oder halt gern was mit Kindern machen wollten, und die dann vermutlich später als Lehrer die typischen Opfer werden, die von ihrer Hauptschulklasse abmassakriert werden und danach dann oft anfangen, Kinder zu hassen und verbittert zu werden. :D

    Und die andere Gruppe sind Leute, die einfach Schule als schön empfanden, weil sie dort eine gute Zeit hatten, total in ihrem jeweiligen Fachgebiet aufgehen und gar nicht verstehen können, warum andere über Schule abkotzen. Von denen darf man später auch nicht gerade viel Empathie (vor allem für die frustrierteren Schüler) erwarten.

  • Ich finde es vielmehr frustrierend als positiv, dass jetzt auf einmal so viele neue Artikel zu dem Thema erscheinen und "Alarm schlagen". Haben die Probleme vor zwei Wochen noch nicht existiert, oder aus welchem Grund war die mediale Aufmerksamkeit so marginal?? Scheiß Heuchler.


    Nichts wird sich ändern: Hurra, hurra, die Schule brennt!
    Deutschland ist dabei zu verdummen, und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Der Föderalismus verdammt die Bildung zur ewigen Zweitrangigkeit.
    www.n-tv.de


    (Achtung, die Kommentarsektion dieses Artikels ist schädlich für Körper und Geist.)

    Bildungssystem: Mehrheit junger Menschen fühlt sich von Schule schlecht aufs Berufsleben vorbereitet - WELT
    Pessimistisch bewerten 14- bis 21-Jährige hierzulande die Aussichten auf eine chancengerechte Bildung, zeigt eine Forsa-Umfrage – nicht einmal ein Drittel…
    www.welt.de


    Yeah! Zeig's ihnen! :huntsman:

    14-Jährige erschießt Mitschülerin und sich selbst
    In Russland schmuggelt eine 14-Jährige das Gewehr ihres Vaters in die Schule und eröffnet das Feuer auf Mitschüler. Ein Kind stirbt, fünf weitere werden…
    www.n-tv.de

  • Zitat

    Bin das nur ich oder haben die Amokläufe in Russland in den letzten Jahren noch mal stark zugenommen? Auch von Suiziden lese ich sehr häufig, beziehungsweise sehe es in Videos die es dazu gibt. Ich möchte gar nicht in der Haut von jungen Russen stecken, gerade wo dieser ganze Patriotismus ins unermessliche getrieben wird.


    Ich meine verglichen mit so einem Müll ist die Schule in Deutschland vielleicht gar nicht so schlecht :facepalm2:

    From the UkraineWarVideoReport community on Reddit: Poor students of Russian school listens to inspiring musing
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    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi