Zumal die Schule ja ordentlich dazu beiträgt, dass du in den meisten Fächern gar nix mehr wissen musst... hauptsache, du kannst es schön ausformulieren, dumm rumschwätzen, präsentieren, und mit den immer gleichen Sätzen und garantiert kreativitätsbefreit analysieren.
Richtig, ich mache mir im Unterricht deutlich weniger geistige Arbeit als die meisten anderen und gehöre trotzdem zu den leistungsstärksten Schülern meines Jahrgangs.
Im Grunde kritzle ich nur für den Schein etwas aufs Papier und lese die restliche Zeit irgendwelche Artikel im Netz im Anschein, etwas themenbezogenes zu recherchieren. Locker siebzig Prozent der Zeit ist pure Improvisation, basierend auf durchschauten Mustern, Rhetorik und ein kleines bisschen Hintergrundwissen. Und dennoch reicht das locker für 14 oder 15 Punkte in nahezu jedem Fach. Es steckt wirklich nicht viel dahinter und trotzdem denken viele Mitschüler, ich würde tagelang nichts anderes machen als vorzulernen oder sowas.
Klar, die Hausaufgaben müssen gemacht werden, aber sie bilden heutzutage eben auch eine ganu zentrale Grundlage in der Unterrichtsbesprechung und Notenbewertung. Präsentationsbereitschaft muss auch bestehen. Das sind die wichtigsten Kriterien in der Notenvergabe.
Und in letzter Zeit habe ich auch zunehmend häufiger bewiesen, dass, solange Material vorliegt, jede PowerPoint für eine Präsentation in zehn Minuten hingekleistert und die Präsentation selbst vollständig improvisiert (im Sinne von: die Notizen das erste oder zweite Mal lesend) gehalten werden kann. Das wirkt mit der entsprechenden Lockerheit und dem Selbstbewusstsein immer noch kompetenter als bei allen anderen.
Im Schulsystem muss man sich nur gut durchschleimen können. Dass die Lehrkraft den Schüler unter den zehn bis dreißig (oder fünfundvierzig ) weiteren Stuhlwarmhaltern überhaupt wahrnimmt, ist sehr ausschlaggebend. Ansonsten ist man automatisch Mittelmaß, man hat als Lehrer ja schon aus rein menschlichen Hirngrenzen nur ein paar wenige Fixpunkte unter den Schülern, an denen man sich orientiert. Zu ihnen dazuzugehören ist nicht sonderlich schwer und schon die halbe Miete. Darf man halt keine Hemmung haben, sich vor der Klasse hinzustellen und pseudoschlaues Zeug zu labern (mehr als pseudoschlau wird in den Laberfächern ohnehin nicht erwartet, ich habe meine Schwierigkeiten damit, den Kram überhaupt ernst zu nehmen - aber den Spieß kann man umdrehen und mit jener Lockerheit die Grenzen des Lehrers austesten, indem man "offen" in seiner Präsenz über den Schwachsinn mal bisschen grinst oder abkotzt - erfordert aber Fingerspitzengefühl und Langeweile, man sollte es sich mit seinem Image nicht verscherzen, wenn einem was an der Note liegt). In meiner alten Klasse habe ich nie den Mund aufgekriegt und wurde gerne mal ausgegrenzt (ab der achten Klasse hatte ich sowieso kein Bedürfnis mehr, mich mit ihnen abzugeben) - seit der Oberstufe hatte ich damit überhaupt keine Probleme mehr und stattdessen sogar ein paar Leute gefunden, mit denen sich die eine oder andere Pause im Zweifel gut verbringen lässt. So, und der ultimative Guide zu 14 Punkten (für den Fall, dass das Forum eines Tages aufblüht und ein paar junge Leute dazustoßen, denn ihr seid sowieso die falsche Zielgruppe dafür): Auf ein paar hübsche Standardformulierungen der Lehrer sollte man achten und sich im Idealfall bei jeder scheiß Frage melden. Wenn man doch wenigstens mit halbem Ohr zuhört, dann gibt es die Situation in den Laberfächern heutzutage nicht mehr, dass man ehrlich keinen Schimmer hat, was die Antwort ist oder sein kann. Wurde die Antwort schon genannt, kein Problem, kann man nochmal anders formulieren und eine bestimmte Facette besonders hervorheben. Beispiel: Gemeinsamkeiten zwischen den Werken "Der Nachbar" und "Die Verwandlung" von Franz Kafka - "Es geht um einen durch die Zwänge der Arbeitswelt verwalteten, bürokratischen und sich selbst entfremdeten Menschen". Du wolltest das sagen? Kein Problem, jetzt am besten trotzdem weiter melden und ergänzen: "Ja, wie schon erwähnt, sind die Zwänge ein wichtiger Punkt, zum Beispiel durch die Hierarchie in seinem Job, er muss sich ja unterwerfen, ... und die Unmöglichkeit demokratischer Beziehungen und Konkurrenz- und Leistungsdruck und bla.." - ihr wisst, in welche Richtung es geht.
Aber natürlich erst melden, dann denken, irgendeine dämliche kreative Idee wird immer einfallen.
Über die Unterschiede des Leistungsdrucks (und insbesondere die Abhängigkeit dessen vom Lehrer) könnte ich mich auch ohne Ende aufregen. Mein jetziger Deutschlehrer ist die Ruhe in Person. Bei ihm nehmen wir uns in den neunzig Minuten eine entspannte Aufgabe zu ein paar wenigen Buchseiten vor und lassen uns viel Zeit in der Unterrichtsbesprechung. Auch ist jede Interpretation bei ihm irgendwie möglich, er lässt jeden Blickwinkel gelten.
Ganz anders sieht es aus bei meiner gehetzten Frau Geschichtslehrerin. Was das heute wieder für eine Aktion war ... Sie teilte vier Zettel mit detaillierten Informationen zu so einem Nazi-Wirtschafts-Schwachsinn aus und gab uns zehn Minuten Zeit, um alles wortwörtlich AUSWENDIG zu lernen. Der Kurs wurde in zwei Gruppen aufgeteilt und wir bekamen noch fünf Minuten zusätzlich Zeit, um Fragen zum Material an das andere Team zu notieren (musste das andere Team dann jeweils auswendig beantworten). In der Form wurden die Fragen selbstverständlich besonders fies gewählt von den Idioten, denen es nur darum geht, die anderen zum Schweigen zu bringen. So lief es dann auch. Stille. Und ne verzweifelte Lehrerin, die uns alle so unkooperativ findet (außer mich, muhaha). Mit etwas Glück habe ich mich gemeldet oder noch eine weitere Person von der anderen Seite. So ging das hin und her und sie stand stolz vorne und hat noch irgendwelche dämlichen Punkte für die jeweiligen Seiten notiert ... ähm, ja, Lerneffekt für alle gleich Null. Derartige Situationen ergeben sich in ihrem Unterricht regelmäßig. Hätte ich mal Erdkunde gewählt. Am Fach alleine kann das nicht liegen - mit dem Deutschlehrer davor ging es auch ein wenig anstrengender zu, aber den mochte ich aus anderen Gründen wiederum ganz gerne (und mit so dermaßen idiotischen Aufgaben kam er uns gar erst nicht an).
Hmm. Die Freudigkeit solcher Schulsongs kotzt mich immer irgendwie an.
Nein, also dieses Lied kotzt mir wortwörtlich ein "tja, und deine Schule brennt leider nicht" ins Gesicht.