Kennst du Tiktok Livestreams? Quasi eine ganze Schatzkammer nur aus den hochkulturellen Erzeugnissen des 21. Jahrhunderts.
Wortlos. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Geld sie von den Usern dafür kassieren. Ein Totschlaggegenbeispiel für jeden, der noch ernsthafte Hoffnung für die Gesellschaft aufbringen kann.
Aber Grundsätzlich was da in dem Video beschrieben wird ist ja auch nichts neues. Also diese Manipulationstechniken werden ja auf Socialmedia auch schon die ganze Zeit genutzt und die haben auch ihre Studien an denen sie die Funktionsweise optimieren. Und die Algorithmen sind ja auch so konzipiert, dass eben Süchtig machende Dinge bevorzugt werden. Auch bei Youtube.
Es sollte für niemanden eine Neuigkeit sein, dass sämtliche Social Media Plattformen, die diese Form des Konsums anbieten, mit Algorithmen arbeiten und dass auch die "Künstler" reihenweise fesselnde Schnitttechniken und den ganzen Kram implementieren, um die Konsumenten am Ball zu halten. Das sind ihre Klicks und ihr Geld. Das ist eine allgemein bekannte Tatsache und für sich schlimm genug.
Irritierend war für mich gerade der Punkt, es so weit auf die Spitze zu treiben, dass Eltern mittlerweile akribisch genau hinschauen müssen, um ihren Nachwuchs überhaupt Kindersendungen schauen lassen zu dürfen. Eigentlich müsste man doch alleine aus "moralischen Gründen" darauf vertrauen können, dass die Sendungen, wenn sie schon keinen intellektuellen Mehrwert haben, doch wenigstens nur bekloppt und nicht gleichzeitig noch aktiv schädlich sind. Der Reibungspunkt liegt hier meines Erachtens in der Absenz der theoretischen Entscheidungsfreiheit. Ein Jugendlicher, der die sozialen Medien nutzt, könnte sich in der Theorie davon abwenden, denn er besitzt die kognitive Fähigkeit, um die Gründe gegen den Konsum über sein kurzes persönliches Vergnügen zu stellen. Anders sieht es hingegen bei Kleinkindern aus, sie müssen sich auf ihre Eltern verlassen. Ist halt wie mit Alkohol und Drogen - die Jugendlichen treiben sowieso ihr Ding, aber können ihre Grenzen theoretisch abschätzen. Wenn Eltern jedoch ihre Kleinkinder mit Drogen füttern, naja ...
Weiterhin ist auch die Medienkompetenz unter den meisten Eltern einfach überhaupt nicht gegeben.
Wenn man das jedoch einen Schritt weiterdenkt, dann würde die größere Medienkompetenz auch wieder auf Kosten der Kinder und ihrer Privatsphäre gehen. Strengere Kontrollen, mehr Verbote, mehr Leid durch Helikoptereltern. Das Internet wäre dann nicht mehr länger die Art von Flucht, die es für sie sein könnte. Und dann stellt euch noch vor, die Eltern sind Verschwörungstheoretiker oder sowas.
Zu viel Wissen der Eltern über ihre Kinder, welches sie nicht freiwillig preisgeben, geht nun mal immer nach hinten los.
Die Populärkultur wurde runtergebrochen auf ein paar animalische Instinkte und Werbung.
Das musst du näher erklären. Influencer werben ja nicht nur, sondern präsentieren sich einfach bei jedem Scheiß, oder ist mir etwas entgangen? Natürlich gibt es mittlerweile viele gesponserte Inhalte, aber Werbung ist meines Erachtens immer noch störend und ... übergriffig.
Aber ich vermute mal, selbst dann würde ich mich für INHALTE interessieren und nicht für so einen eigentlich komplett inhaltslosen Quatsch. Meinetwegen Videos über die neuesten Games oder Filme oder sowas. Oder Videos, wo jemand über die Schule und Lehrer abkotzt oder über Jugendschutzbestimmungen und solche Dinge. Oder vielleicht noch was über Kampfsport und so. Sowas hätte mich sicher interessiert in dem Alter. Aber das scheinen ja jetzt gar nicht so die wichtigsten Themen zu sein, die sich die Jugendlichen heutzutage reinziehen. Und das ist eben das, was ich nicht ganz kapiere... was da mit den Menschen nicht stimmt, dass sie sich lieber einen inhaltlosen Quatsch reinziehen als Videos über Themen, die sie interessieren. Oder liegt es daran, dass der durchschnittliche Jugendliche heutzutage sowas wie Hobbys und spezielle Interessen gar nicht mehr hat? Kann ich mir ja eigentlich auch nicht vorstellen.
Naja, mir kommt es so vor, als ob hier generell eine sehr klischeebehaftete Vorstellung von der Plattform vorherrscht, also hier mal eine Runde "Gen-Z-Bildung" mit Lissaminka:
So wird es von den Pressemedien gerne präsentiert. Tanzvideos, gefährliche Trends und hirnlose Scheiße wie in den von Holzfaellen verlinkten Livestreams. Das ist nur der eine Teil des Eisbergs. In der Realität sieht das Ganze ein wenig anders aus.
TikTok hat ganz verschiedene "Seiten". Keine Seiten in dem Sinne, dass man sie auswählt und sich auf diesen fortbewegt, sondern das funktioniert eher indirekt und wird über den Algorithmus gesteuert. Das Konzept ist ein bisschen vergleichbar mit YouTube, weil thematisch alles dabei ist, von populistischen Meinungsvideos über gut recherchierte und wissenschaftliche Beiträge bis hin zu Sport, dämlicher Unterhaltung oder einfach nur Musik. Zu jeder autistischen Interessensnische lässt sich etwas finden. Umgangssprachlich und inoffiziell geben die Communities den Seiten gerne Namen, so ist "Sadtok" zum Beispiel die Seite, auf der deprimierte User eben ihre Gedanken verarbeiten, sich darüber austauschen und sich über ihren Zustand auskotzen. Einige fängt diese Community eben auf.
Es ist alles viel facettenreicher als man denkt und überhaupt nicht so inhaltsleer wie du denkst. Der Inhaltsleere kann man wie auf YouTube entgehen. Wer die Kriterien des Algorithmus ungefähr kennt, der steuert den Algorithmus und nutzt ihn für sich. Es hängt ganz davon ab, wie oft und wie lange man mit den Videos interagiert, wie lange man sie laufen lässt, ob man Likes oder einen Kommentar dalässt, ob man sie speichert oder teilt. Das sind Prozesse, die entweder unbewusst einfach ablaufen, oder die man bewusst einleiten kann, um die Inhalte gewissermaßen zu steuern. So kann man zum Beispiel ausschließlich Fußballvideos angezeigt bekommen, ganz wie der Typ, der neben mir im Deutschunterricht sitzt. Von wegen, Jugendliche hätten keine Interessen mehr.
Ich hab ja schon in den Anfangstagen des Forums das Ende der Kultur eingeläutet gesehen, als die Teletubbies aufkamen...
Das macht sie nicht weniger schrecklich! Das sind wirklich widerliche und gruselige Wesen und alle Kinder, die sie wirklich gerne geschaut haben, sind heute mörderische Psychopathen und Kinderficker.
Da gab es im Fernsehen für die Kleinsten eben Sesamstraße, die Sendung mit der Maus oder das Sandmännchen.
He, die gab es bei mir auch noch! Damit bin ich genauso aufgewachsen (naja, bis ich die Cartoons gefunden habe).
Bloß bei Pitti und Moppi war ich beim Sandmännchen immer enttäuscht, weil ich die im Kindergarten schon irgendwie bisschen langweilig und gruselig fand. Manche Sendungen fand ich wirklich ohne näheren Grund manchmal irrational abschreckend. Ich war aber sowieso ein komisches Kind.
Allerdings glaube ich nicht, dass sich die Suchtgefährdung dadurch potentiell vermindert ... Was darauf ausgerichtet ist, die Aufmerksamkeit eines Kindes vollständig für sich zu beanspruchen, wird nicht weniger zu einer Gefährdung, wenn man nur langsam in das Vergnügen des Konsums einsteigt.
Irgendwann aber habe ich SpongeBob gefunden und dann wurde täglich stundenlang nur noch dieser oder Tom & Jerry, Road Runner usw. geschaut.
Was denkt ihr dazu? Habt ihr davon gewusst? Seht ihr das ähnlich? Na gut, ich erwarte keinen Widerspruch, aber bevor ihr schweigt, sagt doch wenigstens: "Ja, Lissaminka, du hast recht, es ist alles völlig bescheuert und wir finden es supertoll, dass du das erkannt hast und dich wichtigeren Dingen wie dem Forum hier gewidmet hast und darum vergött- äh, ja."
Ach, schreibt einfach irgendwas für ein bisschen mehr Leben in dieser staubigen Ecke des Internets. Und nicht nur die üblichen Verdächtigen!
Nein Lissaminka, du hast Unrecht. So schlimm wird das alles schon nicht sein, wenn der liebe Gott es zulässt.
Pff, Ketzer!
Funkenbrand: Und mit ADHS hat das auch nichts zu tun, das wurde ja nirgends behauptet.