Wie schafft ihr es weiter zu machen wenn ihr keinen Bock mehr habt?

  • "Es war ja eher anderstrum, als ich merkte das ich in der Welt nicht klar komme, habe ich mich zurück ins Internet gezogen"


    Wobei dir vermutlich aufgefallen ist, dass das Internet kein besserer Ort ist als die reale Welt, sondern eher ein Ort, an dem Extreme deutlicher zutage treten und sich ebenso Abgründe an Dummheit und Verkommenheit auftun. Spielt mentale Hygiene in deinem Leben eine Rolle? Soll heißen, sich von schädlichen Dingen fernzuhalten, (Rückzugs-)Räume zu schaffen, an denen du deinem Geist ermöglichen kannst, zur Ruhe zu kommen und zu heilen. Für mich ist dies vor allem Natur, Literatur und körperliches Training. Leider bin auch immer noch recht 'digitalisiert'. Ein Freund von mir entgiftet sich beispielsweise konsequenter; Rückzug in die Natur, kein Handy, hinzu kommt Fasten und teils auch Dinge wie Vipassana.

    Generell ist "das Internet" sicherlich kein besserer Ort als die Offline-Welt. Ja, es treten Extreme, z.B. von Dummheit, deutlicher zutage, wie man z.B. auch an den durch unreflektierte Übernahme von Feindbildern sich immer ähnlich, sinn- und endlos reproduzierenden scheindiskursiven Exkursen, wie sie auch in diesem Thread innerhalb kürzester Zeit wieder erzeugt worden sind, erkennen kann; was natürlich an der prinzipiellen, Anonymität, Unverbindlichkeit und letzten Endes Unmenschlichkeit des Mediums "Internet" selbst liegt, unmenschlich so lange, bis begonnen wird, zumindest zu versuchen, mit dem Online-Gegenüber einen ähnlich respektvollen Umgang zu pflegen, wie man ihn auch mit Offline-Unbekannten oder -Bekannten pflegen würde und hoffentlich pflegt. Die großen Vorteile, die die Online-Welt bietet, sind dass man in ihr nicht nur prinzipiell nicht ortsgebunden ist, sondern sich noch dazu tatsächlich geradezu selbst in sie hineingebiert und die individuell positive Seite der Medaille der Unverbindlichkeit: Dass man jederzeit ganz einfach erstmal wieder offline gehen kann, wenn man meint, unangemessen behandelt zu werden.


    Das Thema "mentale Hygiene" kann ich so wie Du es beschrieben hast unterschreiben.



    Ja, "Glück" wird heute als komplexes Thema gesehen, sollte es meiner Meinung nach aber nicht. Glück, Glücklichsein(!), ist ein Gefühl und entweder man kennt es und kann sich daran erinnern, dann ist es bereits so klar definiert, dass sich jede Diskussion darüber erübrigt - oder man kennt es entweder wirklich nicht, dann kann man über "Glück" an sich in keiner Weise mitreden, oder man kann sich einfach nicht daran erinnern, dass man irgendwann auch schon mal glücklich war; in diesem Fall kann man sich selbst kaum einen größeren Gefallen tun, als diese Erinnerungen zu suchen, damit man überhaupt wieder weiß, was man sich eigentlich Wünscht und überhaupt erst mit der entsprechenden Motivation darauf hinarbeiten kann.


    Komplex wird das Thema "Glück" genaugenommen erst, wenn von einem nicht ausreichend klar definierten Ist-Zustand, sowohl intra-persönlich, als auch inter-persönlich, ausgehend versucht wird, herauszufinden, wie man denn das "Glück" finden könnte. Bleibt man dabei auf der Ebene unkonkreter Allgemein-Aussagen, ist ein Scheitern vorprogrammiert. Findet hingegen ein persönlicher Austausch statt, in dem in irgendeiner Form konkrete persönliche Gegebenheiten besprochen werden, so wird man schwerlich umhin kommen, sich dem angestrebten Zustand zumindest ein paar Schritte weiter anzunähern.


    Zum Begriff "First-World-Problems", möchte ich noch erwähnen, dass ihre scheinbare Oberflächlichkeit diese alles andere als leichter lösbar als "wirkliche" Probleme macht - und gelitten wird unter beiden. Unser "gemeinsames" primäres "First-World-Problem" ist, dass glückliche Menschen nicht konsumieren und das würde die unglücklichsten der Unglücklichen noch unglücklicher machen, wenn sie die ständig größer werdenden Löcher ihrer bodenlosen Existenz nicht mehr mit den luxuriösen Ablenkungen stopfen könnten, die ihnen der Verkauf ihrer billigen Ablenkungen an die Massen ermöglicht - daher geben sich diese große Mühe, dass es auch so bleibt (nicht unbedingt bewusst, aber wer etwas an den Mann bringen möchte, muss prinzipiell erst mal Bedürfnisse schaffen, also "Unglück erzeugen"), und dies ist ein Faktor, der einem schon als Einzelner, ganz besonders aber einer Gesellschaft als Ganzes, das Finden der verschiedenen Schritte in Richtung "Glück" erheblich erschwert.


    Das mit dem "nicht vergleichen" sehe ich auch so und das ist sicherlich extrem wichtig.


    Das kann ich gut verstehen. Tatsächlich ist es aber nicht absolut überall so; es kann nur manchmal sehr lange dauern, herauszufinden, wo sich die Nischen befinden, die insgesamt vielleicht auch nicht besser sind, welche aber ihrerseits wieder Sub-Nischen bieten, wo es dann gegebenenfalls _tatsächlich_ besser ist.


    Der Partner-Markt ist nicht umsonst der oberflächlichste Markt überhaupt.


    Ich denke in meiner Situation wäre es das beste, mit dem Thema abzuschließen... da ich ohnehin ein rießiges inneres Kind habe was, wenn es getriggert wird richtig abgehen kann (ist mir dann selber zu gefährlich)

    Das sehe ich auch so. Ich würde sogar sagen, mit der "Partner-Suche" abzuschließen, ist generell das beste, was man tun kann. Denn diese Suche impliziert in den meisten Fällen wohl automatisch, sich selbst auf diesem sogenannten "Partner-Markt" zu sehen, sogar sich selbst zumindest auch teilweise durch die oberflächliche Brille des Partner-Marktes wahrzunehmen und(!) auch potentielle Partnerinnen durch diese Brille wahrzunehmen, womit man weder sich selbst, noch der eventuellen Partnerin einen Gefallen tut. Zwar nutze ich selbst einige der in diesem Kontext relevanten Gratis-Online-Angebote, ich bin mir dabei aber bewusst, dass ich mir 1) davon niemals irgendetwas erwarten darf, nicht einmal wenn ich Reaktionen erhalte und nicht einmal dann, wenn ich erstmal (schein-)nachhaltig sehr positive Reaktionen erhalte und 2) eine wirklich gesunde Herangehensweise an das Thema "Partnersuche" eine Berücksichtigung der (meiner Meinung nach) Tatsachen erfordert, dass die von der Gesellschaft transportierten und reproduziert werdenden Vorstellungen zu den Themen "Partner" und "Partnerschaft" wenn nicht höchst toxisch, so zumindest völlig willkürlich sind und "wahre Liebe" nicht nur absolut individuell ist (und damit meine ich nicht "beliebig", sondern "persönlich spezifisch") und (meiner Meinung nach) ausnahmslos absolut jenseitig jeglicher Erwartungshaltung stattfindet; und ich möchte damit nicht sagen, dass nur ein vollständig erleuchteter, im Grunde selbstloser Mensch jemals wirklich Lieben kann - was ich damit meine ist, dass "Liebe" sowohl Ideal als auch Spektrum ist und während vermutlich fast niemand so erwachsen ist, ständig dem großen Ideal gerecht werden zu können, ist es meiner Meinung nach sehr hilfreich, wenn nicht sogar erforderlich, so ehrlich mit sich selbst zu sein, sich einzugestehen, dass die eigenen Wünsche an den Partner Egoismen in Reinform und damit das Gegenteil von Liebe sind und auch wenn "Partnerschaft" fast immer (auch) ein "Handel" ist und zumeist auch bleibt, man trotzdem Gut daran tut, das Geschenk, das selbst eine "nicht perfekte Partnerschaft" mit einem "nicht perfekten Partner" sein kann, entsprechend dankbar anzunehmen, und als echte Chance, an der eigenen Liebesfähigkeit zu arbeiten, zu sehen - denn es gibt vermutlich nichts, das lohnender sein könnte.



    Die Frage ob "man" in der heutigen Gesellschaft überhaupt "wirklich zufrieden und glücklich" leben kann, kann ich so nicht beantworten. Ich würde vermuten, dass es noch nie schwieriger war. Inhaltlich analog zu meiner Kritik des Begriffes "First-World-Problems" sehe ich auch hier das Problem hauptsächlich darin, dass die in ihrer Anzahl mehr als je zuvor vorhandenen Möglichkeiten, ein konstruktiver und damit sinnvoller und (!)damit glücklicher Teil "der Gesellschaft" (die erlernte, naive Sichtweise dieses Begriffes ist dabei eines der Kernhindernisse) zu sein und zu werden, inzwischen noch viel schwieriger zu erkennen sind, als das in einer weniger komplexen Welt der Fall war, die eigene Intuition einem aber gleichzeitig völlig richtig sagt, dass dies sehr wohl irgendwie möglich sein sollte. Ich glaube, dass das nicht zuletzt daran liegt, dass gerade in der westlichen Welt der Blick nach Außen und zu den Anderen und auf deren Irrtümer, die selbst wenn diese Irrtümer für sie selbst keine sein sollten, meistens als "funktionierende Rezepte" verkauft werden, mehr propagiert wird - sich geradezu "selbst propagiert" - , als die Wichtigkeit, bei sich selbst zu bleiben, ja tatsächlich überhaupt erst zu sich selbst zu finden und mit der eigenen Situation vertraut zu werden, um so überhaupt erst eventuelle Lösungsansätze finden zu können. Genau in dieser Hinsicht finde ich Lonewolf's Anmerkungen zum Thema "mentale Hygiene" als äußerst wertvoll.

    Nicht zuletzt möchte ich auch an dieser Stelle wieder einstreuen, dass ein Fokus auf "das Perfekte", das "Ideal", den ursächlichen Wunsch und die große Sehnsucht, einem nur all zu leicht die Sicht auf das, was man tatsächlich hat, das noch lange nicht Perfekte, auch die tatsächliche, zumindest theoretische Sicherheit des "Loses der Ersten Welt", aber vor allem, was eben hier und jetzt für einen selbst bereits gut und positiv ist und funktioniert, also den ersten Hinweis darauf, in welche Richtungen, man vielleicht weiter gehen könnte, verstellen kann. "Das große Problem" kann in den seltensten Fällen hier und jetzt und sofort gelöst werden, bzw. offenbart sich "der Weg" zum Ziel in den seltensten Fällen aus einem erlebten Stillstand heraus - ein paar kleine Schritte, in ein paar ungewisse Richtungen können bereits ein paar neue Möglichkeiten erkennbar machen und eröffnen und nachdem man lange genug in scheinbar zufällige Richtungen herumgelaufen ist, wird man vielleicht draufkommen, dass man so unglücklich gar nicht mehr ist und vielleicht ganz plötzlich ganz genau wissen, wo man wirklich hin will und wie man dort hin auch kommen können wird.