Rassismus

  • Hat zwar nichts mit Geld zu tun, aber da das Forum eh momentan so ruhig ist ;) mal neuen Input:


    Wie seht ihr das mit Rassismus gegenüber Weiße? Gibt's das für Euch?


    Für mich ist es ganz klar: Ja. Rassismus ist gemäß Definition eine Benachteiligung einer "Rasse" (Kultur, Herkunft,... etc.)

    Daher sind für mich Wesen/Menschen, die andere aufgrund der Punkte benachteiligen, egal welche Hautfarbe oder oder, ... sie haben: rassistisch.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Für die Aussage würden dir wohl einige an den Hals gehen. Das ist eben ein schönes Beispiel dafür, wie eigentlich Einfaches durch 'ideologische Überstrapazierung' verdrängt wird. Wobei das gängige Argument aus der Antira/Critical-Whiteness-Ecke in etwa so lautet: Nichtweiße Menschen sind ebenso rassistisch sozialisiert wie Weiße, allerdings sind sie durch diesen Rassismus nicht in einer privilegierten Situation. Und aus einer strukturellen Perspektive mag dies stimmen. Als Weißer wirst du nicht wegen deiner Hautfarbe häufiger kontrolliert und du bekommst auch nicht wegen deines Namens keine Wohnung oder keinen Job. Du kannst allerdings natürlich auch als 'Kartoffel' Opfer von rassistisch motivierten Übergriffen werden. Insofern sind wir hier wieder in einer Situation, die ein wenig Differenzierungsvermögen erfordert. Einerseits müssen konkrete Missstände benannt werden, die nur ganz konkrete Gruppen betreffen, um zu zeigen, dass ein Missverhältnis besteht. Andererseits sollte man nicht wieder in die Falle der Identitätspolitik tappen und die Unterschiede zwischen Gruppen zementieren bzw. Individuen auf ihre Gruppenzugehörigkeit reduzieren ('nur schwarze Menschen sollten/dürfen xy', 'weiße Menschen können keine Rassismuserfahrungen haben per Definition' etc.).

  • Wie seht ihr das mit Rassismus gegenüber Weiße? Gibt's das für Euch?

    Nö, nie erlebt (Achja ich bin weiß, aber aktuell braun bis sonnenbrandrot :) ). Im großen, systematischen Stil gibt es das auch nicht, würd ich sagen. Diskriminierung gibt es dagegen überall, mehr oder weniger durch jeden.


    Rassismus ist ein stabiles System der Ungleichstellung

    Also zurück zur Ausgangsfrage: Es kann passieren, dass ein “weißer” Deutscher wegen seiner Hautfarbe oder seines Deutschseins auch mal anders behandelt, beleidigt oder sogar angegriffen wird – und somit situativ Diskriminierung erfährt. Aber, schreibt Aladin El-Mafaalani in seinem Buch „Wozu Rassismus?“: “Dass dies […] irgendwo auf der Welt systematisch passiert, kann nicht nachgewiesen werden.”

    Und das ist ein springender Punkt. Denn wenn die “weiße” Person diese spezielle Situation verlässt, findet sie sich in einer Gesellschaft wieder, in der sie weder wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer vermeintlichen Herkunft als minderwertig abgewertet, noch systematisch in wichtigen Bereichen der Gesellschaft diskriminiert wird – etwa bei der Wohnungssuche, auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungssystem. Sondern in einer Gesellschaft, in der sie von den Strukturen profitiert.

    Rassismusforscher Fereidooni beschreibt es so: „Wenn jemand zu dir Kartoffel sagt oder dich als Weißen beleidigt, erfährst du situativ eine Diskriminierung. Aber das Wort Kartoffel hat keine rassistische Traditionslinie. Wenn du diese spezifische Situation verlässt, dann weißt du ganz genau: Maximilian, wenn du eine Wohnung suchst, bist du privilegierter als Karim. Wenn du eine Ausbildung suchst, bist du privilegierter, wenn du auf dem Bahnhof stehst, wirst du nicht kontrolliert, zumindest nicht so häufig wie Karim. Du musst deine Daseinsberechtigung nicht unter Beweis stellen.”

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Nichtweiße Menschen sind ebenso rassistisch sozialisiert wie Weiße, allerdings sind sie durch diesen Rassismus nicht in einer privilegierten Situation

    Definitiv.

    Mir ging es jetzt aber auch nicht um systemischen Rassismus.

    Sondern der "kleine" Rassismus im Umfeld durch Verhalten/Aussagen.

    Diskriminierung gibt es dagegen überall, mehr oder weniger durch jeden

    Rassismus definiert sich aber doch als Diskriminierung im weitesten Sinn. Warum machst Du da dann einen Unterschied?

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Generell finde ich erstmal, dass man Worten ihre Macht nimmt, wenn man sie inflationär gebraucht.

    Egal, ob es jetzt z.B. um den Begriff "Nazi" oder um den Begriff "Rassismus" geht... Wenn jeder ein Nazi ist, der irgendwas Konservatives oder Rechtes von sich gibt, verkommt der Begriff zu einem beliebigen polemischen Schimpfwort. (das Thema hatten wir ja auch schon an anderer Stelle mal...)

    Und es verharmlost dadurch auch in gewisser Weise die echten Nazis, die halt eben nicht nur ein bisschen rechts oder konservativ waren, sondern schon noch eine etwas extremere Ideologie hatten.

    Und in dem Zusammenhang frage ich mich gerade, ob es so eine gute Idee ist, wie aktuell mit dem Begriff "Rassismus" umgegangen wird.

    Wenn bei einem Fußballspiel ein paar besoffene Prolls Affenlaute anstimmen, um einen schwarzen Spieler fertig zu machen, ist es ein riesiger Skandal, das Spiel wird abgebrochen, und alle triefen vor Entsetzen, als ob gerade jemand ein Kind getötet und aufgegessen hätte...

    Und ich finde ein bisschen, da fehlt heutzutage komplett die Differenzierung und die Abstufungen.


    Ein echter Rassist ist für mich jemand, der wirklich diese Ideologie verinnerlicht hat und lebt, dass es überlegene Rassen gibt, und solche, die weniger Wert sind.

    Irgendwelche Idioten, die bei einem Fußballspiel Affenlaute machen, weil sie genau wissen, dass man damit die Menschen heutzutage ganz schlimm beleidigen kann, weil heute alle so kleine Sensibelchen sind... das sind dann meinetwegen Arschlöcher. Und vielleicht kann man darüber diskutieren, ob es im Fußball ein Arschloch-Problem gibt, und ob man sich nicht höflichere Fans wünschen würde, die sich sportlich und fair verhalten.

    Aber ist das Rassismus?

    Es verwässert total die Sprache und die wahre Wortbedeutung, wenn wir alles gleich als Rassismus bezeichnen, sobald irgendeiner mal "Neger" sagt.


    Prinzipiell halte ich Rassismus für ein grundsätzliches Problem der Menschheit, und ich würde es auch nicht so auf den Konflikt Schwarz vs. Weiß runterbrechen wollen.
    Es gibt in Afrika genug Leute, die die Menschen vom Nachbarland abgrundtief hassen und davon überzeugt sind, dass diese vernichtet gehören.
    Und unter Weißen gab und gibt es z.B. im Balkan auch noch jede Menge echten Rassismus. Und ich denke, es kann selbstverständlich auch umgekehrt sein, und Rassismus kann auch Deutsche oder Weiße treffen, wann immer sie sich in einer Umgebung aufhalten, in der sie zur Minderheit gehören und die Mehrheit der Menschen Vorurteile gegen sie oder ihr Land hat.

  • Man kann Rassist auch im Kleinen sein. Hitler war Rassist. Jemand der ein Flüchtlingsheim anzündet, ist aber genauso Rassist wie derjenige, der einen anderen in der Bahn rassistisch beschimpft.

    Rassismus existiert in verschiedenen Abstufungen. So wie Körperverletzung auch nicht nur dann vorliegt, wenn man jemanden mit der Eisenstange den Schädel spaltet.


    Ich sehe keine Verwässerung der Sprache, als vielmehr eine Sensibilisierung für den Sachverhalt.

    Beschriebenes Szenario im Fussballstadium war früher tatsächlich nicht als Rassismus deklariert, entsprechend auch weniger schlimm und blieb somit folgenlos. War halt ein Dummer-Jungen-Streich. Halb so wild.

    In Wirklichkeit fängt es exakt so an. Bei den Tätern, und bei einer Gesellschaft, die dadurch konditioniert wird, dass Rassismus einzig im Vergasen von Juden besteht. Das war aber vor 80 Jahren und wird heute nicht mehr gemacht. Demnach existiert heute auch kein Rassismus mehr. Wer vor Flüchtlingsheimen steht, hat vielleicht einfach nur Angst. Angst um die eigene Identität, um die eigene Tochter, und um die Zukunft des Landes. Das sind besorgte Bürger, deren Sorgen ernst genommen werden müssen. Von Rassismus kann keine Rede sein. Auch Affenlaute im Fußballstadion sind etwas ganz Natürliches.


    Bevor das Wort durch Verwässerung an Schlagkraft verliert, sehe ich eher die Gefahr, dass wir einer Tat durch kollektives Runterspielen ihren Schrecken nehmen.

  • Bevor das Wort durch Verwässerung an Schlagkraft verliert, sehe ich eher die Gefahr, dass wir einer Tat durch kollektives Runterspielen ihren Schrecken nehmen.

    Ich sehe aktuell eher die Gefahr, dass einige wenige Medienschaffende und Machthaber der Gesellschaft eine neue Moral verpassen... und ob diese "saubere" Moral wirklich besser ist für die Lebensqualität, wage ich noch zu bezweifeln.

    Aktuelles Beispiel: Da habe ich gestern im Netz was gelesen von "Ekel-Plakaten bei Fußballspiel".

    Bei einer Partie HSV gegen Rostock. Und ich dachte mir: Oh mein Gott... was haben die für ein schlimmes Plakat da hingehalten... Vielleicht sowas wie früher, wenn Ajax Amsterdam gegen Rotterdam gespielt hat, "Hamas, Hamas, Ab ins Gas!"?

    Nein... als ich den Artikel angeklickt habe, stand da nur, dass auf dem Plakat offensichtlich "Ganz MV ist schwul" zu lesen war.

    Was für ein ganz furchtbar schlimme Sauerei... :roll:

    "Schwul" als Ausdruck dafür, das etwas scheiße ist, hat man zu meiner Zeit auf jedem Schulhof gesagt. Und sagt man auch heute noch auf jedem Schulhof.

    Ich habe den Eindruck, dass von einigen wenigen versucht wird, die Wertmaßstäbe zu verschieben, hin in Richtung "Man darf gar nichts mehr sagen, was theoretisch irgendjemanden kränken könnte."

    Ob eine solche Gesellschaft, in der man nichts mehr sagen darf, was irgendjemanden beleidigen könnte, dann wirklich menschlicher und sensibler ist, oder eher nur verweichlichter, bigotter und letztlich auch autoritärer, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich empfinde es irgendwie als gestört, was zur Zeit passiert. Und ich finde eben auch, dass das mit echtem Kampf gegen Homophobie oder Rassismus nicht mehr viel zu tun hat. Es sind Stellvertreter-Gefechte, und Ablenkungsmanöver vor den wahren Ursachen dieser Probleme.

  • Aktuelles Beispiel: Da habe ich gestern im Netz was gelesen von "Ekel-Plakaten bei Fußballspiel".

    Nun ja, die BILD ist nun wirklich bekannt für ihre reißerischen Titel, die sich zusammensetzen aus Aufbauschen und mittlerweile eben auch Clickbait. Würde da nicht mehr hineininterpretieren, als was dieses Schundblatt wert ist.

    Die gleiche Schlagzeile gab es vom selben Medium schon vor 3 Jahren beim Derby Schalke gegen den BVB. Und es funktioniert noch immer; du hast schließlich draufgeklickt. Würde mir vielmehr Gedanken um die erfolgreiche Manipulation dahinter machen.

  • Rassismus definiert sich aber doch als Diskriminierung im weitesten Sinn. Warum machst Du da dann einen Unterschied?

    Weil es für verschiedene Vorgänge nunmal verschiedene Begriffe gibt, die die Kommunikation untereinander verbessern.

    Ich bin kein Rassist, wenn ich die Zeugen Jehovas diskriminiere und ihnen die Tür vor der Nase zuschlage, bevor sie den Mund aufmachen.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.