Schon lang beschäftigt mich der Gedanke, eine Art autobiografie zu schreiben. Ich arbeite diese Erinnerungen lange auf und jetzt habe ich endlich ein Konzept gefunden. Ich stell ab und zu mal was hier rein und würde gerne diese ersten einigermasen reifen Schnippsel hier mit euch teilen. Was meint ihr? Ist das vom Stil her ansprechend/ineresannt? Ist es zumindest vom "lyrischen Anspruch" einigermaßen tauglich? Was sind Gedanken und Eindrücke? Ich habe diverse Schreibstile und Aspekte der ganzen geschichte gesammelt:
- Berufliche und Bildungslaufbahn, Drogen, Religion, Politik, Psychologie/SchwarzeManipulation, Mystische Ebene
Ich habe vor, verschiedene Schreibstile zu verwenden, um diese Aspekte angemessen rüberzubringen. Ich weiss aber noch nicht recht, wie ich diese Aspekte miteinander verbinden kann, momentan liegen sie kunterbunt gemischt in meinem etwa 1000 zeilen langen Entwurf. Das kann man auch aus diesen Schnippseln herauslesen. Meint ihr, das kann man so machen, einfach unkommentiert die schreibstile wechseln? Flashig ist es schon irgendwie... Vor allem hat es ja auch eine gewissen Dramatourgie, Realität und Fiktion zu vermischen, sodass man nicht so recht weiss, was wohin gehört... hm...
Kindergarten und Elternhaus
Ich ging etwas verloren durch dieses Paradies spielender Kinder und beobachtete Sie. Manche spielten, andere stritten, die einen lachten, andere weinten aus mir unerfindlichen Gründen. Einer hatte abschreckende Gestänge an den Beinen deren Sinn sich mir nicht recht erschloss, und er versuchte unbeholfen eine Rutsche hinauf zu klettern. Die anderen Kinder lachten über ihn. Ich beobachtete zwei Mädchen, die sich sehr unfreundlich stritten. "Spiegel, Spiegel" keifte die eine. Es gefiel mir hier nicht und ich wusste nicht recht, ob ich etwas falsches tat, als ich über den Zaun stieg und die Strasse hinauf ging in Richtung meines Elternhauses. Wollte ich so werden wie diese Kinder?
Das Szenario der psychologischen Techniken einmal erkannt stellte sich mir die Wahl: Verwende ich das ganze Sammelsurium an Manipulationsmethoden, das sich hier auftut, für meine Zwecke oder versuchen sie sich darauf zu konditionieren, nicht über solche Dinge nachzudenken? Es war wohl in der ersten woche im Kindergarten, als ich diese Entscheidung traf. Ich wollte vergessen.
"Dieser ist, es, der dich auf die Erde führen wird." Ein wager aber schriller klang unterbrach diese sehr kräftige aber ruhige Stimme: "Abel soll er gennant sein", kratzte es. "Höre ihn nicht und sprich nicht zu ihm. Er wird Handel treiben und dich zu Dingen zu verführen aber er soll dein Verhängnis sein. Höre ihn nicht und sprich nicht zu ihm!" Diese mächtige Stimme erlösch nun in weiter Finsterniss der Ungewissheit und da stand sie also, diese hagere Gestalt und sprach zu mir: Was erwartest Du von deiner Zeit in dieser Welt? Ich blickte mich um, ich war alleine mit ihm, es war still. Graue Schleier lagen in weiter ferne; davor nur dunkelheit und ich und er. Nichts geschah. Also begann ich erst zögerlich, bald sprudelnd vor Ideen zu erzählen, was ich mir von einem Leben in dieser Ebene vorstellte. Als ich schloss,
lächelte die Gestalt mild mit einem vage wahrnehmbaren inneren selbstgefälligen Grinsen. "Was ist?" fragte ich. "Das war der Vertrag.", entgegnete er freundlich lächelnd. Es war eine gespielte Freundlichkeit, durch die eine abgrundtiefe Bosheit schimmerte, die nun von sein Lächeln Besitz ergriff und es in eine höhnische Fratze transformierte. Ich war schockiert. Hatte ich einen Fehler begangen? Ich war schockiert. Hatte ich einen Fehler begangen? Doch ich besann mich und setzte fort: "Dann", sagte ich, "habe ich noch zwei Forderungen. Erstens, ich will vergessen und zweitens:
Offenbare Dich mir!" Weit entfernt donnerte es und ein Vibrieren lag in der Luft. Aber ich sprach weiter: "Du willst mir diesen Wunsch verwehren? Du hast zwei Möglichkeiten: Du brichst den Vertrag und ich ziehe von dannen, ohne dass Du Dich mir offenbarst und du verpasst damit diese Gelegenheit, dein Werk an mir zu vollrichten. Oder Du tust, was ich von Dir verlange. Er blickte mich entsetzt an. "Das nun, soll das vergessen sein.", sagte ich. Und ich rannte. Er versuchte mich einzuholen in seiner Rage die ich noch fühlte, als er mit tosendem Hass schon weit hinter mir lag. Und es zog mich durch Sphären voll Feuer und Leid durch das ich fiel. Durch kreischende Fratzen, entstelltes Eselsgrinsen, verblaster Erinnerungen und einstmals aufkeimende Furcht, die in voller Blüte ihren blanken Schrecken offenbart. Ein Portal öffnete sich unter mir durch das kaltes fahles Licht schien, das ich kurz wahrnahm bevor ich aufschlug und es dunkel wurde.
Ich fand mich inmitten einer saftig-grünen Rasenfläche. Ich zog mein bein an mich heran, stützte meinen Ellbogen auf mein Knie und griff mir verwirrt und erschüttert an den die schläfe. Von weit her hörte ich eine Stimme, die mit tausend Facetten wiederklang und ich hörte mich dazu sprechen: Was hatte ich getan? Und es höhnte: "Die Erde freut sich zu grün über Dein Kommen."
Meine ersten bewussten Erinnerungen waren die lichtschimmer, die von den Zimmerdeckenlampen tanzten, wärend ich meine Augen auf und zu machte, um dieses Spiel in meinen Tränen mitanzusehen. Ich lachte dabei. Das Haus meiner Eltern war eine alte heruntergekommene Bruchbude. Vor meiner Geburt hat meine schwangere Mutter mitgeholfen, es zu renovieren. Ich hatte in früher Kindheit oftmals vor dem Einschlafen ein undeutbares seltsames Gefühl: Alles um mich herum rumpelte und mir wurde schlecht dabei. Ich frage mich oft, ob diese Heimsuchung eine erste Wahrnehmung der realen Welt war. Vielleicht war es meine Mutter, die sich - mit mir im Bauch - bei den Renovierungsarbeiten übernahm.
Mein Elternhaus hat trotz seiner kleinen Ausmaße 5 Stockwerke, die teilweise leicht versetzt zueinander in der Höhe liegen: Ein Kellergeschoss, einen noch 2 stufen tiefer liegenden alten Vorkriegskeller, der noch heute mit einer dicken Holztür verschlossen wird mit einem Riegel wie bei einem alten Luftschutzbunker. Das Erdgeschoss liegt etwa 1.5 meter über dem Erdboden. Durch die Haustür und das anliegende Treppenhaus gelangt man ins Obergeschoss und von da über eine schmale Wendeltreppe in das ausgebaute Dachgeschoss. In meinem Elternhaus gibt es zwei Toiletten. Eine davon im Obergeschoss und eine im Erdgeschoss. Die Toilette im Erdgeschoss hat noch heute blutrote, wolkige Fliesen, die bis auf Schulterhöhe eines erwachsenen getäfelt dem Raum eine angenehme Wärme verleihen. Ich bemerkte einmal, wie meine Eltern über diese Fliesen stritten. Meine Mutter wollte sie ersetzen. Mein Vater wollte sie behalten. Ich stellte mich auf die Seite meines Vaters und sagte: Warum darf ich diese Fliesen nicht behalten?
So kam es, dass diese roten Fliesen, die an ein Höllenfeuer erinnern, bis heute noch die Wände der Gästetoilette zieren. Später wurde mir klar, was ich damals nur erahnte: Warum meine Mutter diese Fliesen nicht mochte.