Bundestagswahl 2021

  • Herrschaftsformen sind halt extra so gestaltet, dass man sie einfach lieben muss ;)

  • Nicht wirklich. Aber ich fand den früheren Dian zumindest noch irgendwie cool. Jetzt liest man von dir öfters Zeilen, da frage ich mich einfach, wo das alte Feuer geblieben ist. Heute wird nur noch herumgeblökt, und das einstige Alleinstellungsmerkmal ist schon lange verschwunden. Rumblöken tun heute Millionen andere auch, Social Media macht's möglich. Würde eher behaupten, dass dir ein Lonewolf mittlerweile den Rang abgelaufen hat. Er zeigt, dass man Systemkritik eben auch ganz anders vorbringen kann. Diese Stufe erreicht der Pöbel nie. Du aber vermutlich auch nicht mehr.

    Na ja, ich für meine Teil denke eher, dass ich größtenteils ziemliche Banalitäten zum Ausdruck bringe, die aber scheinbar für viele schon wieder schwer nachvollziehbar sind. Ich hab den Eindruck, dass sich viele einfach geistig auf dem Niveau eines Menschen befinden, der plötzlich aus einem Dämmerschlaf aufwacht und sich sagt 'Moment, die Welt ist ja völlig kaputt, da muss mehr dahinterstecken'. Wer erst die Corona-Politik als Weckruf brauchte, hat eben viel verpennt.


    Was Dian und die Unity als solche angeht, beruht eben die Enttäuschung eher auf einem Missverständnis. Es stand nie die Gesellschaftskritik oder der Anspruch, etwas zu verändern, im Vordergrund, sondern immer eher die Idee, Gleichgesinnte zu finden, mit denen man sich zumindest ideell zurückziehen, also Eskapismus und innere Emigration praktizieren kann. Ich finde das völlig in Ordnung, gerade auch, wenn damit künstlerisches Schaffen einhergeht.


    Dass Dian Truppen wie 'Die Basis' wählt oder zeitweise eher wie ein Wutbürger klingt, hängt damit zusammen, dass er sich zu keinem Zeitpunkt für soziale Bewegungen interessiert hat. Dann stellt man sich die Fragen nämlich anders, z.B. wie die Maßnahmen im Kontext von Kapitalismus, Sozialabbau und Machtkritik zu verstehen sind. Ein alter Kampfgefährte meinte neulich zu mir auf die Frage, wieso viele Linke angesichts der Maßnahmen eher die Füße stillgehalten haben, dass der Skandal für ihn eher darin besteht, dass er täglich seine Arbeitskraft verkaufen muss, und weniger darin, dass für einen befristeten Zeitraum diverse Einschränkungen herrschen. Ich bewerte das ein wenig anders, verstehe aber natürlich, was gemeint ist. Der Skandal ist das, was alltäglich passiert, die Gängelung und Bevormundung, die als vollkommen normal hingenommen wird, aber wenn den Leuten ihre Kompensationsmaßnahmen genommen werden, erwacht der Zorn. Und dass sich dieser auf irgendwelche Verschwörungen fokussiert, hat vor allem auch damit zu tun, dass man den Skandal vor der eigenen Nase nicht anzugehen wagt.

    Zum leidigen Thema der Anarchie: Dian ist weniger Anarchist, sondern eher Libertärer, es geht demnach nicht um die Möglichkeit einer herrschaftsfreien Gesellschaft, sondern um die Verteidigung der individuellen Rechte vor dem Staat. Ich halte das gerade in heutigen Zeiten für wichtig, aber es ist vielleicht von Vorteil, seine Begriffe trennschärfer zu wählen.

  • Was Dian und die Unity als solche angeht, beruht eben die Enttäuschung eher auf einem Missverständnis. Es stand nie die Gesellschaftskritik oder der Anspruch, etwas zu verändern, im Vordergrund, sondern immer eher die Idee, Gleichgesinnte zu finden, mit denen man sich zumindest ideell zurückziehen, also Eskapismus und innere Emigration praktizieren kann.

    Nach meiner Beobachtung ist dieses Unterfangen schon seit Jahren zu den Akten gelegt. Erst neulich hat er verkündet, seinen Kreis an Gleichgesinnten bereits gebildet zu haben. Und was das Forum betrifft, so verließ er nicht nur einmal verlauten, dass das hier im Grunde nur noch ein Sammelort für Freaks ist, die er halt gewähren lässt, solange sie sich halbwegs benehmen und er selbst ab und an seinen Frust über die miese Gesellschaft abladen kann.

    Die Idee von einem traumgemalten Ort, an dem alle dasselbe scheiße finden und gemeinsam mit ihm abkotzen, ist einfach zu unrealistisch und allenfalls in seinen Büchern existent. Es ist in der Realität aber immer dort illusorisch, wo man sich in Kreisen bewegt und sich an jene richtet, die allgemein selbst mit Kritik nicht geizen. Im schlechtesten Fall entsteht so eine Kontenrevolution, welche die eigenen Befindlichkeiten und Enttäuschungen nur umso mehr wachsen lässt. Dass daraus dann wieder Haltungen entstehen, die viele andere ziemlich daneben finden und das dann kritisch äußern, ist nicht allzu verwunderlich.

  • Lonewolf Wo würdest du die Grenze zwischen einem Libertären und beispielsweise einem Individualanarchisten ziehen?


    Lonewolf und @Unmensch Ich finde die Art eurer Kommunikation gerade etwas seltsam. Es ist so als würdet ihr über jemanden ablästern, der sich noch im Raum befindet.


    Wenn Dian kein Interesse an näheren Kontakt hat, dann ist das doch seine Entscheidung und wenn er findet, dass hier Freaks sind, die er weitestgehend machen lässt, dann ist es doch prinzipiell cool. In anderen Foren wird man für die Andersartigkeit gemaßregelt und zurechtgewiesen.

  • Wenn Dian kein Interesse an näheren Kontakt hat, dann ist das doch seine Entscheidung

    Ja.

    und wenn er findet, dass hier Freaks sind, die er weitestgehend machen lässt, dann ist es doch prinzipiell cool.

    Ja.

    In anderen Foren wird man für die Andersartigkeit gemaßregelt und zurechtgewiesen.

    Ja.


    Wir sind uns offensichtlich einig. Weiß gar nicht, wo dein Problem ist.

  • Fazit: Jeder, der nicht die Basis gewählt hat, ist ein Faschist und stellt sich gegen unveräußerliche Menschenrechte

    Recht steile these, auch wenn ich dem meisten was du schreibst zustimme.


    Die Basis war mir auch recht sympathisch. Ich bin aber, was die Demokratie angeht eigentlich gar nichts, weil ich zum einen nicht wählen, zum zweiten der politische diskurs der bevölkerung 0 in die politik einfliesst.


    Ich denke, das nächste was kommen wird ist, dass man Wahlen abschafft, weil "wir anhand von Umfragen und analysen sehr gut wissen, was die Bevölkerung will." (Sie wissen sogar besser als sie selber, was sie wollen - noch bevor sie es wollen.)

  • Das erste Thema war die Corona-Impfung. Das ganze Verfahren wirkte ekelhaft totalitär, es verlief so steif wie bei Soldaten einer Armee. Alle, die für die Impfung waren, sollten sich erheben und die anderen sollten auf ihren Plätzen sitzen bleiben, was nur ein paar wenige waren. Dann erschienen von oben durchsichtige Röhren, die über die Köpfe der Sitzenden schwebten und diese einfach einsaugten, was als furchtbares Szenario dargestellt wurde. Die Verbliebenen durften sich schließlich wieder setzen und es ertönte der Appell "Lasst euch impfen!!!".

    Danach folgten die nächsten Themen: Einwanderung von Flüchtlingen, verpflichtende Gendersprache, Klimasteuer, usw., es wurde immer weiter aussortiert und an die Zuschauer appelliert bis schließlich irgendwann nur noch eine Handvoll da saß, welche nun als Abgeordnete regieren sollten und denen sich der Einzelne bedingungslos unterzuordnen hatte.

    Die Themen die du nennst sind genau die, die mit den Tricks der Massenpsychologie breitgetreten werden. (Ich grieg hier schon noch einige dazu zu erkennen, wie wichtig das thema heutzutage ist :p, auch wenns einige nervt.)


    Ich merke das oft schon bei der ersten Pressemeldung, in welche Ecke das neue Thema der Deutschen gehört.

  • Lonewolf Wo würdest du die Grenze zwischen einem Libertären und beispielsweise einem Individualanarchisten ziehen?


    Lonewolf und @Unmensch Ich finde die Art eurer Kommunikation gerade etwas seltsam. Es ist so als würdet ihr über jemanden ablästern, der sich noch im Raum befindet.

    Würde ich in der Regel auch nicht machen, aber Dian ist eine bedeutende Person der Zeitgeschichte, da gelten andere Maßstäbe. Das hat auch nix mit 'ablästern' zu tun. Ich kenne Dian ja persönlich und schätze ihn, sonst würde ich hier auch nicht abhängen seit 20 Jahren. Nur muss man im Dienste der Sache immer kritisch bleiben, wir sind hier ja keine Wutbürger/Querdenker-Echokammer, in der man sich ständig nur gegenseitig bestätigt.


    Libertarismus vs. Individualanarchismus - gute Frage, das könnte man auch auslagern in den Anarchismus-Thread. Ich würde sagen, dass Libertäre das Prinzip Staat nicht völlig ablehnen, sondern eher einen 'Minimalstaat' fordern. Die Grenzen sind hier natürlich fließend. Individualanarchismus hingegen erfordert meines Erachtens eine deutlichere Abkehr vom Prinzip der Staatlichkeit als solcher.

  • Laut Lonewolfs Definition von Anarchist ist ein Anarchist jemand, der sein Leben dem Kampf gegen den Staat widmet und lieber ins Gefängnis wandert oder den Märtyrer-Tod stirbt, als sich dem Druck des Staates zu beugen. Dieser Definition nach bin ich selbstverständlich kein Anarchist.

    Ich definiere das aber auch eher so, dass ich Anarchist bin, wenn ich hierarchische Strukturen für doof halte und es vorziehe, nicht über oder unter meinen Mitmenschen zu stehen. Nun kann man dann natürlich argumentieren, dass dieses Forum sehr wohl hierarchisch ist, da zwei Personen mehr Macht haben als andere, was wiederum mit den bestehenden Besitzverhältnissen zusammenhängt.

    Und da sind wir dann schon bei der Frage, ob sich Eigentum und Anarchismus miteinander vereinen lassen, oder ob nicht zwangsläufig Eigentum zu ungleichen Machtverhältnissen und damit zu Hierarchien führt. Dann gibt es eben die Anarcho-Kapitalisten, die ähnlich wie die Libertären argumentieren, dass echte Anarchie bedeutet, dass mir kein Staat, kein Gemeinwesen und keine andere Person mein Eigentum streitig machen darf.

    Was ich im Prinzip auch richtig finde, nur eben mit der Einschränkung versehen, dass Eigentum nicht dazu führen darf, dass einer unverhältnismäßig viel ansammelt, während andere in Armut leben müssen, so dass es eben eine Form von Gemeinwesen geben muss, das eine halbwegs gerechte Verteilung der Güter sicherstellt und gegebenenfalls regulierend eingreift. Hierin unterscheide ich mich dann auch von den Ancaps, bei denen ja in der Regel die Sorge darüber, dass Eigentum auch zu Ausbeutung und Machtgefällen führen kann, gar nicht zu existieren scheint.

    Andererseits stellt sich natürlich auch die Frage, ob es noch im ursprünglichen Wortsinn an-archisch ist, wenn plötzlich ein Vertreter des Gemeinwesens vor meiner Tür steht und mich Kraft seiner ihm von der Gemeinschaft verliehenen Autorität dazu auffordert, einen Teil meines Besitzes an andere abzugeben. Oder ist nicht jede größere Gemeinschaft dann doch automatisch in irgendeiner Form auch wieder unterdrückerisch, weil zwangsläufig immer irgendwer seine persönlichen Interessen unterordnen, sprich: unterdrücken muss, sobald sich unterschiedliche Interessen auf zu engem Raum begegnen?

    Also kann es überhaupt jemals echte, reine Anarchie geben? Oder ist es nicht vielleicht eher ein gesellschaftlicher Idealzustand, der unmöglich zu erreichen ist, den man aber eben anstreben sollte, so gut es eben möglich ist? Und da, wo es nicht möglich ist, wie etwa hier in diesem Forum (weil es einfach nicht funktionieren würde, wenn jeder Spinner aus dem Internet hier Adminrechte hätte und mit ein paar Knopfdrücken aus persönlichem Frust das gesamte Forum löschen könnte), da sollte man eben schauen, dass es zu so wenig autoritären Eingriffen wie möglich in das Leben anderer Menschen kommt. Was ich natürlich als Admin auch versuche, auch wenn es vielleicht nicht immer gelingt.


    Was meine persönliche Entwicklung angeht... da sag ich einfach nur:

    :mittelfinger2:

    Das geht andere User ehrlich gesagt einen Scheißdreck an, wie ich mein Leben gestalte. Ich bin kein besonders politisch interessierter Mensch und gehe üblicherweise auch nicht auf Demos und sonstige Veranstaltungen. Ich halte vieles, was in der Gesellschaft abläuft, für völlig verkehrt, und das sage ich auch jedem, der es wissen will. Und ab und zu inspiriert mich die Verachtung, die ich für diese Gesellschaft empfinde, auch zu einem neuen Werk. Aber daraus ergibt sich für mich noch lange keine moralische Verpflichtung in irgendeiner Form, mich selbst mehr als unbedingt nötig an der Gesellschaft zu beteiligen. Ich habe schon immer gesagt, dass ich mir meine eigene kleine Gegenwelt aufbauen möchte und meine eigene Wahl-Familie. Aber das ist jetzt nichts, was für die Öffentlichkeit bestimmt ist und irgendwie einen revolutionären Effekt haben wird... sondern einfach nur für mich und die paar wenigen Menschen, die mir am Herzen liegen. Und dass da hinter den Kulissen ab und zu was passiert und ich nicht komplett nur däumchendrehend dasitze und mir alles scheißegal ist, sollte klar sein. Aber das ist wie gesagt mein eigenes Leben, und zu viel Privates ins Internet zu stellen ist auch keine gute Idee, den Fehler hab ich früher schon zu oft gemacht.


    Für den Fall, dass andere User oder Unmenschen weiterhin meinen, mir irgendwie vorwerfen zu müssen, dass ich nicht mehr "true" wäre oder nur noch ein Schatten meines früheren Ichs, habe ich übrigens noch einen schönen neuen Smiley gefunden:

    :fisch:

    Den gibt es dann zukünftig in so einem Fall statt einer ausführlichen Antwort zu sehen.