• Zitat

    Generell finde ich diese östlichen Philosophien ja schon ansprechend, wenn es darum geht, Ruhe ins eigene Herz zu bringen und eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Ich fürchte nur manchmal, sie haben auch einen sehr sedierenden Einfluss auf die asiatischen Gesellschaften... was dann dazu führt, dass sich die Chinesen von ihrem Staat komplett unterdrücken lassen, und sich Menschen in Südkorea oder Japan sprichwörtlich zu Tode arbeiten, weil man die Dinge ja so nehmen muss, wie sie sind.

    Besonders förderlich scheint es für gesellschaftliche Umwälzungen jedenfalls nicht zu sein. (Aber gut, ähnliches lässt sich vermutlich auch über das Christentum und den Islam sagen...)

    Oder würdest du es eher so sehen, dass das falsch verstandener Taoismus ist, wenn man aus Angst vor gesellschaftlichem Gesichtsverlust oder Strafen ein Leben führt, das man eigentlich gar nicht möchte?

    Ich würde sagen es handelt sich dabei überhaupt nicht um Taoismus. Taoismus ist eigentlich sowas wie die fernöstliche Version von Anarchie. Nur mit dem Unterschied dass man die Abwesenheit von Zwängen und hierarchischen Strukturen noch viel weiter ausdehnt auf die Gesamtheit unserer Geistesaktivitäten und dabei die innere Unabhängigkeit von unseren Gedanken und Gefühlen stärker in den Vordergrund stellt. Es geht ihnen vermehrt darum die geistigen Ketten unseres Verstandes zu überwinden und der Fokus liegt daher auch weniger auf auf der Bekämpfung äußerer Umstände, auf die man ohnehin nur wenig Einfluss nehmen kann. Man geht davon aus dass es ohne eine innere Freiwerdung auch keine äußere Freiheit geben kann und wir daher zunächst bei uns selbst ansetzen müssen, bevor wir in die Welt hinaus ziehen um allen unsere persönliche Vorstellung von Rechtschaffenheit aufs Auge drücken zu wollen.

    Man versucht möglichst keine unnötigen inneren und äußeren Konflikte entstehen zu lassen und sich dabei seinen Weg ähnlich des Wassers durch die Stromschnellen des Lebens zu bahnen und Hindernisse eher zu umfließen statt sich mit ihnen anzulegen. Ziel ist es ungestört dahinzufließen, ohne dabei ein konkretes Ziel zu benötigen oder auf ein bestimmtes Ergebnis zu hoffen. Verpflichtet ist man dabei wenn überhaupt nur seiner wahren Natur, mit der man versucht sich im Einklang zu befinden und somit auch mit der umgebenden Welt besser zu harmonisieren. Es ist nicht so als müsse man dabei bewusst Verzicht üben oder seine eigenen Gefühle, Wünsche oder das Ego unterdrücken und sich dabei nach irgendwelchen dogmatischen Vorgaben ausrichten. Vielmehr lässt man bestimmte Überzeugungen, Begierden, Wiederstände und Bestrebungen einfach deshalb fallen, weil man erkannt hat, dass ein festhalten an ihnen nur zu weiterem Leid und stärkerer Unfreiheit führt.


    Beim Taoismus geht es primär immer um Freiheit, es ist eigentlich das genaue Gegenteil von der Angepasstheit an gesellschaftliche Konventionen und soziale Normen wie du sie hier beschreibst. Das ist eigentlich nicht so sehr auf dem Mist von Taoismus gewachsen sondern auf andere Einflüsse des altertümlichen China zurückzuführen. Da die Prinzipien des Taoismus auch damals schon nicht so wirklich Massenkompatibel gewesen sein dürften und andere philosophische Strömungen auf das Selbstverständnis der Chinesen und anderer ostasiatischer Kulturen einen sehr viel stärkeren Einfluss hatten als die Taoisten.

    besonders prägend waren dabei wohl Konfuzius und Mozi, deren Denkschulen sich womöglich noch am ehesten mit dem Kommunismus vergleichen lassen. Beim Konfuzianismus und beim Mohismus wurde im Gegensatz zum Taoismus nämlich das Gemeinwohl als höchstes Gut betrachtet welchem sich das Individuum unterordnen müsste. Gehorsam gegenüber Autoritäten, dem Alter und das unterordnen in festen Hierarchien gehörte dabei ebenfalls mit dazu, genauso wie ein striktes Einhalten von Sittlichkeit und das befolgen moralischer Tugenden. Wenn Kommunismus die Herrschaft des Proletariats ist, dann handelt es sich bei Konfuzianismus und Mohismus eher um die Herrschaft der Tugend und Moral, wohingegen Taoismus auf Herrschaft komplett verzichtet. Und dann gab es da noch den Legalismus, der wohl noch am ehesten dem späteren chinesischen Sozialismus entsprach. So sehr sogar dass die KP Chinas womöglich sogar als direkter Erbnachfolger dieser Denkrichtung betrachtet werden kann, die auch gewisse faschistische Züge aufweist.


    Hier findest sich eine kleine Übersicht der verschiedenen philosophischen Denkschulen des damaligen Chinas, Taoismus fällt hier eher die Rolle eines rebellischen Underdogs zu, der auch sicher nicht der Liebling von den Herrschern jener Zeit gewesen sein dürfte.

    Chinesische Staatsphilosophie – Wikipedia

    Die Beschreibung vom Konfuzianismus hört sich hier zunächst vielleicht gar nicht so schlecht an, fast wie ein gut getarnter Taoismus, aber der Schein trügt. Beim Taoismus vertraut man darauf dass die Menschen sich ihrer eigenen wahren Natur gemäß von selbst tugendvoll verhalten würden wenn man sie nur ließe, bein Konfuzianismus traut man ihnen dies jedoch nicht zu und glaubt den Menschen aktiv und mit Nachdruck auf die Sprünge helfen zu müssen, um ihnen somit zu ihrer Tugendhaftigkeit zu verhelfen und setzt dabei wenn nötig auch auf Kontrolle und Zwang.


    Der Unterschied ob die Lehre des Taoismus nun begünstigt sich von Machthabern und Konzernen unterdrücken und ausbeuten zu lassen oder eher dazu führt sich aus der Umklammerung von jedweden Zwängen zu lösen, ist vielleicht bloß eine Frage der Perspektive. In dem Video wird das ganz gut aufgezeigt. Nur gefällt mir persönlich nicht wie viel Gewichtung in diesem Beispiel der Erwähnung des wirtschaftlichen Erfolgs der beiden zukommt. Das ist halt so typische Spiritualität die Unternehmer ansprechen soll. Ich würde halt noch einen dritten hinzufügen der sich komplett aus dem Wirtschaftskreislauf verabschiedet hat und zum bloßen Selbstversorger wurde. Aber wenn man von diesem Detail absieht steckt da eigentlich schon einiges an Wahrheit drin. :thumbsup:


    Zitat

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Video verstanden habe.

    Dort wurde gesagt, dass man aus der wahren Natur handeln sollte, in Einklang mit dem Universum.

    Aber was ist die wahre Natur?

    Ich finde du stellst da durchaus berechtigte Fragen. Ich denke mal ich habe einen Teil davon bereits in meiner Antwort an Dian beantwortet, aber ich versuche dennoch noch etwas genauer darauf einzugehen. Unsere wahre Natur und das Tao, welches ja bekanntlich das Hauptmotiv im Taoismus ist, sind im Grunde ein und dasselbe. Wenn man nun beschreiben möchte was mit diesem Tao gemeint ist, gerät man direkt wieder in die Bredouille etwas mit Worten erklären zu müssen was sich unseren begrenzten dualistischen Definitionen entzieht. Meistens versucht man sich bei der Annäherung an dieses Etwas was nicht mit Worten beschrieben werden kann aller positiven Beschreibungen zu enthalten und wählt stattdessen einen negativen Ansatz, bei dem man durch das Weglassen aller konzeptuellen Vorstellungen über die Eigenschaften und Qualitäten einer solchen Sache, welche als unzutreffend erachtet werden können, dem Wesenskern jener Sache möglichst Nahe zu kommen, ohne sich dabei in irrigen Falschannahmen zu verstricken.

    Zitat

    „Laotse“ sieht im Dao die höchste Wirklichkeit, das Absolute, das Unberührte und die ursprüngliche Einheit. Das Dao ist der Ursprung aller Dinge (wörtlich: „zehntausend Dinge“) und zugleich die Ordnung jener Dinge. Es vereint in sich alle (scheinbaren) Gegensätze und ist daher nicht definierbar. Man könnte es maximal als ein kontinuierliches Paradoxon kennzeichnen. Aus der philosophischen Perspektive ist das Dao ein Begriff für die Begriffslosigkeit. Es ist Sein und Nicht-Sein zugleich; eine Abstraktion für ein tiefergehendes Weltenverständnis. Jeder Versuch, das Dao zu definieren, ist zum Scheitern verurteilt, da jede Definition eine Festlegung, eine Begrenzung, wäre.


    Zitat

    Vielleicht ist es ja irgendwie doch auch Teil des Menschen und stellt auch einen gewissen Schutz dar?


    Brauchen wir diesen Schutz denn überhaupt oder handelt es sich dabei auch bloß um eine Schutzbehauptung des Ego selbst? Ohne diese Vorstellung eines separaten Selbst welches sich als getrennt betrachtet und sich in ständiger Opposition zu allem befindet was es glaubt nicht zu sein, hätten wir eigentlich keinen Grund uns zu fürchten, da wäre auch niemand mehr der sich bedroht fühlen könnte. Es geht darum zu erkennen, dass wir viel mehr sind als unser kleines beschränktes Ego uns glauben lässt. Wenn wir statt uns mit dem Ego zu identifizieren, uns als Teil des großen Ganzen betrachten verliert das Leben seinen Schrecken.


    Das wird ganz gut in den Kapiteln 13 und 16 des Tao Te Ching zum Ausdruck gebracht:

    Zitat

    What does it mean that hope is as hollow as fear?

    Hope and fear are both phantoms

    that arise from thinking of the self.

    When we don’t see the self as self,

    what do we have to fear?



    Zitat

    Warum gibt es Religionen, die diesen Aspekt des Menschseins künstlich "loswerden" wollen?

    Vielleicht aus dem gleichen Grund aus dem es auch das Ego selbst gibt. Dieses loswerden wollen ist ja auch bloß wieder ein Verlangen und somit Teil des Egos, alles was wir kontrollieren wollen erhält Kontrolle über uns. Der Wunsch sich auf diese Weise vom Ego zu befreien wäre wie der Versuch seinem eigenen Schatten zu entkommen. Wer ist es der diesen Wunsch tätigt? Wer soll da befreit werden und wovon überhaupt? Im Taoismus greift man gerne auf Metaphern zurück, wie den unbehauenen Stein. Das Ego ist hier alles was erst nachträglich in diesen Stein hineingehauen wurde. Gemeint sind damit unsere Konditionierungen und unsere Sozialisierung sowie die Summe unserer Erfahrungen und Urteile etc. Im Grunde alles was wir fälschlicherweise für unser Selbst halten und womit wir uns identifizieren, obwohl wir schon waren bevor all diese Dinge und Konzepte in unser Leben traten. Der natürliche Zustand ist mit diesem unbehauenen Stein oder einem unbeschriebenen Blatt zu vergleichen, in einem solchen Zustand steht uns noch jede wählbare Option uneingeschränkt zu Verfügung ohne künstliche Limitierungen.

    Vielleicht ist das mit dem Stein ein schlecht gewähltes Beispiel weil es den Anschein erwecken könnte als handle es sich bei dem was bereits in diesen Stein graviert wurde um etwas permanentes das nicht mehr rückgängig zu machen sei. Ein besseres Beispiel wäre wohl eine Tafel die man Vollschreiben kann, die sich aber auch jederzeit wieder leerwischen und von neuem beschriften lässt. Nur eine leere Tafel enthält noch das gesamte Spektrum an Möglichkeiten die auf ihr zum Ausdruck gebracht werden können, wohingegen eine Tafel die bereits bemalt wurde keinen Platz mehr bietet für etwas neues. Auf uns bezogen würde das bedeuten, dass wir zu sehr in unseren festgefahrenen Mustern und Sichtweisen verhaftet sind und keine anderen Option mehr sehen oder zulassen können als jene mit denen wir uns gewohnheitsmäßig identifizieren und die wir für uns Selbst halten.


    Eine weitere beliebte Metapher ist ein Trinkgefäß welches bereits mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Ein solches Gefäß welches bereits voll ist, kann nichts neues mehr zusätzlich in sich aufnehmen, erst müssen wir es leeren bevor es wieder von Nutzen sein kann. Und wenn man Tee in eine Tasse schüttet die noch zur hälfte mit Kaffee befüllt ist, kann man am Ende auch beide Flüssigkeiten nicht mehr klar voneinander unterscheiden. Die Realität verschwimmt mit unserer Meinung und wir können nicht mehr klar sehen. Unser Ego ist im Grunde genau das, wir sind meist total voll von uns Selbst und meinen über alles bescheid zu wissen. Das führt zu Überheblichkeit, Starrsinn und Konflikten, im Egozustand verengt sich unsere Wahrnehmung und es fehlt uns an Weite und Offenheit um die Dinge klar und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu können. Hier könnte ich jetzt noch ewig weiter lamentieren und zusätzliche Beispiele anfügen, aber ich denke es wird klar worauf ich hinaus will.

    Natürlich behalten wir unsere Erfahrungen und unseren Verstand bei, diese Dinge können schließlich sehr Praktisch sein und sind unentbehrlich für unser Überleben. Es wird zwar auch oft davon gesprochen wieder zu werden wie ein Kind, aber damit ist eben nicht gemeint dass wir unseren Verstand zu resetten und wieder verlernen zu sprechen oder zu laufen und all die praktischen Fähigkeiten aufgeben die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben und die ja auch ihre Sinnhaftigkeit haben. Der Verstand ist ein hervorragendes Werkzeug, aber wenn wir uns stattdessen von unserem Verstand beherrschen lassen werden wir zum Werkzeug unseres Verstandes, statt umgekehrt unseren Verstand zu nutzen werden wir umgekehrt von unserem Verstand benutzt.


    Wenn ich Taoismus mit einem einzigen Wort beschreiben müsste dann wäre es das ''Lassen''. Gemeint ist damit nicht nur das Loslassen sondern auch das Zulassen und der Zustand der damit erreicht werden kann wäre dann die Gelassenheit, alles so zu nehmen wie es ist, ohne sich Probleme zu schaffen wo es gar keine gibt oder sich irgendwelchen Zwängen zu unterwerfen.

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

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  • Ich habe eben noch das Kapitel "Frühformen des Anarchismus" aus dem Buch Freiheit Pur von Horst Stowasser gelesen.

    Dort ist ein Abschnitt dem Taoismus gewidmet.

    Darin steht, dass der Historiker Peter Marshall den Taoismus als "den ersten klaren Ausdruck anarchistischer Sensibilität" und sein Hauptwerk Tao te ching als "einen der größten anarchistischen Klassiker" bezeichnet.

    Horst Stowasser (Anarchist) schreibt, dass der Taoismus keinem seine Sichtweisen aufzwingt und weder Kulte, Kirchen und Klerus entwickelte.

    Taoisten seien der Meinung, je mehr der Mensch sich einmischt, je komplizierter er steuern will, desto schlimmer wird alles.

    Die beste Regierung sei die, welche am Wenigsten regiere. Taoismus setzt ein großes Maß an die sozialen Fähigkeiten des Menschen voraus.

    Huai Nan Tsu schreibt: Das persönliche Wohlergehen eines jeden Einzelnen wachse in dem Maße, wie es der Allgemeinheit wohl ergehe.

    Menschen seien sowohl Individuen, als auch soziale Wesen.

    Horst Stowasser schreibt weiter, dass der Taoismus viele praktische Nutzanweisungen gäbe, aber nie eine soziale Bewegung hervorgebracht hat und unterscheidet sich vom Anarchismus im Stellenwert des Handelns, da der Taoismus auf aufgeklärte Passivität setze, deshalb sei er eine Quelle praktischer Weisheit für Menschen, die die volle Harmonie ihres Seins erreichen wollen.


    Zum Thema "Wahre Natur"


    Wahrscheinlich ist damit sowas wie das Nicht-Ich gemeint oder sowas wie eine "weiße Leinwand", was man sozusagen im Zen-Buddhismus durch Meditation "zu berühren versucht".

    Ein buddhistischer Meister hat es auch mal als "Aufs Klogehen fürs Hirn bezeichnet" :D

    Nachtrag: Ich bin mir fast sicher, dass Handlungen aus diesem "Geisteszustand" heraus als wahre Natur bezeichnet werden, weil ich Deinem Beitrag gelesen habe, in dem Du sowas (Ähnliches?) beschreibst.^^


    Zum Thema Ego


    Ich glaube, es kommt ganz drauf an, wie stark das Ego beim jeweiligen Menschen ausgeprägt ist.

    Vom nahezu fehlenden Ego z.B. nach Traumatisierungen oder harter Egozentrismus ist die Spannbreite groß.

    Vielleicht muss bei einem sogar eher das Ego aufgebaut werden, damit dieser sich nicht weiter selbst zerstört oder ungesunden Situationen aussetzt.

    Hier finde ich folgende Sichtweisen interessant:


    "Haben wir nicht alle den Instinkt räuberischer Tiere? Kann das zerfetzte und blutige Opfer das blutverschmierte Maul lieben, das ihm Stück für Stück seine Gliedmaßen abreißt?

    Ist es nicht unser natürlicher Selbsterhaltungstrieb, der geweckt wird, wenn uns jemand Leid zufügt und wir so zornig werden, dass wir uns vor einem weiteren Angriff schützen?"


    Ansonsten wäre da noch die Frage nach den natürlichen Trieben. Manche halten diese dem Ego zugehörig, Wahrscheinlich ist das aber auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ein "Mittelweg" wahrscheinlich erstrebenswert.


    "Tu anderen, was sie Dir tun, denn wenn Du anderen tust, was Du gern hättest, dass sie Dir tun und sie Dich daraufhin schlecht behandeln, so ist es wider die menschliche Natur, weiterhin rücksichtsvoll zu ihnen zu sein."

    Naja, man muss ja nicht unbedingt das Gleiche tun, sondern kann sie auch einfach zukünftig komplett stehenlassen und ignorieren. ^^

  • Ok - mit der Linearität hast du tatsächlich recht, ich habe nochmal nachgeschaut. Sie bezieht sich auf die Abweichung der Resultate eines Experiments, zum Beispiel bei einem Pendel. Bei einer linearen Differenzialgleichung wächst die Abweichung gegenüber einer anderen Bahnkurve linear mit der Zeit an. Im nichtlinearen Fall (nichtlineare Verknüpfungen der Ableitungen einer Funktion, z. B. f(t) = x''(t) + x'²(t) + sin(x(t)) ) ist der Anwuchs exponentiell. Das ist bei einem Doppelpendel der Fall.

    Was du mit den verschiedenen Bahnkurven meinst verstehe ich auch nicht? Beziehungsweise mit der Abweichung. Damit etwas Chaotisch ist, richt doch ein Exponentieller Anwuchs auch nicht aus. Grob gesagt ist doch die Idee bei Chaos das kleine Änderung in den Anfangsbedingungen sehr große Unterschiede machen. Wenn der unterschied nur Exponentiell ist, müsste man dieses Effekt noch nicht raus bekommen. Auch wenn exponentiell schnell wächst, das ist noch zu langsam für chaos. Falls du schon mal epsilon delta definition gesehen hast, damit kann man das gut hinschreiben aber dann siehst du einfach dass das trotzdem noch zu langsam ist.

    Ich glaube aber auch ganz nebenbei nicht dass das mit der Abweichung bei linearen Differentialgleichungen auch wirklich so stimmt. Zumindest kann ich mir das gerade nicht herleiten.


    Je mehr ich darüber nachdenke, hab ich auch das Gefühl dass nichtlinearität nicht so wirklich zentral ist in der Geschichte ist. Also chaotische Systeme müssen nichtlinear sein aber reichen tut das glaub ich noch nicht. Zumindest scheint mir diese Satz da ziemlich zentral zu sein, weil man damit eine sehr gute Lösungstheorie von Differentialgleichungen bekommt die dann auch dazu führen müsste dass sich die Bahnkurven auch sehr übersichtlich verhalten.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_Picard-Lindelöf

    Und da gibt es eine Lipschitz bedingungen die wesentlich für Chaos sein müsste.

    Aber so wirklich viel Ahnung hab ich da jetzt eigentlich auch nicht. Normalerweise hasse ich Differentialgleichungen Leidenschaftlich.


    Ich bin mir aber auch relativ sicher dass das nicht für chaos ausreicht. Also das es bestimmt viele nichtlinneare Systeme gibt die nicht Chaotisch sind. Chaos scheint mir da intuitiv einfach noch als sehr starke bedingung.

    Wald, Hochwald, Holzfällen - Thomas Bernhard

  • Was du mit den verschiedenen Bahnkurven meinst verstehe ich auch nicht? Beziehungsweise mit der Abweichung.

    Schwache Kausalität: Gleiche Ursache, gleiche Wirkung.

    Starke Kausalität: Ähnliche Ursache, ähnliche Wirkung,

    Chaos: Das, was du mit "Grob gesagt ist doch die Idee bei Chaos das kleine Änderung in den Anfangsbedingungen sehr große Unterschiede machen" beschrieben hast. Meistens wird hier eben die hohe Sensibilität gegenüber den Anfangsbedingungen angeführt. Oder worauf willst du mit der Frage hinaus?

    Falls du schon mal epsilon delta definition gesehen hast, damit kann man das gut hinschreiben aber dann siehst du einfach dass das trotzdem noch zu langsam ist.

    Ich habe mich jetzt mal oberflächlich mit der Definition auseinandergesetzt, aber mir erschließt sich trotzdem nicht, wo du darin einen Zusammenhang siehst?


    Vielleicht bist du schon mal auf den Ljapunov-Exponenten gestoßen, der für ein dynamisches System charakteristisch ist. Das exponentielle Wachstum ist nicht der einzige Indikator für ein chaotisches System. Über den Begriff des Attraktors bist du mit Sicherheit mal gestolpert. Die punktförmigen Attraktoren heißen Fixpunkte, aber es gibt sie auch als Kurven. In fraktalen Dimensionen, die "seltsame Attraktoren" voraussetzen, ist der Grenzwert D von der Definition einer Dimension keine ganze Zahl, und der Attraktor ist weder eine Linie, also eindimensional, noch eine Fläche, also zweidimensional, sondern irgendetwas dazwischen mit unendlich vielen verschlungenen Linien. Und beim Übergang eines Systems von periodischem Verhalten in ein chaotisches Verhalten passiert sehr häufig eine Periodenverdoppelung, also Bifurkation. Berühmtes Beispiel dafür ist das Herzkammerflimmern. Das sind alles Merkmale, die neben dem exponentiellen Wachstum auch erfüllt sein können, also natürlich steckt da noch mehr dahinter.

    Und sehr schön am Feigenbaum-Diagramm erkennbar:



    Und das alles führt dann zu hübschen Fraktalgebilden wie der Mandelbrot-Menge.


    Fraktale mit Java und der Mandelbrot-Menge

  • Zitat

    Ein buddhistischer Meister hat es auch mal als "Aufs Klogehen fürs Hirn bezeichnet" :D

    Den werde ich mir mal merken, gefällt mir. :thumb_up4:

    Zitat

    Ich glaube, es kommt ganz drauf an, wie stark das Ego beim jeweiligen Menschen ausgeprägt ist.

    Vom nahezu fehlenden Ego z.B. nach Traumatisierungen oder harter Egozentrismus ist die Spannbreite groß.

    Vielleicht muss bei einem sogar eher das Ego aufgebaut werden, damit dieser sich nicht weiter selbst zerstört oder ungesunden Situationen aussetzt.

    Keine Ahnung, ich bin keine Psychologe und habe keine wirkliche Erfahrung mit solchen Traumatisierungen. Es geht ja auch immer darum einen Mittelweg zu finden, also eine gesunde Balance. Ich glaube nirgendwo im Taoismus oder Buddhismus wird behauptet man solle sich bewusst selbstschädigenden Situationen aussetzen oder in seinem Leid verharren. Ich verwende den Begriff Ego eigentlich eher ungerne, weil dann immer gleich eine Verbindung zu Egoismus hergestellt wird und der Eindruck entsteht ohne ein Ego müsste man komplett wehrlos alles über sich ergehen lassen, zu allem ja und amen sagen und der ganzen Welt seine Wange hinhalten.

    Stattdessen habe ich die Beobachtung gemacht, dass mit der Aufweichung des Egos auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst und mehr Selbstbewusstsein entsteht. Man entwickelt auch eine stärkere Resilienz und wird nicht mehr so leicht umgeworfen in Zeiten die sehr Turbulent sind.


    In dem Zusammenhang finde ich das Konzept der acht weltlichen Wind im Buddhismus sehr interessant:


    Auch hier gibt es wieder eine passende Stelle im TTC, wieder aus Kapitel 13 aus dem ich schon im vorherigen Beitrag einen Auszug eingefügt hatte:

    Das Ego besteht ja aus diesen ganzen Überzeugungen, Urteilen und Vorstellungen die man über sich selbst hat. Man redet sich in Gedanken ein wie schwach und schlecht man ist, oder man bekommt es von anderen eingeredet. Viele wiederholen das dann wie ein Mantra immer aufs neue in ihren Gedanken und rufen sich dabei zusätzlich noch bestimmte Erinnerungen ins Gedächtnis welche diese Annahmen zu bestätigen scheinen und so festigt sich das eigene Selbstbild immer mehr in unserem Kopf und wird damit zu einer gelebten Realität. Diese Überzeugungen werden zu selbsterfüllenden Prophezeiungen und eine Rückkopplungsschleife entsteht bei der einem genau die Dinge widerfahren die man sich zuvor eingeredet hat, weil sich unbewusst die inneren Überzeugung auf unser Verhalten auswirkt und damit genau die Erfahrungen begünstigt werden welche diesen Teufelskreislauf aufrecht erhalten.

    Aus meiner eigenen Erfahrung führt effektiv aus dieser Ohnmacht meist nur ein Weg, nämlich die irrigen Selbstbilder als unwahr zu durchschauen und zu erkennen das die eigenen Wurzeln viel tiefer reichen als unser beschränktes Ego. Viel hängt halt auch damit zusammen ob und wie sehr wir uns am subjektiven Erfolg anderer messen, wir fühlen uns ungenügend weil wir im Vergleich mit Anderen den Eindruck gewinnen sie seien irgendwie besser oder hätten etwas was uns fehlt. Wir sorgen somit selbst für unsere eigene Unzufriedenheit, weil wir dazu tendieren uns und unser Leben permanent mit dem zu vergleichen was wir über das Leben anderer Menschen zu wissen glauben, obwohl die Realität oftmals weit weniger freudvoll und glamourös ist als es uns in unserer Vorstellung erscheint. Ist dieses Vergleichen dann noch an die Vorstellung gekoppelt unser Selbstwert und das persönliches Glück wären davon abhängig wie wir bei diesen Vergleichen abschneiden und ob wir den gewünschten äußeren Erfolg erzielen oder die erhoffte Bestätigung und Anerkennung durch andere Menschen erlangen, dann ist das Disaster eigentlich schon vorprogrammiert. Wir werden zum Spielball äußerer Umstände über die wir keine Kontrolle haben. Führt nicht gerade das zu einem Gefühl innerer Ohnmacht und zum ausgeliefert sein an die Umstände? Und wird nicht gerade das vom Ego begünstigt?

    Zitat

    "Haben wir nicht alle den Instinkt räuberischer Tiere? Kann das zerfetzte und blutige Opfer das blutverschmierte Maul lieben, das ihm Stück für Stück seine Gliedmaßen abreißt?

    Ist es nicht unser natürlicher Selbsterhaltungstrieb, der geweckt wird, wenn uns jemand Leid zufügt und wir so zornig werden, dass wir uns vor einem weiteren Angriff schützen?"

    Schwer zu sagen, es kommt sicherlich auch auf die Situation an. Ich habe tatsächlich schon Situationen erlebt wo ich mit Aggressoren zu tun hatte die lediglich auf Krawall gebürstet waren und auch nicht für Deeskalation meinerseits empfänglich waren. Zum Glück waren diese Personen häufig äußerst stark betrunken und daher kein großes Risiko, von jemanden der sich selbst kaum auf den Beinen halten und gerade laufen kann geht nun mal keine sonderlich große Bedrohung aus. :-D

    In den meisten Fällen wo nicht irgendwelche Substanzen im Spiel waren die dem Aggressor zu sehr zu Kopf gestiegen sind und seinen Verstand vernebelt haben, hängt es meistens eher mit dem eigenen verletzten Stolz zusammen ob man sich in Gefahr bringt und damit ob man auf die Provokationen eines Aggressors eingeht und diese ihr Ziel erreichen können oder ob man diese unbeeindruckt an sich abprallen lässt und sie somit wirkungslos bleiben und an einem verpuffen. Ist man anfällig dafür sich in seinem übergroßen Ego leicht kränken zu lassen und lässt sich dann zu unüberlegten Handlungen hinreißen weil man nur allzu bereitwillig auf die Provokationen der Gegenseite einsteigt um seine Ehre wieder rein zu waschen, gibt man damit dem Provokateur genau den erhofften Vorwand der ihm noch gefehlt hat um von der verbalen Ebene in eine Körperliche Auseinandersetzung zu wechseln.


    Es gibt leider auch Menschen die auch ganz ohne Alkohol zu grundloser Aggression fähig sind und daher auch keine grobmotorischen Gleichgewichtsstörungen und eine verminderte Reaktionszeit aufweisen. Wenn man auf so jemanden trifft und merkt, dass diese Person überhaupt nicht für Beschwichtigungen und Deeskalationsversuche empfänglich ist, sollte man sich tunlichst umgehend aus dem Staub machen oder darauf einstellen alle einem zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen um den Aggressor effektiv und kompromisslos kampfunfähig zu machen. Aber keinesfalls würde ich da den Helden spielen und unnötige Risiken eingehen, es kann jederzeit eine Waffe oder ähnliches ins Spiel kommen. Leider hatte ich auch mit solchen Situationen schon zu tun. Ich bin recht schnell und habe eine gute Ausdauer, daher ist tatsächlich die Flucht mein Mittel der Wahl und ich schäme mich auch nicht dafür oder empfinde eine solche Flucht als Feige. Allerdings bietet sich auch nicht immer eine Gelegenheit zur Flucht, daher trage ich immer auch ein Pfefferspray bei mir und ein Seil an dem eine große Mutter aus Metal befestigt ist, die ich zur Not als Waffe einsetzen kann.

    Aber in aller Regel bekommt man keinen Stress wenn man ihn nicht aktiv sucht und auf sinnlose Provokationen nicht eingeht. Natürlich sollte auch ein gewisses selbstbewusstes Auftreten dazu gehören, da jedes Zeichen von Schwäche direkt erschnüffelt werden kann. Allerdings empfinde ich es als Fragwürdig dass der Mensch seiner Natur nach wirklich bloß so eine triebgesteuerte gewalttätige Bestie ist, wenn doch meist wie von mir beschrieben erst eine gehörige Portion Alkohol oder sich hochschaukelnde Provokationen und andere Vorwände benötigt werden um zum Angriff überzugehen. Auch im Krieg muss immer erst die Gegenseite durch Propaganda, Übertreibungen und Lügen entmenschlicht werden ehe man sich dazu durchringen kann die Waffe auf jemanden zu richten. Ich glaube es sind weniger unsere Triebe oder Gene als viel mehr der ganze Müll in unseren Köpfen der dafür verantwortlich ist. (;


    Zitat

    "Tu anderen, was sie Dir tun, denn wenn Du anderen tust, was Du gern hättest, dass sie Dir tun und sie Dich daraufhin schlecht behandeln, so ist es wider die menschliche Natur, weiterhin rücksichtsvoll zu ihnen zu sein."

    Naja, man muss ja nicht unbedingt das Gleiche tun, sondern kann sie auch einfach zukünftig komplett stehenlassen und ignorieren. ^^

    Wie du siehst bin ich eher an Anhänger von der zweiten Option, sofern die Situation es zulässt versteht sich. Alles andere entspringt wieder bloß den Torheiten unseres rachsüchtigen und streitlustigen Egos. Hass wird immer nur neuen Hass nach sich ziehen, genauso wie der unnötige Einsatz von Gewalt zum Zweck der Rache und für unsere persönliche Genugtuung niemals eine nachhaltige Lösung dieses Dilemmas zulassen wird. Denn auch Vergeltung führt immer nur zu neuer Vergeltung und so wird dieser Kreislauf halt nie durchbrochen.

    Zitat von Ghandi

    "Auge um Auge und die ganze Welt wird blind sein"


    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

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  • Ich habe mich jetzt mal oberflächlich mit der Definition auseinandergesetzt, aber mir erschließt sich trotzdem nicht, wo du darin einen Zusammenhang siehst?


    Vielleicht bist du schon mal auf den Ljapunov-Exponenten gestoßen, der für ein dynamisches System charakteristisch ist. Das exponentielle Wachstum ist nicht der einzige Indikator für ein chaotisches System. Über den Begriff des Attraktors bist du mit Sicherheit mal gestolpert. Die punktförmigen Attraktoren heißen Fixpunkte, aber es gibt sie auch als Kurven. In fraktalen Dimensionen, die "seltsame Attraktoren" voraussetzen, ist der Grenzwert D von der Definition einer Dimension keine ganze Zahl, und der Attraktor ist weder eine Linie, also eindimensional, noch eine Fläche, also zweidimensional, sondern irgendetwas dazwischen mit unendlich vielen verschlungenen Linien. Und beim Übergang eines Systems von periodischem Verhalten in ein chaotisches Verhalten passiert sehr häufig eine Periodenverdoppelung, also Bifurkation. Berühmtes Beispiel dafür ist das Herzkammerflimmern. Das sind alles Merkmale, die neben dem exponentiellen Wachstum auch erfüllt sein können, also natürlich steckt da noch mehr dahinter.

    Zum teil war das auch falsch, was ich da geschrieben hab. Also einmal müsste ja eigentlich wenn sich nahe Bahnkurven mit der Zeit immer weiter von einander entfernen, das System schon Chaotisch sein, egal ob die sich exponentiell oder linear von einander entfernen. Da dann schon ein kleiner unterschied über große Zeit zwangsläufig große Auswirkungen hat.

    Den Ljapunov-Exponenten kannte ich noch nicht aber das macht ja auch sinn, wenn der größte Ljapunov Exponent negativ ist, dann entfernen sich nahe Bahnenkurven eben nicht, sondern bleiben ewig nah beieinander solange die nah genug waren.


    Noch mal zu den ganzen nichtlinear. Da hab ich auch was falschen behauptet nämlich das mit der Lipschitz Bedingung. So ganz funktioniert das doch nicht, denn für meine Überlegungen ist es auch wichtig dass man Lösungen mehr oder weniger mit einander addieren und skalieren kann, und das geht so nur bei linearen Differential Gleichungen.

    Ich hab irgendwo auch ein Chaostheorie Skript gefunden und da stand auch was über Bifurkation drin aber hab mir da die Definitionen nicht ganz angeguckt. Da gab es dann auch eine Definition für Chaos, bzw. bei Wikipedia gibt es die auch aber ich setzt im Kopf gerade Chaos hauptsächlich mit der Sensibilität bezüglich der Anfangsbedingung gleich. Auch wenn da eigentlich noch mehr dazugehört.


    Ich meinte daher eher bezüglich der Nichtlinearität dass es ja auch nichtlineare Systeme gibt, die eben nicht Sensibel bezüglich der Anfangsbedingung sind. Also nicht Chaotisch. Interessant ist es dann meiner Meinung auch dass im unendlichen Fall, dann auch lineare Systeme gibt die Chaotisch sind. Dann sind linearität und chaos zwei komplett unterschiedliche Bedingungen die man an ein System stellen kann. Und mit unendlich Dimensional meine ich die Dimension des Dinamischensystems, also ganz klassisch verschiedene Raumrichtungen nur eben unendlich viele davon:upsidedown:. Und nicht die komische des Attraktors. Da bin ich übrigens noch nicht drüber gestolpert also Dankeschön.

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  • Das Gelaber mit der Lipschitz-Bediengung habe ich sowieso nicht ganz kapiert und habe beim Recherchieren in dem Zusammenhang auch nix dazu gefunden. ;)

    Interessant ist es dann meiner Meinung auch dass im unendlichen Fall, dann auch lineare Systeme gibt die Chaotisch sind.

    In mathematischen Wunschkonstrukten, in denen man so gerne die Unendlichkeit mit reinmischt, ändert sich ja meistens sehr viel. Das hat in der Realität nur meistens eine ähnliche Brauchbarkeit wie die Stringtheorie, wenn man sie ganz zu Ende rechnet.

  • In mathematischen Wunschkonstrukten, in denen man so gerne die Unendlichkeit mit reinmischt, ändert sich ja meistens sehr viel. Das hat in der Realität nur meistens eine ähnliche Brauchbarkeit wie die Stringtheorie, wenn man sie ganz zu Ende rechnet.

    So direkt sind das ja keine Wunschkonstruktionen sondern Verallgemeinerungen von konkreten Konstruktionen. Und auch wenn die Brauchbarkeit direkt nicht gegeben, ist der nutzen aber durch aus gegeben in einem besseren Verständnis. Denn so merkt man eben was wesentlich ist und was für Eigenschaften eher zufällig auftreten. Die notwendige Nichtlinearität resultiert eben in endlicher dimension aus den endlich vielen Freiheitsgraden die sich eben so abschätzen lassen können. Sobald es aber unendlich viele gibt geht das nicht mehr und so kann sich dann auf einmal, aus einem naiven Standpunkt heraus, ein sich wohlverhaltendes System, also lineares System, chaotische Eigenschaften besitzen. So das man merkt, dass vielleicht noch nicht richtig über Chaos nachgedacht wurde. Natürlich konkrete beispiele direkt liefert das nicht aber es hilft die konkreten Beispiele besser zu verstehen. Denn wenn es nur wirklich auf nutzen ankommt dann kann man sich eigentlich auch mit numerischen Lösungen von Differentialgleichungen zufrieden stellen. So ein bisschen funktioniert die Wettervorhersage ja dann doch. Ich plädiere aber durch aus auch für ein Verstehen