Beiträge von Holzfaellen

    Ich sehe überhaupt keinen Widerspruch darin, sowohl den Terror der palästinensischen Seite als auch die Natanjahu-Regierung oder die Angriffe rechter Siedler zu verurteilen.

    Das habe ich nicht gesagt, dass das nicht möglich ist. Es ist sogar notwendig so zu agieren. Aber auf der Ebene auf der die Argumentieren ist das nicht möglich, weil jede Bewegung zu einer Politisches Handlung, jedes Innehalten und Nachdenken unverantwortlich gegenüber den, in diesem Fall Palästinensischen Opfer ist, die ja auch wirklich stark leiden und alles kontextualisieren quasi ein Verart gegenüber ihnen ist. Das habe ich versucht aufzuzeigen, hier noch mal ein paar Zitate die das auf den Punkt bringen.

    Wenn man nichts hat außer das Israel Böse ist und der einzige Weg damit umzugehen Urteilsbekundungen abzugeben, dann ist natürlich den 7. Oktober zu verurteilen quasi ein Verrat an der eigenen Sache. Man hat ja nichts anderes... Es spielt sich ja alles nur auf der Oberfläche ab, über Symbole. Und das Endet dann darin, dass Menschen das Menschsein abgesprochen wird.

    Die Politische Prozess dreht sich nicht mehr darum, wie kann man das Leben für Palästinenser wirklich verbessern, sondern es geht nur noch darum die Symbolebene zu verteidigen.

    Man hat sich eben verrannt in dem ganzen Haltung und Solidarität zeigen. Und zwar ganz klar beide Seiten. Man diskutiert über abstrakte Themen wie wer war jetzt wirklich schuld oder wer ist im Recht. Dann kann man der anderen Seite immer Ignoranz und Unmenschlichkeit vorwerfen und niemanden ist geholfen. Aber das ist der Modus in dem wir diskutieren und der hat sowohl was mit der Wokeness zu tun als auch mit Antiwokeness. Das kommt halt daher wenn Politik immer mehr zu einem rein Medialen Ereignis wird und somit droht den Anschluss an der Realität zu verlieren. Mit all den katastrophalen Konsequenzen die mittlerweile immer offensichtlicher werden.

    Was man dazu vielleicht aber noch sagen sollte, ist dass genau so wenig dieser Diskurs mit der Realität zu tun hat, so wenig hat er auch Einfluss darauf. Ich glaube tatsächlich dass der Einfluss am ende stark überschätzt wird. Das macht das aber nicht weniger Gefährlich denn diese Fantasiepolitik delegimiert Realepolitik und hat die Massive Demobilisierung und den Zerfall politischer Institutionen zur folge die wir momentan erleben.

    https://www.rosalux.de/news/id/51452


    "Für mich ist links sein ein zutiefst humanistisches Bekenntnis, und zwar sowohl intellektuell als auch emotional. Ein Linker, der wegschaut oder auf das größte Massaker an Juden seit dem Holocaust mit Kälte reagiert, weil das gerade nicht in seine Problemsicht und zu seiner Analyse passt, hat für mich seinen humanistischen Kompass verloren. Es ist für mich auch eine analytische Frage, die man diskutieren muss, ohne in Pauschalisierungen zu verfallen – aber ein Teil der sogenannten Wokeness-Bewegung ist falsch abgebogen, das ist für mich nach dem 7. Oktober sehr deutlich geworden. Kürzlich gab es eine Anhörung im US-Kongress mit den Führungen von Eliteuniversitäten, dem Massachusetts Institute of Technology, Harvard und der University of Pennsylvania. Deren Präsidentinnen konnten nicht einmal klar aussprechen, dass Aufrufe zum Völkermord an Juden uneingeschränkt zu verurteilen sind. Im Grunde ist es eine klassische politische Vorstellung: Die Juden sind zwar eine Minderheit, aber eine privilegierte Minderheit, ihnen gilt also unsere Solidarität nicht.


    Wären die Präsidentinnen gefragt worden, ob der Aufruf zum Genozid an Schwarzen akzeptabel ist, dann wäre ihre Antwort sofort ein klares Nein gewesen. So scheint man heute in Teilen der Linken zu denken, getrieben von einer bestimmten, sich als links darstellenden Bewegung auf dem Universitätscampus, die sich als woke und progressiv versteht. Das ist nicht mehr die linke universalistische Haltung, die generell gegen jegliche Form von Fundamentalismus steht, gegen christlichen, faschistischen, hinduistischen, jüdisch-israelischen und sicherlich auch gegen islamistischen Fundamentalismus. Sondern die Hinwendung zu einer sich als links darstellenden partikularistischen Ideologie, die existenzialistisch die Welt erklärt. Es reicht, dass die Terroristen als indigene Völker verstanden werden, als Nicht-Weiße, um in der Folge eine zutiefst antihumanistische reaktionäre Terrororganisation zu verharmlosen."

    Im Prinzip ist es wieder das alte Spiel und sehr Repräsentativ für unsere politische Zeit. Symbole, Haltungen und Bekenntnisse haben Politisches handeln abgelöst. Ich versuche das mal aufzubröseln was da meiner Meinung Ideell schief gelaufen ist. Grundsätzlich ist kommen die ja aus einer richtigen Richtung. Israels Politik bezüglich Gaza und der Westbank ist eigentlich nicht akzeptabel, das ist ja auch eigentlich sehr Unumstritten in der Welt. Also die Siedlungspolitik wird ja im Prinzip von jedem Land verurteilt. Und der folgerichtige Entschluss ist dann natürlich von der Woken Linken das zu verurteilen. Das kann man ja auch gerne machen, wenn aber sich der Politische Prozess darauf reduziert hat im Internet Haltung zu Zeigen, zu Symbolisieren dass man auf der richtigen Seite ist, dann entsteht auf einmal ein Problem wenn reale Ereignisse, dieser Symbolpolitik zu wieder laufen. Denn jetzt auf den 7. Oktober angemessen zu reagieren würde quasi das eigene Politische Projekt untergraben. Und auch wenn das jetzt ein bisschen doof klingt aber ich bin mir bei vielen schon Sicher dass das wirklich so ist: Wenn man nichts hat außer das Israel Böse ist und der einzige Weg damit umzugehen Urteilsbekundungen abzugeben, dann ist natürlich den 7. Oktober zu verurteilen quasi ein Verrat an der eigenen Sache. Man hat ja nichts anderes... Es spielt sich ja alles nur auf der Oberfläche ab, über Symbole. Und das Endet dann darin, dass Menschen das Menschsein abgesprochen wird.


    Es hat im Prinzip eine Kategorieverwechslung stattgefunden. Anstatt nun direkt für das politische Interesse sich einzusetzen. Sagen wir mal ein für sich selbst Bestimmtes Palästina einzusetzen, was ja durch aus an sich ein berechtigte Anliegen ist, werden jetzt die Symbole Verteidigt. Die Politische Prozess dreht sich nicht mehr darum, wie kann man das Leben für Palästinenser wirklich verbessern, sondern es geht nur noch darum die Symbolebene zu verteidigen. Nämlich die dass Israel Böse ist und die Palästinenser Israel ausgeliefert sind. Das ist die Verwechslung die quasi überall auftreten. Es geht nicht mehr darum die politische Situation zu verbessern sondern seine eigenen Verurteilungen und Symbole zu verteidigen. Das ist eigentlich auch der Kern der Identitätspolitik und dem Kulturkrieg. Kultur sagt es ja schon, es geht nur noch um die Hoheit über Symbole. Die reale Welt, wird dabei aber außen vor gelassen. Das ist eine Katastrophe.


    Was man aber daran auch sieht ist dass bei diesem Zitat, die gleichen Probleme da schon angelegt sind, die zu dem von ihm kritisierten Problem führen. Und das sieht man ja auch teilweise am Diskurs in Deutschland. Wenn auf die Problematik von Israels Krieg aufmerksam gemacht wird, dann wird das nicht zu selten als Hamaspropaganda oder Antisemitismus abgetan. Und das hat eigentlich den gleichen Grund wie bei der Kehrseite. Und am ende wird da auch Menschen das Menschsein abgesprochen und niemand Spricht darüber wie man die Region wirklich langfristig befrieden kann. Es ist leider am Ende auch wieder losgelöst von der Realität.


    Stattdessen gibt es in Deutschland auch so viele unzählige Probleme, die man aktiv verbessern kann, wo ich mir tatsächlich wünschen würde dass die mal auch nur ein bisschen der Aufmerksamkeit bekommen würde wie so mancher Außenpolitischer Konflikt. Was ist mit Wohnen und Mieten zum Beispiel? Und das wir ein Fetten Reallohn Verlust haben etc... Je mehr wir über Symbole reden desto unwichtiger wird das Materielle, das ökonomische...

    Tröste dich halt damit, dass auch diese kleinen Fortschritte wichtig sind, damit sich zumindest irgendwas bewegt, und dass du mit dazu beigetragen hast, vielen anderen denen es auch so geht wie dir, eine Stimme zu geben und sie etwas sichtbarer zu machen.

    Viel mehr ist vermutlich nicht drin gewesen.

    Ja klar am ende bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Wir haben mittlerweile auch darüber geredet und jetzt auch hier an meiner Uni beschlossen wie wir weiter machen wollen, denn uns ist natürlich klar, dass das nicht das Ende sein kann. Die nächsten Verhandlungen sind leider erst in zwei Jahren aber bis dahin müssen wir natürlich versuchen unsere Orga-Strukturen zu erhalten, damit 2025 ein neuer Versuch gestartet werden kann. Wir haben auf jeden Fall alle viel gelernt, was man ja auch nicht vergessen darf, war das dieses Jahr das erste mal, an dem bei uns an der Uni gestreikt wurde. Der Anfang ist natürlich schwierig. Vor allem war es bei uns auch lange überhaupt nicht klar ob wir Thema der Verhandlungen aus diesem Jahr sein würden. Und diese Hürde haben wir für 2025 jetzt schon geschafft.

    Um mal tatsächlich was positives mit rauszunehmen, ich denke schon dass wir eine gute Grundlage für 2025 geschaffen haben. Es ist natürlich scheiße dass die nächsten Verhandlungen erst 2025 stattfinden aber das ist halt jetzt so.

    Wir versuchen deshalb die Zeit zu nutzen, um einmal unsere Strukturen zu erneuern, möglichst mit Personen die 2025 noch dabei sind, denn viele bei uns wechseln bis dahin die Uni oder sind fertig mit ihrem Studium. So findet dann im Idealfall ein Wissenstransfer statt.


    Gleichzeitig gibt es natürlich hier an der Uni auch was zu tun, einmal müssen wir uns jetzt mit dem Personalrat an der Uni vernetzen damit der guckt, dass die erkämpften Mindesvertragslaufzeiten auch eingehalten werden und wir versuchen eine Politische Kampagne zu starten um das Hochschulgesetzt zu erneuern, für einen eigenen Personalrat der direkt die studentische Beschäftigten vertritt. Denn bis jetzt gibt es in NRW dazu kein recht und das wollen wir ändern. Jetzt ist aber erst einmal Weihnachtspause :D

    Generell denke ich mir, dass politisches Engagment auf den unteren Ebenen vermutlich eine ziemliche Sisyphusarbeit ist und es mitunter recht frustrierend sein kann, wenn man realisiert, dass der Einfluss eines Einzelnen eben begrenzt ist im großen Weltgetriebe.

    Das stimmt vielleicht. Der vorteil aber an Gewerkschaftlicher Jugendarbeit ist immerhin das die viel Geld haben. Das ist schon angenehm wenn die Gewerkschaft einem richtige Hotels zahlt oder bei Tagungen ein vernünftiges Catering existiert. Jetzt für die Ver.di Jugend Weihnachtsfeier geht es zum Beispiel in ein Restaurant. Also die Mitgliedsbeiträge hab ich schon mehrere Male wieder rein bekommen :D irgendwann wollten die uns auch noch als dank für unser Engagement zum Pizza essen einladen, nächstes Jahr.

    Ich muss allerdings sagen, dass mich die kleinkarierte Mentalität vieler Studis eher frustriert hat. Einem großen Teil ging es ums reine Handaufhalten und ich hatte eher den größeren Zusammenhang im Blick, der eine Solidarisierung mit anderen sozialen Kämpfen miteinschloss - die 'soziale Revolution' eben. Ich denke, diese Fixierung auf die eigene Situation ist ein durchgehendes Problem. Denn erst wenn es gelingt, Kämpfe zu verbinden, können wir anfangen, tatsächliche Alternativen zum Bestehenden zu entwickeln

    Ich versteh dein Punkt aber um es mal ganz Stumpf zu sagen, ich wäre deutlich glücklicher wenn es mehr von diesen kleinkarierten Menschen gegeben hätte. Die meisten die ich tatsächlich zum Streik bringen konnte waren eben solche die Kurz vor ihrem Ende des Studium sind. Also die die das vor allem ideell Unterstützt haben und nicht weil sie noch zwei Jahre als studentisch Beschäftigte arbeiten.

    Also mehr Konsquenz in deren Kleinkariertheit hätte mir eigentlich eher geholfen.

    Ich habe in den letzten Monaten ein Versuch unternommen, den vielleicht ein paar andere eher zynischere Menschen hier im Forum schon im vorhinein, als zwecklos betrachtet hätten. Nämlich das Politische Engagement. Politisch ist das Forum ja dann schon, auch wenn sich das eher auf das einseitige Abkotzen über irgendwelche Trendigen Themen beschränkt, und es eher selten um aktive Politik jenseits von Wahlen geht.


    In den letzten Monaten war das bei mir mal anders denn ich war an einer Politischen Bewegung beteiligt, bzw. bin es immer noch und genau genommen nicht irgendwelche Politik sondern es ging um Arbeitskampf. Denn als Tutor an einer Universität habe ich mich dafür eingesetzt das die Studentischen Beschäftigten in den Tarifvertrag der Länder (TV-L), mit aufgenommen werden und insgesamt mich für bessere Bezahlung und längere Vertragslaufzeiten eingesetzt die im Idealfall in einem Tarifvertrag für uns festgeschrieben werden. Dafür hab ich Streiks organisiert mit vielen anderen studentisch Beschäftigten gesprochen, sie versucht zu organisieren und dazu zu bringen sich an den Streiks zu beteiligen. Unter anderem bin ich auch in andere Städte gefahren und so weiter und so fort, ich hab da schon viel Zeit und Energie neben meinem Studium reingesteckt. Insgesamt war das auch eigentlich schön, ich hab viele neue Leute kennengelernt, aus anderen Städten aber auch in meiner Stadt, die wirklich super kompetent sind, was organisation von solchen Dingen angeht. Das war wirklich etwas schönes.


    Aber im Gegensatz zu anderen politischen Unternehmungen ging es bei uns nicht darum irgendwelche abstrakten Wünsche auf Demos abzulassen sondern ganz Konkret um die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen und daran kann man jetzt auch unseren Erfolg bzw. Misserfolg messen. Denn wir hatten eben ganz konkrete Forderungen und da vor ein paar Tagen die letzte Verhandlungsrunde war ist es jetzt Vorbei und ich muss mich nun mit dem Ergebnis abfinden. Zu den positiven dingen wir haben jetzt eine Mindestvertragslaufzeit von einem Jahr erkämpft und das ist wirklich gut. Zu den negativen Dingen, wir haben kein Tarifvertrag und sonnst auch nichts. Im Prinzip wurden wir auf 2025 vertröstet, da dort dann die nächsten Verhandlungen sind und man da dann noch mal gucken kann wie das mit dem Tarifvertrag aussieht. Es ist auf jeden Fall eine Verbesserung mit den Mindesvertragslaufzeiten aber insgesamt wirkt es so als ob wir mit dem Minimum abgespeist wurden. Und das ist frustrierend. Unsere Bewegung hat wirklich viel gemacht innerhalb der TV-L Verhandlungen und von seiten Ver.di haben wir Verbal viel dank bekommen für unser Engagement, leider fühlt es sich so an als ob es dabei geblieben und in den Verhandlungen uns ein paar Zugeständnisse gemacht wurden, weil man uns ja nicht komplett lehr ausgehen lassen konnte, es dabei aber belassen wurde, weil wir denen am ende dann vielleicht doch nicht so wichtig waren wie sie es uns gesagt haben oder man sich eben dachte dass man so mit uns umgehen kann. Deshalb bin ich frustriert.


    Es gibt aber deutlich mehr von denen ich enttäuscht bin. Vor allem sind da die Finanzminister der Länder mit denen wir Verhandelt haben. Was ich da von den Verhandlungen gehört hab war echt böse. Angebote um uns von den normal TV-L beschäftigten zu Spalten, super freche Aussagen und Angebote an uns und so weiter. Und natürlich waren die ganzen Finanzminister der einzelnen Bundesländer im vorhinein total für einen Tarifvertrag für uns. Denn 11 Landesregierungen haben sich im Koalitionsvertrag eigentlich dafür ausgesprochen. Dann in den Verhandlungen haben die sich wie ein Wunder dann doch um entschieden und Geschlossen sich gegen einen Tarifvertrag für uns positioniert... Aber da ist es halt auch wieder so dass die halt eben unsere Feinde sind deshalb sollte man da sowieso wenig Erwarten und deren Haltung war im Vorhinein auch abzusehen.


    Und dann sind natürlich die anderen Beschäftigten. Einmal die Opfer die eigentlich ganz zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen sind. Dann die, die das prinzipiell gut finden, teilweise sogar auch zu Streiks zugesagt haben dann aber im letzten Moment dann doch kein Bock hatten, als es darauf ankam. Diese Opfer haben es natürlich nicht anders verdient aber leider bin ich auch davon betroffen...


    Also Fazit, irgendwas hat es gebracht, die Mindestvertragslaufzeit ist wirklich echt gut für mich, also es hat sich gelohnt aber im Moment bin ich trotzdem sehr frustriert.


    Wie sieht es denn bei euch aus? Habt ihr euch schon mal politisch für irgendwas eingesetzt und hat es geklappt? Wie steht ihr zu Gewerkschaften? Seit ihr Mitglieder und ward auch schon mal bei Streiks beteiligt? Oder bekommt ihr darüber was mit? Habt ihr was von dem TV-L-Streiks was mitbekommen? Vielleicht auch spezifisch von den Streiks der studentisch beschäftigten? Und wie steht ihr zu Streiks? Gut oder eher tendenziell neutral bis die paar Jahre in denen die GDL mal wieder die Züge lahmlegt und ihr euch dann ein bisschen da rüber echauffiert, wie es sein kann dass die Lokführer euren Arsch nicht von A nach B bringen.

    Das musst du näher erklären. Influencer werben ja nicht nur, sondern präsentieren sich einfach bei jedem Scheiß, oder ist mir etwas entgangen? Natürlich gibt es mittlerweile viele gesponserte Inhalte, aber Werbung ist meines Erachtens immer noch störend und ... übergriffig.

    Vielleicht ist das für dich übergriffig. Aber wenn man sich das mal anguckt, die ganzen Hauls und so weiter. Die grenze zwischen Inhalt und Werbung verschwimmt eben immer weiter. Diese gesponsorten Inhalte sind ja eben genau das, die Werbung wird immer weiter in den Inhalt integriert und bei Hauls eben haben sie ihn komplett ersetzt. Wenn man sich aber China anguckt dann ist das teilweise noch krasser, da gibt es einkauf streams, also twitch nur das dort nichts anderes gemacht wird als einzukaufen. In dem sinne habe ich auch den Eindruck das China uns da auch voraus ist in dem Überhandnehmen der Werbung.


    Und das schauen sich ja eben viele an. Diese Tiktok livestreams kann man ja in der tat als Kuriosität auffassen, die die Abgründe unserer Gesellschaft aufzeigt aber immerhin sind es eben noch die Abgründe. Viele finden diese bescheuerten livestreams eben noch bescheuert während die normalen Influencer komplett Mainstream sind. Und die sind been größtenteils nur Teleshopping und wofür die auch geguckt werden. Da ist kein Kern an Inhalt sonder nur eine Leere, während an der Oberfläche eigentlich nur Konsum ist und was dann alles mit ein bisschen simulierter unbeschwerter Soziale Interaktion zusammengehalten wird.

    In mathematischen Wunschkonstrukten, in denen man so gerne die Unendlichkeit mit reinmischt, ändert sich ja meistens sehr viel. Das hat in der Realität nur meistens eine ähnliche Brauchbarkeit wie die Stringtheorie, wenn man sie ganz zu Ende rechnet.

    So direkt sind das ja keine Wunschkonstruktionen sondern Verallgemeinerungen von konkreten Konstruktionen. Und auch wenn die Brauchbarkeit direkt nicht gegeben, ist der nutzen aber durch aus gegeben in einem besseren Verständnis. Denn so merkt man eben was wesentlich ist und was für Eigenschaften eher zufällig auftreten. Die notwendige Nichtlinearität resultiert eben in endlicher dimension aus den endlich vielen Freiheitsgraden die sich eben so abschätzen lassen können. Sobald es aber unendlich viele gibt geht das nicht mehr und so kann sich dann auf einmal, aus einem naiven Standpunkt heraus, ein sich wohlverhaltendes System, also lineares System, chaotische Eigenschaften besitzen. So das man merkt, dass vielleicht noch nicht richtig über Chaos nachgedacht wurde. Natürlich konkrete beispiele direkt liefert das nicht aber es hilft die konkreten Beispiele besser zu verstehen. Denn wenn es nur wirklich auf nutzen ankommt dann kann man sich eigentlich auch mit numerischen Lösungen von Differentialgleichungen zufrieden stellen. So ein bisschen funktioniert die Wettervorhersage ja dann doch. Ich plädiere aber durch aus auch für ein Verstehen

    Ich habe mich jetzt mal oberflächlich mit der Definition auseinandergesetzt, aber mir erschließt sich trotzdem nicht, wo du darin einen Zusammenhang siehst?


    Vielleicht bist du schon mal auf den Ljapunov-Exponenten gestoßen, der für ein dynamisches System charakteristisch ist. Das exponentielle Wachstum ist nicht der einzige Indikator für ein chaotisches System. Über den Begriff des Attraktors bist du mit Sicherheit mal gestolpert. Die punktförmigen Attraktoren heißen Fixpunkte, aber es gibt sie auch als Kurven. In fraktalen Dimensionen, die "seltsame Attraktoren" voraussetzen, ist der Grenzwert D von der Definition einer Dimension keine ganze Zahl, und der Attraktor ist weder eine Linie, also eindimensional, noch eine Fläche, also zweidimensional, sondern irgendetwas dazwischen mit unendlich vielen verschlungenen Linien. Und beim Übergang eines Systems von periodischem Verhalten in ein chaotisches Verhalten passiert sehr häufig eine Periodenverdoppelung, also Bifurkation. Berühmtes Beispiel dafür ist das Herzkammerflimmern. Das sind alles Merkmale, die neben dem exponentiellen Wachstum auch erfüllt sein können, also natürlich steckt da noch mehr dahinter.

    Zum teil war das auch falsch, was ich da geschrieben hab. Also einmal müsste ja eigentlich wenn sich nahe Bahnkurven mit der Zeit immer weiter von einander entfernen, das System schon Chaotisch sein, egal ob die sich exponentiell oder linear von einander entfernen. Da dann schon ein kleiner unterschied über große Zeit zwangsläufig große Auswirkungen hat.

    Den Ljapunov-Exponenten kannte ich noch nicht aber das macht ja auch sinn, wenn der größte Ljapunov Exponent negativ ist, dann entfernen sich nahe Bahnenkurven eben nicht, sondern bleiben ewig nah beieinander solange die nah genug waren.


    Noch mal zu den ganzen nichtlinear. Da hab ich auch was falschen behauptet nämlich das mit der Lipschitz Bedingung. So ganz funktioniert das doch nicht, denn für meine Überlegungen ist es auch wichtig dass man Lösungen mehr oder weniger mit einander addieren und skalieren kann, und das geht so nur bei linearen Differential Gleichungen.

    Ich hab irgendwo auch ein Chaostheorie Skript gefunden und da stand auch was über Bifurkation drin aber hab mir da die Definitionen nicht ganz angeguckt. Da gab es dann auch eine Definition für Chaos, bzw. bei Wikipedia gibt es die auch aber ich setzt im Kopf gerade Chaos hauptsächlich mit der Sensibilität bezüglich der Anfangsbedingung gleich. Auch wenn da eigentlich noch mehr dazugehört.


    Ich meinte daher eher bezüglich der Nichtlinearität dass es ja auch nichtlineare Systeme gibt, die eben nicht Sensibel bezüglich der Anfangsbedingung sind. Also nicht Chaotisch. Interessant ist es dann meiner Meinung auch dass im unendlichen Fall, dann auch lineare Systeme gibt die Chaotisch sind. Dann sind linearität und chaos zwei komplett unterschiedliche Bedingungen die man an ein System stellen kann. Und mit unendlich Dimensional meine ich die Dimension des Dinamischensystems, also ganz klassisch verschiedene Raumrichtungen nur eben unendlich viele davon:upsidedown:. Und nicht die komische des Attraktors. Da bin ich übrigens noch nicht drüber gestolpert also Dankeschön.

    Ok - mit der Linearität hast du tatsächlich recht, ich habe nochmal nachgeschaut. Sie bezieht sich auf die Abweichung der Resultate eines Experiments, zum Beispiel bei einem Pendel. Bei einer linearen Differenzialgleichung wächst die Abweichung gegenüber einer anderen Bahnkurve linear mit der Zeit an. Im nichtlinearen Fall (nichtlineare Verknüpfungen der Ableitungen einer Funktion, z. B. f(t) = x''(t) + x'²(t) + sin(x(t)) ) ist der Anwuchs exponentiell. Das ist bei einem Doppelpendel der Fall.

    Was du mit den verschiedenen Bahnkurven meinst verstehe ich auch nicht? Beziehungsweise mit der Abweichung. Damit etwas Chaotisch ist, richt doch ein Exponentieller Anwuchs auch nicht aus. Grob gesagt ist doch die Idee bei Chaos das kleine Änderung in den Anfangsbedingungen sehr große Unterschiede machen. Wenn der unterschied nur Exponentiell ist, müsste man dieses Effekt noch nicht raus bekommen. Auch wenn exponentiell schnell wächst, das ist noch zu langsam für chaos. Falls du schon mal epsilon delta definition gesehen hast, damit kann man das gut hinschreiben aber dann siehst du einfach dass das trotzdem noch zu langsam ist.

    Ich glaube aber auch ganz nebenbei nicht dass das mit der Abweichung bei linearen Differentialgleichungen auch wirklich so stimmt. Zumindest kann ich mir das gerade nicht herleiten.


    Je mehr ich darüber nachdenke, hab ich auch das Gefühl dass nichtlinearität nicht so wirklich zentral ist in der Geschichte ist. Also chaotische Systeme müssen nichtlinear sein aber reichen tut das glaub ich noch nicht. Zumindest scheint mir diese Satz da ziemlich zentral zu sein, weil man damit eine sehr gute Lösungstheorie von Differentialgleichungen bekommt die dann auch dazu führen müsste dass sich die Bahnkurven auch sehr übersichtlich verhalten.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_von_Picard-Lindelöf

    Und da gibt es eine Lipschitz bedingungen die wesentlich für Chaos sein müsste.

    Aber so wirklich viel Ahnung hab ich da jetzt eigentlich auch nicht. Normalerweise hasse ich Differentialgleichungen Leidenschaftlich.


    Ich bin mir aber auch relativ sicher dass das nicht für chaos ausreicht. Also das es bestimmt viele nichtlinneare Systeme gibt die nicht Chaotisch sind. Chaos scheint mir da intuitiv einfach noch als sehr starke bedingung.