Alles anzeigenNee, danke, Querfront bleibt für mich nach wie vor abzulehnen. In Leipzig laufen die neben NPD, Hools und anderem Gesocks.
In Sachsen scheint es doch etwas anders zu sein als im Rest von Deutschland. Dieses übermäßige Abgrenzen ist in meinen Augen ein Problem und der Grund warum es vermutlich dann auch leider nie zu einer echten Veränderung oder Revolution kommen. Viele Anarchisten auch wenn sie sich als kommunistische bezeichnen haben scheinbar eine große Angst vor zu großen Kollektiven/Einheit. Das ist auch irgendwie nachvollziehbar und liegt in der Sache. Corona wäre die Chance für eine breit aufgestellte libertäre/anarchistische Bewegung. Aber anstatt Gemeinsamkeiten zu suchen, sucht man lieber nach Gegensätzen. Kritik verkommt zu Destruktivität und kippt in Richtung Schwanzvergleich.
Welche anderen linken Bewegungen gibt es denn sonst noch?
Klar gibt es berechtigte Kritik an der freien Linken. Sich links zu nennen aber dann die Einordnung in links und rechst überwinden zu wollen, ist schon etwas komisch oder unbeholfen. Liegt halt an dem sehr losen Zusammenschluss.
Die Ablehnung bzgl. Querfront kann ich inzwischen kein bisschen mehr nachvollziehen. Eine libertäre Querfront würde ich sehr begrüßen.
Als Anarchist verbünde ich mich lieber mit einem libertären Rechten als mit einem autoritären Linken.
Bevor aber tatsächlich eine Querfrontdiskussion entsteht würde ich dich bitten mal Querfront aus deiner Sicht zu definieren.
Eine Querfront wird vor dem Hintergrund eines angeblichen gemeinsamen Interesses oder Ziels propagiert, hinter das andere Unterschiede zurückzustehen haben. Dieses angeblich gemeinsame Ziel ist dann doch eher fraglich - das ist schon in Bezug auf eine Alternative zum Kapitalismus so, und erst recht in Bezug auf den Umgang mit der Pandemie. 'Querfront' im ostdeutschen Sinne bedeutet, dass NPD, AfD und angeblich 'Linke' nebeneinander demonstrieren und auch Reden halten. Der Anspruch, Nazis hier rauszudrängen, kommt dem Sprengen der Demo als solcher gleich.
Auch im größeren Maßstab ist es widersprüchlich, mit Kräften zusammenzuarbeiten, die sich vllt. 'Freiheit' auf die Fahnen schreiben, selbst aber eine unfreie Gesellschaft zum Ziel haben. 'Rechtslibertär' ist Blödsinn, eine 'Freiheit' ohne soziale Komponente ist ohne autoritären Staat, der die Privilegien der wenigen absichert, nicht denkbar.
Im Übrigen sehe ich auch was die Einschätzung der Pandemie angeht keine großen Gemeinsamkeiten. Aus linker Perspektive müssen die Menschen geschützt werden, man kann die Solidarität mit Betroffenen nicht einfach über Bord werfen. Mein Kritikpunkt ist hier eben, dass auch diese Solidarität Grenzen hat und gegen individuelle Selbstbestimmung abgewogen werden muss. Rote Linien sind für mich z.B. Ausgangsbeschränkungen und pauschale Schließungen. Andererseits hat für mich auch die individuelle Selbstbestimmung Grenzen. Die Frage ist die Abwägung, und diese treffe ich eben anders als z.B. der deutsche oder andere Staaten. Ich treffe sie allerdings auch anders als irgendwelche Querdenker, die sich weigern, beim Einkaufen eine Maske zu tragen - das wiederum bedeutet für mich gerade aus linker Perspektive eine Solidarität mit den Beschäftigten, die dort den ganzen Tag arbeiten müssen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stehe ich also völlig 'zwischen den Stühlen' und sehe momentan keine Perspektive, irgendeine bestehende Bewegung oder Gruppe zu unterstützen. Ich bin normalerweise alles andere als ein Spalter, sondern im Gegenteil ein Versöhner und Überwinder der Gegensätze - die ganze 'antideutsch vs. antiimp'-Frage hat mich zum Beispiel nie tangiert - aber im vorliegenden Fall gibt es zu viele rote Linien auf allen Seiten.
P.S. Bei der 'Freien Linken' sehe ich wenig linke Inhalte. Es wirkt eher wie ein Feigenblatt für die Querdenker, nach dem Motto: 'Hey, die sind gar nicht rechts, wir sind schließlich links'.
Phrasenhaft vom Kapitalismus sprechen macht noch keinen Linken. Links bedeutet eine Bezugnahme auf den Klassenstandpunkt - im Falle der Pandemiebekämpfung wäre z.B. die Forderung nach einer Aufhebung der Patente links, oder ein expliziter Fokus auf den Arbeitsbereich, also stärkere Eingriffe im Arbeits- statt im Freizeitbereich.