Wo sind die Punks?


  • Eine Querfront wird vor dem Hintergrund eines angeblichen gemeinsamen Interesses oder Ziels propagiert, hinter das andere Unterschiede zurückzustehen haben. Dieses angeblich gemeinsame Ziel ist dann doch eher fraglich - das ist schon in Bezug auf eine Alternative zum Kapitalismus so, und erst recht in Bezug auf den Umgang mit der Pandemie. 'Querfront' im ostdeutschen Sinne bedeutet, dass NPD, AfD und angeblich 'Linke' nebeneinander demonstrieren und auch Reden halten. Der Anspruch, Nazis hier rauszudrängen, kommt dem Sprengen der Demo als solcher gleich.

    Auch im größeren Maßstab ist es widersprüchlich, mit Kräften zusammenzuarbeiten, die sich vllt. 'Freiheit' auf die Fahnen schreiben, selbst aber eine unfreie Gesellschaft zum Ziel haben. 'Rechtslibertär' ist Blödsinn, eine 'Freiheit' ohne soziale Komponente ist ohne autoritären Staat, der die Privilegien der wenigen absichert, nicht denkbar.


    Im Übrigen sehe ich auch was die Einschätzung der Pandemie angeht keine großen Gemeinsamkeiten. Aus linker Perspektive müssen die Menschen geschützt werden, man kann die Solidarität mit Betroffenen nicht einfach über Bord werfen. Mein Kritikpunkt ist hier eben, dass auch diese Solidarität Grenzen hat und gegen individuelle Selbstbestimmung abgewogen werden muss. Rote Linien sind für mich z.B. Ausgangsbeschränkungen und pauschale Schließungen. Andererseits hat für mich auch die individuelle Selbstbestimmung Grenzen. Die Frage ist die Abwägung, und diese treffe ich eben anders als z.B. der deutsche oder andere Staaten. Ich treffe sie allerdings auch anders als irgendwelche Querdenker, die sich weigern, beim Einkaufen eine Maske zu tragen - das wiederum bedeutet für mich gerade aus linker Perspektive eine Solidarität mit den Beschäftigten, die dort den ganzen Tag arbeiten müssen.

    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stehe ich also völlig 'zwischen den Stühlen' und sehe momentan keine Perspektive, irgendeine bestehende Bewegung oder Gruppe zu unterstützen. Ich bin normalerweise alles andere als ein Spalter, sondern im Gegenteil ein Versöhner und Überwinder der Gegensätze - die ganze 'antideutsch vs. antiimp'-Frage hat mich zum Beispiel nie tangiert - aber im vorliegenden Fall gibt es zu viele rote Linien auf allen Seiten.


    P.S. Bei der 'Freien Linken' sehe ich wenig linke Inhalte. Es wirkt eher wie ein Feigenblatt für die Querdenker, nach dem Motto: 'Hey, die sind gar nicht rechts, wir sind schließlich links'.

    Phrasenhaft vom Kapitalismus sprechen macht noch keinen Linken. Links bedeutet eine Bezugnahme auf den Klassenstandpunkt - im Falle der Pandemiebekämpfung wäre z.B. die Forderung nach einer Aufhebung der Patente links, oder ein expliziter Fokus auf den Arbeitsbereich, also stärkere Eingriffe im Arbeits- statt im Freizeitbereich.

  • Eine Querfront wird vor dem Hintergrund eines angeblichen gemeinsamen Interesses oder Ziels propagiert, hinter dass andere Unterschiede zurückzustehen haben.

    Da kann ich soweit mitgehen, sehe aber daran nix schlimmes. Mal abgesehen von dem feuchten Traum von Cotzbrocken. Ich glaube es gibt keine ewigen Verbündeten, es gibt nur temporäre Interessensgemeinschaften. Temporär ist natürlich dehnbar.


    'Querfront' im ostdeutschen Sinne bedeutet, dass NPD, AfD und angeblich 'Linke' nebeneinander demonstrieren und auch Reden halten. Der Anspruch, Nazis hier rauszudrängen, kommt dem Sprengen der Demo als solcher gleich.

    Das glaube ich nicht. Wir sind sofort wieder in der Diskussion, was denn genau Nazi bedeutet. Titulierst du nur die Menschen so, oder sie sich selber auch?
    Meine Schwiegermama war ein paar mal in Neustrelitz, gut ich denke nicht, dass sie alles an entsprechendem Klientel erkennen kann, aber eine Reichsflagge z.B. schon. Sie hat da nix gesehen und meinte es war von Seiten der Demonstranten ziemlich friedlich. Also das ist sicher nicht überall heterogen.

    'Rechtslibertär' ist Blödsinn, eine 'Freiheit' ohne soziale Komponente ist ohne autoritären Staat, der die Privilegien der wenigen absichert, nicht denkbar.

    Auch hier wieder das leidige Definitionsthema. Was ist genau rechts. Ich kenne so viele unterschiedliche Definitionen, dass es ein schlechter Witz ist. Es gibt da zwischen den Lagern keinen Konsens. In linken Kreisen wird rechts=böse gesetzt und das ziemlich ausnahmslos. Auf der Ebene kann gar keine Diskussion entstehen. Ich poste in dem alten AnCap Thread mal eine linke Abhandlung darüber.
    Anarchokapitalismus gegen Gewalt
    Es werden Gemeinsamkeiten und Anschlusspunkte zwischen kommunistischen und kapitalistischen Anarchismus aufgezeigt. Natürlich wird der Anarchismus als solcher kritisiert. Rechtslibertär/AnCap ist ein linkes/anarchistisches Tabuthema, vermutlich nicht ohne Grund.

    Im Übrigen sehe ich auch was die Einschätzung der Pandemie angeht keine großen Gemeinsamkeiten. Aus linker Perspektive müssen die Menschen geschützt werden, man kann die Solidarität mit Betroffenen nicht einfach über Bord werfen.

    Kein einziger Mensch, den ich aus der Bewegung kennen gelernt hat scheißt auf die Betroffenen. Absolut respektvoller Umgang miteinander. Selbst die Rechten von der AFD scheißen da nicht drauf. Das ist ein linkes Narrativ. Menschen welche sich selbst als rechts bezeichnen können sehr solidarisch und empathisch sein. Und andersrum gibt es Linke, die sind die letzten narzisstischen und psychopathischen Arschlöcher.

    Ich treffe sie allerdings auch anders als irgendwelche Querdenker, die sich weigern, beim Einkaufen eine Maske zu tragen - das wiederum bedeutet für mich gerade aus linker Perspektive eine Solidarität mit den Beschäftigten, die dort den ganzen Tag arbeiten müssen.

    Wer sind die denn, ich habe noch nie einen getroffen, im Gegenteil, die meisten sind sehr solidarisch, rücksichtsvoll, einfühlsam, .... Dieser Stereotyp ist in der absoluten Minderheit. Warum greift man als Anarchist diese Narrative auf, obwohl es offensichtlich ist, welche Funktion sie haben. Die Wirksamkeit einer Maske, gerade was Kinder angeht, muss weiter in Frage gestellt werden dürfen. Es geht auch mit weniger Maske, siehe Schweden, USA, ... Bei der Maskenthematik kommt vor allem die Gesamtheitliche und langfristige Betrachtung dazu. Ich kenne niemanden, der die Maske nicht aufsetzt, wenn das der andere möchte oder sich nicht testet wenn andere das möchten. Der Umgang damit muss selbstbestimmt bleiben.


    Zum gegenwärtigen Zeitpunkt stehe ich also völlig 'zwischen den Stühlen' und sehe momentan keine Perspektive, irgendeine bestehende Bewegung oder Gruppe zu unterstützen. Ich bin normalerweise alles andere als ein Spalter, sondern im Gegenteil ein Versöhner und Überwinder der Gegensätze - die ganze 'antideutsch vs. antiimp'-Frage hat mich zum Beispiel nie tangiert - aber im vorliegenden Fall gibt es zu viele rote Linien auf allen Seiten.

    Verstehe ich, auch deine Kritik ist oft zutreffend. Wobei ich den Überwinder der Gegensätze bei dir nicht so sehen kann. Ich denke, dass wäre der wichtigste Punkt im anarchistischen Kampf, wieder mehr auf Gemeinsamkeiten zu setzen.

    Ich finde es schlimmer einfach nichts zu tun oder verdammt dämliche Gegenaktionen zu machen, als zu riskieren mit möglichen Rechten für eine gemeinsame Sache auf die Straße zu gehen. Man kann sich ja auch da abgrenzen. Wir hatten das Thema schon, du kennst meine Meinung. Die Angst in der Linken umgedreht zu werden, daran sollte sie arbeiten. Denn wenn die Gefahr so groß ist, scheinen die Gemeinsamkeiten doch viel größer als gedacht, das ist offensichtlich. Wenn Linke und Rechte oder was für unterschiedliche Menschen auch immer zusammen kommen, werden die Meinungen und Haltungen immer gegenseitig abfärben, dass ist keine One-Way Geschichte.

    Ich finde es einfach überheblich und auch faschistoid andere Menschen als "was weiß ich" zu titulieren ohne sie anzuhören oder auf sie einzugehen.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Nur ein paar Punkte:


    1. Wer ist ein Nazi? NPD, ein großer Teil der ostdeutschen AfD und natürlich das genannte Hool-Spektrum ist es auf jeden Fall. Wir demonstrieren hier im Osten nicht mit Leuten, die unsere Nachbarschaft verwüstet haben - es ist schlicht und ergreifend dasselbe Klientel.


    2. Querdenker, die ohne Maske in Geschäfte gehen und das Personal anpöbeln, habe ich selbst bei der großen Demo in LE erlebt. Natürlich kenne ich auch Leute, auf die dies nicht zutrifft, z.B. meinen besagten Kumpel. Aber im Kern sehe ich hier rote Linien in Bezug auf die Einschätzung der Pandemie. Und wer die Pandemie als solche leugnet, vor Impfzentren aufmarschiert etc. ist niemand, mit dem ich persönlich mich gemein mache. Wer sich nicht impfen lassen will, soll es lassen, aber gezielte Anti-Impfaktionen gehen zu weit. Lies dich einfach mal durch die ganzen Kommentarspalten zum Thema Corona, sie sind voller Häme gegen Menschen, die an dem Scheißvirus nunmal krepieren, langfristige Folgen haben etc.


    3. Bitte definiere 'rechts-libertär'. Meine Definition lautet: Befürwortung eines Minimalstaats, der im Grunde nur noch dazu da ist, das persönliche Eigentum zu schützen. Wie sieht wohl die 'rechtslibertäre' Antwort auf Wohnungsnot und generell Gentrifizierung aus?

  • 1. Wer ist ein Nazi? NPD, ein großer Teil der ostdeutschen AfD und natürlich das genannte Hool-Spektrum ist es auf jeden Fall. Wir demonstrieren hier im Osten nicht mit Leuten, die unsere Nachbarschaft verwüstet haben - es ist schlicht und ergreifend dasselbe Klientel.

    Das mag sein, bis auf die Hools, da gibt es einen Haufen unpolitischer und ebenfalls Linke, ich habe mal gehört die Nazihools scheinen in der Minderheit zu sein bezogen auf ganz Deutschland. Ich mag Hool's auch nicht, wenn sie sich nicht explizit an den Kodex halten. Wald und Wiesenkämpfe finde ich unproblematisch.
    Ihr müsst ja nicht mit denen demonstrieren, ihr könnt sie ja auch aus Demos rausfotzen. Oder euch anders abgrenzen, man muss ja nicht im selben Block laufen,....Diese linke Lethargie oder wie auch immer man das nennen mag führt doch gerade dazu, dass die Rechte erstarkt. Es ist denn vielen mutigen, friedlichen und beständigen Kleinbürgern, Wohlstandverwahrlosten, (setze hier deine weiteren beliebigen linken Schimpfwörter ein) zu verdanken, dass sich inzwischen das Narrativ bzgl. Rechtsradikalität und Querdenken ändert und genau darum kommen auch immer weniger Nazis/etc. dazu.


    2. Querdenker, die ohne Maske in Geschäfte gehen und das Personal anpöbeln, habe ich selbst bei der großen Demo in LE erlebt. Natürlich kenne ich auch Leute, auf die dies nicht zutrifft, z.B. meinen besagten Kumpel. Aber im Kern sehe ich hier rote Linien in Bezug auf die Einschätzung der Pandemie. Und wer die Pandemie als solche leugnet, vor Impfzentren aufmarschiert etc. ist niemand, mit dem ich persönlich mich gemein mache. Wer sich nicht impfen lassen will, soll es lassen, aber gezielte Anti-Impfaktionen gehen zu weit. Lies dich einfach mal durch die ganzen Kommentarspalten zum Thema Corona, sie sind voller Häme gegen Menschen, die an dem Scheißvirus nunmal krepieren, langfristige Folgen haben etc.

    Finde ich auch nicht gut. Auf der anderen Seite siehst du ja auch hier im Forum, wie manche mit anderen umgehen und was da so kommt. Es wird doch eher seltener so heiß gegessen wie gekocht. Was da von linker und Mainstreamseite(Bosetti und der Blinddarm,...) kommt ist auch alles andere als schön. Ist doch klar, dass da Frust ist.


    3. Bitte definiere 'rechts-libertär'. Meine Definition lautet: Befürwortung eines Minimalstaats, der im Grunde nur noch dazu da ist, das persönliche Eigentum zu schützen. Wie sieht wohl die 'rechtslibertäre' Antwort auf Wohnungsnot und generell Gentrifizierung aus?

    Von kein Staat bis Minimalstaat. Rechts in diesem Zusammenhang bedeutet für mich dann konservativ, traditionell, ... Man kann das einfach nicht exakt definieren, denn jede Partei nutzt das anders für oder gegen sich. Meine persönliche Definition von links und rechts kennst du ja, für mich macht eine Einteilung in Kollektiv/Individuum da am meisten Sinn. Wobei diese auch viel zu unpräzise ist. Umso mehr man darüber nachdenkt, macht es keinen Sinn mehr in rechts und links einzuteilen. Will man kommunizieren muss man sich auf das gegenüber einlassen und die entsprechende Definition erst einmal so annehmen oder das Ganze gleich mehr dimensional einteilen.
    Ich finde es einfach ein totales Unding, andere gegen deren Willen in eine Schublade zu packen und nicht ernst zu nehmen, Sachen zu unterstellen usw. Mir ist die Unterwanderungs-/Versteckspielproblematik bekannt, wie du ja inzwischen weißt. Für mich ist das eine Folge der Zensur und vielleicht auch der Ausgrenzung. Es ist ein schwieriges Thema und es gibt da vermutlich auch kein allgemein gültiges Rezept. Ich sehe eine große Problematik in der linken Diskussionskultur, man versucht bei der Verwendung bestimmter Reizwörter gar nicht mehr auf sein Gegenüber einzugehen. Es fallen nur noch Beleidigungen, usw. Fragen stellen wäre doch viel sinnvoller, ein systemischer Ansatz. Erst einmal das Gegenüber verstehen. Aber das hatten wir ja alles schon, zu viel Kreistanz macht auch keinen Spaß.

    Links, rechts? – Oder freiheitlich? | Café Liberté (cafeliberte.de)

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Noch abschließend zur Nazi-Frage, da wir uns hier im Kreis drehen: Ich sage nicht, dass die Proteste durchgehend rechts unterwandert sind. Aber das Spektrum reicht von : von rechts organisiert über von rechts unterwandert bis hin zu vereinzelt rechtsoffen und meinetwegen auch durchgehend 'bürgerlich', was immer das dann auch heißen mag. Für mich persönlich bestehen keine wirklichen Anknüpfungspunkte.

    Was ich mir wünschen würde, wäre eine deutliche Verflechtung linker Kritik mit einem dezidierten Freiheitsanspruch - also z.b. eine Verknüpfung der Positionen aus dem Aufruf der Interventionistischen Linken mit bestimmten klaren Forderungen nach dem Ende der pauschalen Schließungen etc.


    Zum Thema 'libertär' vs. 'links'... Ich habe dahingehend keine Beißreflexe, nur überzeugen mich die Argumente nicht. Der verlinkte Text ist inhaltlich nichts neues. 'Freiheit' im libertären Sinne wird eher als Zustand individueller Freiheit aufgefasst, den es zu erhalten gilt. 'Freiheit' im klassisch linken Sinne wäre eher der Zustand, den es zu erreichen gilt, indem allen Menschen dieselben Möglichkeiten gegeben werden. 'Freiheit' im libertären Sinne ist also ein Privileg, das nur wenige haben (es sei denn man bezeichnet es als 'frei' oder 'tolerant', dass der Obdachlose und der Millionär beide das Recht haben, unter der Brücke zu schlafen). Ich habe nicht umsonst das Thema der Gentrifizierung genannt- das ist Klassenkampf von oben, individuelles freies Eigeninteresse, das durch staatliche Unterstützung andere Menschen verdrängt. In kapitalistischen Verhältnissen dient 'Freiheit' denjenigen, die über die entsprechen Mittel verfügen. Kapitalismus ist 'waffenstarrende Freiheit'.

    Womit ich mich hingegen anfreunden könnte (denn ich bin auch kein Anhänger eines 'gleichmachenden Sozialismus'), ist eine 'linkslibertäre' Haltung: Das bedeutet, so wenig Staat oder Kollektiv wie möglich, aber primär zu dem Zweck, zu verhindern, dass Einzelne durch ihre materielle Macht andere massiv übervorteilen. Das Kollektiv ermöglicht allen Menschen freien Zugang zu notwendigen Ressourcen, denn das ist sein Sinn und seine Daseinsberechtigung.

  • Für mich persönlich bestehen keine wirklichen Anknüpfungspunkte.

    Mag sein ist ja auch in Ordnung. Was ich in der Punk und auch in der linken Szene oft wahr nehme ist eine gewisse Arroganz. Wir gegen die. Wir sind viel realer. Ihr seid keine echten Punks/Antifas, ihr seid keine echten Linken, usw. blablabla. Man macht sich lustig über das Nichtwissen von Leuten oder über deren Intellekt und beschimpft sie als Idioten usw. Ich denke du weißt was ich meine.
    Ich finde das total bescheuert. Man ist gegen Ausgrenzung, Mobbing o.ä. und betreibt genau das. Ich sage ja nicht, dass es menschlich ist, aber man sollte es doch reflektieren können.


    'Freiheit' im klassisch linken Sinne wäre eher der Zustand, den es zu erreichen gilt, indem allen Menschen dieselben Möglichkeiten gegeben werden. 'Freiheit' im libertären Sinne ist also ein Privileg, das nur wenige haben (es sei denn man bezeichnet es als 'frei' oder 'tolerant', dass der Obdachlose und der Millionär beide das Recht haben, unter der Brücke zu schlafen).

    Ja es gibt bei der Freiheit die Achse, meine Freiheit, deine Freiheit. Meine Freiheit sehe ich eher als rechts und deine Freiheit eher als links. Ich fühle mich da in der Mitte.

    Ein bisschen mehr Offenheit gegenüber dem Spießer, Kleinbürger, Unternehmer, ..., täte vermutlich gut.
    Hast du eigentlich schon mal mit Leuten auf den Demos gesprochen?

    Womit ich mich hingegen anfreunden könnte (denn ich bin auch kein Anhänger eines 'gleichmachenden Sozialismus'), ist eine 'linkslibertäre' Haltung: Das bedeutet, so wenig Staat oder Kollektiv wie möglich, aber primär zu dem Zweck, zu verhindern, dass Einzelne durch ihre materielle Macht andere massiv übervorteilen. Das Kollektiv ermöglicht allen Menschen freien Zugang zu notwendigen Ressourcen, denn das ist sein Sinn und seine Daseinsberechtigung.

    Na das wird ja nicht abgelehnt von solchen Leuten, es darf halt nicht auf Steuern basieren. Wenn sich Menschen so organisieren wollen sollen sie es tun, der Kapitalismus verbietet das nicht. Die reine Kapitalismuskritik ist in meinen Augen einfach verfehlt, denn sie lenkt von der eigentlichen Problematik ab. Damit meine ich menschliche Charakteristiken. Einfach ausgedrückt Gier und Hass sind das Problem und nicht der Kapitalismus, die Juden, Verschwörungstheoretiker oder Verschwörer, ... Warum das Ganze nicht auf so einen Nenner bringen.

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • " Wenn sich Menschen so organisieren wollen sollen sie es tun, der Kapitalismus verbietet das nicht."

    ---> Dann bestehen eben völlig unterschiedliche Wahrnehmungen in Bezug auf kapitalistische Logik. Für mich (und sicherlich auch für linke Anarchisten) ist die Gentrifizierung ein perfektes Beispiel für kapitalistische Verdrängung, die wir vor unserer Haustür beobachten können und die unsere Räume bedroht. Natürlich sind viele Räumungen auch rein politisch motiviert und von staatlicher Seite beabsichtigt, z.B. die Räumungen in Griechenland (Delta Squat, Scaramanga, Villa Amalias etc.). Aber der Großteil dürfte einfach auf kapitalistisches Profitstreben zurückzuführen sein. Daher würde es mich brennend interessieren, was 'Rechtslibertäre' oder 'Anarcho-Caps' zu dieser Form der Verdrängung zu sagen haben. Eigentlich dürften sie hiermit kein Problem haben - und hier wird eben deutlich, wo ein eklatanter Unterschied zwischen Anarchos und 'rechten Libertären' besteht.


    Gespräche mit 'Querdenkern' hab ich natürlich schon geführt, ich hab ja wie gesagt auch entsprechende Bekannte. Man kann sich eben darauf einigen, dass die staatliche Bevormundung abzulehnen ist. Aber letztlich läuft in Bezug auf die Bewertung der Pandemie alles auf Totschlagargumente und diffuse Bauchgefühle hinaus. Der Verweis auf Studien zählt nicht, denn 'die sind alle von der Pharmaindustrie finanziert und damit automatisch unglaubwürdig'. Hingegen sind Leute wie Wodarg Autoritäten, die nicht angezweifelt werden.

    Was die Wahrnehmung von Nazis angeht, spricht eine simple Beobachtung Bände: Querdenker schreien in Richtung der Gegendemonstranten "Nazis raus" - und direkt neben ihnen stehen 'Thor Steinar' und 'White Power'-Typen. Das ist Realsatire pur.

  • " Wenn sich Menschen so organisieren wollen sollen sie es tun, der Kapitalismus verbietet das nicht."

    ---> Dann bestehen eben völlig unterschiedliche Wahrnehmungen in Bezug auf kapitalistische Logik. Für mich (und sicherlich auch für linke Anarchisten) ist die Gentrifizierung ein perfektes Beispiel für kapitalistische Verdrängung, die wir vor unserer Haustür beobachten können und die unsere Räume bedroht. Natürlich sind viele Räumungen auch rein politisch motiviert und von staatlicher Seite beabsichtigt, z.B. die Räumungen in Griechenland (Delta Squat, Scaramanga, Villa Amalias etc.). Aber der Großteil dürfte einfach auf kapitalistisches Profitstreben zurückzuführen sein. Daher würde es mich brennend interessieren, was 'Rechtslibertäre' oder 'Anarcho-Caps' zu dieser Form der Verdrängung zu sagen haben. Eigentlich dürften sie hiermit kein Problem haben - und hier wird eben deutlich, wo ein eklatanter Unterschied zwischen Anarchos und 'rechten Libertären' besteht.


    Gespräche mit 'Querdenkern' hab ich natürlich schon geführt, ich hab ja wie gesagt auch entsprechende Bekannte. Man kann sich eben darauf einigen, dass die staatliche Bevormundung abzulehnen ist. Aber letztlich läuft in Bezug auf die Bewertung der Pandemie alles auf Totschlagargumente und diffuse Bauchgefühle hinaus. Der Verweis auf Studien zählt nicht, denn 'die sind alle von der Pharmaindustrie finanziert und damit automatisch unglaubwürdig'. Hingegen sind Leute wie Wodarg Autoritäten, die nicht angezweifelt werden.

    Was die Wahrnehmung von Nazis angeht, spricht eine simple Beobachtung Bände: Querdenker schreien in Richtung der Gegendemonstranten "Nazis raus" - und direkt neben ihnen stehen 'Thor Steinar' und 'White Power'-Typen. Das ist Realsatire pur.

    Auf den ersten Teil antworte ich im AnCap Thread.

    Ich glaub dir das alles, habe aber andere Erfahrungen gemacht. Selbstverständlich gibt es solche Leute, die gibt es halt auf beiden Seiten. Deshalb ist es umso wichtiger andere Perspektiven zu vermitteln.
    Trotzdem bleibt festzuhalten, Querdenker sind keine homogene Masse und keine Rechtsextremen. Diese versuchen sich drunter zu mischen und zu infiltrieren, genau deshalb wäre es eben so wichtig, dass ein antifaschistischer Flügel bei den Querdenkern entsteht.
    Auch wenn sie teilweise komische Ansichten haben, lassen sich die meisten auf ein Gespräch ein und können auch Einsicht zeigen, zumindest bei den Gemäßigteren.

    @mi san thrope : Sry für das vollmüllen von deinem schönen Punkrock Thread. :fie:

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?