Der Kapitalismus im Sterbebett

  • Verantwortung übernehmen, was wir kaufen


    deell gedacht ist er der Direktdemokratie sehr ähnlich

    Naja, das stimmt im prinzip schon, scheitert aber an der (gemachten) realität: Es ist genauso indirekt und verwaschen wie die repräsentative Demokratie. Zum anderen scheitert es an vielen Dingen.

    • Die Leute sind nicht aufgeklärt sondern manipuliert
    • Die Leute haben keine Zeit sich kritisch damit zu befassen
    • Die Leute haben nicht den Einblick um sich kritisch damit zu befassen
    • Das Narrativ, welchem Konzern zu vertrauen ist, ist ebenso vom Machtkomplex aufgestelt wie der ganze Rest
    • Die Marke ist nur ein Label, hinten dran gehört einiges denselben Leuten, die natürlich ihren Einfluss auf die jeweiligen Konzerne haben.
    • => Die finanziellen Verstrickungen hinter den Konzernen und ihren Investment-Strukturen durchschauen wenige.
    • Bsp: Heute weiss jeder, dass Nestle und Monsanto böse sind. - Warum? Weils in der Zeitung steht. Das hat aber niemanden dran gehindert, dass der vl. größte deutsche Chemiekonzern (Bayer) Monsanto aufgekauft hat. [Das weiss ich, weils in der Zeitung stand] (Das geschah bevor die ganzen Schadensersatzklagen in den USA kamen vermute ich - das weiss ich nicht, weils nicht in der zeitung stand... XD)
    • Das was ich hier mal als "Zeitung" bezeichnet hab, ist das selbe wie Leitmedien @Unmensch 
    • Das ganze wird nur als Rechtfertigung drauf raus laufen, dass man am Ende unerwünschte einzelindividuen aus dem Wirtschaftskreislauf ausschliesst und damit Druck aufbaut, sich dem Machtkomplex zu beugen.
  • Es gab bei dir nie einen Moment, wo du dich darüber aufgeregt hast, dass die dinge so laufen, wie sie laufen? (=>Wutbürger)

    Ich kann sehr aufbrausend werden, wenn es um persönliches geht, aber für mich ist "der Lauf der Dinge" im Großen etwas, das ich nicht persönlich nehmen kann, und war es noch nie.

    Oder dass du rechtfertigungen gesucht hast, warum die dinge so laufen müssen, wie sie laufen müssen und eine alternative sichtweise auf die dinge gesucht hast und die propaganda sehr deutlich wahrgenommen hast, wie sie dich dabei behindert? (=>Schwurbelphase)

    Mit "Rechtfertigungen" meinst Du glaub ich jetzt, Entschuldigungen für das Verhalten der Masse. Es gibt haufenweise Gründe dafür, warum sich die Menschen so verhalten, wie sie sich verhalten, sowohl als Masse als auch als Individuen. Ich weiß für mich, dass es nichts nützlicheres und befreienderes gibt, als für alles, was auch nur im Entferntesten mit mir zu tun hat, selbst die volle Verantwortung zu übernehmen. Mir scheint das von beinahe unangreifbarer, zwingender Logik. Gleichzeitig ist mir aber auch klar, dass es von außen manchmal nicht so aussehen mag, als würde ich so denken und mich auch dementsprechend verhalten, und ich muss mich daher fragen, um wieviel übernehmen die Leute da draußen wirklich weniger Verwantwortung für ihr eigenes Handeln und ihre Unterlassungen, als ich. Vor allem, da ich grundlegend der Meinung bin, dass sich zwar vielleicht für eine Weile, aber schlussendlich doch niemand der eigenen Verantwortung und den Konsequenzen seines Handelns entziehen kann. Trotzdem erscheint mir das Verhalten der meisten Leute ziemlich dumm, insofern, als dass ich vermuten muss, dass sie eine sehr unangenehme Zukunft für sich selbst erzeugen. Propaganda ist mir nie wirklich aufgefallen. Ich bin mit Werbespots aufgewachsen. Ich war lange Zeit sehr unpolitisch und es erschließt sich mir bis heute nicht wie man den ewig ähnlichen, im Grunde zu nichts führenden tages(!)politischen Geplänkeln und Ans-Bein-Pissereien, so viel Bedeutung zumessen und Aufmerksamkeit schnenken wollen kann. Ich habe erst während der zweiten Hälfte meines Lebens begonnen, meine natürliche ("natürlich" im Sinne von im Vorbewussten verweilender Intutition) Distanziertheit zu und Desinteressiertheit an dem ganzen Geschehen, auch intellektuell verstehen und begründen zu können, als ich mehr und mehr Details und "Fakten" über die verschiedenen Vorgänge in der Geschichte unserer Gesellschaft gelernt und miteinander in Zusammenhang gesetzt habe. Mir scheint tatsächlich, dass erst über genau dieses nun fast vergangene Jahr 2021 die Propaganda in den übernächsten Gang geschaltet worden ist. Was vorher so mehr oder weniger subtil ständig nebenher mitgeplätschert ist, ist inzwischen in ein schrilles Kreischen übergegangen, und es ist mir beinahe unbegreiflich, wie man zur Zeit irgendein anderes Thema als bedeutender betrachten kann. Ich kann das wirklich fast nur auf eine akute, vielleicht nicht ganz bewusste Todesangst zurückführen. Jedenfalls macht es mir diese extreme Entwicklung in der allerjüngsten Vergangenheit gerade schwer, herauszufinden, wie und wann ich in meiner weniger kurz zurückliegenden Vergangenheiten begonnen habe, Propaganda bewusster wahrzunehmen und mich mit dieser Wahrnehmung stärker auseinanderzusetzen.

    So wie ich dich einschätze bist du längst in phase 4... Hätte ich meine Überzeugungen nicht über Jahre ignoriert und mich dem Druck gebaugt wäre es vielleicht nie zu dieser Psychose gekommen. Jedenfalls - und das ist ja meistens so bei solchen Modelen, ist es auch ein iterativer prozess mit vielen schlaufen und rückfällen in alte muster.

    Ich hatte schon 3 "Psychosen". Aber ich kann mich in Bezug drauf nicht als krank, nicht einmal als Opfer meiner Umstände sehen. Ich habe dabei genau die Arten von Erfahrungen gemacht, die ich tatsächlich immer gesucht und mir immer ersehnt habe. Es ist schade, dass dieses ganze Thema mit so viel Stigma besetzt ist. Meiner Meinung nach lernt man sich in solchen Ausnahmezuständen auf Arten kennen, die anderen lebenslang verwehrt bleiben. Ich bin mir sicher, dass - sicher nicht jeder - aber viele Menschen sehr davon profitieren könnten, sich in solche Erlebniswelten zu wagen und wagen zu "dürfen".

    PS: Dein BIP Video will ich mir auch noch anschauen... Es kommt dann noch ne antwort

    No pressure. :D

  • _604_ : Mag sein, dass ich etwas zu idealistisch bin, mich machts halt manchmal etwas aggro zu sehen, wie die politik die leute verarscht, über den tisch zieht und sie zu ihren gehilfen macht, die mir ans bein pissen, wenn ich solche umstände benenne.


    du siehst das wohl weitaus differenzierter und lässt dich nicht von dem dummgeschwätz von einigen leuten ärgern. ich nehme mir das noch relativ arg zu herzen.

  • _604_ : Mag sein, dass ich etwas zu idealistisch bin, mich machts halt manchmal etwas aggro zu sehen, wie die politik die leute verarscht, über den tisch zieht und sie zu ihren gehilfen macht, die mir ans bein pissen, wenn ich solche umstände benenne.


    du siehst das wohl weitaus differenzierter und lässt dich nicht von dem dummgeschwätz von einigen leuten ärgern. ich nehme mir das noch relativ arg zu herzen.

    Abgrenzung kann oft schwierig sein. Gelegenheiten zum Üben gibt es gerade zur Zeit ausreichend. ;D

  • Naja, ich hatte es bereits in nem anderen Post geschrieben, dass zum einen der Begriff "Kapitalismus" nicht ganz korrekt ist, zum anderen haben wir eine Diskrepanz, was das Wort "sterben" angeht. So ein System stirbt (schon) dann, wenn Leute aufhören ihm zu trauen. Und diesen Vertrauensbruch haben wir in den 201x JAhren erlebt. Dass das Establishment und die Deutungshoheit jetzt so radikal reagiert macht die Sache nur noch schlimmer.

    Klar stirbt er im Kopf. Aber ganz ehrlich, das sehe ich sehr wenig, wenn ich mich umschaue. Geschimpft wird viel, aber wer ändert was? Ein Blick auf Amazon reicht eigentlich schon. Es gibt diese Tendenz, gerade auch temporär bei den Maßnahmen kritischen Menschen, aber nimm das wieder raus und der Großteil freut sich schon wieder auf's freie konsumieren.
    Es gibt die Möglichkeiten alternative Strukturen aufzubauen, den Kapitalismus zu transformieren. Aber "sterben", das ist für mich das falsche Wort. Ohne das die Menschen schenken, Verantwortung übernehmen, was sie kaufen und was sie unterstützen wird er einfach so wie er ist bleiben oder noch schlimmer werden. Es ist kein gesunder Kapitalismus den wir da sehen, sondern ein immer krasser werdender Monopolkapitalismus.
    Ich denke die Vorstellung eines Kapitalismus ohne Staat also ein Anarcho-Kapitalismus sollte stärker zur Diskussion gestellt werden, gerade in der Anarchoszene sollte dieses Tabu gebrochen werden. Vielleicht gibt es dabei auch ein paar gute Aspekte und Ansätze.


    Ich hatte den Fokus eigentlich eher auf die Reaktion des Individuums gelegt, die - so die These - den Trauerphasen sehr ähnelt. Denn die Leute hängen teilweise wie der Junkie an der Nadel und verteidigen ihr System, ihren Kapitalismus und ihre Obrigkeit, ihr Narrativ und ihre Leitmedien samt den Propagandalügen bis aufs Blut [siehe Unmensch ] (Man sollte echt mal einen Oberbegriff dafür finden) Wenn die Leute einmal eingestanden haben, dass dem allen nicht zu trauen ist (und Vertrauen spielt hier eine zentrale Rolle) dann folgt die emotionale Phase usw.

    Mag ja für eine kleine Gruppe zutreffen. Die Mehrheit denkt anders und diese müsste aber so denken, damit ich von einem Sterbe- oder Trauerprozess sprechen würde. Das ist ganz offensichtlich nicht der Fall.

    Der Kapitalismus respektive der Machtkomplex - das ist vl. ein passenederer Oberbegriff - wird nicht abgeschafft, sondern er transofmiert sich.

    Exakt. Genau diesen Prozess gilt es voranzutreiben. Deshalb fand und finde ich die agile Softwareentwicklung auch so spannend.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Wo ein Wille da ein Weg. Zum Beispiel die Opensource Community macht es vor, dass es auch anders gibt.

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  • Ja stimmt, die OpenSource Community ist da echt ein Phänomen. Hängt vielleicht mit der technischen innovation zusammen, die damals neu war. Heutzutage halten sich viele OpenSource Projekte über Spenden über Wasser. Wäre cool, wenn dieses Prinzip ein bissl fuss fassen würde...

  • Anarcho-Kapitalismus

    Naja, dazu pflege ich nur zu sagen: Wenn sich schon mit staatlichen Regularien solche destruktiven Apparate herausbilden, warum sollte das dann besser werden, wenn die staatliche Regulation wegfällt?


    Ich denke, ein sozial und rechtsstaat ist von der Idee her nix dummes. Aber mittlerweile ist er halt korrupt ohne ohne und macht mit denen, die er regulieren sollte fleissig geschäfte. so wird das natürlich erst recht nix XD


    Wobei die ganze sache von anbeginn eine farce war. (Z.b. Geldschöpfungsmonopol in privater Hand) Der Staat darf alles, Leute nötigen, erpressen, ausrauben nur sein eigenes Geld darf er nicht schöpfen. das ist schon "leicht" blamabel/verräterisch. Um sein Geld zu bekommen muss er Leute erpressen oder überreden. Da gab es mal so ein nettes Model, wo der Staat das GEld schöpft und (ausschliesslich) über soziale Projekte in umlauf bringt....

  • das sehe ich sehr wenig, wenn ich mich umschaue

    Naja, in der ZEit 2014-2018 etwa war es grossen Thema in der Leitpresse. Da war die Welt so am Arsch und der Kapitalismus so scheisse, dass man es jedem in den Kopf geprügelt hat.


    Ich sehe das eingangsthema wie gesagt vor allem auf Psychologischer Ebene des geplatzten American Dream und die emotionale Reaktion der Leute darauf. Es gibt eine Menge Nutznieser die alles tun werden, um dieses System am Leben zu halten, das steht ausser frage.


    Schauen wir mal, was sich in den nächsten 2 Jahren, von denen _604_ sprach so entwickelt. Ich hätte da eher 5-10 Jahre gesagt, aber heute geht ja alles jeden Tag schneller, von daher ist das relativ.

  • Ein auf Spenden basierender Sozialstaat, ja das wäre was. Vielleicht liegt das Problem ja genau an diesen Monopolen, vor allem am Gewaltmonopol. Wenn Gewalt immer Gegengewalt erzeugt, wird ein Gewaltmonopol immer andere begünstigen.

    Ich sage ja nicht, dass ein staatenloser Kapitalismus, das Beste wäre. Aber man sollte zumindest mal drüber nachdenken, ob da vielleicht auch ein paar gute Ansätze dabei sein können. In einem solchen wären die Menschen mehr zur Selbstverantwortung gezwungen. Eine Unternehmen kann nicht komplett gegen seine Mitarbeiter arbeiten, zumindest wenn gesunde Konkurrenz existiert. Ich finde die Vorstellung von einer "basisdemokratischen" oder "anarchistischen" Unternehmensstruktur eigentlich sehr reizend. Im Endeffekt gibt es dann keinen großen Unterschied mehr zu kollektivistischen Projekten.
    Es gibt da auch sehr erfolgreiche Stories aus der Praxis.

    Das wäre in meinen Augen, eine sehr gute Möglichkeit, die Vorteile vom Kapitalismus weiter zu nutzen, ihn aber mehr in Richtung Anarchismus zu transformieren. ...Ja in meinen Träumen kann ich fast alles... :crazy:

    Natürlich darf man den Einfluss vom "bösen kapitalistischen" System nicht vernachlässigen.

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