Der Kapitalismus im Sterbebett

  • Nebenbei bemerkt: Dass sich die Lockdowns leicht im Einzelhandelsumsatz und kaum im BIP niederschlagen, bekräftigt die These, dass mit der Coronakrise der Einzelhandel und die Mittelschicht kaputt gemacht werden. Eine alte "Verschwörungstheorie", die sich wieder mal bewahrheitet.

  • so anschaulich belegt hast, wie weit der Kapitalismus von einem nachgesagten Sterbefall entfernt ist.

    Der Begrjff "Kapitalismus" war vl. falsch gewählt. Es steht jedenfalls ein globaler Regimechange vor der Tür und die wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der den Leuten als "Ende des bösen kapitalismus" angebidert wird. Warts ab. Im BIP und im Einzelhandelsumsatz hat sich noch nicht niedergeschlagen aber seit kurzem werden Waren knapp. Das treibt schonmal die Inflation voran, wie eingangs beschrieben.

  • ok bip hat sich auch recht wenig getan, aber die güter wurden im Q4 schon knapp glaub, zumindest von elektr. bauteilen weiss ich das..

    Da hast du es doch: Der Handel, die weltweite Nachfrage, giert nach mehr Produkten, als momentan lieferbar sind. Der Kapitalismus liegt nicht im Sterben, sondern kommt kaum hinterher, so immens ist die Nachfrage.

  • "Der Kapitalismus" ist in erster Linie eine Idee. Es geht um die tatsächliche Ökonomie. Wenn die Nachfrage steigt, weil aufgrund der kollabierenden Ökonomie nicht mehr eine ausreichende Menge an Produkten produziert werden kann, um die Nachfrage zu befriedigen (also "konstant" zu halten), sondern sich die Nachfrage immer weiter akkumuliert (nicht nur will ich nach wie vor Ding "A", das ich mir bisher nicht kaufen konnte, weil andere es mir weggekauft haben und es jetzt seit Monaten ausverkauft ist, ich will jetzt auch Ding "B", und wenn Ding "B" auch für längere Zeit nicht erwerbbar ist, will ich bald Ding "A", Ding "B" und Ding "C" zugleich, etc.), wirkt sich das kaum bis gar nicht auf das BIP aus (welches in unserem Fall € als Maßeinheit hat), da ein höheres Nachfrage-Angebot-Verhältnis tendenziell sogar mehr als linear höhere Preise bewirkt, also als Resultat dann ein gleiches oder sogar höheres BIP. Das BIP misst Geldbewegungen, nicht die realwirtschaften "Ergebnisse" im Sinne produzierter Güter und Dienstleistungen und gibt daher keinerlei aufschlussreiche Auskunft über die "Gesundheit" der Wirtschaft. Diverse Lieferengpässe und wenn sich die Kiddies keine Grafikkarten mehr kaufen könne, weil sie aufgrund eines Mangels an Verfügbarkeit plötzlich das 3-Fache kosten oder z.B. bei Automodellen elektronische Features aus nach wie vor genau gleich benannten Automodellen still und heimlich "eingespart" werden, weil die Chips dafür einfach nicht mehr produziert und daher auch nicht gekauft werden können, das signalisiert den bevorstehen Kollaps unseres globalen Wirtschaftssystems und damit einhergehend vermutlich den Kollaps des Glaubens an die Idee des Kapitalismus.


    Es kollabieren gerade viele Systeme zugleich und diese ganzen im Niedergang befindlichen Systeme verstärken sich in ihrem Niedergehen gegenseitig.


    Hier zwei kurze Darstellungen dieser Perspektive im Detail (jeweils ca. eine halbe Stunde):


    Hier ein längeres Gespräch wo unter anderem erklärt wird aussageschwach das BIP ("gross domestic product") ist. Anhand der Timestamps kann man die Stellen suchen, wo im speziellen über das GDP/BIP gesprochen wird, aber das ganze Gespräch ist sehr interessant, wenn man sich die Zeit nehmen möchte:

  • ok bip hat sich auch recht wenig getan, aber die güter wurden im Q4 schon knapp glaub, zumindest von elektr. bauteilen weiss ich das..

    Da hast du es doch: Der Handel, die weltweite Nachfrage, giert nach mehr Produkten, als momentan lieferbar sind. Der Kapitalismus liegt nicht im Sterben, sondern kommt kaum hinterher, so immens ist die Nachfrage.

    Zitieren, ja so kann man das natürlich auch sehen stimmt. Allerdings kommt er ja höchstwahrscheinlich nur deshalb nicht hinterher, weil man so viele Lockdowns gemacht hat. Als zusätzlicher Effekt. Natürlich verbraucht die menschheit auch jedes Jahr mehr resourcen.


    Es sind ja auch immer zwei paar stiefel, ob der Kapitalismus im Wunschdenken der Menschen bzw. in Ihrem Wunsch dieses System aufrecht zu halten gestorben ist, oder ob es realistisiche Möglichkeiten gibt, das in die Tat umzusetzen. Ich hatte mich eingangs eher mit ersterem befasst, denn Voraussetzung für die Abschaffung des Kapitalismus oder auch nur für eine neujustierung ist natürlich immer der Wille der Menschen, vor allem der Wille der Menschen, die an den Schlüsselpositionen sitzen.

  • Es sind ja auch immer zwei paar stiefel, ob der Kapitalismus im Wunschdenken der Menschen bzw. in Ihrem Wunsch dieses System aufrecht zu halten gestorben ist, oder ob es realistisiche Möglichkeiten gibt, das in die Tat umzusetzen. Ich hatte mich eingangs eher mit ersterem befasst, denn Voraussetzung für die Abschaffung des Kapitalismus oder auch nur für eine neujustierung ist natürlich immer der Wille der Menschen, vor allem der Wille der Menschen, die an den Schlüsselpositionen sitzen.

    Jene, in den Schlüsselpositionen, haben ein ganz natürliches Interesse, dass es weitergeht. Und alle anderen können lediglich mit ihrer Bequemlichkeit ankämpfen, indem sie diese dauerhaft aufgeben (was fast noch unrealistischer ist, als dass Kapitalisten die Kehrtwende einleiten). Im Grunde bedingt sich das eine mit dem anderen, deshalb funktioniert diese Kooperation ja auch schon seit vielen Jahren so gut.

    Die momentanen Lieferengpässe könnten die Situation insofern begünstigen, als dass man merkt, dass man dieses und jenes gar nicht braucht, weil es gerade nicht lieferbar ist. Sehr wahrscheinlicher ist aber, dass man einfach den höheren Preis zahlt oder eben wartet, und damit die Vorfreude darauf steigert. Eher blüht aber der Schwarzmarkt, als dass man sich wirklich damit begnügt. Das ist man auch gar nicht mehr gewöhnt, und hat es sich durch ständige Verfügbarkeit oder der zunehmend gesunkenen Aufmerksamkeitsspanne ohnehin längst abtrainiert.


    So oder so, der Umsatz wird gemacht, wenn auch zeitversetzt, wenn auch mit dem überspringen einer Modellreihe und dem damit verbundenen temporär aussetzenden Gewinn. Den Bach geht deshalb aber nichts runter. Das wird wohl eher den genau gegenteiligen Effekt nehmen, wie das schon bei der Pandemie war. Anfangs, im ersten Lockdown, dachte ich tatsächlich auch noch, dass dadurch ein Wandel bei den Menschen einsetzt. Man näher zusammenfindet, Gräben überwindet, Überflüssiges abstreift. In jedem dieser Punkte ist das genaue Gegenteil im Faktor 10 eingetreten. Dementsprechend halte ein Wirtschaftswunder nach Corona inzwischen für sehr viel wahrscheinlicher. Das wäre dann quasi das Pendant zum Weihnachtsfest der Menschen; die Zelebrierung des heiligen Konsums. Die Parallelen sind da. Nichts wurde schon so oft totgesagt wie Kirche und Kapital, und doch stehen wir nach wie vor fest unter deren Knute.

  • Es sind ja auch immer zwei paar stiefel, ob der Kapitalismus im Wunschdenken der Menschen bzw. in Ihrem Wunsch dieses System aufrecht zu halten gestorben ist, oder ob es realistisiche Möglichkeiten gibt, das in die Tat umzusetzen. Ich hatte mich eingangs eher mit ersterem befasst, denn Voraussetzung für die Abschaffung des Kapitalismus oder auch nur für eine neujustierung ist natürlich immer der Wille der Menschen, vor allem der Wille der Menschen, die an den Schlüsselpositionen sitzen.

    Jene, in den Schlüsselpositionen, haben ein ganz natürliches Interesse, dass es weitergeht. Und alle anderen können lediglich mit ihrer Bequemlichkeit ankämpfen, indem sie diese dauerhaft aufgeben (was fast noch unrealistischer ist, als dass Kapitalisten die Kehrtwende einleiten). Im Grunde bedingt sich das eine mit dem anderen, deshalb funktioniert diese Kooperation ja auch schon seit vielen Jahren so gut.

    Die momentanen Lieferengpässe könnten die Situation insofern begünstigen, als dass man merkt, dass man dieses und jenes gar nicht braucht, weil es gerade nicht lieferbar ist. Sehr wahrscheinlicher ist aber, dass man einfach den höheren Preis zahlt oder eben wartet, und damit die Vorfreude darauf steigert. Eher blüht aber der Schwarzmarkt, als dass man sich wirklich damit begnügt. Das ist man auch gar nicht mehr gewöhnt, und hat es sich durch ständige Verfügbarkeit oder der zunehmend gesunkenen Aufmerksamkeitsspanne ohnehin längst abtrainiert.


    So oder so, der Umsatz wird gemacht, wenn auch zeitversetzt, wenn auch mit dem überspringen einer Modellreihe und dem damit verbundenen temporär aussetzenden Gewinn. Den Bach geht deshalb aber nichts runter. Das wird wohl eher den genau gegenteiligen Effekt nehmen, wie das schon bei der Pandemie war. Anfangs, im ersten Lockdown, dachte ich tatsächlich auch noch, dass dadurch ein Wandel bei den Menschen einsetzt. Man näher zusammenfindet, Gräben überwindet, Überflüssiges abstreift. In jedem dieser Punkte ist das genaue Gegenteil im Faktor 10 eingetreten. Dementsprechend halte ein Wirtschaftswunder nach Corona inzwischen für sehr viel wahrscheinlicher. Das wäre dann quasi das Pendant zum Weihnachtsfest der Menschen; die Zelebrierung des heiligen Konsums. Die Parallelen sind da. Nichts wurde schon so oft totgesagt wie Kirche und Kapital, und doch stehen wir nach wie vor fest unter deren Knute.

    Ich denke, wenn in den Führungsrigen wieder etwas Sitte, Moral und Anstand einzieht, dann wäre schon viel gewonnen. Die Angebote des Kapitalismus gehen immer mit der Verführung einher, Bequemlichkeit und Freiheit gegen Sicherheit und Rechte einzutauschen. Deshalb heisst es ja, eine Revolution ist in diesem System kaum möglich, weil es weniger auf Gewalt und Zwang basiert, sonden auf Verführung. Anders sieht es aber aus, wenn diese Rechte soweit beschnitten werden, dass es den Leuten auffällt. Noch nimmt man die Corona Krise als Rechtfertigung her, die Agenda auszurollen nur wird man das Narrativ nicht ewig aufrecht erhalten können.

  • Deshalb heisst es ja, eine Revolution ist in diesem System kaum möglich, weil es weniger auf Gewalt und Zwang basiert, sonden auf Verführung. Anders sieht es aber aus, wenn diese Rechte soweit beschnitten werden, dass es den Leuten auffällt. Noch nimmt man die Corona Krise als Rechtfertigung her, die Agenda auszurollen nur wird man das Narrativ nicht ewig aufrecht erhalten können.

    Wer seine Unfreiheit erst dann erkennt, wenn "seine Rechte beschnitten werden", der hat überhaupt nichts kapiert und sich bis dato offenbar pudelwohl gefühlt.

  • Wer seine Unfreiheit erst dann erkennt, wenn "seine Rechte beschnitten werden", der hat überhaupt nichts kapiert und sich bis dato offenbar pudelwohl gefühlt.

    Und wer soll das sein? Und vor allem: Was hat der nicht kapiert?