Tiefe Gespräche

  • Was sind eigentlich für euch tiefe Gespräche? Meint ihr, welche zu haben? Vielleicht ab und zu? Wenn ja, wo? Nur im Internet oder auch mal im Real Life?


    Ich persönlich kann gar nicht genau sagen, wo ein tiefes Gespräch eigentlich anfängt. Bzw. was dazugehört. Vllt sagt man auch nur so, man hatte ein tiefsinniges Gespräch, um sagen zu können, man kann tiefsinnig sein? ;)

    Aber irgendwie manchmal vermiss ich das schon im Real Life, diese tiefen Gespräche. Laut meiner Definition was, was übern Smalltalk oder das alltägliche Geblubber hinausgeht. Wo man nach dem Gespräch denkt, wow ok, das war mal was anderes, das war anspruchsvoll oder so. :unknw_gif:


    EDIT: ok, das beißt sich n bisschen, dass ich nicht genau weiß, was genau ein tiefes Gespräch ist und ich dann meine Definition dafür darlege. Überseht das einfach. :oops:

    3 Mal editiert, zuletzt von Celdur () aus folgendem Grund: +EDIT

  • Frag doch mal den Troll von der Stiftung Warentest. Der ist ganz geil drauf seine Mängelrügen an andere auszuteilen.

  • Heey,


    Interessantes Thema. Danke.


    Ich glaube, ich habe ständig welche. Das liegt aber daran, dass ich der komische Typ Mensch mit den seltsamsten Fragen bin. Ich frage Leute um mich, die offensichtlichsten Dinge oder auch Komplexe.

    Es fängt bei Definitionen oder "wie fühlt sich .... für dich an?" an und geht weiter zu: "Wie bemerkst Du Deine Grenzen und bemerkst Du auch die anderer?"


    Bei mir gibts kein langes "Smalltalk", weil mir das zu langweilig ist.


    Ich habe es meist per Schreiben. Aber auch real. Mit Freunden, Bekannten oder manchmal auch Fremden.

    Unfassbar eigentlich, wie jeder mit Definitionen um sich wirft, obwohl es absolut unklar ist.

    Wenn ich sage "mir gehts gut", ist es noch immer nicht dasselbe wie das "gut" meines Gegenübers. Deshalb frage ich: Wie fühlt sich das für Dich an? Woran machst Du das fest?


    Dabei denke ich hinterher nicht "das war anders, besser, schlechter, etc." weils wohl für mich einfach normal ist. 😅


    Ich weiß gar nicht, wie ich tiefsinnig definieren würde.

    Weit über Smalltalk, tiefgründig.

    Es kann aber auch philosophieren sein. Oder was ich besonders tiefsinnig finde ist, wenn man über private Themen redet, die man noch nie ausgesprochen hat oder über Gedanken, Probleme, Wahrnehmungen, Vergangenheit, etc.


    Einmal gab es in echt eine Situation, wo es um eine alte Wunde bei jemanden geht. Sie hat sich ein Gefühl nicht erlaubt, weil sie es so gelernt hat. Darf man nicht haben, ist mit Schmerz verbunden,...und so weiter.

    Als ich ihr dann ganz klar sagte, dass Du das Gefühl haben darfst und es doch auch haben sollst, weil es Deins ist, ist etwas in sie aufgebrochen.


    Ich glaube es sind solche Momente, wo man etwas erkennt, über seinen Horizont steigt oder was neues, gern auch altes neu kennenlernt.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Frag doch mal den Troll von der Stiftung Warentest. Der ist ganz geil drauf seine Mängelrügen an andere auszuteilen.

    War jetzt aber dezent unnötig oder?


    Manchmal kann man Dinge auch überlesen, wenn man nicht damit klar kommt oder nicht darauf eingehen will.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Interessant Edrey.


    Du gehst einen Schritt weiter. Dir reicht ein "mir gehts gut" nicht immer aus, sondern du willst es erkunden. Ich find das absolut nicht schlecht. Da bin ich anders. Wenn mir jemand schreibt/sagt ihm gehts gut, dann denke ich mir dabei weiter nichts. Und da fängt wohl auch so was wie Tiefsinnigkeit an: das Hineinschauen hinter diese Worthülsen. Auch allgemein, nicht nur bei der "Wie gehts dir?"-Frage.


    Tiefsinnigkeit kann natürlich auch sein, wenn man seine Probleme mit anderen bespricht. Also das, was einen wirklich bewegt. Es geht quasi in die Tiefe von einen.

  • Ja genau so ist es.


    Aber bei mir hat das auch andere Gründe, als Tiefsinnigkeit oder Interesse am Gegenüber.

    Es ist für mich ein Abgleich, ein Abgleich von Definitionen und ein besser Verstehen von Gefühlen.


    Warum reicht Dir das augenscheinliche? Warum ziehst Du eine Grenze?


    Wie gestaltest Du Deine Freundschaften und welchen Stellenwert haben sie für Dich?

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Möglichst authentische, ehrliche, ungeschönte Gespräche über zwischenmenschliche, Sinn- und Existenzfragen die mich irgendwie bewegen und zum Nachdenken anregen. Im Idealfall mit dem Gefühl, den anderen ein bischen verstanden zu haben und in irgendeinem Bereich wirklich auf einer Wellenlinie gewesen zu sein, oder zumindest etwas wirklich neues erfahren zu haben. Oft auch nur die Bestätigung, dass man abseits trivialer Selbstverständlichkeiten nicht völlig allein mit seinen Gedanken und Empfindungen ist. Also nicht nur gegenseitiger Austausch von Informationen, die man auch in Wissenschafts- und Filosofiebüchern lesen kann, sondern eben wirklich von Mensch zu Mensch zu reden und daraus irgendetwas "mitzunehmen" oder in einer Beziehung/Freundschaft zu pflegen, was einem von Wert erscheint.

    Mangels geeigneter Menschen fand ich sowas, wenn überhaupt nur im Internet. Ich war schon immer schlecht im smalltalk und sag lieber garnichts oder wenn ich etwas sagen möchte, versuch ich mir gute Fragen auszudenken. So bekomme ich gelegentlich zu hören, man könnte mit mir tiefsinnige Gespräche führen. Das führe ich aber eher darauf zurück, dass viele Menschen alles als tiefgründig betrachten, was nicht dem gewohnten smalltalk entspricht. Aus meiner Sicht gibt es aktuell, abgesehen von meiner Frau und meinem Freund nur selten Gelegenheiten für gute Gespräche für mich. Wobei mein Freund langfristig wegfällt, weil der wegen seiner Krankheit (MS) mittlerweile geistig ziemlich abbaut. Den kenn ich noch aus meinem Ausflug in die Psychoklinik (das waren wirklich ernsthafte Sinn- und Existenzfragen biggrin.gif) und wenn ich so drüber nachdenke, hatte ich nie mehr soviele gute Gespräche in so kurzer Zeit. Wer sich selbst nicht genug ist oder interessante Gespräche mit ungewöhnlichen Menschen vermisst, sollte unbedingt mal in die Klapse gehen oder mal ein Freitodforum konsultieren. :lol:

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Warum reicht Dir das augenscheinliche? Warum ziehst Du eine Grenze?

    Schwierige zwei Fragen. :unknw_gif: Es ist ja nicht so, dass ich auf ein "mir gehts so lala" jetzt nicht nachforschen würde. Bei nem "mir gehts gut" hinterfrage ich da weniger, weil ich hoffe, man ist mir ehrlich gegenüber. Blöd ist nur, wenn das wirklich einfach nur zu leeren Worthülsen verkommt, weil man kein Bock hat, seinen wahren Gemütszustand mit einem zu teilen. Keine Ahnung.

    Wie gestaltest Du Deine Freundschaften und welchen Stellenwert haben sie für Dich?

    Hmm, Kontakt halte ich mit meinen zwei Freunden hauptsächlich über Whatsapp, gelegentlich (aber nicht oft) kommt es zu einem realen Treffen. Bei dem einen Freund benutze ich Whatsapp hauptsächlich um Treffen zu besprechen, bei dem Treffen unternimmt man dann häufig was und erzählt sich Sachen ausm Leben von sich. Mit dem anderen Freund quatscht man bei Treffen sowie Whatsapp, was gerade im eigenen Leben passiert. Beide sind mir sehr wichtig.

    Mit dem einen Freund hatte ich glaube ich schon das ein oder andere tiefere Gespräch. Wir sind uns aber auch ziemlich ähnlich, was Charakter und Ansichten angeht. Selbst die gleiche Erkrankung haben wir. Den hab ich sogar in der Psychiatrie kennengelernt, aber erst, als wir gemeinsam in der gleichen Werkstatt arbeiteten, entwickelte sich dann eine richtige Freundschaft. :beer: In der Hinsicht hat man so einiges gemeinsam, wodurch man gut plaudern kann.

    Aber jetzt so gezielt Tiefsinnigkeit such ich jetzt auch nicht unbedingt. Meistens, wenn dann mal, ergibt sich das einfach spontan. Aber vielleicht sollte ich ab und an mal mehr anregen in die Richtung. ;) Mal sehen.


    Die meiste Tiefsinnigkeit, so bilde ich mir ein, hab ich hier im Forum. Hier gehts teilweise um Sachen, die ich so nie im Real Life kommuniziere. :unknw_gif:

    Wer sich selbst nicht genug ist oder interessante Gespräche mit ungewöhnlichen Menschen vermisst, sollte unbedingt mal in die Klapse gehen oder mal ein Freitodforum konsultieren.

    In der Tat. Kommt viel tiefsinniges bei rum, wenn die eigene Seele erkrankt ist. Aber irgendwie, je besser man sich fühlt, desto mehr flacht auch diese Tiefsinnigkeit ab und man bewegt sich mehr an der Oberfläche. So hab ich zumindest bei mir den Eindruck. Vielleicht ist das auch normal?

  • In der Tat. Kommt viel tiefsinniges bei rum, wenn die eigene Seele erkrankt ist. Aber irgendwie, je besser man sich fühlt, desto mehr flacht auch diese Tiefsinnigkeit ab und man bewegt sich mehr an der Oberfläche. So hab ich zumindest bei mir den Eindruck. Vielleicht ist das auch normal?

    Wenn die Seele "kränkelt" ist Abwechslung und Abkehr von den eigenen Problemen nicht oberflächlich sondern schlicht notwendig. Wenn besser fühlen immer bedeutet, dass man nurnoch über oberflächliche Dinge spricht, verdächtige ich das eher als Verdrängung und nicht als Normalität im Sinne von seelischem Gleichgewicht.

    Gegen die Sinnlosigkeit des Lebens kommt man nicht an, aber man kann drüber lachen und dem Universum stolz den ausgestreckten Mittelfinger zeigen.

  • Meine tiefen Gespräche beschränken sich auf intime Begegnungen. Wen interessiert es schon wie es gedanklich in mir aussieht. Das ist doch alles nur belastend für mein Gegenüber und hat so was von 'jetzt kann ich das endlich auf jemand anderes abstreifen'. Ich finde sowas extrem peinlich!

    Wenn überhaupt habe ich tiefsinnige Gespräche mit ganz kleinen Kindern wenn sie mich in ihr Spiel einbeziehen.

    Als Erwachsene muss ich da schon besser abwägen was ich anderen erzähle, vor allem im Internet.

    Meine Erfahrung hier, bei sovielen Möchtegerns.. ist tatsächlich so gut wie ausgeschöpft.

    Ich finde einerseits versucht ihr euch gegenseitig was rauszukitzeln um es an anderer stelle wieder zu bashen.

    Ich würde zugern mal jedem von euch einen Eimer von meinem clusterkopfschmerz überm Kopf ausschütten wenn es soweit ist.

    Dann könnt ihr den Sinn in tiefgründigen Gesprächen suchen, viel Erfolg damit!