Ich stimme dir insofern zu, dass uns beim aktuellen geistigen Zustand der Bevölkerung auch Basisdemokratie und Volksabstimmungen nicht vor dummen Entscheidungen schützen würden. Im Gegenteil, man sieht ja auch, wie viele von ihnen mittlerweile (nicht zuletzt dank medialer Dauerberieselung) auch den härtesten Maßnahmen zustimmen.
Sag dem Volk über ein Jahr lang in einer medialen Endlosschleife, dass sie sich einen Chip in die Hand implantieren lassen sollen, weil man damit im Supermarkt viel praktischer bezahlen kann, und sie werden das wohl auch mehrheitlich in Erwägung ziehen... und wenn die Mehrheit dann erstmal den Chip implantiert hat, wird auf magische Weise plötzlich auch eine Mehrheit der Menschen eine Implantierungs-Pflicht für alle für eine gute Idee halten.
So ist es nunmal, ein Großteil der Menschen ist dumm und total manipulierbar. Ich behaupte ja auch seit zwanzig Jahren nichts anderes.
Dem zufolge würde echte Basisdemokratie natürlich auch nur funktionieren können, wenn die Medien entmachtet und solche einseitige Propaganda in Zukunft entweder unmöglich gemacht wird, oder man zumindest sicherstellt, dass nicht nur eine Ansicht dominiert, sondern ausgewogen und vielfältig über die anstehenden Entscheidungen berichtet wird. Alles andere macht tatsächlich wenig Sinn und würde zu ganz ähnlichen Ergebnissen führen, wie wenn eine Handvoll korrupter Politiker regiert.
Guten Morgen, wir leben im Internetzeitalter. So etwas wie einseitige Propaganda gestaltet sich da schwierig, schon allein deswegen, da Menschen einer Flut an unterschiedlichen Meinungen und Informationen ausgesetzt sind. Selbst der Bildzeitungsleser hat mittlerweile noch genug andere 'alternative Quellen', die auf ihn einrieseln. Wie wäre es, wenn wir einfach mal anfangen zu akzeptieren, dass Menschen zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen und unterschiedliche Prioritäten und Wertesysteme haben, anstatt immer wieder das Narrativ von den schlauen Außenseitern und der blöden manipulierten Masse nachzubeten? Dieses selbstgerechte Gerede wird langsam langweilig.
Und da hier permanent von Anarche geredet wird: Das größte Hindernis für anarchistische Gesellschaften sehe ich weniger in der Blödheit oder Manipulierbarkeit der Menschen, sondern eher in der Frage der Organisation. Wie soll z.B. ein 'anarchistisches' Gesundheitssystem aussehen? Wie sollen wir in einer extrem arbeitsteiligen und gleichzeitig vereinzelten Gesellschaft ausreichend Kooperation schaffen, um die ganze Infrastruktur aufrechtzuerhalten? Das sind doch die entscheidenden Fragen, denen wir uns stellen sollten, wenn wir von alternativen Gesellschaftsentwürfen sprechen.