Der freie Markt

  • Das sehe ich nicht so. Auch ein Schein oder eine Ausbildung ist eine Bewertung. D.h.: Bewertung ist es immer. Natürlich stellt sich die Frage, wer bewerten darf und wie das gewichtet wird. Also ich habe über den Weg schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Das über eine private Einrichtung zu machen sehe ich als absolut umsetzbar an. Der Kunde muss nur damit umgehen können, er bestimmt welche Bewertungsform sich durchsetzt. Sprich er sollte nur ein Unternehmen wählen, welche garantieren können, dass eben der Arzt nicht löschen kann. Streitigkeiten können über Mediation gelöst werden. Ich denke so etwas gibt es auch schon. Wenn rauskommt, das sie das Versprechen, aber nicht halten können, dann ist halt Boykott angesagt. Der Kunde hat die direkte und unmittelbare Wahl. Problematisch ist das natürlich bei der älteren Generation, aber die kenne bestimmt einen Jüngeren, der ihnen da Helfen kann. Also meines Wissens funktioniert der Schwarzmarkt auch ganz gut so ... und da haben wir einen echten freien Markt.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ausbildung macht auf jeden Fall Sinn, der Meinung bin ich ebenfalls. "Sinnlos" ist sie erst dadurch geworden, seitdem es zur Mode gemacht wurde, sich durch Nachahmung und der Haltung "das kann doch nicht so schwer sein/ich kann das auch", dass Preise den Markt drücken konnten. Der Kunde hat dann Jahre später das Einsehen, wenn er qualitative Einbußen hat. Dann soll sich der Fachmann den Flickarbeiten vom Vorgänger annehmen und alles wieder gerade biegen, was dann Endeffekt noch teurer wird und den Frust allgemein hebt.
    Gegen 'learning by doing' habe ich ansonsten weniger einzuwenden, sofern die Überlieferung auch wirklich vom Fachmann stammt. Das 'staatlich geprüft- Siegel' müsste man doch dabei am ehesten in Frage stellen. Auch oder gerade bei den wirklich verantwortungsvollen Berufen wie Mediziner zum Beispiel. Da wird soviel Pfusch betrieben, und gegen diese Kaste kommt man auch nur schwerlich an, dass man seine Gesundheit besser einem Metzger seiner Wahl anvertraut, der ebenfalls sein Handwerk versteht. Alles mal sehr übertrieben dargestellt, aber so ungefähr kann ich den allgemeinen (und auch meinen) Frust (auf den Werdegang der deutschen Qualitätsarbeit) nachvollziehen.

    Aber die Probleme haben wir jetzt auch, wo es einen Staat gibt. Er löst es also nicht gut. Es liegt an den Kunden, die entsprechenden Bedürfnisse zu fordern. Das funktioniert halt nicht mit Schafen. Wir befinden uns da in einer Entwicklung. Dafür braucht es Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein. Der Kunde muss Langfristigkeit und Qualität fordern und nicht immer das Billigste kaufen. Wenn er das tut, wird es das geben und gibt es ja auch. Aber ja eher seltener.

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  • Der Kunde muss nur damit umgehen können, er bestimmt welche Bewertungsform sich durchsetzt. Sprich er sollte nur ein Unternehmen wählen, welche garantieren können, dass eben der Arzt nicht löschen kann. Streitigkeiten können über Mediation gelöst werden. Ich denke so etwas gibt es auch schon. Wenn rauskommt, das sie das Versprechen, aber nicht halten können, dann ist halt Boykott angesagt. Der Kunde hat die direkte und unmittelbare Wahl. Problematisch ist das natürlich bei der älteren Generation, aber die kenne bestimmt einen Jüngeren, der ihnen da Helfen kann.

    Bei dir scheint es einen großen Kontrast zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu geben. Bei dir scheint überhaupt die Menschheit nur aus klugen, reflektierten Leuten zu bestehen, die instinktiv richtig handeln. So völlig selbstverständlich, wie sie sich für das richtige Bewertungsportal entscheiden, was kein Schindluder treibt, so schauen sie auch den ganzen Tag Arte, verzichten auf Lebensmittel mit Zusatzstoffen und fahren nur Auto, wenn es unbedingt nötig ist.


    Das ist natürlich Quatsch. Es wird bei Google nach einem Bewertungsportal gesucht und direkt das oben angeklickt, sich sein Frust mit allerlei Rechtschreibfehlern von der Seele geschrieben, und weg ist man. Da prüft keiner, ob die Bewertung gelöscht wird, oder denkt noch Wochen später über "Boykott" nach. Es gibt auch gar kein ideales Bewertungsportal, was man aufrufen könnte. Woher auch, wer sollte das finanzieren?


    Dein ganzer Beitrag wirkt so, als ob er direkt aus dem Wahlprogramm der FDP stammt. Überhaupt würde der Markt alles selbstständig und automatisch zum besseren regeln. Man muss ihn nur gewähren lassen. Der Mensch handelt instinktiv richtig, man muss ihm nur einen freien und offenen Markt zur Verfügung stellen. Ich kotze.


    Was den Rest betrifft: Ich habe nie bestritten, dass eine Ausbildung ein Schein ist, der auf einer Bewertung basiert. In meinem Beitrag ging es um Dians Behauptung, dass Bewertungsportale die ultimative Offenbarung ist, um gut von böse zu unterscheiden. Fast wichtiger als eine Berufsausbildung, denn die könnte ja jeder machen. Eine Internet-Bewertung hingegen nicht.

  • Bei dir scheint es einen großen Kontrast zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu geben. Bei dir scheint überhaupt die Menschheit nur aus klugen, reflektierten Leuten zu bestehen, die instinktiv richtig handeln. So völlig selbstverständlich, wie sie sich für das richtige Bewertungsportal entscheiden, was kein Schindluder treibt, so schauen sie auch den ganzen Tag Arte, verzichten auf Lebensmittel mit Zusatzstoffen und fahren nur Auto, wenn es unbedingt nötig ist.
    Das ist natürlich Quatsch. Es wird bei Google nach einem Bewertungsportal gesucht und direkt das oben angeklickt, sich sein Frust mit allerlei Rechtschreibfehlern von der Seele geschrieben, und weg ist man. Da prüft keiner, ob die Bewertung gelöscht wird, oder denkt noch Wochen später über "Boykott" nach. Es gibt auch gar kein ideales Bewertungsportal, was man aufrufen könnte. Woher auch, wer sollte das finanzieren?


    Dein ganzer Beitrag wirkt so, als ob er direkt aus dem Wahlprogramm der FDP stammt. Überhaupt würde der Markt alles selbstständig und automatisch zum besseren regeln. Man muss ihn nur gewähren lassen. Der Mensch handelt instinktiv richtig, man muss ihm nur einen freien und offenen Markt zur Verfügung stellen. Ich kotze.


    Was den Rest betrifft: Ich habe nie bestritten, dass eine Ausbildung ein Schein ist, der auf einer Bewertung basiert. In meinem Beitrag ging es um Dians Behauptung, dass Bewertungsportale die ultimative Offenbarung ist, um gut von böse zu unterscheiden. Fast wichtiger als eine Berufsausbildung, denn die könnte ja jeder machen. Eine Internet-Bewertung hingegen nicht.

    Ich denke, das ich sehr gut zwischen Realität und Wunschdenken unterscheiden kann. Aber ohne ein positives Selbst- und Menschenbild werden wir keine Veränderung in diese Richtung erleben. Es geht ja auch nicht darum mit dem Finger zu schnippen und schwups ist alles beim Guten. Es geht darum Wege zu finden, wie man sich und sein Umfeld verändern kann, so dass wir eine bessere Zukunft ansteuern könnnen. Nur weil etwas nicht ist, heißt das nicht das es so werden kann. So denke ich sicher nicht. Aber wenn man keine Vision hat dann läuft man geistig nur orientierungslos rum. Die FDP hat mit Sicherheit ein paar gute Ansätze, so wie fast jede andere Partei halt auch im Vergleich zu den anderen Parteien seh ich die nicht schlechter, zumindest inzwischen. Eigentlich gibt es nur eine wirklich gute Partei und das ist "die Partei". Was ist denn dein Ansatz um die Problematik zu lösen oder zu verbessern? Der Staat?

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  • Na mit den Bewertungen und den/m Scheinen.

    Ich habe doch bereits gesagt, dass es Unsinn ist, Internetbewertungen als Maßstab zu nehmen. Im Gegensatz zu Dian oder dir, sehe ich darin nicht die große Erhellung für die Bevölkerung. Ganz im Gegenteil. Es wimmelt es nur so von Fake-Bewertungen - und die Bevölkerung macht mit. Entweder werden Produkte zu gut bewertet, oder aber die Konkurrenz zu schlecht. Je nach Zahlmeister. Und bei Arzt-Portalen ist ohnehin schon länger bekannt, dass zu Kritisches einfach verschwindet. Da hat sich mittlerweile sogar eine richtige Industrie drum gebildet. Der freie Markt halt, der sich stolz damit brüstet, schon über 10 000 Meinungen entfernt zu haben.

  • Mund zu Mund Propaganda wäre gut, so wie man es früher getan hat. Wie oft reisen Handwerker durch die Bundesländer oder werden an Zeitarbeitsfirmen ins europäische Ausland verkauft, nur um dann 0/0 im günstigsten Fall wieder nach Hause zu fahren. Die Klagefreudigkeit der Kunden hat durch diese ganze Entwicklung extrem zugenommen. Das heißt, wenn ich als Kunde vor Gericht mit dem Handwerker ziehe, kann ich im Regelfall 20% rausholen, für die oft kleinen Handwerksbetriebe können wenige solcher Auftritte das Aus bedeuten.

  • Die Idee, dass weniger regulierte Märkte besser funktionieren könnte, ist absoluter Unsinn. Jede echte liberale Theorie legt den größten Fokus darauf, dass es mit rechten Dingen auf den Märkten zugehen muss, weil das sonst eben überhaupt nicht funktioniert.


    Aber die Idee eines Anarchismus der persönliches Unternehmertum o.ä. zulässt, ist total absurd. Ohne staatliche oder staatsähnliche/allgemein akzeptierte Autoritäten, würde mich nichts davon abhalten, mein Unternehmen 'Unbegrenzte Macht' zu gründen, mit dem erklärten Ziel alle anderen zu übernehmen und möglichst viel bzw. alles für mich und meine Lakaien zu sichern. Und es natürlich auch total klar, dass niemand, der Macht/Wohlstand erworben hat, die dann wieder verlieren will, weil er sich dafür abgerackert hat. Man hat doch etwas 'geschaffen', das man weitergeben will und das einen im Idealfall auch 'überleben' sollte.


    Von daher wird derartige ökonomische Macht, wenn sie individuell besessen und verwaltet wird, auch immer dazu drängen, in Familien-/Freundesbesitz zu bleiben ... und man wird alles tun, um außerdem sicherzustellen, dass die negativen Marktmechanismen ausgehebelt werden, also z.B. Kartelle bilden usw. Unternehmerische Tätigkeit funktioniert nämlich dann am besten, wenn man gut planen kann, sich also nicht mit einem Haufen komplett unberechenbarer Konkurrenten herumschlagen muss.


    Aber, nochmal, nur spinnerte Kapitalisten wollen den Staat abschaffen. Das wäre absoluter Schwachsinn, weil das gegenwärtige System viel besser ist, gerade wenn mal versucht, die Dinge global zu betrachten. Solange es Staaten gibt, kann man die nämlich benutzen, um Bevölkerungen im globalen Süden zu kontrollieren. In Indonesien sind's die indonesischen Steuerzahler, die sicherstellen, dass die Palmölindustrie da wie geschmiert läuft. Unternehmen schmieren da vielleicht ein bisschen, aber die bezahlen nicht das indonesische Militär, Polizei usw. Wenn der Staat da jetzt wegfiele, müssten Unternehmen, die ihre Bedingungen vor Ort diktieren wollen, Söldnerarmeen aufstellen und bezahlen ... und das auch jahrelang durchhalten. Das wäre, verglichen mit dem gegenwärtigen Modell, absolut unwirtschaftlich.

  • Wieso sollte man gleich alles abschaffen wollen, den Staat UND das Militär? Letzteres schafft doch ebenso wirtschaftliche Abhängigkeiten, was man im Fall von Costa Rica beobachten kann. Verstehe ich (noch) nicht :)