Ich finde es bemerkenswert, wie schnell eine scheinbar gefestigte, stabile Gesellschaft aus dem Tritt zu geraten scheint, nur weil da eine Krankheit mit einem neuen Namen aufgetaucht ist. Natürlich sollte man den Corona-Virus nicht verharmlosen... aber liebe Leute: Es ist nicht Ebola, es ist nicht die Pest, und es hat glücklicherweise auch nichts mit Zombies oder der Umbrella Corporation zu tun! Es ist einfach nur ein bisschen hust hust, und wenn du alt bist und dein Haltbarkeitsdatum sowieso schon mehrere Jahre überschritten ist, dann kann's halt auch mal passieren, dass es dich hinwegrafft.
Aber das reicht offensichtlich schon, dass viele Menschen ein bisschen zu spinnen anfangen, die Konservendosen im Supermarkt leerkaufen und sich zur Begrüßung nicht mehr die Hand geben. Fußball-Spiele werden ohne Zuschauer ausgetragen, die große ARD-Florian Silbereisen-Show wird abgesagt, Messen gecancelt und von unnötigen Reisen abgeraten... und man fragt sich: Warum macht man das nicht immer so? Wenn beim kleinsten Stürmchen alle zuhause bleiben, ohne dass es ihre Lebensqualität merklich beeinträchtigt, dann merkt man doch mal, mit was für einer unbedeutenden Scheiße die sich das ganze Jahr über sonst so befassen.
Manche Menschen, die gerade in den Zwangsurlaub geschickt werden, realisieren vielleicht jetzt zum ersten Mal seit vielen Jahren, dass sie Zuhause eine Familie haben, Freunde oder Bekannte, mit denen man theoretisch auch mal was unternehmen könnte.
Geschäftsleute und Politiker, die sonst für jeden Scheißdreck um die halbe Welt jetten, merken plötzlich, dass man das theoretisch auch viel billiger haben kann, wenn man einfach im Internet miteinander chattet. Greta hat das zwar auch schon gesagt, aber die hat man nur ausgelacht. Man darf ja nicht die heilige Wirtschaftsleistung in Frage stellen. Was für ein Frevel! Was für eine Gotteslästerung! Aber dann kommt ein kleiner Schnupfen um die Ecke... und siehe da: Auf einmal geht's doch.
Ich will jetzt nicht wieder so misanthropisch klingen... aber doch, ja, irgendwie tut so eine Seuche glaube ich mal ganz gut, um die Spezies ein bisschen zurechtzustutzen, und um die Leute mal wieder ein bisschen daran zu erinnern, dass die Gesundheit und das eigene Leben dann doch wichtiger ist als jedes Bruttosozialprodukt und irgendeine scheiß Karriereplanung. Sogar die neuerliche Flüchtlingswelle erscheint vielen plötzlich nur noch halb so schlimm, im Angesicht des eigenen Todes. So gesehen ist Corona eigentlich noch viel zu harmlos für diese Gesellschaft. Der Virus müsste mindestens doppelt so heftig sein, damit es einen katharsischen Effekt haben könnte.
Andererseits gibt es natürlich auch eine Menge negativer Auswirkungen. Und bei existenziellen Krisen kommt schnell mal die hässliche Fratze des Menschen zum Vorschein. In Italien, wo Faschismus ja irgendwie zum allgemeinen Kulturerbe gehört, übt man schonmal die Einkasernierung der Bevölkerung... auch wenn es rein garnix nützt, um so einen Virus unter Kontrolle zu bringen, kann man das so erlangte Wissen ja trotzdem ganz gut gebrauchen, falls es später mal landesweite Proteste oder eine Revolution geben sollte. In China werden sie unter dem Deckmantel des Gesundheitsschutzes vermutlich auch ordentlich aufräumen. Würde mich nicht wundern, wenn es in ein paar Monaten dann plötzlich keine Uiguren und Dissidenten mehr gibt, weil die halt dummerweise alle vom Virus dahingerafft worden sind.
Und der durchschnittsdeutsche Angsthase? Der zieht sich eine TV-Sondersendung nach der anderen rein, bunkert Konserven, als ob der Atomkrieg bevor steht... und natürlich klickt er sich bei Youtube durch die sensationshascherischen Panikvideos, und landet dann schnell auch bei den Rechten, weil "Panik" nunmal deren Hauptgeschäftsmodell ist. Die Linken haben es leider nie so gut verstanden, Panik für ihre Zwecke zu nutzen. Aber das liegt nunmal in der Natur der Sache. Sich an den Händen fassen, miteinander teilen und solidarisch sein, ist auch die falsche Taktik, wenn die Pest durchs Land zieht. Da spricht die althergebrachte Methode der Rechten (abschotten und notfalls vergasen), doch weitaus besser die panikerfüllten Seelen der Menschen an.
Ja... jetzt lacht vielleicht der eine oder andere noch darüber... aber wenn man sieht, wie die Leute jetzt schon durchdrehen wegen so einer relativ kleinen, harmlosen Krise, kann man sich schon ungefähr ausmalen, was mit den Menschen abgehen würde, wenn mal wirklich eine Zombie-Seuche ausbrechen würde, oder ein Atomkrieg, ein weltweiter Stromausfall oder was auch immer... und wie schnell sich dieses fragile Zivilisationsgeflecht dann in seine Bestandteile auflösen würde.
Ich denke, der Mensch ist immer noch der bösartigste Virus von allen. Mundschutz und Händewaschen bringt da garnix. Aber eine gewisse Distanz ist durchaus angebracht, um die Ansteckungswahrscheinlichkeit zu minimieren. Rinderwahn war gestern. Menschenwahn ist viel schlimmer.