Hier mal eine kleine Anekdote aus meinem Leben, die zeigt, wie schnell theoretisch jeder Einzelne ins Visier der Behörden geraten kann, ohne auch nur das Geringste getan zu haben.
Und zwar bekam ich vor circa einem Jahr mehrmals Bußgeldbescheide zugeschickt, weil irgendjemand wegen Geschwindigkeitsübertretung geblitzt worden ist, der das selbe Autokennzeichen hat wie ich. Das Missverständnis ließ sich dann zum Glück aufklären, sobald man die Fotos verglichen hat. Und daher musste ich auch keine Strafe zahlen. Aber die faulen Rathausmitarbeiter haben sich auch nicht wirklich darum gekümmert, dass die ganze Angelegenheit endgültig gelöst wird. Vielmehr haben sie mich erst zur Zulassungsstelle geschickt, und dort wurde mir dann gesagt, dass die dort auch nix machen können, und dass ich entweder bei der Polizei Anzeige erstatten müsse (was ich natürlich nicht machen würde, weil ich mit denen nix zu tun haben will), oder eben mein Autokennzeichen auf eigene Kosten wechseln muss.
Als ich den dritten Mahnbescheid bekam, weil der Typ mit meinem Kennzeichen wieder geblitzt worden ist, habe ich dann eben nachgegeben und ein neues Kennzeichen beantragt.
Letzte Woche bekam ich dann trotzdem eine Vorladung als Zeuge, und ich sollte bei der Polizei antanzen, weil der Arsch mit meinem Kennzeichen schon wieder geblitzt worden ist (obwohl dieses Kennzeichen inzwischen ja gar nicht mehr auf mich zugelassen ist). Aber die wollten eben wissen, ob ich das alte Kennzeichen vielleicht noch bei mir habe.
Denn der Witz ist: In Deutschland wird ja eigentlich alles idiotensicher gemacht und reglementiert bis ins kleinste Detail. Aber wenn du dein Autokennzeichen wechselst, wird das alte zwar vom Amt entwertet... aber das wird nicht etwa eingezogen und komplett unbrauchbar gemacht. Theoretisch kannst du es einfach wieder mitnehmen und gleich wieder an dein Auto dranschrauben. Und wenn dann damit eine Straftat begangen wird, bist erstmal nicht du der Hauptverdächtige, sondern der Besitzer, der das Kennzeichen nach dir bekommen hat. Und so hat das vermutlich einer derjenigen gemacht, die das Kennzeichen vor mir besessen haben... hat es sich einfach mitgeben lassen, und irgendwo ein paar Jahre aufbewahrt, und jetzt wieder an sein Auto drangeschraubt, oder an jemanden verkauft, was weiß ich.
Wundert mich ehrlich gesagt, dass sowas dann nicht häufiger geschieht. Einfach altes Kennzeichen draufschrauben (vielleicht auch sogar vorne ein anderes als hinten), und schon kannst du gefahrlos durch alle Blitzer fahren. Einziges Risiko ist eben, dass du in eine Polizeikontrolle gerätst und die dann mal genauer hinschauen, ob das auch wirklich dein Kennzeichen ist. Aber auf der Straße sehen die Bullen ja auch nur das hintere Kennzeichen, und vergleichen vermutlich gar nicht, ob vorne das selbe dran ist. (Wenn sie nicht gerade explizit einen Verdacht hegen sollten)
Also was ich mit dieser kleinen Geschichte sagen will:
Bei mir ließ sich das alles ja schnell aufklären, weil der Typ ja anders aussieht und auch mit einem ganz anderen Auto als meines fotografiert worden ist, und weil es sich auch nur um Bagatell-Beträge gehandelt hat. Aber mal angenommen, der macht mit dem falschen Kennzeichen einen Banküberfall oder Anschlag, und es gibt keine Fotos davon, sondern nur eine Zeugenbeschreibung von jemandem, der sich das Kennzeichen notiert hat... dann hätte die Polizei vermutlich nicht so höflich bei mir nachgefragt, ob ich mal netterweise als Zeuge aussagen könnte, sondern dann wäre wahrscheinlich erstmal das Sondereinsatzkommando vor der Tür gestanden.
Und wehe, wenn man dann die falsche Hautfarbe hat. (Ist sicher alles schon vorgekommen)
Ach so, und was mein Date mit der geilen jungen Polizistin auf dem Polizeirevier angeht:
Das verlief ganz problemlos. Ich hab meine Aussage gemacht und wurde korrekt behandelt, und damit ist die Sache hoffentlich erledigt.
Aber was mir aufgefallen ist, ist der jämmerliche Zustand des Polizeireviers in der Kleinstadt, wo ich wohne. Die haben hier in dieser wohlhabenden Gegend Geld ohne Ende, und bauen ständig neue Stadthallen, Rathäuser, Schulen und sonst irgendwas... aber das Polizeirevier befindet sich in einem Hinterhof in einer abbruchreifen Bruchbude. Mit Rissen an den Wänden und Dreck. Und wenn man reinkommt und einen Termin hat, gibt es dort keine Wartehalle oder sowas, sondern eine einzelne Bank aus Metall auf dem zugigen Treppenhaus, auf die man sich zu setzen hat. Kein Polster, kein Sessel, nicht mal ein Klappstuhl... sondern wirklich nur eine kalte Metall-Bank, die aussieht, wie wenn man sie gerade von irgendeinem Bahnsteig abgeschraubt hätte. Das spottet wirklich jeglicher Beschreibung.
Generell hat das Gebäude einen 60er- oder 70er Jahre-Charme, und wenn man da dann beim Verhör sitzt, wähnt man sich irgendwo in der DDR bei der Stasi oder im Gestapo-Hauptquartier von 1933. Also was die Inneneinrichtung angeht. Es wirkt fast so, als ob die absichtlich den Menschen, die dort hinmüssen, unterschwellig ein ungutes Gefühl vermitteln wollen. Anders kann ich mir diesen desolaten Zustand nicht erklären.
Ich frage mich, ob das repräsentativ ist für andere Polizeireviere, oder ob das nur hier bei mir in der Gegend so ist.
Habt ihr schonmal Erfahrungen mit unseren Freunden und Helfern gemacht? Mal irgendwo vorgeladen worden oder in einer Ausnüchterungszelle gewesen oder ähnliches?