Ich wollte mich ja aus der Debatte komplett raushalten, aber ich finde das gerade schon etwas absurd, wie sich hier an einzelnen Begriffen abgearbeitet wird, obwohl es doch eigentlich um was ganz anderes gehen sollte.
Einerseits bestehen Lonewolf, Misa und Unmensch darauf, dass Begriffe wie "Faschismus" nicht für billige Polemik verwendet werden, und dass man sich präzise ausdrücken soll (was ich ja grundsätzlich gutfinde, weil es dem intellektuellen Anspruch dieses Forums gerecht wird).
Aber im nächsten Moment kommen dann auch von diesen Leuten platteste Plattitüden, wie etwa "Linke sind für Gleichheit, Rechte für Ungleichheit. So einfach ist das!" oder "Linksfaschismus gibt es nicht! Basta."
Wie ich schon an anderer Stelle erwähnt habe... für die Leute, die in Kambodscha, China oder Vietnam damals in ein Umerziehungslager gesteckt wurden, wird es reichlich egal gewesen sein, ob es per Lonewolfs Definition gar keinen Linksfaschimus geben kann, oder ob sie nun im Namen der Gleichheit oder im Namen der Ungleichheit eingesperrt worden sind.
Ein System, in dem alle Menschen gleich sind, hat es auf dieser Welt nie gegeben, und sämtliche Versuche, eines zu schaffen, sind alle ins komplette Gegenteil ausgeartet, je fanatischer und radikaler man sich für das Erschaffen einer Gesellschaft ohne Klassen- und Standesunterschiede eingesetzt hat.
Vor diesem Hintergrund betrachtet kommen mir eben schon ein paar Zweifel daran, ob man der Komplexität dieses Sachverhaltes wirklich gerecht wird, wenn man es sich so einfach macht, zu sagen "links = für Gleichheit = gut" und "Rechts = für Ungleichheit = schlecht". Wenn es so einfach wäre, dann könnten wir ja alle bequem unser Gehirn ausschalten und einfach nur noch eine linke Partei wählen, und alles wird gut.
Ich fürchte nur eben... ganz so einfach ist es nicht.
Ich fürchte sogar, es gibt auch Solidaritäts- und Gleichheits-Gedanken unter Rechten. Nur, dass die eben nicht gleiche Rechte für jedermann haben wollen, sondern nur für eine möglichst homogene Gruppe, die ihrer Meinung nach eben am besten zusammenpasst, während man Fremde und Andersartige lieber ausgrenzt. Aber auch dies geschieht ja nicht von allen Rechten aus platter, primitiver Bösartigkeit heraus (wer das behauptet, macht es sich definitiv zu einfach!), sondern es gibt ja durchaus auch Rechte, die ihre Ideologie ganz gut intellektuell begründen können mit Argumenten. Etwa mit dem Argument, dass man mit Leuten die an gewisse rückständige Religionen und die Scharia glauben, kein funktionierendes Gemeinwesen aufbauen kann, weshalb es eben besser ist, diese Leute auszuschließen, als sie zu integrieren zu versuchen und dabei die Gemeinschaft massiv zu gefährden.
Also ich behaupte nicht, dass es so ist... nur, dass das eben ein Argument ist, über das man durchaus nachdenken kann, wenn man mal die ideologische Vorprägung außen vorlässt und die Sache rein nüchtern und philosophisch betrachtet. Nicht jeder, der rechte Gedanken hegt, ist ein rassistischer Depp. Es gibt tatsächlich heutzutage (siehe Querdenker-Szene) auch viele Menschen, die in mancher Hinsicht typisch rechte Gedanken hegen, und andererseits jedoch auch gegen Überwachungsstaat, Kapitalismus und Co sind.
Wie ich schon so oft hier im Forum zu erklären versucht habe:
Es ist nicht mehr so klar eindeutig entweder Schwarz oder Weiß, wie es früher vielleicht einmal gewesen ist.
Es hat eine starke Vermischung der Ideologien stattgefunden... und ich glaube auch, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, und weder bei den krass ideologischen Rechten, noch bei den krass ideologischen Linken zu finden ist.
Auch deshalb finde ich, ein Forum wie dieses sollte eben nicht dazu dienen, platte Links-Rechts-Klischees weiter zu verfestigen. Es gibt genug Idioten da draußen, die das machen, und zwar sowohl idiotische verblendete Rechte, die an allem der Antifa und den linksgrünversifften Medien die Schuld geben, weil das wunderbar in ihr Weltbild passt... genauso wie es auch ganz viele idiotische verblendete Linke gibt, die lieber mit dem Unterdrückungs-System paktieren, als zuzulassen, dass "normale" Anti-System-Demonstranten mit Rechten Seite an Seite gegen das System demonstrieren.
Also bisschen mehr Hirn und geistige Flexibilität wäre da meines Erachtens von beiden Seiten wünschenswert. Gerade in einem Forum wie hier, das eben weder ein typisches Antifa- noch ein Querdenker-Forum sein soll. Wenn, dann "Querdenker" im ursprünglichen Sinn des Wortes... im Sinne von: Anders denken als der Mainstream. Aber dazu muss man eben auch gewisse Klischees und Feindbilder vielleicht mal hinterfragen und gegebenenfalls auch das eigene Denken auf die modernen Begebenheiten anpassen, wenn man erkennt, dass die Welt sich verändert hat und wir gerade auf ganz andere Konflikte zusteuern, als Kommunismus vs Kapitalismus. China hat gezeigt, dass beides geht. Gleichmacherei UND Ausbeutung. Also ist die Gefahr nicht eindeutig links oder rechts zu verordnen, sondern kommt von ganz woanders her. Meiner bescheidenen Meinung nach.