Anarcho-Kapitalismus vs. Anarcho-Kommunismus

  • Ich muss sagen das ich Mittlerweile mich auch vom Anarchismus abgewendet habe. Ich versuche immer möglichst frei von Ideologien zu bleiben und das gesamte Konzept von Freiheit, was vor allem bei den Ancaps herum schwirrt, finde ich ziemlich nervig und Komplett Ideologisch vereinnahmt. Um das nur mal das Problem ganz kurz an zu schneiden (ich werde wahrscheinlich noch in Zukunft noch meine Gedanken zur Freiheit, Humanismus und Konservatismus, niederschreiben, das dauert aber jetzt zu lange) werde ich mal einen Freund zitieren. "Ein Farbenblinder kann selbst mit einem Bild, dass die Ausgefallensten und Schönsten Farbkombinationen besitzt, recht wenig anfangen.


    Der Anarchokommunismus hat halt andere Problem, vor allem die nähe zum Kommunismus und die Organisation der Welt in Kommunen. Jack hat ein Problem was daraus folgt schon angeschnitten. Was ich genau im Moment vertrete ist mir auch nicht so klar, es hat Anarchistische Aspekte aber auch akzelerationistischen Aspekten, mit einem bisschen Nietzsche, den ich übrigens in letzter Zeit wieder entdeckt habe.


    Ich kann aber im Moment ziemlich gut sagen was ich nicht will, nämlich alles was die Tendenz hat Konservativ zu werden.

  • Im Ancap hättest du schlicht kein zentrales Geldsystem. Es gibt viele alternative Geldsysteme wie Kryptowährungen oder z.B. Gold die keine zentrale Verwaltung erfordern.

    Hm.
    Mit Gold wäre es dann wohl sowas wie ein Tauschgeschäft, denn es gibt ja niemanden, der festlegt wie viel 1 kg Gold wert ist, d.h. man muss es jeweils neu verhandeln (ob das dann noch Kapitalismus ist, ich weiß nicht.


    Kryptowährungen hingegen - hmm. Ich bin zwar mathematisch, logisch kein Laie mit meinem Physikdiplom, aber so ganz kapier ich die noch nicht. Soweit ich das sehe kann man die alle jedoch zu einem bestimmten Wechselkurs in eine andere Währung umtauschen. Mal abgesehen davon, dass die eine gewisse Infrastruktur voraussetzen. Die Kommunikationskanäle müssen gewartet und errichtet werden (Kabel bzw. Satellitenverbindungen etc.). Da stellt sich mir spontan die Frage, wie anarchistisch das Internet überhaupt sein kann. Oder schreibt ihr euch eure Browser und Protokolle selber?


    Aber du hast recht, Bitcoin und Co. schaut Vielversprechend aus. Aber irgendwie sehr rechenintensiv für alle Menschen wohl eher nicht praktikabel - obwohl mit Quantencomputern ...

  • Mit Gold wäre es dann wohl sowas wie ein Tauschgeschäft, denn es gibt ja niemanden, der festlegt wie viel 1 kg Gold wert ist, d.h. man muss es jeweils neu verhandeln (ob das dann noch Kapitalismus ist, ich weiß nicht.

    lol was hast du denn für eine Definition von Kapitalismus, im Anarcho Kapitalismus bestimmt allein der Markt und im Markt gibt es nur subjektiven Wert. Alles, egal ob Gold oder menschliche Organe, wird auf dem Markt verhandelt.
    Also als Antwort auf deine Frage, wenn Preise verhandelt werden, dann ist es höchstwahrscheinlich Kapitalismus, wenn Preise vom Staat festgelegt werden, wie beim Mindestlohn, dann ist es wahrscheinlich eher Sozialismus.

  • lol was hast du denn für eine Definition von Kapitalismus, im Anarcho Kapitalismus bestimmt allein der Markt und im Markt gibt es nur subjektiven Wert. Alles, egal ob Gold oder menschliche Organe, wird auf dem Markt verhandelt.Also als Antwort auf deine Frage, wenn Preise verhandelt werden, dann ist es höchstwahrscheinlich Kapitalismus, wenn Preise vom Staat festgelegt werden, wie beim Mindestlohn, dann ist es wahrscheinlich eher Sozialismus.

    Stimmt. Wenn man das so definiert, geht das sicherlich auch ohne Staat. Was bleibt, ist meine große Ablehnung gegen den Kapitalismus.
    Wenn ich mit einem anderen Preise verhandeln muss, ist da schon was schief gelaufen. Wenn der es mehr braucht als ich, schenke ich es ihm doch einfach. Und wenn ich etwas möchte, was er nicht braucht, schenkt er mir das Ding. Tauschgeschäfte brauche ich nur, falls die jeweils empfangende Person ein Arschloch ist und immer nur nehmen möchte, statt zu geben. Oder einer sich auf Kosten der anderen bereichern will.


    Die Erfindung von Geld geschah von sehr misstrauischen Personen. Und die Erfindung von Landeigentum und dem ganzen Rest, machte es Einzelnen möglich, andere für sich arbeiten zu lassen. Mit dem Konzept der Erbschaft entkoppelte man das System sogar vom Prinzip Leistung (d.h. wer mehr leistet, verdient auch mehr).


    Mit Kapitalisten kann ich naturgemäß etwas schlechter. Das sind die, die für jeden Gefallen etwas zurück erwarten ... und dich zwingen, die Fahrtkosten auf den Cent genau abzurechnen, damit sie dir etwas genau dem Gegenwert entsprechendes zurück geben können. :waah:

  • Wenn der es mehr braucht als ich, schenke ich es ihm doch einfach. Und wenn ich etwas möchte, was er nicht braucht, schenkt er mir das Ding.

    Bitte zeige mir auch nur ein Beispiel, wo dieses Prinzip in einer Großgesellschaft funktioniert hat.
    Sowas geht vielleicht in einer Kleingruppe mit maximal 1000 Leuten, aber danach? Klar in der Theorie aber in der Praxis, und was ist so schlimm daran, wenn ich etwas für dich tue, tust du auch was für mich. Aber ich verstehe schon was du meinst.
    Außerdem hast du in deiner Gesellschaft dann ein Informationsproblem, ohne Preise ist es eigentlich unmöglich zu wissen, was produziert werden muss, um alle Bedürfnisse zu decken, es sei denn man ist mit einem primitiven und einfachem Leben zufrieden ohne den ganzen coolen Kram, also höhere Technologie.


    Du willst wahrscheinlich nur Besitz aber kein Eigentum, wahrscheinlich sollte man nur das besitzen sollen, was man gerade braucht, aber wer bestimmt das? Führt das nicht zu Konflikten, wenn man sich nicht einig werden kann, wem was gehört? Wie schütze ich mich vor Missbrauch, wenn ein Wildfremder meinen Stuhl ausleiht aber ihn nicht wieder her gibt, oder verschwindet... schwierig

  • @Saya also da enttäuscht du mich jetzt schon. Noch nie was von Blockchain gehört? Blockchain ist mehr als nur eine Währung. Ebay zum Beispiel muss ja nicht unbedingt an Geld gebunden sein. So kann man auch Verträge abschließen, die müssen ja auch nicht unbedingt an Geld gebunden sein, wer was in einer Gesellschafft übernimmt. Also theoretisch ist das schon möglich.

  • Bitte zeige mir auch nur ein Beispiel, wo dieses Prinzip in einer Großgesellschaft funktioniert hat.Sowas geht vielleicht in einer Kleingruppe mit maximal 1000 Leuten, aber danach? Klar in der Theorie aber in der Praxis, und was ist so schlimm daran, wenn ich etwas für dich tue, tust du auch was für mich. Aber ich verstehe schon was du meinst.

    Ab etwa 150 Leuten verliert man in einer Gemeinschaft den Überblick, da hast du recht. Man kann sich dann nicht mehr merken, wer wem wieviel gegeben hat. Dies öffnet die Möglichkeit für Missbrauch, weil es unübersichtlich wird.
    Der Kapitalist möchte daher ein Geldsystem oder ein Tauschsystem, weil er den Mitmenschen unterstellt, ihn bescheißen zu wollen. Er selbst scheint ein Lamm zu sein, aber die bösen Anderen!
    Wie soll er denn sonst kontrollieren, ob andere weniger Leistung in die Gesellschaft einbringen als er selbst?


    Mit neuen technologischen Möglichkeiten fallen mir da heute schon bessere Kontrollmöglichkeiten ein - bin ein Fan von Transparenz (leider benötigen alle meine Kontrollmechanismen irgendeine Organisationsstruktur)


    Egal, viele hier wollen eher was Anarchistisches. Wie wäre es mit, ich gehe davon aus, dass wir alle in einem Boot (auf einem Planeten) sitzen und die meisten Menschen mit mir friedlich koexistieren wollen. Somit bringe ich etwas zum Wohl der Gemeinschaft ein, insoweit wie ich für angemessen halte und helfe allen Mitmenschen, soweit es mir möglich ist. Ob die anderen das auch so machen, kann mir doch egal sein. Nicht jeder kann die gleiche Leistung liefern und bei manchen kann man froh sein, wenn die auf Hartz IV zuhause vor dem Fernseher vergammeln und mir nicht die Arbeitsatmosphäre zerstören. Das muss ich doch nicht andauernd gegenrechnen!
    Wenn mir ein Wildfremder den geliehenen Stuhl nicht mehr gibt und damit verschwindet, dann hab ich halt keinen mehr - na und. Muss ihm ja nicht gleich mein Auto oder 500 Euro leihen. Aber 10 Euro habe ich bereits an einen mir Unbekannten verliehen. Da ich die bis heute nicht wiederhabe, hab ich ihm beim zweiten Mal einfach nichts mehr geliehen und jedem erklärt, wie wenig vertrauenswürdig diese Person ist. Deswegen bin ich dem doch nicht jahrelang böse oder hätte gar versucht, den am Campus irgendwie ausfindig zu machen.


    Die meisten Menschen sind anständig. Studien haben sogar gezeigt, dass wir von Geburt an ohne zu Zögern hilfsbereit sind (was uns dann jedoch bald mitunter durch Kapitalisten abtrainiert wurde). Die paar Ausreißer können wir uns als Gemeinschaft leisten. Meist weiß das Umfeld desjenigen, der sich asozial verhält, eh recht bald Bescheid.


    Und selbst der, der mir heute noch zehn Euro schuldet, wird vielleicht noch heute manchmal geplagt von seinem schlechten Gewissen. Oder warum wäre er danach sonst aus meinem Umfeld auf Nimmerwiedersehen verschwunden? (ich hätte ihn immer wieder erinnert :D )


    Ach was rede ich. Habe gelernt, eingeschworene Kapitalisten kann man nicht überzeugen. Die Angst, mehr gearbeitet zu haben als andere, sitzt zu tief. Die Vorstellung jemand könne von Arbeitslosengeld leben, während er jeden Tag in seine verhasste Arbeit geht, ist unerträglich. Die sollen gefälligst auch leiden.
    Oder das Mantra "Leistung muss sich lohnen", "Wer mehr leistet, muss auch mehr bekommen!". Ich will dem auch gar nicht widersprechen. Kapitalisten kann man ohne Belohnungssystem nicht dazu bringen, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Aber in dem Mantra steckt schon die Negierung der Tatsache:
    Es gibt Menschen, die wollen ihren Beitrag leisten. Es gibt Menschen, die freuen sich, etwas Gutes zu tun. Die brauchen keine Gegenleistung.


    Oder denkst du, ich würde meinen Job machen wegen dem Gehalt? Niemals. Wenn ich Kapitalist wäre, würde ich als Physiker irgendwas entwickeln, was die Umwelt noch mehr vernichtet, weil es mehr Kohle bringt! Zum beispiel Handymodelle, die nach spätestens zwei Jahren kaputt gehen, damit man neue verkaufen kann. Ja, das ist Kapitalismus.
    Scheiß auf die Gemeinschaft, mir am Meisten, dem Rest so wenig wie nur irgend möglich.

  • Eine etwas nüchterne Bewertung aus der jüngeren Pop-Kultur



    Grundsätzlich ein Aspekt, der zu wenig berücksichtigt wird: Die (mangelnde) Empfänglichkeit einer gesellschaftlichen Mehrheit für tiefgreifende Veränderung, abseits vom Widerstand repressiver Institutionen.

  • Als Antwort auf die erste Frage von Dian:
    Wie wäre es denn mal mit Anarcho-Anarchismus? Sorry. War nur ein Scherz...


    ...trotzdem: "Kommunismus" ist oft nur die verkappte Form von einer Diktatur (- im funktionstüchtigsten Fall: "Die Herrschaft der Mehrheit über sämtliche Minderheiten."), und Kapitalismus führt sogar beinahe schon automatisch zum Gegenteil von "Herrschaftslosigkeit" - in meinen Augen sollte man diese Gesellschafts-Konzepte daher nicht mit echtem Anarchismus in Zusammenhang bringen: Die haben allesamt nichts mit der ursprünglichen Idee dahinter zu tun! Gibt es vegane Fleischfresser? Irgendwie finde ich die VERBINDUNG solcher Begriffe absurd...

    Ich kann dich da ein Stück weit verstehen. Nur ist es eben wichtig zu wissen über was man da redet. Ein System sollte einer Meinung auf dem Papier wenigstens ansatzweise funktionieren, bevor man es in die Praxis umsetzt. Vielleicht kommt da der Theoretiker in mir durch, aber ich beleuchte soetwas vorher gern im theoretischen von allen Seiten und hole gern Meinungen dazu ein.


    Auf jeden Fall gefällt mir der Begriff "Anarcho-Anarchismus" und damit implizite Rebellion gegen Anarcho-Kommunismus und Anarcho-Kapitalismus. Jetzt würde ich dich allerdings noch bitten dieses Konzept möglichst detailliert zu beschreiben, da ich mir unter dem Begriff nicht wirklich ws vorstellen kann. Ich habe so eine Idee, aber würde es dennoch gern ersteinmal von dir hören :)

  • Stinknormale Herrschaftslosigkeit bezeichne ich "nur" mit Anarchie.


    Für mich sind die Konzepte Anarchokommunismus und Anarchokapitalismus jeweils absolut wiederspruchsfrei definierbar (also in der Theorie). Meiner Meinung nach wirkt diese Differenzierung gerade der Verwirrung entgegen. Denn 10 Leute geben dir auf die Frage, was für ihrer Meinung nach Anarchie bedeutet, unterschiedliche Antworten. Und gerade im letzten Jahrhundert haben sich eben zwei Hauptströmungen gebildet.


    Das man durch die Differenzierung das Konfliktpotenzial erhöht, ist ein negativer Nebeneffekt. Der entsteht vor allem dadurch, dass sich jeder dann automatisch gezwungen sieht sich in diese Schubladen einzusortieren. Dazu sind sie aber nicht gedacht. Konkret stellen die genannten beiden Möglichkeiten nur die beiden Extrempole eines ganzen Spektrums an Möglichkeiten dar, bei eindimensionaler Betrachtung. Das ist einfach Modellierung um die Theorien zu vereinfachen. Leider sieht Modellierung oftmals aus wie Schwarz-Weiß-Denken und deshalb muss man damit vorsichtig umgehen. Es geht mir überhaupt nicht darum irgendjemanden zu spalten. Meine Absicht ist eine modelltheoretische Grundlage für kontroverse und konstruktive Diskussionen zu liefern.


    Ich habe deinen Thread leider erst gesichtet nachdem ich obige Antwort erstellt hab ;) Den schaue ich mir auf jeden Fall noch an. Aber ich kann dir nicht versprechen wann. Ich habe derzeit praktisch eine 60-Stunden-Woche :D


    Nein, ich studiere (noch) nicht Philosophie. Aber das steht auf der Liste meiner Lebensziele sehr weit oben ;) Ich habe mich für mein Erststudium gegen Philosophie und für Mathematik entschieden, weil ich Mathe auch mega faszinierend finde und man damit sogar sehr gute Chancen auf dem Arbeitssmarkt hat.


    Ich klaue nicht. Ich habe in diesen Forum auch schon Projektideen veröffentlicht, mit denen man vermutlich sogar richtig Geld verdienen könnte, wenn man das möchte^^