Versteckter Sexismus?
Würde gern einmal hören, wer Erfahrungen damit hat und wie ihr allgemein zu der Thematik steht. Ob ihr es verstehen könnt oder ob ihr damit so gar nichts anfangen könnt. Ist das 1. Mal, dass hier überhaupt in einem Forum eine Thematik anspreche.
In allererster Linie muss ich sagen, dass ich schon immer dieses Gefühl gehabt hatte, dass allgemein von Frauen in dieser Gesellschaft viel zu viel erwartet wird. Mal ist es offensichtlicher, mal weniger. Es ist so ein Gefühl, das nur verschwindet, wenn ich komplett für mich allein gestellt bin. Sobald da Leute sind, fühle ich mich durch eine Metaebene an Richtlinien unterdrückt, was sich dann auch irgendwann bemerkbar macht, je länger mich eine Person kennt. Habe einige Menschen gefunden, die damit umgehen können, doch irgendetwas schaltet da in ihren Gehirnen, dass sie immer noch so denken, wie vor etwa 200 Jahren. Sie akzeptieren mich etc. und das finde ich erst einmal gut. Was mich aber stört, ist die Tatsache, dass ich mit der unangepassten Art, die ich mir jahrelang erkämpfen musste, nie jemanden im realen Leben zu finden scheine, der eine Beziehung mit mir eingehen würde, ohne mich verändern zu wollen(spreche hier von dieser Projektion des Stereotypen einer Frau, der gesellschaftlich akzeptiert wird).
Das ist nämlich der Punkt, den ich hiermit ansprechen wollte: ein Sexismus, der immer noch greift, obwohl man Frauen mittlerweile die gleichen Rechte eingesteht. Natürlich braucht es seine Zeit, bis veraltetes Denken aus einer Gesellschaft entfernt wird und es auch einmal im Mainstream ankommt. Nur kommt es mir so vor, als wenn gewisse Katalysatoren zum Tragen kommen, die das Ganze wieder zurückdrehen wollen. Es gibt da diese sexistischen Rapper und die von der Jugend verherrlichte Ghettokultur, ebenso die Zwänge der Alten, in deren Denken es nicht hereinpasst, wenn man als Frau seine Familie ablehnt und Kinder nicht zu mögen scheint oder sich für "typisch männliche Dinge" interessiert, wie etwa Autos, Motorräder, Computer und Extremsport. Auf der einen Seite hatte ich immer die Sehnsucht verspürt endlich einmal jemanden zu finden, der nicht so ist und einen mit allen Eigenschaften akzeptiert, die man besitzt. Das trieb mich bisher in einige Beziehungen, die sehr zweifelhaft waren und in denen ich komplett objektifiziert worden war. Manchmal war man halt eben viel zu gutmütig und hat einigen Leuten zu viel Vertrauen geschenkt. Hinzu kommt noch, dass ich immer auf meinen Körper geachtet hatte mit Sport und gesunder Ernährung, weswegen ich für viele eine akzeptable, trainierte Figur besitze.
Aber irgendwie möchte ich diesen Körper nicht mehr haben, obwohl ich mich damit gesund fühle. Nie mehr möchte ich als Puppe gehandhabt werden, die sich von so Vollidioten, die nichts verstanden haben, ankleiden oder auch einmal ungefragt angrabschen lässt(diese Leute hatten dann meist eine Faust im Gesicht oder einen Fuß zwischen den Beinen). Diese nicht erlaubten Berührungen spüre ich, obwohl einige davon schon Jahre her sind, immer noch auf meinem Leib und verachte Menschen dafür, dass sie zu so etwas fähig sein können. Es ist wie ein Nagel, der sich ins Gehirn gebohrt hat und den man nicht mehr herausziehen kann. Es sind Narben, die niemals wieder verblassen werden und alles nur, weil gewisse Menschen ihren Egoismus nicht unter Kontrolle haben können...Irgendwie kriegen die wenigsten männlichen Individuen in den Kopf hinein, dass eine Frau, die auf ihre Gesundheit achtet, nicht gleich willig ist oder dass man Sport nicht ausschließlich deswegen treibt, weil man dem anderen Geschlecht gefallen möchte. Es übersteigt wohl das Denken der meisten Leute hier in meiner Stadt.
Manchmal wünsche ich mir deshalb einen vollkommen geschlechtslosen Körper, damit man endlich vergessen kann. Doch das ist ja noch nicht möglich und jede Aktion bricht alte Narben wieder auf, die ich schon seit meiner Kindheit trage und hatte jetzt keine Missbrauchserfahrung gehabt etc. Es sind vielmehr die kleinen Dinge, die sich angesammelt und hinterher zu einem Trümmerhaufen angehäuft haben.
Die wenigsten Menschen, die ich darauf angesprochen habe, wissen überhaupt, was ich damit aussagen wollte. Deswegen dachte ich mal, dass ich es hier versuche und ob es hier vielleicht Leute gibt, die ähnlich empfinden oder die auch einen ganz anderen Blick auf die Sache haben, um einmal andere Meinungen als die Üblichen darüber zu hören.