Sind wir erwacht?

  • Kann man sagen dass wir erwacht sind ?


    Es kommt ja auf die Definition des Wortes an.

    Sagen wir , Erwachen bedeutet die Dinge oder so zu sehen wie sie sind.


    Es gibt zb Menschen die garnicht verstehen können warum man gegen diese Gesellschaft sein soll.

    Oder Menschen die dieses Gesellschaftssystem ganz gut finden.



    Und dann gibt es Menschen wie uns die einfach nur sehen wie diese Gesellschaft wirklich ist .

    Wir sehen alles negative und schlechte darin .


    Natürlich hat diese Gesellschaft auch gutes hervorgebracht.

    Wir wissen aber das wir auf jeden Fall eine neue Gesellschaft brauchen , etwas anderes und besseres .


    Nur andere sehen das nicht.


    Was meint ihr?

  • Wen meinst du mit 'Wir'? In Bezug auf die Unity sehe ich nicht viel 'Erwachtes'. Rückblickend war das eher ein virtueller Ort für freakige Außenseiter bzw. Menschen, die irgendwie nicht in die Gesellschaft 'reinpassen' (oft gar nicht aufgrund irgendwelcher tiefgreifender Erkenntnisse, sondern eher aufgrund von psychischen Krankheiten, traumatischen Kindheitserfahrungen etc.) bzw. kein 'geregeltes Leben' führen können oder wollen. Wenn es tatsächlich um gesellschaftliche Veränderungen oder auch nur fundierte Kritik der Verhältnisse gehen soll, sucht man besser woanders. Die Unity ist im besten Falle ein Ort für die persönliche Resilienzentwicklung, das 'Kriegerbewusstsein', das sie von irgendwelchen klassischen Kummer- oder Außenseiter-Foren abhebt. Das ist für mich die zentrale Lehre aus 20 Jahren Unity, gerade auch vor dem Hintergrund der Selbsttötungen, die wir hier leider hatten.

  • "Die Dinge so zu sehen, wie sie sind..."

    Das würde aber auch bedeuten, dass es so etwas wie eine einzige, ultimative Wahrheit gibt, zu der es keine zwei Meinungen geben kann, weil ein jeder ausreichend intelligente Mensch, der objektiv und unmanipuliert an ein bestimmtes Thema herangeht, auf die gleichen Schlussfolgerungen kommen muss.

    Man könnte z.B. sagen, das Wissen, dass Nazis scheiße sind und deren politische Vorstellungen konsequent zu Ende gedacht zu nichts Gutem führt, ist so eine ultimative Wahrheit.

    Nun ist aber leider in den seltensten Fällen so eine dermaßen eindeutige Antwort möglich. Für viele Ansichten gibt es sowohl Argumente, die dafür sprechen, als auch Argumente, die dagegen sprechen. Nehmen wir das Asylrecht zum Beispiel. Wo ist da die eindeutige Antwort, was ultimativ richtig ist? Jeden rein lassen, weil man Hilfesuchenden helfen muss? Niemanden mehr rein lassen, weil das Land sonst überfordert ist? Oder eben irgendein wie auch immer gearteter Kompromiss dazwischen?

    Also ich sehe da jedenfalls keine ultimative Antwort, sondern dass es letztlich immer darauf hinauslaufen wird, Argumente für sich persönlich zu gewichten, und je nach persönlicher Hintergrundgeschichte und eigenen Erfahrungen werden "aufgeklärte" Menschen dann selbst bei gleicher Faktenlage höchstwahrscheinlich zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.

    Sieht man ja auch hier im Forum, wie fundamental gegensätzlich manche Dinge bewertet werden von den Usern, sobald man etwas mehr ins Detail geht, selbst wenn eine grundsätzliche Übereinstimmung in vielen Fragen existiert.

    Und ich denke nicht, dass dies daran liegt, dass die einen noch nicht so ganz erwacht sind, und die anderen halt schon. Es ist wohl eher so, dass man eben eine unterschiedliche Wahrnehmung hat und andere Prioritäten setzt.


    Nun könnte man ja sagen, "erwacht sein" bedeutet einfach, dass man unempfindlich für Propaganda und Manipulation jeglicher Art ist und in der Lage ist, auch seine eigene Prägung und Sozialisation kritisch zu hinterfragen, ebenso wie die ideellen Werte, denen man sich verbunden fühlt.

    Aber kann jemand das wirklich von sich behaupten? Kann ein Mensch geistig überhaupt komplett unbeeinflusst sein von der Umgebung, in der er aufgewachsen ist und in der er lebt?

    So gesehen würde ich gerade eher dazu tendieren, dass ein Zustand des "Erwacht seins" entweder ein unerreichbares Ideal ist, dem man sich höchstens annähern kann. Oder dass wir die Messlatte für die Bedeutung dieser Floskel eben niedriger ansetzen müssen, indem wir zum Beispiel sagen "erwacht sein" heißt einfach nur, dass man alles mit etwas mehr kritischem Abstand betrachtet als der Durchschnittsbürger.

  • Dian

    Ich meinte mit „Die Dinge so zu sehen wie sie sind „ nicht dass man damit die ultimative letzte Wahrheit kennt und auch nicht dass man allwissend ist oder immer alles weiß .


    Eher das man eine relativ gute Wahrnehmung hat und einfache Tatsachen erkennen kann und offen ist um Neues zu lernen .

    Weil man an sich arbeitet.


    Meiner Meinung nach muss man asylsuchende in ganz Europa verteilen . Vielleicht wäre das eine Lösung .ein Land kann nicht alle aufnehmen .


    Und Erwachen bedeutet auch eher die Grundlagen über das Menschsein zu verinnerlichen.aber sich auch die Gesellschaft und Welt genau anzuschauen .


    Ich assoziiere damit was bestimmtes.

  • Das sind aber eher Allgemeinplätze. Was sind denn die Grundlagen des Menschseins? Man kann diese Frage auf unterschiedlichen Ebenen (philosophisch, biologisch, anthropologisch, esoterisch ;) etc.) beantworten und wird dementsprechend verschiedene Antworten und Perspektiven erhalten.

    Was sind denn einfache Tatsachen, und was folgt aus deren Erkenntnis?

    Was genau assoziierst du damit?

  • So gesehen würde ich gerade eher dazu tendieren, dass ein Zustand des "Erwacht seins" entweder ein unerreichbares Ideal ist, dem man sich höchstens annähern kann. Oder dass wir die Messlatte für die Bedeutung dieser Floskel eben niedriger ansetzen müssen, indem wir zum Beispiel sagen "erwacht sein" heißt einfach nur, dass man alles mit etwas mehr kritischem Abstand betrachtet als der Durchschnittsbürger.

    Selbst wenn man die Messlatte so extrem niedrig ansetzt, stellt sich die Frage, wer dieser 'Durchschnittsbürger' denn konkret sein soll. Diese Kategorisierung anderer als 'Durchschnittsbürger' sagt vielleicht mehr über einen selbst aus, als einem bewusst ist. Wenn man größtenteils mit unkritisch denkenden Personen umgeben ist, zeigt sich darin eben das Verhaftetsein in einem bestimmten Milieu. Die Gesellschaft ist heute so ausdifferenziert wie vermutlich noch nie, da es eine nie dagewesene Flut an Informationen und Meinungen gibt, die auf einen einströmen. Wenn man es hier nicht hinbekommt, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, dann entsteht natürlich der Eindruck, man selbst sei der einzige mit Durchblick und die anderen alle unkritisch oder Mitläufer.