Krieg in der Ukraine

  • Nun ist es wohl so weit. Es war ja absehbar.


    Was denkt ihr über die Situation?


    Ich hab persönlich Sorge, dass sich dies zu einem größeren Flächenbrand ausbreitet. Und auf ein Kriegserlebnis in meinem Leben würde ich eigentlich gerne verzichten. Besonders ätzend ist mal wieder die Tatsache, dass unbeteiligte Menschen leiden müssen für die Machtspiele größenwahnsinniger Politiker.

  • Lügenbaron Putin, der natürlich niemals die Absicht hatte, einen Krieg anzuzetteln, hat es nun doch getan. Suprise, Suprise. Ekelhaft. Und mit ihm alle, die willenlos zu den Waffen greifen, weil sie das Töten diktiert bekommen haben. Es ist wirklich jedes Mal das Gleiche. Und wie jedes Mal, wird es auch diesmal nur Verlierer geben.

  • Der Konflikt lädt zu einer Menge whataboutism ein, der natürlich auch nun abgespult wird, teilweise auch zu Recht. ('völkerrechtswidrige' Angriffe der NATO in der Vergangenheit, Überfall der Türkei auf Rojava etc.). Man hat aber schon den Eindruck, dass Russland bzw. der neue russische Faschismus immer ein wenig außen vor war, wenn es um Kritik von Seiten derjenigen ging, die ansonsten in Bezug auf NATO und auch Türkei deutlichere Worte fanden. Putinversteher findet man eben nicht nur im rechten Lager. Dabei ist Faschismus schon das richtige Wort. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie einer meiner Philosophie-Dozenten damals die Umbettung des weißen Generals Denikin nach Moskau durch Putin als Ausdruck eines neuen großrussischen Nationalismus deutete, der vom Westen unbemerkt bliebe.

    Wenn man hierzulande als Normalo was tun will, wäre es vllt. tatsächlich eine gute Idee, den Putin-Freunden in gewissen Lagern deutlicher in den Arsch zu treten. Letztlich äußert sich hier ein Ungeist, der im Keim erstickt werden sollte (wobei es mit dem 'Wehret den Anfängen' ohnehin viel zu spät ist).

  • Hieß es nicht mal in den Medien, in der Ukraine gäbe es viele Faschisten? :hmm:

    Jetzt scheinen sie der letzte Außenposten im Kampf für Demokratie, Menschenrechte und unser aller Freiheit zu sein, die bald nicht mehr am Hindukusch verteidigt werden wird, sondern im Donbass.


    Und nein, ich mag Putin nicht. Mich kotzt der Typ genauso an, wie es mich auch ankotzt, wie in Russland mit Regimekritikern und Andersdenkenden umgegangen wird.

    Wenn es nach mir ginge, würden seine Truppen nicht weiter kommen als bis Novikrasnoschewsk. :huntsman: (Dem Forum fehlt definitiv noch ein Fuchs-Smiley)


    Das wirklich Erschreckende ist aber, dass sowas im 21. Jahrhundert immer noch funktioniert. Die Menschheit scheint kein bisschen reifer oder intelligenter zu werden.

    Nicht nur, dass Putin so viele willige Idioten im ganzen Land hat, die sofort von der Klippe springen würden, wenn er das Kommando dazu gibt... sondern genauso erschreckend ist es auch, wie die USA sich jetzt wieder als Friedensbewahrer und unser aller Beschützer inszenieren. Man wird wieder Waffen liefern... Olaf Scholz, der Gerüchten zufolge der neue deutsche Bundeskanzler ist, wird sich auch schön inszenieren bei irgendwelchen Vermittler-Gesprächen... die Menschen werden ihm huldigen, sie werden dem ganzen Politiker-Pack huldigen, Panik schieben, vielleicht sogar über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht nachdenken... ein paar neue Atomraketen stationieren zur Abschreckung schadet sicher auch nix...

    Die kapieren es einfach nicht. Die kapieren es alle nicht. Krieg und Faschismus beginnt nicht da, wo jemand in ein anderes Land einmarschiert, sondern bei jedem Typ, der ne Uniform anzieht und sich von irgendwelchen Politikern vorschreiben lässt, was er zu machen hat.... bei jeder Waffe, die gekauft wird, für welche Armee auch immer... bei jeder Stimme, die man den etablierten Parteien gibt bei den Wahlen.

    Und natürlich bei jedem Fußballspiel, das von Gazprom oder Flying Emirates gesponsort wird, wo sich auch jahrelang niemand dran gestört hat, dass diese zu faschistischen Regimen gehören. Gerade eben hat man noch über zwei Wochen lang mit den chinesischen Oberfaschisten, die mindestens so faschistisch sind wie Putin, ein großes Sportfest veranstaltet.

    Soll ich jetzt rumheulen, weil Putin in die Ukraine einmarschiert?

    Alles hängt mit allem zusammen. Und solche Dinge werden in einer Welt, in der so viel Dummheit und Ignoranz kultiviert wird wie in der unseren, immer wieder passieren.

    Mögen sie alle miteinander zur Hölle fahren!

  • Hieß es nicht mal in den Medien, in der Ukraine gäbe es viele Faschisten? :hmm:

    Jetzt scheinen sie der letzte Außenposten im Kampf für Demokratie, Menschenrechte und unser aller Freiheit zu sein, die bald nicht mehr am Hindukusch verteidigt werden wird, sondern im Donbass.

    In meiner Wahrnehmung wurde die Ukraine eigentlich in den westlichen Medien schon seit der 'Revolution' eher positiv dargestellt und die Existenz von Faschisten eher kleingeredet.

    Ein anarchistischer Blick auf die Dinge:

    War and Anarchists: Anti-Authoritarian Perspectives in Ukraine
    Anarchists from Ukraine explore the 2014 Maidan protests, the ascendancy of fascists, civil war, and the threat of war with Russia.
    de.crimethinc.com


    Im Moment geht es wohl nur noch ums Überleben zwischen den Fronten. Aber Wegducken ist auch keine Lösung.


    "Anarchists in Ukraine, Belarus, and Russia mostly support Ukrainian independence directly or implicitly. This is because, even with all the national hysteria, corruption, and a large number of Nazis, compared to Russia and the countries controlled by it, Ukraine looks like an island of freedom. This country retains such “unique phenomena” in the post-Soviet region as the replaceability of the president, a parliament that has more than nominal power, and the right to peaceful assembly; in some cases, factoring in additional attention from society, the courts sometimes even function according to their professed protocol. To say that this is preferable to the situation in Russia is not to say anything new. As Bakunin wrote, “We are firmly convinced that the most imperfect republic is a thousand times better than the most enlightened monarchy.”

    There are many problems inside Ukraine, but these problems are more likely to be solved without the intervention of Russia.

    Is it worth it to fight the Russian troops in the case of an invasion? We believe that the answer is yes. The options that Ukrainian anarchists are considering at the present moment include joining the armed forces of Ukraine, engaging in territorial defense, partisanship, and volunteering.

    Ukraine is now at the forefront of the struggle against Russian imperialism. Russia has long-term plans to destroy democracy in Europe. We know that little attention has yet been paid to this danger in Europe. But if you follow the statements of high-profile politicians, far-right organizations, and authoritarian communists, over time, you will notice that there is already a large spy network in Europe. For example, some top officials, after leaving office, are given a position in a Russian oil company (Gerhard Schröder, François Fillon).

    We consider the slogans “Say No to War” or “The War of Empires” to be ineffectual and populist. The anarchist movement has no influence on the process, so such statements do not change anything at all.

    Our position is based on the fact that we do not want to run away, we do not want to be hostages, and we do not want to be killed without a fight. You can look at Afghanistan and understand what “No to War” means: when the Taliban advances, people flee en masse, die in the chaos at the airports, and those who remain are purged. This describes what is happening in Crimea and you can imagine what will happen after the invasion of Russia in other regions of Ukraine."

  • ..und hier nochmal auf Deutsch (auch als kleiner Denkanstoß für alle Dummbatzen, die leichtfertig an den falschen Stellen von 'Faschismus' faseln : https://de.crimethinc.com/2022…rspektiven-in-der-ukraine


    Die Anarchist*innen in der Ukraine, in Belarus und in Russland unterstützen meist direkt oder implizit die ukrainische Unabhängigkeit. Das liegt daran, dass die Ukraine trotz aller nationalen Stimmungsmache, Korruption und einer großen Zahl Nazis im Vergleich zu Russland und den von ihm kontrollierten Ländern wie eine Insel der Freiheit wirkt. Dieses Land bewahrt solche im post-sowjetischen Raum ›einzigartigen Phänomene‹ wie die Abwählbarkeit des Präsidenten, ein Parlament, das mehr als nur nominelle Macht hat, und das Recht, sich friedlich zu versammeln; in einigen Fällen, wenn die Öffentlichkeit gerade darauf achtet, funktionieren die Gerichte manchmal sogar gemäß ihrem erklärten Protokoll. Zu sagen, dass dies besser ist als die Situation in Russland, ist nichts Neues. Wie Bakunin schrieb: »Wir sind fest davon überzeugt, dass die unvollkommenste Republik tausendmal besser ist als die aufgeklärteste Monarchie.«

    In der Ukraine gibt es viele Probleme, die aber am ehesten ohne die Einmischung Russlands gelöst werden können.

    Ist es sinnvoll, im Falle einer Invasion gegen die russischen Truppen zu kämpfen? Wir glauben, dass die Antwort darauf Ja lautet. Zu den Optionen, die ukrainische Anarchist*innen derzeit in Betracht ziehen, gehören der Beitritt zu den Streitkräften der Ukraine, die Beteiligung an der Territorialverteidigung, der Aufbau von Guerilla Einheiten und die Bereitstellung von zivilen Freiwilligen.

    Die Ukraine steht jetzt an vorderster Front im Kampf gegen den russischen Imperialismus. Russland hat langfristige Pläne, die Demokratie in Europa zu zerstören. Wir wissen, dass dieser Gefahr in Europa bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Aber wenn mensch die Äußerungen hochrangiger Politiker*innen, rechtsextremer Organisationen und autoritärer Kommunist*innen verfolgt, wird mensch mit der Zeit feststellen, dass es in Europa bereits ein großes Spionagenetz gibt. So erhielten beispielsweise einige Spitzenbeamte nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt einen Posten in einer russischen Ölgesellschaft (Gerhard Schröder, François Fillon).

    Wir halten Slogans wie »Nein zum Krieg« oder »Der Krieg der Imperien« für unwirksam und populistisch. Die anarchistische Bewegung hat keinen Einfluss auf den Prozess, daher ändern solche Aussagen überhaupt nichts.

    Unsere Position basiert auf der Tatsache, dass wir nicht weglaufen wollen, dass wir keine Geiseln sein wollen und dass wir nicht kampflos getötet werden wollen. Am Beispiel Afghanistans kann mensch nachvollziehen, was »Nein zum Krieg« bedeutet: Als die Taliban vorrückten, flohen die Menschen massenhaft, starben im Chaos auf den Flughäfen, und die Zurückgebliebenen wurden verfolgt. Dies beschreibt, was auf der Krim geschieht, und mensch kann sich vorstellen, was nach dem Einmarsch Russlands in anderen Regionen der Ukraine geschehen wird.

  • Ich hatte sehr gehofft, dass es nicht so weit kommt.


    Die Menschen kommen nicht zur Ruhe. Das ist das eigentliche Problem.


    So direkt im Anschluss der Pandemie und ihrer Maßnahmen jetzt noch einen Krieg, bedeutet nichts anderes als dass eine Angst die nächste Angst ablöst.

    Und Angst frisst Hirn.

    Es wird zunehmend Kurzschlussreaktionen geben und Schnellschüsse. Hier sehe ich die große Gefahr.

  • Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

    Doch was, wenn der Krieg bei einem beginnt?

    Gehen oder bleiben - an der Front stehen

    oder Provokation vermeiden?


    Zwergstaat gegen Atommacht

    ein weiterer Greis, der sich ins Fäustchen lacht

    Nicht erst seit heute finanzieren wir ihn

    warme Füße beschert uns der Putin


    Eine Hand am Zünder der Rakete

    es geht um ein Weltreich und um viel Knete

    Einfluss und Macht, das ist sein Ding

    Snowden schweigt vieldeutig

    wes Brot ich ess, des Lied ich sing


    Merkels Fortgehen gerade noch abgewartet

    dann beim Scholzomat die Aktion gestartet

    Zum Glück ist Trump weg, sonst Weltkrieg 3

    ich hoffe, dieser Krieg ist bald vorbei

  • Zum Glück ist Trump weg, sonst Weltkrieg 3

    Wer weiß... vielleicht hatte Putin ja ursprünglich vor, die Ukraine schon viel früher einzunehmen, und hat es nur deshalb so lang herausgezögert, weil er selbst ein bisschen Schiss vor Trumps Unberechenbarkeit hatte. Oder vielleicht hatten die beiden ja auch einen geheimen Deal. Da halte ich nichts für unmöglich. Aber klar, wäre Trump noch an der Regierung, hätte man sich schon deutlich mehr Sorgen machen müssen, dass es eskalieren könnte, als jetzt unter , äh, wie heißt der tattrige Opa mit dem Schäferhund... Biden, glaube ich. :D


    Generell frage ich mich aber schon, was zur Hölle Putin langfristig eigentlich bezweckt mit dieser Aktion.

    Kurzfristig, klar, ist so ein Krieg immer gut, um von innenpolitischen Problemen abzulenken und der Welt zu demonstrieren, wie stark seine Armee ist. Und er will am liebsten eine willige Marionettenregierung in der Ukraine, damit Russland nicht direkt an die Nato und deren Verbündeten grenzt... ok, soweit hab ich das schon verstanden...

    Aber Russland hat sich damit ja jetzt auch ziemlich isoliert international, und das dürfte wohl kaum nach dem Abzug der Truppen gleich wieder vergeben und vergessen sein. Das bedeutet langfristig über viele Jahre ein deutlich schlechteres Verhältnis zum Westen. Ok, da gäbe es noch China und diverse arabische Diktaturen als Verbündete... trotzdem würde Russland dann wieder in etwa so dastehen wie damals die Sowjetunion. Und es müsste doch eigentlich auch Putin klar sein, warum die Sowjetunion damals gescheitert ist. Weil sie einfach nicht konkurrenzfähig war, und russische Technik auf Dauer nicht gut genug ist, um damit ein Weltreich am Laufen zu halten.

    Davon ist in der Zwischenzeit doch nichts besser geworden. Das Land ist doch am Arsch... Zumindest, sobald man sich mal fünfzig Kilometer von Moskau oder den paar anderen modernen Metropolen entfernt. Also wie soll das auf Dauer funktionieren? :wandrenn:

  • Zum besseren Verständnis ist es hilfreich auf Adenauer zurückzublicken, der sinngemäß sagte,

    wir müssen mit Russland reden, auf ihre Sorgen und Ängste eingehen und sie nicht provozieren, gleichzeitig müssen wir Einigkeit und Wehrhaftigkeit zeigen.


    Meines Erachtens wurden in den letzen 15 Jahren alle diese Punkte geradezu komplementär missachtet.