Zukunftsszenarien/-entwürfe

  • Ich bin nicht überzeugt davon, dass es sich großartig, sowie nicht allzu realitätsfern über die Zukunft spekulieren lässt - dafür ist der Freiraum mit den offenen Möglichkeiten zu überragend, wenn man nicht gerade eine deterministische Erleuchtung mit Löffeln gefressen hat. Aber weil auch die Realität so herrlich subjektiv ist und mich das beschäftigt, schreibe ich es mal nieder.


    Der technische Fortschritt und die Weiterentwicklung finden statt (na gut, hier in Deutschland weniger sichtbar und in den Alltag integriert als in anderen wirtschaftlich starken Industriestaaten wie Japan) und der steigende Einfluss als die Ursache für Arbeitslosigkeit bleibt nicht aus.

    Nun, bei diesen Weltverbesserungsversuchen geht es grundlegend darum, das Leben zu "erleichtern", weniger Arbeit, Mobilität und nicht zuletzt auch Wachstum, weswegen eine Spaltung naheliegt. Wenn die meisten menschlichen Arbeitsplätze durch Maschinen, Computer und weitere Algorithmen ersetzt werden würden und der Staat rechtzeitig eine Alternative, wie z.B. Hartz-IV für alle jetzt überflüssigen Seelen ausdenken würde - wäre das "Ziel" erreicht?

    Aber das scheint bereits an der reinen Entwicklung zugrunde zu gehen, denn wenn Arbeitslosigkeit nur nach und nach zunimmt, während sie erst zu einem "Konflikt der Öffentlichkeit" heranwächst, steigt dem Geldgeiz zufolge der Kontrast zwischen arm und reich - "betätigt und arbeitslos" - Kapitalisten und Besitzlose. Und weil Deutschland erstmal jahrelang damit beschäftigt sein wird, über die besagte Alternative nachzudenken und dabei ja nicht zu viel herzugeben, ist die logische Konsequenz der Zusammenbruch.


    Aber gehen wir doch davon aus, dass wir diese Phase überlebt oder übersprungen haben und die Versuche mit dem Fortschritt erstaunlicherweise geglückt sind. Drücken wir ein Auge zu, denn die Voraussetzung ist eine allgegenwärtige Zufriedenheit und das Glück aller Menschen, was schon deswegen nicht zu erreichen ist, weil mir ein Paradies dieser Art einfach dystopisch erscheint. :D

    Angenommen, wir sind alle in dieser Hinsicht glücklich, zur Arbeit wird niemand gezwungen, die Technik versorgt uns - es resultiert Stille.

    Werden die Leute überhaupt noch Lust haben, sich mit Kunst, Literatur und weiterem Kram zu befassen oder verkümmert dieses Phänomen, weil es um dem Alltag zu entfliehen nicht mehr weiter erforderlich ist? Bleibt ihnen überhaupt etwas anderes übrig oder folgt nun die Zerstörung? Stillstand bis zur Selbstvernichtung, um diese zu durchbrechen.

    Eine fragwürdige Welt ...

    Welche Erwartungen gelten dann noch an die Gesellschaft? Vielleicht bleibt noch immer die Erforschung zur Abwehr von Krankheiten und Naturgewalten, selbst wenn sie die Menschen unsterblich machen, was wünscht man sich für die Welt? Hier rede ich weniger von der eigenen Lebenserfüllung und beziehe mich auf die tatsächlich auf die Gesellschaft.


    Um eine höchst spekulative Variante anzukratzen: Die Menschen leben Jahrzehnte/Jahrhunderte zufrieden vor sich hin und verlernen dabei das Wesentliche, was sie früher den Maschinen überließen. Eines Tages wird der Bann durchbrochen und sie beginnen von Vorne. So etwa wie in dem Film "Wall-E". Ein furchtbarer Kreislauf, der immer wieder erneut beginnt, sobald der erforderliche Stand der Technik erreicht ist, bis wir endgültig von der Natur ausgelöscht werden.


    Oder - um auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren - es geht Tag für Tag so weiter und wir Blicken mit großen Zukunftsillusionen und dem Trugschluss nach Vorne, dass sie schon eines Tages eintreffen werden.


    Ist es folgerichtig, dass eines Tages nur noch die Vernichtung übrig bleibt, eine Destruktivität, weil die Prämisse des Fortschritts eine grundsätzlich falsche ist? Ich könnte es mir vorstellen, keine Sicht zum Fundament, da es fortwährend weiter überbaut und gestützt wird. Eine Fassade, die alles uns Bekannte, sowie das System selbst in seiner zähen Masse verschlingt und die Einsicht fast unmöglich macht.


    Erscheint euch etwas davon plausibel? Warum? Welche der Versionen würdet ihr für euch persönlich und für die Gesellschaft bevorzugen oder fällt euch mehr dazu ein?

  • Es gab auf diesem Planeten bereits eine Zeit, in der weder Geld, noch Arbeitspflicht existierten. Idyllisch war es trotzdem nicht, sondern gegenseitige Kämpfe und das Streben nach geldähnlichen Gütern waren dennoch vorhanden. Nur waren es dann eben kostbarere Gewürzte, Früchte oder Waffen.

    Mit letzteren bekam man gleich noch Macht. Die Wurzel allen Übels. Macht über andere war sowieso immer etwas, worauf viele der Spezies Mensch ganz versessen waren. Das hat sich auch heute nicht geändert - trotz unseres inzwischen gestiegenen Wohlstands und der rasanten allgemeinen Entwicklung.

    Schon dass im Jahre 2021 noch Milliarden von Menschen an irgendwelche ausgedachten Märchenfiguren glauben, führt diesen Wahnsinn vor Augen, dass Fortschritt eben nicht unbedingt Klugheit mit sich bringt. Die Generation Tiktok und weitere absurde Trends verdeutlichen das umso mehr.

    Und es zeigt leider auch, dass die Probleme hausgemacht sind. Da ist dann auch die Zeit egal, der Grad an technischen Fortschritt oder die Überwindung von Geldsorgen und Arbeitszwängen. Besonders gut abzulesen ist das an dem ganzen Stars und Sternchen, die keine dieser beiden Hauptsorgen plagen. Ziehen sich deshalb zurück und führen ihr paradiesisches Leben? Das Gegenteil ist der Fall. Mir kommt es so vor, je mehr Geld man hat und je weniger Verpflichtungen, desto größer sind die Skandale, die sich anhäufen. Das soll jetzt keineswegs eine Fürsprache für das Geld- und Lohnsklavensystem sein, eher ein realistischer Blick in die Vergangenheit, ins Jetzt und in die Zukunft. Und die bedeutet, dass durch einen weltumspannenden Wohlstand die Geburtenraten nach oben schnellen werden. Nie hatte man schließlich für seinen Nachwuchs weniger Zukunftssorgen zu befürchten. Und nie war einem selbst so langweilig, um die Zeit mit Kinderkriegen zu verbringen. Mehr Menschen bedeutet aber auch immer mehr Probleme. Nicht nur weil, bei allem technischen Fortschritt, die ganzen Maschinen auch gebaut, gewartet und weiterentwickelt werden müssen, viele Aufgaben lassen sich schlicht durch Technik allein nicht bewältigen. Ich denke hier an Krankheiten, Erziehung und Bildung. Und manchmal reicht schon ein einzelner Virus, um das ganze System kollabieren zu lassen. Langeweile ist leider auch so ein Punkt, der gravierender ausfällt, als man vermuten mag. Es kommt leider nicht von ungefähr, dass viele Menschen aus Frustration und Langeweile geistig degenerieren und sich wie Höhlenmenschen aufführen. Die Angst davor lässt wohl auch die Umfragen zum BGE derart ausfallen, dass die allermeisten weiter arbeiten gehen wollen, selbst wenn sie finanziell ausgesorgt hätten.


    So gesehen dürfte es also nicht lange dauern, bis die Welt denselben Verlauf nehmen wird, wie wir es heute als unseren Alltag kennen. Das kommt ja alles nicht von ungefähr oder hat irgendwer mal so beschlossen, sondern das sind Entwicklungsprozesse von tausenden von Jahren. Und das begann schon zu Zeiten, als staatliches Kontrollrum, menschliche Dummheit, weltumspannende Großkonzerne und tagtägliche Selbstverskalvung, nur um ein Dach über dem Kopf zu haben, noch kein Thema waren. Vor allem machte es auf dem gesamten Planeten die Runde. Ohne eine einzige Ausnahme auf dieser riesigen Erde mit zig verschiedenen Kulturen und geschichtlichen Verläufen. Das Endresultat war doch jedes Mal dasselbe.

  • Das klingt nach einer wahrhaft trostlosen Feststellung, ohne den leisesten Funken Idealismus.

    Die menschliche Natur lässt sich zwar nicht leugnen, aber der Patriotismus (in deinem beschriebenen Zeitalter vielleicht zu Dörfern, Burgen?) gehört definitiv nicht dazu. Ihnen erschienen eben Waren wie z.B. Waffen und zugehörige Macht als begehrtes Gut, weil die Kontrolle über fremde und eigene Bevölkerungen offenbar Vorteile in Form von anderen Waren erbrachte.

    Ist das heute der Fall? Strenggenommen profitiert die Bevölkerung selber in keiner Weise mehr, und noch immer befolgen Soldaten die Befehle des Landes und mördern Massen an Menschen, die sie selbst niemals kannten. Fortschritt bedeutet schon alleine bei diesem Aspekt keine Klugheit, sondern das genaue Gegenteil. Deshalb erscheint mir auch die Möglichkeit des intellektuellen Fortschritts unter den heutigen Umständen schon einigermaßen plausibler, denn die Voraussetzungen stimmen:

    Halbwegs zivilisierte Gebiete sorgen sich in der Regel nicht länger um überlebensnotwendige Ressourcen und neben der eingetrichterten Lebensmoral hindert uns nichts mehr daran, sich mal zusammenzureißen und weiterzubilden.


    Deine Ansicht hat auf jeden Fall seine Berechtigung, doch dann frage ich mich, warum der Fortschritt gerade darauf abzielt, uns die Arbeit abzunehmen, wenn weder der Staat, noch die Menschen selber wirklich damit zurechtkommen können. Es birgt eine gewisse Diskrepanz in sich.

    Was will man dann? Was sollte man wollen und warum?

  • Das klingt nach einer wahrhaft trostlosen Feststellung, ohne den leisesten Funken Idealismus.

    So schaut es aus auf der Welt. Uns allen wohnt ein Menschheitssystem inne, das sich nicht mehr herauslöschen lässt, es sei denn wir selbst werden ausgelöscht. Erst wenn sich daraus etwas neues entwickelt, kann sich etwas neues entwickeln. Solange nur einer von der alten Generation da ist, wird er die Naivität der anderen ausnutzen, sich zum Messias erklären und in missionarischer Weise sein Ansehen zu dem machen, das er gerne in der erloschenen Welt gehabt hätte. Einfach weil es nach den alten Regeln das höchste darstellt, was man als Mensch erreichen kann.


    Du bekommst heutzutage den Wettbewerb, den Neid und das Ausstechen eines vermeintlich reicheren, besseren, schöneren und mächtigeren nicht mehr aus den Menschen heraus. Jedenfalls nicht millionen- oder zwangsläufig milliardenfach, um wirklich eine feste, paradiesische Gesellschaftsform zu etablieren, die weder ausgenutzt, noch von anderen versucht wird zu unterwandern oder zu zerstören.


    Das einzige Gute, auf das wir uns nach Jahrhunderten des Zusammenlebens geeinigt haben, ist, dass der andere seine persönliche Rückzugszone hat, die man nicht betritt, oder er seinen Nahrungsvorrat besitzt, selbst wenn ich kaum etwas habe. Dasselbe gilt auch für Finanzen und Statussymbole. Das allein ist die Quintessenz von unzähligen Kriegen, Reformen, politischen Systemen, Erfahrungen und einem Haufen von Gesetzen und Gerichtsurteilen.

    Könnte man jetzt als Erfolg werten, dass es ja doch irgendwie zu machen geht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Normen nur auf ca. 30 % des Erdballs gelten. Anderswo ist man noch sehr viel rückständiger, was Freiheitsrechte und Individualismus des Einzelnen (oder gar bestimmten Geschlechtern) betrifft. Da gelten dann noch mal nicht die genannten zivilisatorischen Errungenschaften irgend etwas.

    Ihnen erschienen eben Waren wie z.B. Waffen und zugehörige Macht als begehrtes Gut, weil die Kontrolle über fremde und eigene Bevölkerungen offenbar Vorteile in Form von anderen Waren erbrachte.

    Ist das heute der Fall?

    Natürlich. Das hat sich bis heute nicht geändert. Macht ist noch genauso gefragt. Die kann jetzt sogar jeder im kleinen haben, dafür muss man kein König mehr sein. Es reicht schon der cholerische Arbeitgeber, in dessen Abhängigkeit man steht. Oder als raffgieriger Vermieter, dessen Wohnung man bei Massenbesichtigungen genauso unterwürfig beklatscht wie ihn als Heilsbringer. Selbiges gilt für den Fahrprüfer, Lehrer oder die Prüfungskommission an der Uni. Alles Machtinstitutionen, denen man ausgeliefert ist und deren Segen man braucht. Denn ohne A gibt es das B nicht. Und wer nicht mindestens die ersten 10 Buchstaben des Alphabets beherrscht, gilt in dieser Gesellschaft als verachtenswerter Schmutz.

    Deine Ansicht hat auf jeden Fall seine Berechtigung, doch dann frage ich mich, warum der Fortschritt gerade darauf abzielt, uns die Arbeit abzunehmen, wenn weder der Staat, noch die Menschen selber wirklich damit zurechtkommen können. Es birgt eine gewisse Diskrepanz in sich.

    Ich schrieb das im Bezug darauf, weil in deiner Fiktion die Arbeitspflicht abgeschafft ist, Maschinen uns alles abnehmen und damit quasi die Vorstufe zum Paradies erreicht sei, weil nun der Mensch frei ist und im Sinne seiner Natur klug und reflektiert handeln kann. Und genau das wird niemals eintreten. Ist es auch nicht (siehe anhand der Beispiele von Millionären, die heute das Trash-TV mit Content beliefern), oder schlicht Rentner, die ihren Lebensabend genießen könnten, keine Verpflichtungen mehr haben (die heutige Rentnergeneration kennt auch noch keine Geldsorgen), und trotzdem wählen sie rückständige Parteien, die jede Veränderung blockieren. Oder sie schließen sich direkt Verschwörungsbewegungen an oder sehen sich von einer Klimakatastrophe bedroht, die sie ohnehin nicht mehr erleben werden. Wohlgemerkt fühlen sie sich nicht von der Katastrophe an sich bedroht, sondern die Gefahr kommt aus ihrer Sicht von den progressiven Idealisten, die leider so jung sind und dabei noch gar nicht ahnen, dass sie sich gerade in ihrer temporären Sturm- und Drangzeit befinden und schon bald selbst dafür verantwortlich sein werden, dass in 72 Jahren Nachkriegsdeutschland mehr als ein halbes Jahrhundert lang die CDU den Kanzler gestellt hat. In den wenigen SPD-Jahren wurde dann sowas wie Hartz IV eingeführt.

    Erkennst du die Konstante? Sie war vorhanden selbst zur 68er-Generation - die bis heute größte und einzigartige Protestbewegung auf dem europäischen und nordamerikanischen Kontinent. So etwas wird es nie wieder geben. Verhindert auch durch selbstgeißelnde Gesetze, die wir abgenickt haben, und unseren Fortschritt, der uns jetzt alle Serien der Welt mobil auf einem kleinen Bildschirm anschauen lässt. Na, immerhin etwas.

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    • Offizieller Beitrag

    doch dann frage ich mich, warum der Fortschritt gerade darauf abzielt, uns die Arbeit abzunehmen, wenn weder der Staat, noch die Menschen selber wirklich damit zurechtkommen können.

    Es geht bei vielen Erfindungen einfach nur darum, die Effizienz zu erhöhen, bzw. Personalkosten einzusparen. Den Erfinder dieses Fortschritts kümmert es reichlich wenig, wie die Gesellschaft dann damit zurechtkommt, dass weniger Arbeiter in Lohn und Brot stehen... das sind einfach zwei komplett verschiedene Ebenen, die nicht wirklich miteinander koordiniert werden.

    Es wäre ja schön, wenn es anders wäre. Wenn die Arbeitgeber, die Politiker und diejenigen, die den Fortschritt zu verantworten haben, sich mit den Arbeitern und zukünftigen Arbeitslosen an einen Tisch setzen würden, um gemeinsam darüber zu beraten, wie man nun in Zukunft die Gesellschaft gestalten möchte, nachdem so und so viel weniger Arbeit benötigt wird.

    Aber das passiert ja nicht.

    Überhaupt höre ich so gut wie keine öffentliche Debatte über das Thema, wie sich Arbeit verhindern lässt. Es geht ja immer nur darum, noch mehr Arbeit zu schaffen, anstatt sie abzubauen. Eigentlich müsste man eher mal darüber diskutieren, ob wir überhaupt noch so viele Friseure brauchen, wo es doch mittlerweile elektrische Haarschneider gibt, und ähnliche Dinge. Und man müsste die Menschen dazu aufrufen, weniger zu konsumieren und sich einzuschränken, weil dadurch dann auch viel weniger Menschen etwas herstellen (oder Müll beseitigen) müssten, und somit mehr Freizeit für jeden da wäre.

    So müsste eine öffentliche Diskussion über das Thema in einer intelligenten Gesellschaft eigentlich aussehen, meiner Meinung nach. Und man müsste intelligente Lösungen finden, wie alle Menschen auch ohne sinnlose Dinge zu produzieren oder sinnlosen Dienstleistungen nachzugehen, satt sein und an der Gesellschaft teilhaben können. Die Güter dafür sind ja da. Ein kleiner Teil der Bevölkerung kann heutzutage locker das gesamte Land ernähren. Ich schätze mal, 20 Prozent der Tätigkeiten würden ausreichen, um die Menschen mit allen lebensnotwendigen Dingen zu versorgen. Alles andere ist überflüssiger Tand, auf den man auch verzichten könnte, ohne große Einbußen in der Lebensqualität zu haben.


    Und hier sehe ich eben dann auch das große Problem für die Zukunft... nämlich, dass diese elementare Diskussion auch weiterhin einfach nicht geführt wird.

    Man labert zwar viel über Umweltschutz, vor allem die heutigen Grünen sind ja was das angeht die absoluten Oberheuchler... einerseits tun sie so, als ob der Klimawandel unbedingt aufgehalten werden muss, aber anders als etwa die Grünen in den 80er-Jahren wollen sie das System möglichst beibehalten, ohne die Industrie großartig runterzufahren, weil sie gemerkt haben, dass sie sonst von der breiten Masse als nicht wählbar angesehen werden.

    Also werden die völlig falschen Maßnahmen ergriffen, um die Überflussgesellschaft umweltfreundlicher zu machen, anstatt mal auszusprechen, dass die Überflussgesellschaft an sich das Problem ist, weil das mittlerweile einfach nur noch eine völlig kranke Fehlentwicklung ist, was der Konsumwahn aus dieser Gesellschaft gemacht hat.

    Wohin das dann in den nächsten Jahrzehnten führt, kann man natürlich nur vermuten. Aber ich tippe mal darauf, dass die grundsätzliche Tendenz beibehalten wird, und anstatt alles komplett zu reformieren und den Kapitalismus abzuschaffen, wird man eher noch viel mehr unnütze, sinnlose Scheißjobs erfinden. Notfalls lässt man die Menschen im Wald das Laub zusammenrechen oder bezahlt sie dafür, um Ventilatoren zur besseren Raumlüftung mit ihrer Muskelkraft anzutreiben. Oder um irgendwo auf einer Wiese zu stehen und zu kontrollieren, dass jeder den Abstand einhält. Hauptsache alle sind beschäftigt, egal ob es Sinn macht oder nicht.

    Denn Sinn macht es genaugenommen schon lange nicht mehr.

  • Man labert zwar viel über Umweltschutz, vor allem die heutigen Grünen sind ja was das angeht die absoluten Oberheuchler... einerseits tun sie so, als ob der Klimawandel unbedingt aufgehalten werden muss, aber anders als etwa die Grünen in den 80er-Jahren wollen sie das System möglichst beibehalten, ohne die Industrie großartig runterzufahren, weil sie gemerkt haben, dass sie sonst von der breiten Masse als nicht wählbar angesehen werden.

    Von der CDU lernen, heißt siegen lernen. Es hat ja auch niemand den biometrischen Personalausweis gewählt, die Vorratsdatenspeicherung, die Praxisgebühr, Urheberrechtsreform, erweiterte Polizeibefugnisse oder den Staatstrojaner. Geworben wurde mit Sicherheit für die Bevölkerung, Entlastung der Kassen oder Bekämpfung von Cyberkriminalität. Und damit konnte man dann genau das Gegenteil davon umsetzen.

    Wenn die Grünen also meinen, dieses trojanische Pferd einsetzen zu wollen, dann scheint das im heutigen Politikbetrieb ja ein probates Mittel zu sein. Und auch der Bürger dankt es dir mit vierfacher Wiederwahl!

    Wenn du hingegen klare Kante beziehst, bricht über dich ein derartiger Shitstorm herein, dass man unter Zwang in deiner Vergangenheit wühlt, nur um etwas Belastendes zu finden. Und dann diese Schlagworte, die auch nach Jahrzehnten noch bleiben werden: Benzinpreis soll steigen, langfristig soll das Auto ganz verboten werden!!!!!!

    Die Aussicht auf Wahlerfolg ist so minimal, wie wenn die Linke 1200 Euro netto Hartz IV fordert. Bei den einen wären die Hardliner die Wählerschaft, bei den anderen lediglich die betroffenen Arbeitslosen. Damit erreicht man keine Mehrheiten.

    Hat man sie aber erst mal, kann man so gut wie alles durchdrücken. So funktioniert Politik. Sogar die afd ist mal mit ganz anderen Zielen angetreten, von denen man heute jedoch nichts mehr hört. Sie startete als Anti-Euro-Partei. Wann haben die sich eigentlich zuletzt zur Rückkehr zur DM bekannt?

  • Uns allen wohnt ein Menschheitssystem inne, das sich nicht mehr herauslöschen lässt, es sei denn wir selbst werden ausgelöscht.

    Wir alle sind mehr oder weniger zwangsläufig ein Teil davon, doch es wohnt nicht mehr in allen von uns. Die meisten, die sich noch nicht bewusst dagegen entschieden haben, kreuzen mit Sicherheit auch nicht in der Unity auf.


    Diese Zwickmühle ist schon echt zermürbend, im Grunde gibt es keinen Ausweg:

    Die, die einen großen Besitz zu verlieren hätten, können als Herrschaft am besten dafür sorgen, dass das heutige System aufrecht erhalten bleibt. Würden alle Eltern ihre Kinder mit dem Unity-Mindset erziehen (was nicht zu erreichen ist, weil die bisherige Einstellung zu tief verankert ist), würde es widerum ebenfalls eine Gleichschaltung mit sich bringen, dabei sind Individualisten das, was wir brauchen.

    Macht ist noch genauso gefragt.

    Richtig, ich bezog mich lediglich darauf, dass diese Macht in der heutigen Zeit keine überlebensnotwendigen Ressourcen mehr erbringt.

    Es fehlte die "handelnde" Ordnungsmacht, somit strebten sie mit Gewalt nach den eigenen Vorteilen, sowie notwendigen Ressourcen. Sie kämpften zu der Zeit (in Teilen der Welt auch heute) um das größere Land, um geldähnliche Güter, usw. usw.

    Gerade die primitiven Völker dürfte das am meisten betreffen, wenn es nicht gerade um Religionen, Traditionen und ähnliches ging.

    Ich vermute, dass der Aspekt der Macht hauptsächlich mit dem Fortschritt, als diese Probleme einigermaßen aus dem Weg geräumt wurden, in den Vordergrund rückte, sodass es heute die Zeit ist, in der sich Nationen sinnbefreit aufeinanderhetzen.

    Alles andere ist die konventionelle Machtgeilheit, weil man es nicht anders kennt, weil dieses Denken jedem einzelnen ab dem 6. Lebensjahr eingedrillt wird.


    Ich schrieb das im Bezug darauf, weil in deiner Fiktion die Arbeitspflicht abgeschafft ist, Maschinen uns alles abnehmen und damit quasi die Vorstufe zum Paradies erreicht sei, weil nun der Mensch frei ist und im Sinne seiner Natur klug und reflektiert handeln wird. Und genau das wird niemals eintreten.

    Diese Aspekte waren ein Teil meiner Spekulation, wie diese Entwicklung aussehen könnte, wie die Menschen es sich selber verderben würden ... aber ich habe mich dabei auch gefragt, wie diese Bekloppten-Welt wohl aussehen würde und was die ganzen Lemminge tun würden, wenn dieses Paradies auf einmal eintreten würde.


    Dein Beispiel mit den Millionären ist meines Erachtens schwierig, da sie gerade diejenigen sind, die sich mit ihrem Geld manipulativ fortbewegen können (Content für's Trash-TV) und die Macht besitzen, um grinsend auf dem Achtmilliardenrest herumzutrampeln. Es ist nicht das gleiche, als wenn alle auf der ungefähr gleichen Ebene ständen. Und Rentner gehören üblicherweise sowieso nicht zur Rebellen-Generation oder den Menschen, die noch bereit sind, ihr Leben und ihre Einstellung mal ordentlich umzukrempeln.

    Erkennst du die Konstante?

    Freilich, solange die breite Masse mit keiner lebensbedrohlichen Lage konfrontiert wird, schaltet niemand so richtig seinen Kopf ein. Und so kümmern sie mit dem Lebensstil S.A.A.R.T. von Generation zu Generation dahin.

    Das weckt doch gleich wieder das Bedürfnis, mal ordentlich ...:minigun: (Ha, ich liebe diesen Smiley!)


    Den Erfinder dieses Fortschritts kümmert es reichlich wenig, wie die Gesellschaft dann damit zurechtkommt, dass weniger Arbeiter in Lohn und Brot stehen... das sind einfach zwei komplett verschiedene Ebenen, die nicht wirklich miteinander koordiniert werden.

    Gut auf den Punkt gebracht, ich wusste nicht, wie ich den Gedanken ausformulieren soll.

    Es ist problematisch, dass beide Ebenen irgendwie auf etwas besseres ausgerichtet sein wollen, aber letztlich doch gegeneinander arbeiten.

    Und man müsste die Menschen dazu aufrufen, weniger zu konsumieren und sich einzuschränken, weil dadurch dann auch viel weniger Menschen etwas herstellen (oder Müll beseitigen) müssten, und somit mehr Freizeit für jeden da wäre.

    Stattdessen gibt es Studiengänge wie Wirtschaftspsychologie und Arbeitsplätze für Werbedesign, um weiterhin künstliche Bedürfnisse in den Köpfen der Leute zu erwecken für Produkte, die ebenfalls Ressourcen und Arbeiter erfordern. Das sind dann übrigens genau die, die einem diese Produkte nach einer Weile mit der Aufschrift "NEU: Umweltfreundlich" unter die Nase reiben wollen.

    Wer wird schon darauf verzichten, wenn es einem den Alltag zu erleichtern scheint.


    Oh Mann, ohne eine grundsätzliche Revolution wird das nix. Den Kapitalismus wird niemand abschaffen, solange sich Reiche an ihrer Macht vergnügen. Vermutlich sind sie aber auch so verblödet, dass sie es nicht mal mehr merken.

    Solange der Kapitalismus im Kopf verpflanzt ist, wird auch die Revolution nutzlos sein, weil sich dann der nächste machtgeile Volldepp über das Volk stellt. :dash:

  • Wir alle sind mehr oder weniger zwangsläufig ein Teil davon, doch es wohnt nicht mehr in allen von uns. Die meisten, die sich noch nicht bewusst dagegen entschieden haben, kreuzen mit Sicherheit auch nicht in der Unity auf.

    Es mangelt nicht an der Entscheidung, die es zu treffen gilt, sondern an der darauffolgenden Umsetzung. Diese ist das allergrößte Problem. Aber solange wir auf der Stelle treten beim ewigen Warten, bis die Leute sich mal gegen das komplett offensichtliche entschieden haben, wird das auch für die nächsten Jahrzehnte unser größtes Problem bleiben.

    Es gab mal Zeiten, da habe ich jeden großen Skandal, jede Überwachungsschikane, Korruptionsaffäre oder Menschenrechtsverletzung als Tropfen gewertet, der das Fass nun endlich zum Überlaufen bringt. Sogar die Mietpreisexplosionen in deutschen Großstädten oder menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, dessen Entlohnung so gering ist, dass sich der ganze Aufwand doch gar nicht mehr lohnt, sah ich als sicheres Indiz, dass die Blase bald platzen wird.

    Nichts davon ist eingetreten. Da platzt überhaupt nichts. Und wenn das Zimmer in München 2000 Euro kostet, es wird einem trotzdem aus den Händen gerissen. Deshalb fürchte ich mittlerweile derartige Entwicklungen in die völlig falsche Richtung, weil es alles noch viel schlimmer macht bzw. als normal etabliert. Und jedes Mal wird es noch dadurch gesteigert, dass es die Menschen selbst sind, die anschließend noch einen drauf setzen und als Konsequenz Parteien wählen, dass man sich echt fragen muss, ob die denn überhaupt nichts kapiert haben.

    Die, die einen großen Besitz zu verlieren hätten, können als Herrschaft am besten dafür sorgen, dass das heutige System aufrecht erhalten bleibt.

    Niemand wird das System zerstören, was ihn reicht gemacht hat.

    Jedoch keine Regeln ohne Ausnahme. Es gibt das The Giving Pledge - ein Kreis bekannter Milliardäre, die fast ihr gesamtes Vermögens spenden wollen. Finde ich toll, auch wenn es am System auch bloß nichts grundlegendes ändern wird. Etwas weiter ist da schon DM-Gründer Götz Werner, der seit Jahren für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintritt. Und das eigentlich in der völlig falschen Branche, denn um die Zukunft seiner Drogeriemärkte sieht es dann wohl eher schlecht aus.

    Manchmal ist dieser Planet so verrückt, dass das echt seltsame Blüten treibt. Denn auch Konkurrent Dirk Rossmann, in dessen Läden ebenfalls zu 90 % Sachen verkauft werden, die kein Mensch braucht und die uns etwas vorgaukeln sollen, was wir nicht sind, ist ein echt korrekter und bodenständiger Typ. Auf Youtube findet man ein Interview mit Sozialist Gysi, der den Milliardär Rossmann interviewt. Absolut sehenswert und so allen Vorurteilen zum Trotz wirklich sympathisch.


    In Österreich geht Marlene Engelhorn wiederum einen anderen Weg. Sie will ihr Millionenerbe spenden und sagt selbst, sie habe keinen Handschlag dafür gemacht und will für die Kohle endlich besteuert werden. Sicherlich eine aufmerksamkeitserregende Aktion, doch ich habe nie verstanden, wieso man dem Staat noch mehr Geld in den Rachen schmeißen soll, der das dann für Beraterverträge raus haut, für höhere Zäune vor Regierungsgebäuden, oder damit mehr Technik und Person einsetzt, um die Bevölkerung in Schach zu halten.

    Wäre diese Welt nicht so im Eimer, müssten die ganzen Staaten alle finanziell ausbluten, damit sich ihr Geschäftsmodell nicht mehr rentiert und man auf ein anderes Pferd setzen muss. Blöderweise heißt das dann heutzutage ausschließlich Diktatur, Gewaltherrschaft und Militärstaat.

    Halbwegs zivilisierte Gebiete sorgen sich in der Regel nicht länger um überlebensnotwendige Ressourcen und neben der eingetrichterten Lebensmoral hindert uns nichts mehr daran, sich mal zusammenzureißen und weiterzubilden.

    Wie schon gesagt: wenn man das jetzige System inne hat, wird man sich unweigerlich fragen: wozu Bildung, wenn ich auch so mein Geld erhalte?

    Schon heute verkümmert das Handwerk ja vor allem deshalb, weil die Leute sich genötigt sehen, unbedingt studieren zu müssen. Weniger der Bildung wegen, sondern es geht dabei um Prestige, ein höheres Einkommen, und sicherlich auch den Wunsch, sich nicht mehr die Finger schmutzig machen zu müssen. Oft ist es ganz einfach auch nur Gruppenzwang, weil man nicht zurückbleiben möchte, weil es die Eltern erwarten, oder weil man sich auf das geile Studentenleben freut mit den Partys und dem obligatorischen Jahr vorher, in dem man auf Weltreise ist. Und sie wissen auch wieso. Diese Freiheit können sie sich für das restliche Leben dann abschminken. Klar könnten sie sich auch für die Arbeitslosigkeit entscheiden, aber wie gesagt: wenn man das System inne hat, dann kommt man gar nicht auf solch haarsträubend Idee, frei sein zu wollen.

    Und Rentner gehören üblicherweise sowieso nicht zur Rebellen-Generation oder den Menschen, die noch bereit sind, ihr Leben und ihre Einstellung mal ordentlich umzukrempeln.

    Wenn das Ziel nur erstrebenswert genug ist, dann gehören Rentner durchaus zur Rebellen-Generation.

    Zum Beispiel, wenn eine Schulschwänzerin mit Zöpfen sie nahe an den Herzinfarkt bringt. Oder wenn andere Menschen vor einem Krieg fliehen und nicht wartend auf den Tod im Sessel sitzen bleiben, so wie es altdeutsche Rentnertradition wäre. Je nach Bundesland bringt sie auch das Coronavirus auf die Palme und sie stellen sogar die Regierung in Frage, der man brav alle paar Jahre sein Kreuz geschenkt hat.


    Eigentlich wären Rentner die prädestinierten Anarchisten überhaupt, wenn sie etwas aus sich machen würden. Ihnen kann niemand mehr etwas, sie haben finanziell ausgesorgt, hängen in keinem Abhängigkeitsverhältnis, besitzen die notwendige Erfahrungsreife und haben oft von früher auch noch das Know-How, sowie die Kontakte in alle möglichen Bereiche. Ins Gefängnis kämen sie wegen dem Rentnerbonus auch nicht und wenn, dann gibt's Haftverschonung aufgrund des Alters. Quasi jede Aktion wäre folgenlos, da sie so unscheinbar und harmlos wirken. Und im worst case würde auch nichts passieren, denn mehr als sterben können sie nicht, was ja ohnehin bald der Fall ist. Außerdem würde endlich mal was in ihrem Leben abgehen.

    Also unterschätze mal nicht den grauen Block!