Reinkarnator / Unity 4

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    So, der nächste Roman ist für E-Book-Reader angepasst worden... es handelt sich um Reinkarnator, ursprünglich erschienen 2014.


    Hier könnt ihr ihn euch runterladen, als .epub-Datei für E-Book-Reader:

    Reinkarnator (Unity 4) - Dian The Saint.zip


    Oder, falls ihr es lieber wie gehabt im PDF-Format haben wollt:

    Reinkarnator (Unity 4).pdf


    Im direkten Vergleich zu den Vorgängern, die ich ja kurz davor ebenfalls nochmal gelesen habe, ist mir wieder aufgefallen, dass es zwar von der Thematik und den Charakteren her ein typischer Dian The Saint-Roman ist, dass die Stimmung aber irgendwie doch etwas von den Vorgängern abweicht. Gegenwelt beispielsweise ist definitiv düsterer... obwohl ja eigentlich in beiden Büchern ähnliche Themenbereiche behandelt werden. Aber während es in Gegenwelt nach dem noch relativ harmlosen Beginn kontinuierlich abwärts geht mit der Stimmung und kaum eine Auflockerung in Sicht ist, ist Reinkarnator mehr so ein Auf und Ab, wo sich verschiedenste Stimmungen und Gefühlslagen miteinander abwechseln. Genaugenommen erzähle ich in Reinkarnator aber ja auch nicht nur eine Geschichte, sondern mindestens 4 oder 5 verschiedene.

    Und es sind gerade diese kleinen Episoden, die mich berühren, und auf die ich mich beim Lesen jedes Mal aufs Neue freue. Etwa wie sich Wizard und Enigma im Kinderheim miteinander anfreunden und sich ihre eigene kleine Welt aufbauen... oder wie Sali zu Isak ins Auto steigt und sie dann vor Isaks Vater so tun, als ob sie sich schon ewig kennen würden, obwohl sie sich gerade zum ersten Mal begegnet sind.

    Ich denke, es sind gerade diese unspektakulären, zwischenmenschlichen Momente, in denen Reinkarnator besondes glänzt. Heroisches Blutvergießen gibt es natürlich auch, aber irgendwie wirkt die Gewalt hier distanzierter, ironischer, und weniger intensiv als in meinen früheren Werken, was vermutlich auch mit der Distanziertheit und Coolness der Charaktere zusammenhängt, die (storybedingt) nun einmal ziemlich über den Dingen stehen und sich über ihre inneren Dämonen und Widersprüche wesentlich mehr Gedanken machen als über den Feind oder die Angst vor dem Tod.


    An anderer Stelle habe ich ja schon mal erwähnt, dass das letzte Drittel vielleicht der schwächste Teil des Romans ist. Möglicherweise empfinde ich es aber auch nur selber so, weil ich noch so gut in Erinnerung habe, wie ich beim Schreiben endlich zu einem Ende kommen wollte, aber lange keine Idee für einen würdigen Abschluss gefunden habe und mir doch etwas schwer damit tat. Beim neuerlichen Lesen fand ich jetzt eigentlich, dass sich das Finale recht gut in die Gesamtstruktur des Romans einfügt. Allerdings wirkt manche Entwicklung im letzten Drittel vielleicht ein bisschen arg an den Haaren herbeigezogen bzw. zu konstruiert. Wer hier Logikfehler sucht, wird sicher an der einen oder anderen Stelle fündig werden. Die Rede an die Fernsehnation am Ende finde ich dann wiederum richtig cool, so dass ich dann doch wieder grinsend da saß und mir dachte, wie gern ich dieses krasse Finale verfilmt sehen würde.

    Die Auflößung der Geschichte ist dann vermutlich wieder Geschmackssache. Man hätte diese Geschichte auf so viele Arten enden lassen können... ob es die "eine richtige" überhaupt gibt, weiß ich nicht. Also hintenraus hätte man sicher diverse Dinge anders machen können, aber mit dem Anfang und dem Mittelteil bin ich doch sehr zufrieden, auch heute noch.

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    Ich hab durch Zufall noch irgendwo auf der Festplatte einige nicht verwendete Entwürfe gefunden. Hatte ganz vergessen, wie viel ich beim Schreiben dieses Romans hin und hergeschwankt bin und wie oft ich alles wieder komplett umgekrempelt habe, weil ich nicht wusste, worauf ich am Ende eigentlich hinaus will. So schwer hab ich mir noch bei keinem anderen Buch getan (auch bei dem neuesten nicht.)

    Ich poste hier mal ein paar dieser "deleted Scenes", für den Fall, dass es irgendwann mal jemand interessiert, der das Buch gelesen hat. Betrachtet es einfach als kurzen Blick in eine Paralleldimension, in der die Dinge etwas anders abgelaufen sind als in der Haupt-Story.

    (natürlich hat es hier mehr Schreibfehler und manches ist nicht so gut ausformuliert, ist ja schließlich nur Ausschuss)


    Deleted Scene 1:
    In dieser Version der Geschichte bekommt der vergangene Clyde den Reinkarnator von Duncan ausgehändigt. Danach folgt eine völlig andere Erklärung für die Herkunft des Reinkarnators, die ein bisschen mehr Sci-Fi-Feeling aufkommen lässt.


    Ich finde im Nachhinein, die Idee mit dem Alien hat was. Aber irgendwie wäre es zu sehr abgedriftet in eine andere Richtung, die ich eigentlich mit dem Roman nicht einschlagen wollte. Es sollte ja mehr um die früheren Leben der Protagonisten und deren Auswirkungen gehen. Hätte ich diese Version weitergeschrieben auf diese Weise, wäre es vermutlich irgendwann komplett Richtung Star Wars abgedriftet, mit Lasergefechten und allem möglichen unrealistischen Zeugs.

    Davon abgesehen hätte die Idee, dass Clyde den Reinkarnator innerhalb seines Rückblicks in die Vergangenheit benutzt, um damit in die Zukunft zu schauen, ja irgendwie zu einer nicht enden wollenden Zeitschleife führen müssen. Das wäre der totale Mindfuck geworden, weil dann Clyde sowie der Leser irgendwann gar nicht mehr kapiert hätten, was jetzt Realität ist, und was Rückblick bzw. Blick in die Zukunft.

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    Deleted Scene 2:

    Ein alternatives Leben von Marie.

    Genau wie im Roman büchst sie von zuhause aus, landet aber diesmal direkt im Juden-Ghetto bei den Partisanen, und schließlich über Umwege in Janoschs Höhle im Wald. (ja, in dieser Version der Geschichte wäre er tatsächlich dabei gewesen.)


    Levi ist natürlich der, der in der späteren Version dann Victor heißt. Ich denke, die Idee mit der Befreiung des Ghettos ist nicht schlecht, aber das wäre Stoff für einen ganzen Roman geworden, das hätte man nicht mal eben so in einer Rückblende erzählen können. Aber ich kann mir das in meiner Fantasie schon gut ausmalen, wie Marie dann irgendwann zurück ist und im Ghetto ihrem Vater gegenübersteht für den finalen Showdown.

    Da ich aber irgendwann die Lust verloren habe und Janosch auch nicht wirklich reingepasst hat, hab ich Marie dann eben schnell sterben lassen. Und dann alles nochmal komplett neu geschrieben.

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    Deleted Scene 3:

    Noch ein alternatives Leben von Marie.

    Diesmal büchst sie aus und landet im Zirkus. Der Zirkus ist aber ne Art Gegenwelt auf Rädern, und es gibt sogar ein paar kleine Anspielungen auf meinen Gegenwelt-Roman.


    Ist leider nicht ganz vollständig erhalten, diese Version. Es ist aber dann auch ziemlich wirr geworden im weiteren Verlauf. Es stellt sich heraus, dass Jakim als kleiner Junge von irgendwelchen durchgeknallten Nietzsche-Jüngern entführt worden ist, die einen Übermenschen erschaffen wollten, der sich an seine früheren Leben erinnern kann und über deren ganzes Wissen verfügt. Sie haben Jakim gefoltert und ihn dadurch mit Gewalt "zurückgeführt" in seine früheren Leben.

    Später taucht einer der Nietzsche-Jünger namens Gabriel dann im Zirkus auf, und Jakim ist ihnen total hörig, weil er unter ihrer psychischen Kontrolle steht. Marie folgt ihm, weil sie in ihn verliebt ist. Sie beschließen gemeinsam eine Rundfunksendung zu kapern, um den ganzen Menschen im Reich ihre Weltanschauung zu präsentieren (ähnlich wie die Helden in der Original-Version die Fernsehsendung in der Gegenwart übernehmen.)

    Der Plan geht aber schief, sie werden verraten, und es gibt eine Menge Geballere.

    Den Schlussteil hab ich dann wieder gefunden, in dem Marie mit Jakim auf der Flucht ist. Jakim heißt aber von da an Lucien, weil ich irgendwann zwischendrin die Namen ausgetauscht hatte.

    Das Ende hab ich nur der Vollständigkeit wegen beigefügt. Was ich an der Version mag, ist aber vor allem der Anfang, die Idee mit dem anarchistischen Zirkus, der nebenbei heimlich Schmuggel betreibt und Kinder entführt. Daraus hätte man auch irgendwie ein "Gegenwelt 2" machen können. Ursprünglich war auch die Idee eher, dass der Zirkus vor Nazi-Größen auftritt und sie dann während der Vorstellung ein Attentat ausführen. Aber dann bin ich irgendwie völlig weggedriftet in die Geschichte mit Jakim/Lucien bzw. Gabriel, und am Ende war es nix halbes und nix ganzes, und ich hab alles wieder verworfen, für eine komplett neue, dritte Version von Maries Leben.

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    Deleted Scene 4:

    Eine ganz alte Version, die ich gefunden habe, liefert wieder eine andere Erklärung für die Herkunft des Reinkarnators (der da noch "Seelenschlüssel" hieß). Die Experimente, die Dierker im Original mit den Gefangenen im KZ machte, werden hier von einer Gruppe Wissenschaftlern gemacht, von denen einer Viktor heißt. Es ist aber nicht Darko, der dadurch im Körper eines schwachsinnigen Jungens erwacht, sondern... Janosch himself, der natürlich daraufhin erstmal ein ordentliches Blutbad anrichtet.


    An dieser Version kann man schön erkennen, wie ich manche Dinge komplett verändert habe, aber die Idee mit dem schwachsinnigen Jungen dann eben doch wieder aufgegriffen habe, um sie an anderer Stelle in den Roman einzubauen.

    Und daran, dass die Wissenschaftler ihren Geheimbund als "Anarchonauten" bezeichnen, sieht man, dass diese Version vor 2012 entstanden ist, bevor wir die Band gleichen Namens gegründet haben. Der Name war aber eben schon davor von mir erdacht worden, ursprünglich für diese Geschichte. Vielleicht hätte der Roman ja sogar "Anarchonauten" geheißen, wenn nicht die Musik dazwischengekommen wäre.

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    Deleted Scene 5:

    Uff, wie viele sind es denn noch?

    Die von zuhause weggelaufene Marie trifft in dem verlassenen Bauernhaus wieder auf die Partisanen, doch diese erzählen ihr in dieser Version eine ganz andere Geschichte... davon, wie sie sich in einem Konzentrationslager kennenlernten und dann mit Hilfe eines durchgeknallten Kriegsveteranen (nein, nicht Janosch) geflohen sind.

    Ist jetzt nix besonderes. Aber zeigt eben, dass auch die Partisanen nicht immer die selbe Background-Story hatten. Habe ich beim Schreiben des Romans überhaupt irgendeinen Plan gehabt? Ist ja echt kaum ein Kapitel, das nicht komplett umgemodelt wurde im Lauf der Entwicklung. Ein kleines Wunder, dass dann am Ende aus all dem Chaos doch noch sowas wie ein sinnvolles, halbwegs logisch zusammenhängendes Gesamtwerk entstanden ist.

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    Deleted Scene 6:

    Clyde, Wizard und Enigma sind auf der Flucht und entführen ein Auto, nachdem ihr Unterschlupft in die Luft geflogen ist. Doch anders als im Roman sitzt am Steuer jemand, den Clyde von früher aus seiner Schule kennt (wo clyde noch Dominik hieß). Und dann fahren die drei Freunde... ganz wo anders hin...

    Du liebe Güte, was hatte ich mir dabei gedacht?

    In dieser Version war es jedenfalls so geplant, dass Clydes früheres Leben während des Zweiten Weltkriegs nichts mit Marie zu tun hat, sondern dass er in diesem Leben Kai war. Also derselbe Kai aus "Unity 2 - Resistance". Und deshalb wollten sie die Burg von damals besuchen. In der Rückblende hätte das Ende von Kais Leben ungefähr so ausgesehen:

    Geplant war hier wohl, dass sie dann später auf die erwachsene Version von diesem Helmut treffen und der ihnen irgendwie weiterhilft oder so. Keine Ahnung. Generell finde ich solche Crossover-Sachen, also die Verknüpfung verschiedener Romane, immer etwas heikel... man kann da leicht ins Fanfiction-Niveau abrutschen, daher vermeide ich sowas auch lieber, mit Ausnahme von Janosch, der in fast jedem Roman erwähnt wird.

    Die Idee, dass Kai durch die Wälder streift und eine Gruppe von Nazi-Partisanen trifft, und zunächst keiner kapiert, dass sie eigentlich auf unterschiedlichen Seiten stehen, ist aber irgendwie amüsant. Trotzdem sollte ich von solchen Quasi-Fortsetzungen besser die Finger lassen, daher denke ich mir auch lieber jedes Mal neue Charaktere aus.

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    Deleted Scene 7:

    Eine hab ich noch.

    In dieser Version kommen Clyde, Wizard und Enigma wie im Original zu der Jugendherberge, unter der sich früher mal ihr Versteck befand. Allerdings sind in dieser Dimension wohl einige Dinge etwas anders gelaufen, und es leben dort keine Assassinen, sondern nur eine freundliche alte Dame und ihr "Hausgeist".

    Es folgen Szenen vom Training im Wald und wie Wizard und Enigma ihren Plan ausarbeiten, welche größtenteils identisch sind mit denen im Original. Das Finale unterscheidet sich dann jedoch auch wieder stark, denn nachdem die Übertragung abbricht und Dierker mit den drei Freunden allein im Saal ist, passiert folgendes:

    In diesem alternativen Ende wird der Ursprung des Reinkarnators gar nicht erklärt, und auch Alidjan überlebt ganz ohne die Hilfe übernatürlicher Kräfte. Clyde scheint in dieser Version mehr in seinem früheren Leben in Schottland verhaftet zu sein als in der Gegenwart, die Freundschaft zwischen ihm und Wizard scheint hier auch nicht ganz so stark zu sein. Alles in allem ein etwas unbefriedigendes Ende, das zu viele Fragen offen lässt. Aber natürlich ist eine Geschichte wie die, die ich in Reinkarnator erzähle, dermaßen flexibel, dass man sich alle möglichen Enden vorstellen kann. Gerade weil alles so offen ist und theoretisch alles denkbar wäre, ist es mir wohl bei diesem Roman auch besonders schwer gefallen, unter den vielen Möglichkeiten dann diejenigen rauszufinden, die am besten passen.


    Ich hoffe trotzdem, es ist mir einigermaßen gelungen. Falls es jemandem von euch ganz langweilig ist und er sich das alles durchliest, kann er ja mal Rückmeldung geben, ob ihm eine der deleted Scenes besonders gefallen hat, und ob er vielleicht sogar irgendeine besser fand als die, die ich dann tatsächlich verwendet habe.