Wörter und wie diese genutzt werden und welche Konnotationen dabei (mehr oder weniger) hörbar mitschwingen formen unsere soziale Wirklichkeit (entsprechend mehr oder weniger offensichtlich oder unterschwellig).
Einerseits stimmt das natürlich... Sprache kann die Art beeinflussen, wie wir denken. Als Beispiel sei nur einmal erwähnt, wie etwa das Sterben im Krieg seit Jahrhunderten dadurch glorifiziert/verharmlost wird, dass man sagt, ein gestorbener Soldat sei im Krieg "gefallen". Im Krieg wird man nicht "ermordet", weil Soldaten ja keine Mörder sein sollen, sondern Helden. Ich denke, dass solche Kleinigkeiten in der Sprache schon Auswirkungen auf das Denken der Menschen haben können.
Andererseits ist das natürlich alles auch stark subjektiv, ob man sich von einem bestimmten Wort getriggert fühlt oder nicht. Gibt viele Frauen, die kein Problem damit haben, dass man allgemein von "Lehrern" spricht, aber damit sowohl männliche als auch weibliche Lehrer meint.
Es soll auch Sinti und Roma geben, denen es komplett am Arsch vorbei geht, ob irgendeine Imbissbude eine "Zigeunersauce" anbietet, weil sie andere Probleme haben, als über sowas nachzudenken oder sich von sowas beleidigt zu fühlen. Genauso wie es Schwarze gibt, die sich gegenseitig liebevoll "Nigger" nennen.
Die Gefahr, die ich bei dem ganzen Gendern und "Schönwaschen" der Sprache sehe, ist eben, dass eine relativ kleine Minderheit, die meines Erachtens ziemlich über-empfindlich auf bestimmte Dinge reagiert, die Gesellschaft vor sich hertreibt und durch ihren Bekehrungseifer die Deutungshoheit über bestimmte Begriffe übernimmt, weil die Mehrheit schweigt bzw. weil es der einfach nicht so wichtig ist, überhaupt intensiver über sowas nachzudenken.
Und es sollten meiner Meinung nach halt nicht (allein) die Überempfindlichen und die schnell gekränkten sein, die bestimmen, in welche Richtung sich eine Gesellschaft entwickelt, sonst wird die Gesellschaft vielleicht für diese Menschen lebenswerter, aber für andere eben auch weniger lebenswert, für die Lebensqualität eher bedeutet, alles sagen zu dürfen, was man will, als in einer Welt zu leben, in der jede Äußerung unterdrückt wird, die irgendwie irgendjemanden kränken oder beleidigen könnte.
Und so denke ich eben auch, dass sich die Verwendung der männlichen Form vor allem deshalb durchgesetzt hat, weil es schlicht und ergreifend praktischer ist so, als wenn ich jedes mal "Lehrer/innen/*" oder was auch immer schreiben muss. Dass die Verwendung der männlichen Form dazu dient, die Herrschaft des Patriarchats zu festigen und Transsexuelle aus der Gesellschaft auszuschließen, ist meines Erachtens nur eine Interpretation von einigen übersensiblen Aktivisten, es ist kein wissenschaftlicher Fakt und wir sollten deren Empfinden daher auch nicht überbewerten. Es ist ja nicht per se gesagt, dass sich alle Transen diskriminiert fühlen, wenn sie nicht jedes Mal explizit in einer Berufsbeschreibung erwähnt werden. Vielleicht würde es ja sogar helfen, dass sie sich akzeptiert fühlen, wenn sie genauso wie Frauen nicht explizit erwähnt werden, sondern eben unter dem Oberbegriff "Lehrer" zusammengefasst sind, der sowohl männliche Lehrer, weibliche als auch Transen, Zwitter und meinetwegen auch kluge Schimpansen und geschlechtslose Aliens einschließt, ohne dass man jede dieser Gruppen ausdrücklich erwähnen muss.
Die wahre Diskriminierung findet meines Erachtens ganz wo anders statt in unserer Gesellschaft. Da sollte man sich nichts vormachen, in dem man irgendwelche Nebelkerzen zündet und gegen Windmühlen in den Kampf zieht.