Wo liege ich denn falsch deiner Meinung und Expertise nach?
Der ganze Text strotzt von rückständigen Denkstrukturen, die uns überhaupt in eine Welt manövriert haben, wie wir sie heute vorfinden. Mit alten Säcken an den Knöpfen der Macht, die nur das beschließen, was alten Säcken halt so gefällt. Als Mann fühlte man sich Jahrhunderte sauwohl in dieser testosteron- und machtgetriebenen Welt und hat es sich dermaßen bequem gemacht, so dass der geringste Machtverlust heute direkt als Untergang des Abendlandes stilisiert wird. Das Ganze bei gleichzeitigem Runterspielen der noch immer bestehenden Ungleichbehandlung von Frauen, aber es doppelt und dreifach aufzublasen, inklusive des Befreiungsrufs, dass "wir" Männer bleiben müssen und "uns" vor Frauen keinesfalls verletzbar zeigen sollten.
Zum einen teilt hier niemand dein krudes Weltbild aus dem vergangenen Jahrhundert, zum anderen hindert dich niemand daran, dein Traumleben als Hausmann zu führen und dort den ganzen Tag zu kochen und auf die Kinder aufzupassen. Denn gerade durch die beständige Arbeit des Feminismus existiert heutzutage überhaupt für dich die Grundlage, Zuhause bleiben zu können weil auch deine Frau Geld ranschafft. Das geht sogar so weit, dass man dir fürs Rumsitzen sogar noch extra staatliches Elterngeld hinterherwirft. Reicht es finanziell trotzdem nicht und du bist als starker Mann doch wieder gezwungen, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen? Tja, dann frag dich endlich mal, warum hier etwas gewaltig schief läuft, wenn Männer und Frauen nicht das gleiche Geld für die gleiche Arbeit erhalten, ein Aufbegehren dagegen aber runtergespielt wird von Männern, die sich schon angegriffen fühlen, wenn sie in öffentlichen Verkehrsmitteln durch ihre herrische Sitzweise nicht direkt drei Sitzplätze in Anspruch nehmen dürfen. Das sei das wahre Problem. Also nicht dieses männliche Besitzdenken, sondern dass Frauen sich erdreisten, dagegen etwas zu sagen und es in einem Atemzug nennen mit diversen anderen Problemen, die einfach strukturell sind, wie das regelmäßige ertragen von bedrängendem Situationen im Alltag, der Angst vor sexualisierter Gewalt und dem fast schon obligatorischen blöden Spruch, wenn man sich über Zustände erhebt, die man einfach nicht mehr hinnehmen will.
Hingegen hat ein Bernd-Joachim absolut kein Problem damit, die untragbaren Zustände zu formulieren, dass er nicht mehr ungestraft "Dominanz" zeigen darf und dafür auch nicht bejubelt wird wie noch zu Zeiten, als Züge noch von Dampfmaschinen angetrieben worden sind.