Anarchokapitalismus gegen Gewalt

  • Eine Kultur in der Profitmaximierung die Maximierung von Lebensqualität entspricht wäre doch anzustreben oder nicht?

    Natürlich sollte der Zweck der ganzen Geschichte das wohlergehen der Leute sein. Das Problem an der Stelle ist, dass einige den Hals nicht vollkriegen und dass es für viele nicht mehr nur um Wohlstand geht, sondern um Macht etc.


    So wurde Geld ja ursprünglich als tauschmittel etabliert und nicht zum selbstzweck, zu was es heute in Form der Finanzindustrie verkommen ist.


    Das ganze ist ein Prozess, der durch das Wesen der beteiligten Menschen imo. nur gebremst wird. Ich gehen davon aus, dass die Masse auf dem Holzweg ist und immer sein wird. Ob ich so ein "goldenes Zeitalter" erleben werde, von dem so mancher träumt wage ich zu bezweifeln. Für mich gilt es, hier nur irgendwie meinen Kopf über Wasser zu halten. Mehr Hoffnung mache ich mir da nicht.


    Was den aktuellen Stress um irgendwelche "intellektuellen Meinungen" (was ja zum grossteil nur keiferen sind, ob das öffentliche narrativ nun gottgleich ist oder nicht) - ich könnte gerne darauf verzichten. Nur wenn ständig irgendwelche Meinungen als sonstwas tituliert werden und einfache, schon fast per Definition unumstössliche SElbstverständlichkeiten nicht als solche anerkannt werden, dann ist das keine Basis, auf der man irgendwie operieren kann. Das gegenüber als Deppen abzutun ist auch keine basis. Wenn man das tut, dann sollte man das schon gut begründen können oder die schnauze halten.


    Ich könnte mir gut vorstellen, wenn sich die Bedeutung von Profit in diese Richtung ändert, dann transformiert sich der Kapitalismus von selbst.

    Darauf kann man nur hoffen. Wenn auf jede Zeit der Verwerfungen und Chaos eine Zeit der Rückbesinnung folgt dann sind gerade noch in der Verwerfungsphase, meine ich. Die Rückbesinnung hat für viele schon begonnen.


    Dieses Verständnis des untergehenden Kapitalismus in der heutigen Form habe ich übrigens in meinem Thread "Kapitalismus im Sterbebett" vorausgesetzt. Leider ist er ja gar nicht zum Punkt "Trauerbewältigung" gekommen, den ich im Auge hatte. Das höchst war die Diskussion, ob der Kapitalismus überhaupt stirbt... :p

  • Ein anderer Aspekt: Viele (große) Unternehmen schreiben mittlerweile in ihre Verträge, dass REchtsstreitigkeiten (aus Kostengründen) vorrangig vor privaten Schiedgerichten ausgetragen werden. Ein Stückweit hat das insofern anarcho-kaptitalistische Züge, als dass man sich nicht auf das Gewaltmonopol berufen will.


    Ein Aspekt des Anarchismus ist aber, dass Regeln und Gesetze nicht formalisiert werden. Ohne das kann man aber heutzutage kaum einen Blumentopf erwerben und ich denke, eine Formalisierung von Verträgen und Regelwerken ist an irgendeinem Punkt unvermeidlich. Anarchie müsste mit einem Rückschritt der Entwicklung einhergehen. Anarcho-Kapitalismus ist imo nur möglich, wenn maximal Kamele gehandelt werden. Sogar dabei haben die Vertragspartner sich mehr oder weniger an formale Vereinbarungen gehalten.


    Ich bin ja ab und an bei Rechten in Gruppen und in einer fiel mir auf, dass die Leute dort - vermutlich in dem Zusammenhang - ständig davon geredet hatten, Verträge zu vermeiden oder sie wieder los zu werden. (Mietverträge, Pachtverträge usw usf) Ich habs gerade auf facebook gepostet und ich wäre für wetten offen: Eins der nächsten Narrative wird rechtsextremer Anarchismus sein. Jede wette. Das Konstrukt in sich ist ja absurd genug um populär zu werden - kommt halt immer drauf an, was man unter "rechts" versteht ;-)

  • Mir geht es weniger um die Ablehnung von Kampf oder Wettbewerb als solchem, sondern konkret um die Konkurrenz um lebensnotwendige Ressourcen. Ich würde mich darüber hinaus nicht als (Anarcho-)Kommunist bezeichnen, zumindest wenn wir damit die vollkommene Beseitigung von Eigentum und Tauschprinzip meinen. Man sollte eher darüber sprechen, welche 'commons' tatsächlich kollektiv verwaltet werden sollten, und in welchen Bereichen wir hingegen weiterhin als Privatiers bzw Individuen agieren. Insofern ja, eine Mischform in ökonomischer Hinsicht erscheint mir sinnvoller als eine ideologiegetriebene Vergötterung oder aber totale Ablehnung von 'Privateigentumswirtschaft'.

    Wir sprechen hier ja über die Möglichkeit 'herrschaftsfreier' Zustände. Herrschaft assoziiere ich mit Verfügungsgewalt und (institutionellen) Abhängigkeitsverhältnissen.

    Ja der Wettbewerb um existentielle Grundlagen ist ganz sicher nichts schönes und schon gleich nichts was es zu fördern gilt.

    Privat muss nicht bedeuten, dass dahinter eine einzelne Person steht, das kann auch ein Community sein.

    Aktuell leben wir in einer Welt mit Grenzen und vermutlich wird das mehr oder weniger immer so bleiben und das ist gut so, denn ohne gäbe es überhaupt kein Leben.

    Verfügungsgewalt kann schnell zum Machtmissbrauch werden zumindest in der heutigen Welt. Also geht es dabei wieder um das Maß.

    Eigentum regelt das elegant. Wenn du was von mir haben willst, schließen wir einen Vertrag unter welchen Bedingungen. Selbstverständlich kann ich dir auch etwas schenken oder umgekehrt.

    Mein Hauptkritikpunkt am Kommunismus und auch am Anarchokommunismus ist mein Menschenbild, welches auf Erfahrungen beruht. Ich sehe keine Möglichkeit solche Strukturen real umzusetzen.

    Wenn man also auf dem 'anarcho' in seiner Selbstbezeichnung beharren will, muss man sich schon ehrliche Gedanken um die Vermeidung solcher gefestigter Hierarchien machen. Und ich sehe nach wie vor nicht wirklich, inwiefern 'Anarchokapitalismus' hier eine mögliche Ergänzung oder Inspiration darstellen könnte. Sinnvoller wäre es, wenn wir generell wieder mehr 'Liberalität' in linke Zusammenhänge hineintragen würden. Ich fürchte, die Wiederentdeckung des Marxismus war hier rückblickend nicht sonderlich hilfreich.

    Die Vermeidung solcher schädlicher Hierarchien kann nur durch eine entsprechende Kultur ermöglicht werden. Wenn ich den Stakeholderkapitalismus und agile Firmen als anarchokapitalistisch bezeichnen darf, dann sollte dir klar werden welchen Vorteil oder welche Ergänzung ich dort sehe.

    Auch wenn ich mich wiederhole, finde dich das AnCap Thema spannend, da es für mich umsetzbar erscheint.

    Praktische Beispiel, auch wenn ich mich wieder wiederhole, agile Firmen. Dort passiert diese Transformation.

    Wenn man von einem Menschenbild ausgeht, wo es keine Superschurken gibt. Dann würde mir der Ansatz vom Schwab bzgl. "Great Reset" zu Teilen als keine so schlechte Idee erscheinen, wenn man dabei die totalitären "eine Weltregierungsansätze" weglässt.

    Der Stakeholderkapitalismus ist keine so schlechte Idee.

    Wir werden den Kapitalismus nicht vernichten können sondern nur transformieren, dabei wäre mir eine Transformation in Richtung Anarchismus am Liebsten.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Anarcho-Kapitalismus ist imo nur möglich, wenn maximal Kamele gehandelt werden. Sogar dabei haben die Vertragspartner sich mehr oder weniger an formale Vereinbarungen gehalten.

    Vielleicht liegt genau darin der Vorteil in einem AnCap, dass er eben vor allem auf einer Vertragskultur basiert. Selbstverständlich sollte die Vertragsfreiheit durch Ethik und Moral begrenzt sein.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ich bin ja ab und an bei Rechten in Gruppen und in einer fiel mir auf, dass die Leute dort - vermutlich in dem Zusammenhang - ständig davon geredet hatten, Verträge zu vermeiden oder sie wieder los zu werden. (Mietverträge, Pachtverträge usw usf) Ich habs gerade auf facebook gepostet und ich wäre für wetten offen: Eins der nächsten Narrative wird rechtsextremer Anarchismus sein. Jede wette. Das Konstrukt in sich ist ja absurd genug um populär zu werden - kommt halt immer drauf an, was man unter "rechts" versteht ;-)

    Auch die Rechten sind auch nicht mehr das was sie mal waren.
    :roll:
    Gibt es doch schon, nennt sich Nationalanarchismus.
    Die Idee ist gar nicht so blöd, ist halt eine Frage was man unter National versteht. Wenn du dich in solche Abgründe wagen willst kann ich dir den mal empfehlen http://www.peter-toepfer.de/
    Ich liebe solch abgründiges und tabubrechendes Zeugs. Sehr gute Unterhaltung. 8)

    In der Theorie ist dieses Konstrukt absurd. Praktisch ist der utopische Anarchismus absurd. National macht für mich in erster Linie keinen Sinn, weil eine Nation eine viel zu große und zu undefinierte Gruppe umschließt. Außerdem ist das Wort in Deutschland wahnsinnig negativ geframet.

    Nenn wir es mal Patriotanarchismus oder Lokalanarchismus und schon wirkt die Idee nicht mehr ganz so böse. Ich glaube Grenzen braucht es einfach, ohne diese gäbe es auch keine Zelle.

    Ich denke, es ist offensichtlich, dass Menschen mit einem ähnlichen Mindset besser zusammenleben können. Dieses hängt von der Kultur ab. Es gibt mehr oder weniger inkompatible Kulturen. Ich denke, das was oft hinter Rassismus und Nationalismus steht könnte man besser als Kulturismus bezeichnen, das klingt nicht so böse und es wäre klarer formuliert. Soll nicht heißen, dass die eine Kultur pauschal besser ist als die Andere.

    Lustig finde ich Menschen, welche generell ein Oberschurkenmenschenbild ablehnen aber bei vermeintlichen Nazis ständig den Oberschurkenwarnknopf drücken.

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Man muss nicht das Narrativ des 'rechtsextremen Anarchismus' erfinden, denn das gibt es ja schon lange bzw. entspricht dieses dem, was wir hier ja schon angedeutet haben bzw. insbesondere in den USA beobachten können. Der Begriff des 'Libertarian' ist hier im Grunde schon rechts besetzt, womit die starke Fokussierung auf Eigentum, Recht des Stärkeren/Sozialdarwinismus, Bellizismus und auch ein gewisser 'Traditionalismus' gemeint ist.


    @Mathias: Eine positive Besetzung des kapitalistischen Vertragsprinzips in dem Zusammenhang sehe ich tatsächlich in Gestalt von Ansätzen wie den Mietersyndikaten, bei denen Räume nicht besetzt (und damit der staatlichen Repression ausgesetzt) sondern käuflich erworben werden. Das ist schlicht eine Frage der Gewaltverhältnisse - ein Anarchismus auf verlorenem Posten ist eben immer auch von staatlicher Duldung abhängig. Hier ist die Umsetzung auch unabhängig vom Menschenbild ein Problem.

  • Ich denke, es ist offensichtlich, dass Menschen mit einem ähnlichen Mindset besser zusammenleben können. Dieses hängt von der Kultur ab. Es gibt mehr oder weniger inkompatible Kulturen. Ich denke, das was oft hinter Rassismus und Nationalismus steht könnte man besser als Kulturismus bezeichnen, das klingt nicht so böse und es wäre klarer formuliert. Soll nicht heißen, dass die eine Kultur pauschal besser ist als die Andere.

    Ja, Kultur ist hier *eigentlich* ausschlaggebender, wenn es drum geht, wie sich Leute vertragen. Es ist halt nur so, dass die Regierenden schon immer die Kultur genutzt haben, um der Masse eine Identität zu geben und sie unter einer Nation regierbar zu machen, schon weil sie ja selber aus einer entsprechenden Kultur kommen. Zum anderen - denke ich immer noch - gibt es ethische Werte die abseits von "geschmacksfrage" liegen. Insofern würde ich mal den etwas irreführenden Begriff "Gesittet" in den Raum werfen, was eher als "Ethisch vertretbar" interpretiert wird als der wortverwandte Begriff der "kulturellen Sitte". Es kann Sitte sein, sonst wen zu verbrennen oder zu vergasen, gesittet ist es aber nicht.


    Nationalsozialismus verstehe ich als Ideologie, die mit Rassismus und totalitärem Barbarentum einhergeht, was ich nicht Rechtsextrem begreifen würde, wie immer mit dem Ausschuss von unzulässigen Umkehrschlüssen. Der Begriff "Nationalismus" ist ideologischer geprägt als "Nation". Ideologien sind fast schon per Definition scheisse. Kommt Lieberalismus eigentlich von Liebe? ^^


    Wenn man mal das ideologische weglässt sind Nationen doch eigentlich nur bürokratische Verwaltungseinheiten. Heute sehe ich daher "Nationalismus" - so er denn nicht ideologisch und barbarisch betrieben wird - als legitimen Gegenpol zu "Globalismus". Nazi ist man heutzutage ja schon, wenn man "Hü" sagt, während die Regierung "Hott" sagt oder andersrum. Das ist denke ich genauso verquer wie den rechten Flügel mit Nationalsozialismus gleich zu setzen. Extremisten gibt es ebenso im rechten wie im linken Flügel.

    Früher war ich mir dem Umstand nicht bewusst, aber es kristallisiert sich für mich heraus: Je größer diese Verwaltungseinheiten sind, die die ideologische Grundlage für die """"""Gemeinschaft"""""""" bilden, desto stärker ist die Tendenz weg von Demokratiefähigkeit hin zu "Verblödung/Verrohung der Masse" und totalitären Zügen. Denn Massen sind blöde und infantil, lassen sich mehr durch unlautere Methoden manipulieren als durch valide Argumente. Ein gesellschaftliches Model, welches diese Umstände nutzt ist eher toxisch. Außerdem sammeln sich dann in diesen Verwaltungseinheiten immer mehr die entsprechenden Leute an, die ihren Profit aus der Macht schlagen wollen, die da zu finden ist.


    Als Alltagsanarchist sehe ich alles, wo der Staat mit seiner Gesetzgebung außen vor gelassen wird als Raum den Anarchismus zu leben. Dass der "rechtsextreme Anarchismus" eines der nächsten Narrative werden wird, da hab ich letztens auf facebook wetten drüber abgeschlossen. Ich kenne diese ganze libertäre Moral nicht und was es da gibt, denke aber sowohl, dass staatliche Regularieren notwendiges Übel sind, mit dem man eine funktionierende Marktwirtschaft aber auch kaputt regulieren kann. Vor allem wenn sie zum Zweck der Gewinnmaximierung betrieben wird.


    Es ist ja ein ulkiger Schachzug denen, die diese Profitorientierung ankotzt Geldgeilheit anzudichten, und denen dann noch Rechte gesinnung vorzuwerfen - auch wenn es "unsittsam" ist, über diese Umstände in Hasstiraden zu verfallen. Ich sehe es eher als selbsterklärenden Umstand, dass die Nationen gerne von Soziopathen regiert werden. Soziopathisch handeln sie oft schon deshalb, weil in diesen bürokratischen Verwaltungsmaschinerien deren Angestellte aufgrund der Größe den Bezug zu den regierten verlieren - und umgekehrt.

  • Selbstverständlich sollte die Vertragsfreiheit durch Ethik und Moral begrenzt sein.

    Davon sollte alles begrenzt sein. Das ganze in Paragraphen oder Regeln zu giessen ist aber imo ein dümmliches Unterfangen. "Das Gesetz ist für die Ungehorsamen gemacht" und "ungehorsam" bezieht sich hier wohl nicht auf das Gesetz.