Anarchokapitalismus gegen Gewalt

  • Bzgl. Gentrifizierung sehe ich die Problematik eigentlich nicht so sehr spezifisch in einem fiktiven Anarchokapitalismus.

    Den einzigen Unterschied, den ich sehe ist, dass es in einem AnCap auch andere Gesellschaftsstrukturen geben kann als beim utopischen Anarchismus.

    Zum einen gibt es das Nicht-Aggressionsprinzip, was den Anarchismus Teil ausmacht.
    Auf der anderen Seite gibt es die Regelung bzgl. Eigentum, ich weiß gerade nicht mehr was der professionelle Ausdruck dafür ist, aber Eigentum kann nur sein, was auch genutzt oder bewirtschaftet wird.

    Das soll Spekulation verhindern, diese ist auch bei AnCaps verpönt.

    Es kann also Mietverhältnisse geben, allerdings, wenn diese Wohnungen nicht genutzt werden können, würde der Eigentümer sein Eigentumsrecht darauf verlieren.
    Ich wiederhole mich.


    Generell ist der Ansatz einfach der, es gibt kein Recht auf Sozialleistungen. Aber das kann es in einem utopischen Anarchismus eigentlich auch nicht geben. Denn diese Recht setzt eben Diebstahl(Steuer/Enteignung) voraus.
    Freiwillige Sozialleistungen sind zu begrüßen.

    Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht sicher, ob es eine direkte Antwort auf die Gentrifizierung geben muss.

    Wenn der Wohnraum in der Stadt zu teuer wird, dann muss eben neuer Wohnraum geschaffen werden, z.B. auf dem Land.

    Oder falls Wohnungen über einen bestimmten Zeitraum leer stehen, Spekulation oder zu teure Miete, dann gibt es ja eine Art Recht auf Enteignung, da der Grund nicht mehr bewirtschaftet wird, da liegt die Grenze.


    Der Punkt ist einfach der, alle anarchistischen Lösungsstrategien können auch im AnCap zur Anwendung kommen.
    Wie sähe denn explizit deine anarchistische Lösung zu dem Thema aus?

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ich würde sagen, dass ein essenzieller Unterschied zwischen Anarchismus im moderneren Sinne und 'Anarcho-Kapitalismus' schon allein darin besteht, dass sich letzterer nur auf den Staat fokussiert, wohingegen ersterer, wie der Name schon sagt, nicht Staatsfreiheit, sondern Herrschaftsfreiheit anstrebt.

    Ich denke, dass trifft es auf den Punkt. Der AnCap lässt Herrschaft bis zu einem gewissen Punkt zu und der utopische Anarchismus eben nicht.
    Wobei sich eben genau da die Frage stellt, ab wann beginnt Herrschaft, also welche Dosis macht das Gift?
    Können wir komplett ohne überhaupt?
    Auch im Anarchismus gab es immer Führer, man kann sie sich halt freiwillig aussuchen. Ähnlich Lehrer/Schüler, geht man eine solche Beziehung ein, muss man halt die Regeln akzeptieren, wenn nicht kann man ja gehen und sich etwas anderes suchen.
    Ein Hausrecht ist schon wichtig. Das vergessen die Linken gerne, außer bei sich daheim. :roll:
    Nochmal wir sprechen über ein utopisches Konzept, Monopole sind immer problematisch.

    Wenn ich mit einer Gruppe etwas aufbaue, egal ob Kommune, Unternehmen, oder was auch immer, behält sich diese Gruppe ein Haus-/Ausgrenzungsrecht vor und genau das ist überall so, denn wenn dem nicht so ist, wird man ausgenutzt.
    Gerade wenn es in die Militanz geht, wird es auch in anarchistischen Gruppen entsprechende temporäre "Herrschaftsstrukturen" geben.


    Wie wir 'Herrschaft' definieren, darüber müssen wir wohl streiten. Gerade in 'woken' und identitätspolitischen Zeiten ;)

    Ja ich denke exakt das ist der Punkt.


    Wenn wir mehr 'Herrschaftsfreiheit' wollen, müssen wir die Loslösung von Zwangsverhältnissen als Prozess begreifen, und nicht als Bekenntnis zu irgendeiner abstrakten Theorie. Soll heißen: Indem wir einfach ganz konkret in unserem Leben und unserer Gesellschaft darauf achten, ob und in welcher Form Menschen Gewalt angetan wird und inwiefern Abhängigkeitsverhältnisse bestehen - und diese gehen eben keineswegs nur vom Staat aus, wie Anarcho-Caps scheinbar denken.

    Da kann ich nur absolut zustimmen. Genau darum geht es, um den Umgang miteinander, Herrschaftsfreiheit im Alltag.
    Exakt aus dem Grund pissen mich eben entsprechende Antifas oder Linke ziemlich an, denn sie wollen ihre Ziele in erster Linie außerhalb erreichen und fangen nicht bei sich an, dabei verhalten sie sich oft sehr herrschaftlich.

    Genau darin liegt vermutlich der Unterschied zwischen AnCap und einem "reinen" Anarchismus. Die Ablehnung von Herrschaft ist im AnCap nicht so radikal. Ich wiederhole mich nochmals, ich möchte hier nicht einen AnCap als Endziel propagieren. Aber ich denke das Thema ist auf jeden Fall diskutable, ich finde es sollte unter Anarchisten kein Tabuthema sein. Denn hinter Tabu's stecken eben oft Herrschaftsstrukturen, vielleicht sogar immer.

    Ich glaube es ist ein Tabuthema, weil darin eben eine realistische, nicht so schöne und utopische Seite des Anarchismus offengelegt wird.
    Viele Anarchisten haben eben eine zu unkonkrete und utopische Vorstellung und wollen bestimmte hässliche menschliche Charakteristiken nicht sehen und können somit auch keine Lösung dafür anbieten.
    Es gibt eben nicht nur 1 und 0, sondern das Leben liegt dazwischen.

    Das spannende am AnCap finde ich, dass es eine Art Übergang sein könnte, denn wir werden die Herrschaft nicht von heute auf morgen vernichten, diese steckt in jedem von uns, mehr oder weniger. Es bleibt viel mehr die Frage, wie geht man damit um, wie kann sie kanalisiert oder transformiert werden.

    Wenn es ein stärkeres Privatrecht gäbe oder Sezierungsrecht, dann könnten sich anarchistische Strukturen viel besser entwickeln. Und ja es gibt auch Kapitalisten/Unternehmer, die sehr freiheitlich und sozial eingestellt sind.
    Ich denke das Gewaltmonopol des Staat ist auf jeden Fall ein großes Problem, wie man ja aktuell sehr gut sehen kann.

    Abschließend, damit wir uns nicht schon wieder falsch verstehen. Viele Wege führen nach Ruhm.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Was mich irritiert bzw. was für mich ein Stück weit entlarvend ist, ist eben der Fokus bzw. die starke Betonung des Eigentums. Das klingt dann eben für mich eher so, als sei der 'Anarcho-Cap' eine schicke Ideologie für privilegierte radikale Liberalos.

    Wenn allerdings Spekulation verpönt ist, würde dies auch bedeuten, dass Räumungen von genutzten Häusern illegitim sind. Mir geht es nicht um fiktive utopische Zustände, diese sind irrelevant, sondern um politische Handlungen. Anarchismus beinhaltet eben auch die Aneignung von Räumen, um sie dem Markt und der Spekulation zu entziehen. Ich finde schon, dass es Privateigentum geben sollte, allerdings muss eben nicht alles zu Privateigentum werden. In Bezug auf Immobilien hieße das z.B., dass Individuen natürlich Räume besitzen und nutzen können, ich sehe auch kein grundsätzliches Problem in Mietverhältnissen. Das Problem ist, wie gesagt, die Verdrängung, die nur funktioniert, weil Einzelne bzw. Unternehmen einen Besitzanspruch auf Räume erheben und die Nutzer (mit Polizeigewalt) verjagen können. Dies würde ich beispielsweise ändern, indem wie im vorliegenden Fall der Gentrifizierung solche Räumungen massiv erschwert bis unmöglich gemacht werden. Soll heißen, das Nutzungsrecht wird dem Eigentumsrecht gleichgestellt. Natürlich kann es Ausnahmen geben (z.B. völlige Verwahrlosung einer Immobilie, nachweisbare extreme finanzielle Not des Besitzers).


    Die Ablehnung von Sozialleistungen ist auch eher so ein Punkt, der für mich entlarvend ist (Privilegierten-Ideologie). Sinn und Zweck eines Gemeinwesens ist für mich eben der, dass alle Individuen vor bestimmten Dingen geschützt sind, dazu gehört auch die finanzielle Not. Wir reden hier nicht vom 'Old West' und den 'New Frontiers', sondern von modernen komplexen Massengesellschaften. Wo Not ist, gibt es Aufstand, der wieder gewaltsame Reaktion erfordert, womit wir wiederum keine freie Gesellschaft haben. Irgendeine Form von 'Sozialleistung' ist also eine schiere Notwendigkeit, damit sowas wie 'freies' bzw. 'gewaltfreies' Zusammenleben funktioniert - es sei denn, alles läuft so perfekt, dass alle Individuen sich eigenständig ernähren können. Aber da es Anarcho-Caps anscheinend auch ok finden, seine Kinder verhungern zu lassen, hab ich so meine Zweifel, ob wir hier mit 'gewaltfreier' Gesellschaft wirklich dasselbe meinen.

  • Was mich irritiert bzw. was für mich ein Stück weit entlarvend ist, ist eben der Fokus bzw. die starke Betonung des Eigentums. Das klingt dann eben für mich eher so, als sei der 'Anarcho-Cap' eine schicke Ideologie für privilegierte radikale Liberalos.

    Ja das ist er. Aber gleichzeitig ein mögliches Einfallstor.

    Wenn allerdings Spekulation verpönt ist, würde dies auch bedeuten, dass Räumungen von genutzten Häusern illegitim sind.

    Gutes Beispiel. Ich denke man kann das nicht pauschal beantworten.


    Die politische Ebene sehe ich da als generelles Problem, denn diese kann in meinen Augen im Anarchismus keine Lösung bieten.

    Anarchismus jeglicher Spielart setzt doch eigentlich eher auf kulturelle Lösungen.

    Er benötigt eine kulturelle Basis ohne diese ist er nicht möglich.

    Egal ob die Kultur begrenzt ist oder nicht, sie ist entscheidend und soll zur Nachahmung anregen, da ihr Fokus auf der Lebensqualität liegt.


    Die Königsdisziplin ist es also eine gewaltfreie und gerechte Lösungen zu finden.

    Ich denke Psychopathen stellen eine Minderheit da. Vermutlich sind sie auch Opfer ihrer Umstände.

    Was ich damit sagen will, die Kultur ist entscheidend für die Wohnraumlösung.

    Die politische Struktur ist maximal das Ergebnis davon.

    Sprich es kann keine pauschale Antwort dafür geben.

    Ich glaube es geht nicht darum Wohnraum dem Markt zu entziehen, sondern einfach nur darum ihn zur Verfügung zu stellen. Ob Räumungen illegitim sind oder nicht, hängt von den vereinbarten Verträgen ab.

    Es gilt Vertragsfreiheit, die Grenze liegt beim Recht auf Sezierung.

    Der gemeinschaftliche Konsens liegt darin, dies zu sichern.

    Ich kann mich versklaven, solange ich das will. Wenn ich das nicht mehr will, erhält der Vertragspartner eventuelle Entschädigungen.

    Genau da liegt die Grenze, ein absolutes Recht auf Selbstbestimmung.


    Alle ungenutzten Flächen sind Gemeinschaftseigentum, private(das schließt auch kollektive Eigentümer ein) Flächen können für die Gemeinschaft freigestellt werden.

    Eine interessante Erweiterung ist die Tatsache, dass beim Stakeholderprinzip die Umwelt, somit auch Pflanzen und Tiere ebenfalls eine Interessengemeinschaft bilden können.

    In wie weit dies zur Anwendung kommt ist von philosophischer, somit auch kultureller Natur.

    Es geht um die Thematik der menschlichen Überlegenheit. Dürfen wir Tiere beherrschen?

    Sprich innerhalb eines AnCap wären auch ganzheitliche Lösungen denkbar, es bleibt eine Frage der Kultur.


    Die Verdrängungsthematik:

    Das ist eine Frage der Natur und des Menschenbildes. Sterben gehört zum Kreislauf des Lebens, verdrängt werden auch.

    Stell dir vor jedes Leben ist absolut heilig. Kann das funktionieren?

    Kann Unsterblichkeit funktionieren und wenn auf Kosten von wem?
    Kann Evolution ohne Wettkampf existieren?


    Sozialleistungen:

    Diese werden nicht abgelehnt. Abgelehnt wird lediglich der Zwang zu diesen.

    Welches Wesen ist ihnen eigen?

    Empathie.

    Diese hängt nicht an der Politik, sondern ist dem Menschen an sich eigen, wenn ist die Kultur entscheidend.

    Die meisten Menschen empfinden Freude, wenn sie anderen freiwillig helfen dürfen.


    Ich glaube nicht das mir alle Anarchokapitalisten da zustimmen, aber zumindest der Blankertz gibt so etwas her. Die Auslegung und die Philosophie liegen halt hauptsächlich an den Begriffsdefinitionen.

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  • Die Verdrängungsthematik:

    Das ist eine Frage der Natur und des Menschenbildes. Sterben gehört zum Kreislauf des Lebens, verdrängt werden auch.

    Stell dir vor jedes Leben ist absolut heilig. Kann das funktionieren?

    Kann Unsterblichkeit funktionieren und wenn auf Kosten von wem?
    Kann Evolution ohne Wettkampf existieren?


    Ich würde sagen, dass Evolution natürlich auch ohne Wettkampf existieren kann, insofern sich die effektiveren Konzepte durchsetzen. Soll heißen, auch in einer 'anarcho-kommunistischen' Gesellschaft würde Evolution stattfinden. Verbesserung setzt nicht unbedingt Wettkampf voraus.

    In der bestehenden Diskussion stellt sich für mich eher die Frage, wie 'anarchistisch' oder auch nur 'möglichst gewaltfrei' vor dem Hintergrund von Konkurrenz und Verdrängung funktionieren sollen. Schon im 'Anarcho-Kommunismus' etablieren sich schnell informelle Hierarchien. Wenn nun der Kampf um Ressourcen hinzukommt, wie soll hier noch eine möglichst 'hierarchiearme' Gesellschaft realisiert werden?

  • 1. Wettbewerb, konkurenz und kampf ist ein fliessender übergang.


    2. Was dem einen legitim erscheint kann einem anderen radikal erscheinen.


    3. Wo es um viel geld geht da schlagen gewissenlose geschäftemacher auf. Deshalb haben sich staatliche regularien und ein gewaltmonopol herausgebildet.


    4. Dass gewissenlose geschäftemacher zu jeder zeit versucht haben, diesen apperat auszuschlachten liegt in der natur der sache.


    5. zurück zu 2: solche werte sind ein gemeinschaftlicher konses und durch die grosse der gessellschaften und entwirzelung ist dieser konsens soweit degeneriert, dass zu bisher einstimmigen themen die meinungen weit auseinandergehen und sogar recht und ordnung ins gegenteil verdreht werden.


    Ansrchismus funktioniert besser, je kleiner die gruppe, ethisch reifer und eigenverantwortlicher die mitglieder sind,


    Ich sehe hier im zeitgeist eine gegenläufige entwicklung deshalb denke ich ein ancap in dieser zeit würde auf das gegenteil hinauslaufen, was es verspricht.


    Die zeichen stehen eher in richtung totalitärer plutokratie, im besten fall technokratie.


    Anarchismus als vorherrschende form ist in dieser phase der glibalisierung fatal. Dennoch wäre es wünschenswert, dass obrigkeiten mehr anarchistische Aspekte zulassen. Stattdesen dringt die staatsgewalt aber immer tiefer in den Persönlichen raum ein.

  • Ich glaube nicht das Evolution ohne Wettbewerb möglich ist. Es bleibt natürlich wieder einmal eine Frage der Definition. Wenn Wettbewerb eine rein menschliche Eigenschaft wäre, könnte ich dir vielleicht zustimmen. Allerdings finde ich das Mechanismen in der Natur definitiv einen Wettbewerbscharakter haben. Beispiele lassen sich viele finden, z.B.: der Krieg zwischen Ameisenvölkern, der mikrobiologische Kampf um den Wirt, die eine Lebensform verdrängt eine andere, Konkurrenz bei der Fortpflanzung, …

    Wenn sich erfolgreichere Prinzipien durchsetzen hat das für mich einen Konkurrenz/Wettkampf Charakter.


    Ich gebe dir Recht in dem Punkt, dass Gewalt ein Teil von Wettkampf und Konkurrenz darstellt. Wie vorher schon aufgeführt glaube ich aber das Gewalt immer ein Teil des Lebens bleiben wird. Es geht eben eher um ein Rahmensystem, welches diese nicht eskalieren lässt und in konstruktive Bahnen lenkt.

    Du betreibst Kontaktsport, ist dabei Wettkampf und Konkurrenz kein Teil davon?

    Ich nehme an, dass du auch Spaß daran hast und diesen Teil eher als harmlos bezeichnen würdest.

    Kapitalismus ist das Pendant auf der wirtschaftlichen Ebene.


    Ich sehen einen Vorteil im AnCap gegenüber dem kommunistischen Anarchismus genau darin, dass der AnCap die Augen davor nicht verschließt und die Thematik integriert und auch darin, dass die Akzeptanz seitens AnCap in Richtung ComAn größer ist. Kritisieren kann man dabei selbstverständlich einen zu starken Fokus auf Konkurrenz und Wettbewerb, also das Ableiten eines kompletten Wertesystems, bekannte Kapitalismusproblematik. Beim ComAn kommt es mir oft so vor, als ob diese Thematik ein Tabu darstellt(Menschenbild?), über das am Besten einfach nicht gesprochen wird. Somit kann er auch keine vernünftigen Lösungen für das Problem bieten.


    In welchem konstruktiven Rahmen können Individuen solche Neigungen ausleben?
    Streng genommen sollte also auch jeglicher sportlicher Wettkampf verpönt sein. Wenn nicht spricht eigentlich nichts dagegen, diesen im Rahmen eines wirtschaftlichen, fairen und gerechtem Wettkampf zu tun.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


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  • Anarchismus, egal welcher Spielart, auf Knopfdruck zur aktuellen Zeit global umzusetzen, würde vermutlich schief gehen ohne eine entsprechende Kultur und Vernetzung.

    Wie ich schon mehrmals dargelegt habe, sehe ich da nur einen Weg über die Kultur, die Spielart ist dabei relativ unerheblich.


    AnCaps stellen sich auf jeden Fall klar gegen Monopolisierung, diese wird durch Konkurrenz auf natürliche Art begrenzt.


    In Bezug auf die aktuelle globale Lage, sehe ich eher die Chance über eine radikale Privatisierung anarchistische Kultur zu schaffen, als über eine globale Revolution, denn die Umsetzung ist in kleinen unabhängigen mehr oder weniger geschlossenen Gruppen wesentlich realistischer. Können sich anarchistische Unternehmen auf dem freien Markt behaupten, wird es sehr schnell Nachahmer geben.
    Eine entscheidende Frage ist also, was versteht man unter Profit und ist dieser nur auf materielles beschränkt?
    Eine Kultur in der Profitmaximierung die Maximierung von Lebensqualität entspricht wäre doch anzustreben oder nicht?

    Ich könnte mir gut vorstellen, wenn sich die Bedeutung von Profit in diese Richtung ändert, dann transformiert sich der Kapitalismus von selbst.

    Eigentlich wurde das Thema auch in anderen Threads schon ganz gut durchgekaut. In erster Linie ging es mir bei der Thematik darum Brücken zu bauen. Für Anarchisten wäre es sinnvoller sich auf Gemeinsamkeiten zu konzentrieren, als sich gegenseitig zu zerhacken. Im Anarchismus geht es in erster Linie um Kultur. Wenn man aber als Anarchist schon permanent intellektuelle Konkurrenz betreibt, sich aber dann vehement dagegen ausspricht, ist das irgendwie ein bisschen lächerlich. Das ist der Kern meiner Kritik an einigen Menschen, welche ich kennen lernen durfte und welche sich in dieser Ecke verorten.

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  • Mir geht es weniger um die Ablehnung von Kampf oder Wettbewerb als solchem, sondern konkret um die Konkurrenz um lebensnotwendige Ressourcen. Ich würde mich darüber hinaus nicht als (Anarcho-)Kommunist bezeichnen, zumindest wenn wir damit die vollkommene Beseitigung von Eigentum und Tauschprinzip meinen. Man sollte eher darüber sprechen, welche 'commons' tatsächlich kollektiv verwaltet werden sollten, und in welchen Bereichen wir hingegen weiterhin als Privatiers bzw Individuen agieren. Insofern ja, eine Mischform in ökonomischer Hinsicht erscheint mir sinnvoller als eine ideologiegetriebene Vergötterung oder aber totale Ablehnung von 'Privateigentumswirtschaft'.

    Wir sprechen hier ja über die Möglichkeit 'herrschaftsfreier' Zustände. Herrschaft assoziiere ich mit Verfügungsgewalt und (institutionellen) Abhängigkeitsverhältnissen. Wenn man also auf dem 'anarcho' in seiner Selbstbezeichnung beharren will, muss man sich schon ehrliche Gedanken um die Vermeidung solcher gefestigter Hierarchien machen. Und ich sehe nach wie vor nicht wirklich, inwiefern 'Anarchokapitalismus' hier eine mögliche Ergänzung oder Inspiration darstellen könnte. Sinnvoller wäre es, wenn wir generell wieder mehr 'Liberalität' in linke Zusammenhänge hineintragen würden. Ich fürchte, die Wiederentdeckung des Marxismus war hier rückblickend nicht sonderlich hilfreich.


  • Ich denke auch, wie überall, ist die extremste Auslegung der sache völlig utopisch und ein gewaltsam herbeigeführter Umbruch nicht zielführend.


    Man muss aber doch sehen, dass man Freiheit zu jede Menge Anarchismus hat: Man ist nicht genötigt, wenn die jungen Nachbarn die musik mal laut haben gleich die Polizei zu ruffen usw. Ich sehe die per Gewaltmonopol etablierte Gesetzgebung nur als einen Rahmen, innerhalb dessen Anarchie längst gelebt wird.


    Wenn nun eine Gesellschaft mündig, eigenverantwortlich, sozial usw. ist dann funktioniert das mit immer loseren Zügeln immer besser. Das Problem an der Stelle: Es liegt weder im interesse der Herrschenden dass dies eintritt noch wurden die Zügel mittlerweile dahingehend entworfen, diesen Prozess zu unterstützen. Zudem sehe ich nicht, dass die Aufklärung besonders beständigen Erfolg hat.


    Man kann ein gutwillige, soziale intention vl. in der Formulierung des GG ein stückweit behaupten. In Zeiten von TTIP, CumEx Skandal und co ist das aber nicht mehr soooo tragend...