Dian auf Youtube

  • Meine Gedanken gehen auch nicht blindlinks in Richtung RAF oder gleich zum anderen Extrem des Sesselpupsens über. Ich denke dabei eher an Inspiration.--------- Man braucht sich zur gegenseitigen, geistigen Befruchtung, und da jeder individuell etwas zu geben/bringen hat, denke ich, daß daraus was brauchbares,* in und außerhalb des Virtuellen entstehen könnte.
    Wie das im Endeffekt aussieht und welche Gestalt so eine Vereinigung annehmen kann (und laufend verändert) - würde die Zeit zeigen.
    Ich finde es immer schade, Potential nur aus Gründen der Scham oder aus einem falschen Schuldgefühl heraus zu vergeuden. Da ist der Frust natürlich vorprogrammiert. Das brauchen wir doch nicht mehr oder?
    Ein Zitat noch zum Abschluss für den schambehaftetsten hier, der mich gefressen hat:
    "Die Phantasten halten die Welt in Atem, nicht die Erbsenzähler."
    Michail Baryschnikow

    Einmal editiert, zuletzt von Igno von Rant () aus folgendem Grund: * bearbeitet

  • Das interessiert den Durchschnitts-Deutschen aber reichlich wenig. So ehrenwert das Interesse an der kurdischen Sache auch sein mag... es ist Herrn Müller scheißegal, weil er hier in Deutschland lebt und Kurdistan weit weg ist. Und weil Herr Müller den Eindruck bekommt, dass die Linken nur für irgendwelche Fremden demonstrieren, aber keiner demonstriert für ihn, deshalb geht er auch lieber zur Pegida als zur Antifa. Und auf die Art wird die radikale Linke auch langfristig keinen Blumentopf gewinnen, sondern in der Bedeutungslosigkeit versinken. Darauf wollte ich eigentlich hinaus.

    Eventuell ist Herr Müller einfach ein Scheißrassist, der schon genau weiß, wieso er lieber zu Pegida als zu den Linken geht? Es ist ja nicht so, dass es nicht ausreichend linke Positionen und Forderungen gäbe, die Herrn Müllers Interessen - sofern er tatsächlich zu "den kleinen Leuten" gehört - entsprechen würden. Nur überwiegt eben im Zweifelsfall seine Angst vorm Muselmann. Da ändert es auch nix dran, dass er manche Äußerungen von Sara Wagenknecht gut findet und auf seine Facebook-Pinnwand stellt. Am Ende wird er doch sein Kreuz bei der AfD machen und nicht bei denen, die der Auffassung sind, irgendwelche Neger oder Kameltreiber hätten hierzulande irgendwelche Rechte.


    Und wenn wir mal ehrlich sind: Was interessieren dich oder mich die Herr Müllers dieser Welt? Was soll dieses paternalistische Getue bzw. die Politikberatung für irgendwelche Strömungen, wenn doch eigentlich klar ist, dass wir überzeugte Gleichgesinnte und Mitstreiter suchen, und keine unmündigen Kinder, die wir anführen wollen?
    Man kann den Menschen auch nicht alles vorkauen. Darauf wollte ich auch in meinem ersten Post in diesem Thread hinaus. Gehen wir einfach mal davon aus, dass der Großteil schon weiß, was er will. Wenn man "falsche Abzweigungen" verhindern will, muss man schon im Kindesalter ansetzen. Und gute Argumente helfen letztlich nicht, wenn die Menschen sehen, dass Arschlochverhalten belohnt wird.
    Aus dem Hamsterrad ausbrechen ist eben auch leicht gesagt, wenn man finanziell halbwegs abgesichert ist. Dann sollte man sich vielleicht eher Gedanken machen, wie sich ein gutes Leben für alle tatsächlich umsetzen lässt. Nur klingt das für die meisten schon wieder so naiv, dass sie vermutlich lieber die Option wählen, bei der andere über die Klinge springen und man selbst sich auf der Gewinnerseite wähnen kann.

  • Eventuell ist Herr Müller einfach ein Scheißrassist, der schon genau weiß, wieso er lieber zu Pegida als zu den Linken geht?

    Das ist eigentlich auch wieder richtig, wenn sich Herr Müller ernsthaft entscheidet solchen Schergen anzuschließen, dann darf er sich nicht wundern, wenn man ihm die Nähe zum NSDAP Gedankengut vorwirft. Der ganze verlogene PEGIDA Packt entstand durch rassistische Vorurteile, eben, dass sollte nicht vergessen werden. Ich glaub, wer hinreichend aufgeschlossen ist, rennt auch bei Konflikten nicht zu den Rechten.


    Und wenn wir mal ehrlich sind: Was interessieren dich oder mich die Herr Müllers dieser Welt?

    Stimmt, eigentlich ist es die reinste Zeitverschwendung sich mit dem Typus noch großartig rumzuschlagen. Die Jahre haben die Erfahrungen gezeigt. Deren orthodoxe Überzeugtheit kleinlicher Nichtigkeit, darauf kann man sich die Zähne ausbeißen. Früher waren die ohne Internetanschluss, aber dank dem Smartphone Boom kann heute jeder Heinrich und Günter seinen Senf dazugeben und sich per Facebook seinen nächsten x-GIDA Eumeln anschließen.

    Einmal editiert, zuletzt von schreckgeist ()

  • Meine Gedanken gehen auch nicht blindlinks in Richtung RAF oder gleich zum anderen Extrem des Sesselpupsens über. Ich denke dabei eher an Inspiration.--------- Man braucht sich zur gegenseitigen, geistigen Befruchtung, und da jeder individuell etwas zu geben/bringen hat, denke ich, daß daraus was brauchbares,* in und außerhalb des Virtuellen entstehen könnte.

    Der User Hansi (R.I.P.) hat seinerzeit durch dieses Forum den Impuls und die nötigen Kontakte bekommen, aus seinem Hamsterrad (Hotel Mama und Arbeit im Call Center) auszubrechen und in einem linken Kollektiv in einer anderen Stadt ein neues Leben zu beginnen. Nach einigen Jahren ist er dann doch noch verzweifelt und hat sich umgebracht, aber zumindest hat dieses Forum bzw seine Entscheidung, neu anzufangen, wie eine lebensverlängernde Maßnahme funktioniert.
    Auch was Marc im anderen Thread angesprochen hat, zeigt, dass hiervon Impulse und auch ganze reelle Konsequenzen ausgehen können. Ich würde das eben nicht auf einer Polit-Ebene sehen wollen (okay, wenn das Private politisch ist, dann schon). Hier geht es eher um den konkreten Menschen.
    "Lebensverlängernde Maßnahme" ist ein ganz netter Begriff;) vielleicht bekommen wir ja zumindest das mal hin.
    Oder ein virtuelles und vielleicht auch mal wieder reelles Lagerfeuer, an dem sich Ausgestoßene, Wanderer, Künstler und Krieger-Philosophen versammeln, um gelegentlich einen Blick ins Tal zu werfen und sich zu vergewissern, dass die Welt doch noch nicht untergegangen ist.

  • Darin, einander Stütze zu geben, füreinander da zu sein, fernab von falscher Kumpanei, sehe ich eben auch das Potenzial dieses Forums. Ich kann mich daran erinnern, daß meine erste Frage über die Unity lautete, ob die Leute sich denn auch mal im RL treffen um was zu bewegen. (Ich meine zunächst nur Kleinigkeiten, was im eig.Sinn keine Kleinigkeiten für mich sind.)
    Ohne diesen Vorsatz hätte ich mich wahrscheinlich gar nicht erst angemeldet.


    Für mich hat sich in den knapp 13 Monaten, die ich hier dabei bin, auch ohne persönliches Treffen so einiges verändert. Obwohl mir ein Klarname, eine Emailadresse und/ oder ein Foto schon sehr persönlich erscheinen.
    Ich habe/ suche keine "Freunde", die mir nur zum "Verschleiß" dienen. Ich gebe gerne und träume gerne "groß", und ich weis, daß man ohne die jeweiligen Qualitäten der anderen gar nichts bzw nur halb so viel erreichen kann.
    Hansi hat sich bestimmt "zuviel" vorgenommen und sich überfordert mit allem. Da hat man oft das Gefühl komplett blank dazustehen.
    Wenn diese Abschottung zur Außenwelt erstmal aufgebaut ist, sind es nur Bruchteile von Sekunden die über einen einmal gefassten Entschluss entscheiden. Das soll überhaupt kein Vorwurf an niemanden sein. Sowas passiert einfach, und manchmal soll es auch vorkommen, daß man völlig konform mit seiner Entscheidung ist.


    Ich gehe allerdings davon aus, daß das hier etwas "familiärer" abläuft/ablaufen sollte.
    Ok vielleicht erwarte ich da zuviel "Feinfühligkeit", aber nein, HIER würde ich mich sogar Ya anvertrauen, wenn gerade niemand anderer verfügbar wäre.
    Einfach zu wissen, daß man nicht alleine ist, und dieses Gefühl präsentiert jeder für sich, und stellt gleichzeitig für den anderen einen Stützpfeiler dar.
    Dian bietet einfach die Plattform dafür, ist ansonsten Member, User und Mensch wie jeder von Euch auch.
    Natürlich durchzieht seine ablehnend, misanthropische Haltung das Forum und 'spaltet' die Geister, aber genauso denke ich, daß das Forum nur ein Versuch der persönlichen Heilwerdung für ihn darstellt.


    Was will ich also im Endeffekt damit sagen?


    Sicher will ich auf die Bedeutung hinaus, die so eine Plattform für jeden einzelnen darstellt. Die Beweggründe hier zu sein, sollte sich jeder ab und zu vor Augen führen/halten.
    Für mich ist das hier was besonderes, und die einzelnen Gedankengänge der Leute, wenn sie denn mal ganz offen und ehrlich damit hervorkomnen, sind nichts anderes als ein Geschenk, welches man annehmen sollte.

    Was Hansi also letztendlich in den Tod stürzte hat mich immer wieder beschäftigt, und auch dazu inspiriert "hier zu bleiben", um zu sehen, was ihr mir vielleicht noch zu erzählen habt, das ich noch nicht weis.
    Offtopic Ende. War trotzdem nett drüber gesprochen zu haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Igno von Rant () aus folgendem Grund: Kleinigkeiten.

    • Offizieller Beitrag

    Und wenn wir mal ehrlich sind: Was interessieren dich oder mich die Herr Müllers dieser Welt? Was soll dieses paternalistische Getue bzw. die Politikberatung für irgendwelche Strömungen, wenn doch eigentlich klar ist, dass wir überzeugte Gleichgesinnte und Mitstreiter suchen, und keine unmündigen Kinder, die wir anführen wollen?

    Ich versuche mir einfach nur, die Zukunft vorzustellen und ein bisschen über den Jetzt-Zustand hinaus zu denken. Und da ist (zumindest für mich) völlig klar, dass es auch in absehbarer Zukunft keine echt-linke Massenbewegung geben wird. Und das eben aus den Gründen, die ich in dem Video genannt habe. Weil die Linke sich auf Randgruppen-Themen spezialisiert hat, die den gemeinen Arbeiter, der weder Asylant, Transgender oder Kurde ist, überhaupt nicht interessieren... ja mehr noch, die ihn teilweise sogar provozieren, weil er sich selbst ausgebeutet fühlt und dann nicht einsieht, warum von "seinen" Steuergeldern auch noch Asylantenheime finanziert werden.
    Man kann jetzt natürlich sagen, die Arbeiter, die so denken, sind alles unsolidarische, verkappte Rassisten und würden sowieso im Zweifelsfall immer Adolf Hitler wählen, weil das einfach so in ihrer Natur steckt. Aber ist es wirklich so einfach?
    Vor diesem Hintergrund ist eben meine "Politikberatung" zu verstehen. Dass sich, wenn sich am Auftreten der Linken nichts ändert, die Rechten in absehbarer Zeit noch mehr vom gesellschaftlichen Kuchen abgreifen werden. Dabei geht es mir ausdrücklich nicht darum, dass die Linken zu sehr träumen oder zu idealistisch sind.
    Es geht um die eingeschränkte Themenauswahl, die sie bedienen bzw. für die sie sich verantwortlich fühlen. Sieht man ja auch wunderbar hier im Forum... und dafür bist du @Lonewolf in gewisser Weise das beste Beispiel. Hab dich noch nie in all den Jahren irgendwas über Hartz4 oder Wohnungsnot oder solche Themen sagen hören, die nunmal die Menschen (vor allem in der Unterschicht) bewegen. Aber sobald es mal um Frauenfeindlichkeit oder "Antifaschismus" geht, bis du sofort zur Stelle und kämpfst leidenschaftlich für deine Position.
    Das soll jetzt gar kein Vorwurf sein... nur eine Feststellung. Und das scheint mir halt irgendwie symptomatisch für den Zustand der modernen Linken zu sein... dass man sich spezialisiert auf Minderheitenrechte, internationale Solidarität, Antifaschismus und vielleicht noch Umweltschutz... aber dabei irgendwie auch den Kontakt zum normalen Volk verliert, weil das ja eh alles nur Nazis sind, die einen sowieso nicht verstehen wollen.
    Ok, ich gebe ja zu, ich selber denke auch ziemlich elitär und halte mich vom normalen Pöbel fern. Aber auf wirklich viel Verständnis von denen darf ich dann halt auch nicht hoffen. Vermutlich müsste man sich schon etwas mehr anbiedern, wie es die Rechten teilweise ja recht clever tun, wenn man das Volk wirklich auf seine Seite ziehen will.

    • Offizieller Beitrag

    Einfach zu wissen, daß man nicht alleine ist, und dieses Gefühl präsentiert jeder für sich, und stellt gleichzeitig für den anderen einen Stützpfeiler dar.

    Ja, natürlich, das war ja auch einer der Gedanken dahinter, dieses Forum "Unity" zu nennen, und nicht etwa "Diversity" oder sowas. Auch wenn man natürlich dazu sagen muss, dass ich damals etwas andere Vorstellungen davon hatte, welche Leute sich hier einfinden würden. Ursprünglich dachte ich, die ticken halt alle mehr oder weniger exakt so wie ich, das wird jetzt so ein Geheimbund, in dem sich alle immer einig sind... und war dann ganz erschrocken, als ich realisiert habe, wie unterschiedlich Menschen sein können, auch wenn sie einen kleinen gemeinsamen Nenner haben, auf den sie sich alle einigen können.
    Mittlerweile hab ich mich damit aber ganz gut arrangiert, und ich denke, dass das Forum auf seine Art genau richtig geworden ist, und dass gerade diese Vielfalt auch inspirieren kann.

    Natürlich durchzieht seine ablehnend, misanthropische Haltung das Forum und 'spaltet' die Geister, aber genauso denke ich, daß das Forum nur ein Versuch der persönlichen Heilwerdung für ihn darstellt.

    War definitiv so, dass dieses Forum und die ganzen Erlebnisse in den letzten 20 Jahren sehr zu meinem persönlichen Entwicklungsprozess beigetragen hat. Ich habe ja mehr oder weniger die besten Jahre meines Lebens hier verbracht, und bin dadurch erst richtig selbstbewusst geworden, weil ich halt plötzlich auch das Gefühl hatte, dass meine Meinung einen Wert hat, und dass ich beachtet werde, während ich mich im realen Leben (vor allem in der Zeit vor dem Forum) doch sehr oft überflüssig gefühlt habe.
    Heute brauche ich vielleicht nicht mehr so viel Zuspruch und Bestätigung. Das Forum ist einfach mein virtuelles Zuhause geworden, so wie andere vielleicht auf ihrer Facebookseite zuhause sind, oder auf ihrem Youtube-Kanal.

    im RL treffen

    Ja, macht das doch mal wieder, wenn ihr wollt. Die Treffen, die wir hatten, waren immer was Besonderes, und sind den Teilnehmern noch lange in Erinnerung geblieben.
    Ich persönlich bin aber aktuell wohl immer noch nicht motiviert dafür... habe den Eindruck, keine weiteren realen Kontakte zu brauchen im Moment.

  • Na ja, ich sehe vor allem den kritikfähigen Menschen in dir, der anderen eine Plattform zur Verfügung stellt. Wir sind keine Schlümpfe und du bist kein Vadder Abraham.
    Ich sehe gerade in der Vielfältigkeit der Leute eine Chance, eine gewisse Reichweite zu erzielen. Das hieße dann aber auch, sich auf individuelle Themen zu spezialisieren, und anderen das ggfalls aktiv zu vermitteln bzw durch Vorbildfunktion passiv.
    Sich der eigenen Fähigkeiten bewusst werden (sei es auch so, daß ein anderer darauf aufmerksam macht), und dann eigenverantwortlich für die Gemeinschaft eintreten- das war so meine Grundvorstellung. So hat bisher noch jede Gruppe funktioniert, ohne dass man einen "Führer" brauchte oder von "Vatis" Tagesstimmung abhängig war.

  • Ich versuche mir einfach nur, die Zukunft vorzustellen und ein bisschen über den Jetzt-Zustand hinaus zu denken. Und da ist (zumindest für mich) völlig klar, dass es auch in absehbarer Zukunft keine echt-linke Massenbewegung geben wird. Und das eben aus den Gründen, die ich in dem Video genannt habe. Weil die Linke sich auf Randgruppen-Themen spezialisiert hat, die den gemeinen Arbeiter, der weder Asylant, Transgender oder Kurde ist, überhaupt nicht interessieren... ja mehr noch, die ihn teilweise sogar provozieren, weil er sich selbst ausgebeutet fühlt und dann nicht einsieht, warum von "seinen" Steuergeldern auch noch Asylantenheime finanziert werden.Man kann jetzt natürlich sagen, die Arbeiter, die so denken, sind alles unsolidarische, verkappte Rassisten und würden sowieso im Zweifelsfall immer Adolf Hitler wählen, weil das einfach so in ihrer Natur steckt. Aber ist es wirklich so einfach?
    Vor diesem Hintergrund ist eben meine "Politikberatung" zu verstehen. Dass sich, wenn sich am Auftreten der Linken nichts ändert, die Rechten in absehbarer Zeit noch mehr vom gesellschaftlichen Kuchen abgreifen werden. Dabei geht es mir ausdrücklich nicht darum, dass die Linken zu sehr träumen oder zu idealistisch sind.
    Es geht um die eingeschränkte Themenauswahl, die sie bedienen bzw. für die sie sich verantwortlich fühlen. Sieht man ja auch wunderbar hier im Forum... und dafür bist du @Lonewolf in gewisser Weise das beste Beispiel. Hab dich noch nie in all den Jahren irgendwas über Hartz4 oder Wohnungsnot oder solche Themen sagen hören, die nunmal die Menschen (vor allem in der Unterschicht) bewegen. Aber sobald es mal um Frauenfeindlichkeit oder "Antifaschismus" geht, bis du sofort zur Stelle und kämpfst leidenschaftlich für deine Position.
    Das soll jetzt gar kein Vorwurf sein... nur eine Feststellung. Und das scheint mir halt irgendwie symptomatisch für den Zustand der modernen Linken zu sein... dass man sich spezialisiert auf Minderheitenrechte, internationale Solidarität, Antifaschismus und vielleicht noch Umweltschutz... aber dabei irgendwie auch den Kontakt zum normalen Volk verliert, weil das ja eh alles nur Nazis sind, die einen sowieso nicht verstehen wollen.
    Ok, ich gebe ja zu, ich selber denke auch ziemlich elitär und halte mich vom normalen Pöbel fern. Aber auf wirklich viel Verständnis von denen darf ich dann halt auch nicht hoffen. Vermutlich müsste man sich schon etwas mehr anbiedern, wie es die Rechten teilweise ja recht clever tun, wenn man das Volk wirklich auf seine Seite ziehen will.

    Du hast eine ziemlich komische Wahrnehmung. Soziale Themen wie Kritik an Hartz oder Wohnungsnot und Verdrängung werden in Großstädten fast ausschließlich von Links bedient. Der Vorwurf, sich nur an irgendwelche Randgruppen zu richten, trifft vielleicht auf manche "Szene-Linke" bzw kleinere Splittergruppen zu, aber nicht auf Politik im größeren Maßstab.
    Der Grund, wieso linke Politik nicht punkten kann, liegt meines Erachtens woanders:
    Zum einen besteht in Ländern wie Deutschland oder den USA immer noch ein fast wahnhafter Antikommunismus, eine in Beton gegossene Ideologie des "Anti-Extremismus", die sich mit Argumenten kaum noch aufbrechen lässt. Und hier kann man Linken insofern einen Vorwurf machen, als sie häufig terminologisch und symbolisch diesen Wahn noch bedienen, anstatt eine andere Sprache zu wählen.
    Zum anderen agieren die meisten großen linken Strömungen und Parteien staatsfixiert (siehe Griechenland), was dann zur Folge hat, dass sie Erwartungen nicht befriedigen können.
    Zudem ist eben der Rassismus tatsächlich ein sehr starkes Zugpferd, das lässt sich nicht leugnen.


    Zuletzt blendest du - vielleicht unbewusst - die Frage nach dem politischen Subjekt bzw der Zielgruppe aus. Das Gerede vom "deutschen Durchschnitt" ist ziemlich undifferenziert. Deine Spießerschwaben werden einen Teufel tun und links wählen, das haben sie auch gar nicht nötig, da sie von sozialer Verdrängung am wenigsten betroffen sind. Daher sind selbst die Grünen im Ländle häufig einfach versnobbte Wohlstandschauvinisten. Auch der Arbeiter hockt heute nicht mehr in den Kohleminen, sondern führt zumeist ein relativ wohlsituiertes Spießerleben.


    Das Problem ist, dass Menschen ihre Abstiegsängste auf leicht zugängliche Feindbilder projizieren. Dass du hier mit Populismus fürs "einfache Volk" nicht weiterkommst, zeigt das genannte Wagenknecht-Beispiel. Ich habe hier auch kein Allheilmittel, außer für ein universalistisches Menschenbild zu werben, das zumindest nicht von kleinkarierten völkischen oder kulturalistischen Kategorien durchbrochen wird. Insofern ist ein antifaschistisches Bewusstsein eben die Grundvoraussetzung dafür, dass sich Gesellschaften überhaupt erst in die richtige Richtung bewegen können, ohne gleich wieder bestimmte Gruppen auszumachen, die man im Namen des eigenen Wohlstands opfern muss. Das hat nix mit "Randgruppenfixierung" zu tun, sondern damit, sich nicht ständig gegeneinander aufhetzen zu lassen.