Den Standpunkt kann ich verstehen, es ist ein Modell unter vielen. Im Film wird dieses Modell stark propagiert. Objektiv betrachtet ist es nicht so einfach, denn wo fängt die eigene Grenze eigentlich genau an? Was bin wirklich ich und nicht nur meine DNA(Produkt der Umwelt) und meine Prägung?
Ganz offensichtlich sind Gesellschaft und Individuum vereinbar, sonst würden wir ja nicht in einer solchen Gesellschaft leben. Auch hier funktioniert die reine 1/0 Logik nicht.
Ein unheiliger Psychopath ist eigentlich nicht mit der Gesellschaft kompatibel, sollte man auf den ersten Blick meinen. Ein objektiver Blick zeigt anderes. Ich versuche das systemisch zu sehen.
Natürlich leben wir in einer Gesellschaft, ich denke aber eher dass nicht funktioniert weil beide so wunderbar kompatibel sind sondern weil ein Kompromiss entsteht. Das Individuum muss ein teil aufgaben während die Gesellschaft es auch tun muss und so ein Dauerhaftes Spannungsfeld existiert, da bei beiden kein Perfekter Kompromiss existiert. Im Prinzip heißt es, es kann keine Perfekte Welt geben, sondern dieses Grundlegende Problem muss immer neu beantwortet werden je nach Situation. Und ich finde das auch nichts schlechtes. Man muss sich nur darüber klar machen, das man sich von einer Illusion befreien muss, dass es ein Perfektes System gibt.
Dieses Problem sieht man ja auch bei der Entwicklung jedes Menschen, in dem Ausgehandelt wird zwischen, ein Teil der Gesellschaft zu sein, also Freunde finden, eine Partnerin oder ein Partner etc. Andererseits ist aber auch ein Wichtiger Entwicklungsschritt sich von anderen zu unterscheiden, zum Beispiel sich von den Eltern zu Emanzipieren. Gesellschaftskritik zu üben etc.
Diesen Konflikt kann man überall sehen und ich finde das ausdrücklich nichts schlechtes, sondern eher was beruhigendes. Ein Individuum zu sein ist jedem Wichtig es ist aber auch jedem wichtig von einer Gesellschaft akzeptiert zu werden, gleich Gesinnte zu treffen. Hundert Prozent beides geht einfach nicht.
Und eben dieses Problem wollte ich auch durch die Schul Problematik klar machen. Und bezüglich den natürlichen Autoritäten. Ich denke da bist du einfach ein bisschen naiv bezüglich deren Missbrauchspotential. Es gab irgend ein stamm von jägern und Sammlern, die sich absichtlich und rituell über den erfolgreichsten Jäger lustig gemacht haben, damit sein Erfolg und damit Charisma ihm keine Macht gibt.
Oder ein anderes Beispiel was auch in die Selbe Richtung geht. Da ging es glaub ich um Indianer Stämmen und deren Reaktion auf die Europäern. Am Anfang war deren Kritik an den Europäischen Lebensstil vor allem an deren fehlende Freiheit gerichtet. Die Soldaten haben immer nur gemacht was deren Befehlshaber gesagt haben, es gab strenge Hierarchien und im Prinzip haben alle wie sklaven gelebt. Dann allerdings als sie die Situation in den Europäischen Städten gesehen haben, hat sich deren Fokus der Kritik geändert. Nämlich die Ungleichheit, denn für sie war Besitzt nie etwas was man so leicht in große Macht umwandeln konnte, im Gegensatz zu den Europäern, wo viel zu besitzen gleichzeitig viel Macht über andere hieß.
Sie haben nämlich auch erkannt dass wenn man nichts hat und daher auf die Hilfe von anderen angewiesen ist, nicht Frei ist, außer vielleicht Frei von Dingen. Wenn es große Ungleichheit gibt dann ist die Freiheit der unglücklichen vielleicht Hypothetisch Existent aber praktisch nicht realisierbar. Und vor allem diesbezüglich haben wir im Westen einen sehr seltsamen Freiheitsbegriff, in dem es mehr darum geht die Hypothetische Freiheit zu maximieren, die Praktische aber hinten runter fallen zu lassen. Das Resultat davon sind meiner Meinung nach Anarcho Kapitalisten.
Vielleicht noch zum Abschluss ein Kommentar zu einem sehr oft benutzten Zitat. Ich Paraphrasiere mal: Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt verliert beides oder so. Durch aus ein Legitimier Punkt, solange man keine Freiheit hat ist man der Sicherheit ausgeliefert und daher auch nicht mehr wirklich sicher. Anders rum funktioniert es aber auch, ohne Sicherheit kann man keine Freiheit realisieren.