Wieso würde deiner Meinung nach (theoretisch) niemand danach handeln?Es gibt doch so viele verschiedene Formendes Utilitarismus. Ich fände dass die Anwendung eines Präferenzutilitarismus innerhalb einer geschlossenen Gemeinschaft (Familie) durchaus Sinn ergeben würde. Aber ich verstehe schon das Grundproblem der Umsetzung. Man könnte es moralisch/politisch nicht zulassen, dass die eine Familie willkürlich jedes weitere Kind tötet nach Abschluss der Familienplanung im Gegensatz zur z.B. katholischen Familie.
Das Argument mit der Recourcenknappheit finde ich auch quatsch. Allerdings wäre das Deckungsgleich mit dem des Speziesismus.
Was schwebte dir in deinem letzten Punkt vor? Glaubst du ernsthaft es gäbe noch Freigeister, wenn Biologen speziell die dritte mendelsche Regel hätten aushebeln können? Die Natur lässt sich nunmal nicht unterdrücken und nur bis zu einem gewissen Grad manipulieren. Alles rächt sich irgendwann und schafft lediglich den Ausgleich.
Na ja, Singer benutzt ja immer gern so Allerweltbeispiele, um seine Sachen plausibel zu machen. Also z.B. das mit dem Kind, das im Teich ertrinkt und dem Typen, der es rauszieht, obwohl er sich damit die neuen Schuhe ruiniert. Ich würde sagen, dass das nicht wirklich eine moralische Entscheidung ist - wenn man Kinder schreien hört oder sieht, dass die Hilfe brauchen, agiert man in der Regel rein instinktiv. Wie krass das Schreien von Kleinkindern uns mitnimmt, merkt man ja, wenn man keine eigenen in der Umgebung hat, im Supermarkt oder Zug, wenn man vor dem Geschrei nicht flüchten kann. Das ist weitaus nerviger als schlechte Mucke oder anderer Lärm ... und das ist halt evolutionär angelegt. Und damit ist so ein Beispiel jetzt nicht unbedingt geeignet, zu zeigen, dass man, wenn man Leuten was Gutes tun will, das mit anderen Ansätzen effizienter tun kann. Es macht schlichtweg einen Unterschied, ob man Leid tatsächlich sieht oder nicht.
Bezogen auf die verstrahlteren Schlussfolgerungen, die er zieht, ist aber das Problem ganz einfach, dass das total in der Utilitarismus-Blase bleibt. Es gibt nicht wirklich einen Grund, Utilitarist sein zu wollen, wenn mir die eine oder andere seiner Schlussfolgerungen nicht gefällt. Das ist eigentlich einfache eine sinnfreie Spielerei, wo Leute schauen, was rauskommt, wenn sie innerhalb ihrer paar Voraussetzungen/Axiome argumentieren.
Wo die Argumentation halt total verrückt ist, ist bei dem ganzen 'effektiven Altruismus'-Kram. Da wird halt total systemimmanent argumentiert, also so getan, dass Leute z.B. nur Einkommen durch Lohnarbeit generieren und demnach den Leuten geholfen wird, wenn man dadurch möglichst viel spendet. Dass der Großteil des Reichtums nicht verdient wird, interessiert gar nicht.
Ich halte es für eine sehr tolle Idee, den Menschen komplett zu überholen, d.h. den evolutionär gewachsenen Mist zu ändern. Z.B. die beschissenen Kniegelenke durch vernünftige austauschen, Menstruationsschmerzen loswerden, Beckengelenke und Geburtskram an aufrechten Gang anpassen, Empfängnis zu 'nem bewussten Akt machen. Und natürlich wäre es außerdem sehr sinnvoll, auf der Ebene gewisse Tendenzen loszuwerden, die halt krass aus der Säugetierevolution stammen - also z.B. auch Gewalttendenzen, die sich z.B. vor allem in den gegenwärtigen Männern finden. Sowas würde natürlich erst funktionieren, wenn man wirklich genau weiß, was man da machen kann. Und das wird sich natürlich irgendwann machen lassen. Ist zwar alles kompliziert, aber
Das Problem ist halt, dass wir jetzt von unseren gegenwärtigen Vorlieben und Idealen geprägt wären, wenn wir das jetzt tun würden, und dabei nicht unbedingt das Beste machen würden. Und klar, möglicht viel Uniformität könnte da auch ein Riesenproblem werden, weil man dann vielleicht für irgendeine Pandemie überhaupt nicht gerüstet ist.
Um zu Thema zurückzukommen: Ich glaube, dass es schon geht, dass man einerseits individuell keine behinderten Kinder möchte und die ggf. auch abtreibt und andererseits existierende Menschen als Menschen annimmt. Das Problem dabei ist halt gerade der Grad und die Einpassung von Menschen in Verwertungskategorien. Was ist alles noch tolerabel bzw. zumutbar? Das wird da schon sehr schnell sehr ekelhaft.