Der Emanzenthread oder: Wörter, die Dian nicht kennt

  • Ach Gott, was soll ich dazu jetzt schreiben? Schon allein, wenn ich in irgendeiner Netz-Kolumne oder so lese, dass der/die Kolumnist*in dieses lächerliche Sternchen benutzt, ist das für mich meist ein ganz guter Anhaltspunkt, dass ich nicht weiter zu lesen brauche, weil es mich höchstwahrscheinlich ohnehin nicht interessieren wird, was diese Person*in mitzuteilen hat.

    Ist ja im Grunde gar nicht so verkehrt, wenn manche Gruppen einen bestimmten Sprach-Code verwenden, damit man gleich auf den ersten Blick merkt, wo man da gelandet ist. So lang ich nicht gezwungen werde, auch so zu schreiben, ist das alles völlig ok für mich. Ist ja deren Lebenszeit, die dafür drauf geht, wenn man alle paar Wörter noch einige Buchstaben mehr tippen muss...

    Wenn man das hochrechnet aufs Jahr oder auf 75 Lebensjahre, dann kommen da garantiert auch ein paar Tage zu Stande. Tage, die denen am Ende garantiert fehlen werden, wenn der Sensenmann an die Tür klopft.

    Es gibt eine Menge genderneutrale Pronomen, u.a. xier, xie, nin, sier, sif, es, per oder dey.

    "Es" finde ich eigentlich ganz gut. Das kenne ich sogar noch aus meinem Jahrhundert.

    Allerdings war ich bislang immer davon ausgegangen, dass es eine Transe eher ärgert, wenn man es als "es" bezeichnet.

  • Normalerweise Protze ich ja nicht gerne aber vor ein paar tagen ist mir dann doch eine sehr geniale Idee gekommen. Nämlich kann man da doch einfach grundsätzlich da ran gehen und anstatt zu versuchen das grammatikalische Geschlecht möglichst inklusiv zu gestallten es einfach ganz abzuschaffen und den grammatikalischen Geschmack einzuführen. So hat dann jedes Nomen eines der drei Geschmäcker: Süß, Sauer und Salzig. 'Das' wäre dann zum Beispiel der Artikel für Süße Nomen, 'die' für Salzige und 'der' für Säure. Eine wirklich gute Eigenschaft an diesem System ist zu dem dass die Zitrone Salzig ist, Zucker wäre Sauer und Salz wäre Süß. Damit ist das System immer noch Willkürlich und man hat etwas was unsere Lieben Mitmenschen mit Zwangsstörungen aufregt. Denn wie heißt es so schön: When too perfect lieber Gott Böse!


    Alle weiteren Ideen gibt es aber leider nur gegen Bezahlung.

    Wald, Hochwald, Holzfällen - Thomas Bernhard

  • Dafür würden LGBTQIA-Anhänger noch schneller Schnappatmung kriegen, als bei deiner Schminkfotze.

    Aber ich bin doch komplett gegen die Diskriminierung von Transen!!! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. :D


    Jetzt aber mal ernsthaft: Wenn neue User hier aufschlagen sollten und das hier lesen, denken die vielleicht, was ist denn das für ein intoleranter cis-Wichser, der sich hier über LGBTQIAZWXYTVCQ-Anhänger lustig macht...

    Dabei bin ich nun wirklich zu hundertprozent tolerant in solchen Dingen und gönne jedem sein Leben so zu leben, wie er es für richtig hält!

    Von mir aus kann er ein Mann sein wollen, eine Frau, ein Hund oder eine Eisenbahnlokomotive.

    Das ist für mich alles komplett in Ordnung. Und darum geht es doch eigentlich...

    Das ist doch das, wo die Gesellschaft eigentlich hin sollte... Dass es einfach ok ist, so zu sein, wie man gerne sein möchte.


    Die Frage, die man sich stellen muss, ist eben, wie wir das erreichen. Kann eine Gesellschaft Toleranz in die Köpfe pflanzen, indem man die Sprache verändert?

    Macht es wirklich so einen Unterschied, ob ich nun einfach "Lieber Leser" schreibe, oder "Liebe/r Leser*in"? Werden Frauen dadurch, dass sie so explizit erwähnt werden, wirklich selbstbewusster und sichtbarer und trauen sich dadurch auch mehr zu?

    Oder haben all diese Maßnahmen vielleicht nur eine ganz minimale Auswirkung, wenn überhaupt, weil die eigentlichen Ursachen von Benachteiligung und Diskriminierung ganz woanders liegen?

    Ich sag mal, z.B. so hoch, wie der Stellenwert vom Kinderkriegen in unserer Gesellschaft heutzutage ist... das ist so dermaßen in den Hirnen der meisten Frauen verankert, dass das einfach zu einem erfüllten Leben dazu gehört, dass man irgendwann Kinder haben muss, weil man sonst was wichtiges verpasst.

    Und eine Frau, die Kinder hat und erziehen muss (auch wenn sie sie frühzeitig irgendwo in der Kinderkrippe entsorgen kann), wird immer irgendwie beruflich hinterherhinken hinter Single-Männern oder Männern, wo die Frau den ganzen Tag zuhause hockt und dem Mann den Rücken freihält.


    Ist jetzt nur ein Beispiel von vielen, das mir gerade spontan eingefallen ist. Aber solche Dinge haben meines Erachtens viiiiel größere Auswirkungen auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft, als irgendwelche albernen Wortspielereien. Und auf solche Faktoren müsste der Fokus eigentlich gelenkt werden, wenn sich wirklich etwas ändern soll... mal abgesehen davon, dass ich momentan den Eindruck habe, viele Frauen wollen gar nicht, dass sich viel ändert. Das ist ja nur eine (teilweise sogar männliche) Minderheit. Irgendwie ja auch eine Form von "Mansplaining"... den Frauen zu erklären, wie sie sich zu emanzipieren haben, weil sie es von allein schon längst aufgegeben haben bzw. mit dem Status Quo ganz zufrieden zu sein scheinen. (mal abgesehen von der Sache mit der ungleichen Bezahlung vielleicht...)

  • wenn manche Gruppen einen bestimmten Sprach-Code verwenden, damit man gleich auf den ersten Blick merkt, wo man da gelandet ist

    Okay, dann solltest Du mein Buch definitiv nicht lesen. :whistle:


    Dort gibt's keine Geschlechter und ich verwende auch ein eigens entworfenes Pronom.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel

  • Ach, so lange wir die Sache vereinfachen, anstatt sie zu verkomplizieren, hätte ich gar kein so großes Problem damit...

    Also wenn schon an der Sprache herumpfuschen, dann einfach nur noch "es" sagen zu Mann oder Frau, und die Bezeichnung "Leser" beispielsweise einfach nicht mehr "männlich" nennen, sondern es heißt dann eben in Zukunft nur noch "das Leser" und hat kein Geschlecht mehr.
    Das erschiene mir jedenfalls noch die sinnvollere Variante zu sein.

    Aber es muss halt auch von der Bevölkerung angenommen werden.

    Ansonsten bleibt es für immer sowas wie Esperanto... intellektuelle Gehirnwichse für ein paar elitäre Avantgardisten, welche sich niemals bei der breiten Masse durchsetzen wird.

  • Dort gibt's keine Geschlechter und ich verwende auch ein eigens entworfenes Pronom.

    Nun interessiert mich aber auch, wie dieses Pronom lautet...

    Hast du eine ganze Fantasie-Sprache für dein Buch entwickelt, oder sprechen die Leute in deiner idealen Welt grundsätzlich deutsch, aber mit ein paar neuen Wortschöpfungen von dir?

  • Dort gibt's keine Geschlechter und ich verwende auch ein eigens entworfenes Pronom.

    Nun interessiert mich aber auch, wie dieses Pronom lautet...

    Hast du eine ganze Fantasie-Sprache für dein Buch entwickelt, oder sprechen die Leute in deiner idealen Welt grundsätzlich deutsch, aber mit ein paar neuen Wortschöpfungen von dir?

    Das Pronom ist "raa".

    Nur vereinzelte Wortschöpfungen, weils mir sonst zu kompliziert ist. Ansonsten verwende ich oft das maskulin, weil sie es auch verwenden und es dort ja kein anderes Geschlecht gibt - Fazit: kann ja nur alle betreffen.


    Am Anfang verwende ich noch unsere Pronomen, weil der Protagonist es ja nicht besser weiß. Er passt sich quasi an.


    "Es" finde ich persönlich schrecklich und so "verdinglicht" 😅 würde ich nie verwenden. Dann lieber den Vornamen.

    Es lebe die Freiheit, die Meinungsäußerung und der Respekt anderen gegenüber.


    Will man einen Menschen genauer beurteilen, so muß man die Geschichte seiner Kinder- und Jugendjahre kennen.

    - August Bebel