Anarchokapitalismus gegen Gewalt

  • Gestern war ich beim Zahnarzt. Irgendwann hatte ich das Gefühl ich befinde mich in einem Verkaufsgespräch. Dies und jenes wäre sinnvoll und toll und ich muss ja nur so und so viel dazu zahlen. Ja und sie müssen ja auch irgendwie über die Runden kommen und Schluchz, Träne, ... Ich hatte leider kein Taschentuch dabei.


    Danach habe ich mich dann vorsichtig umgeschaut, als ich bemerkt habe das niemand zuhört habe ich dann immer wieder ganz leise zu mir selber gesagt. Scheiß Kapitalismus, Scheiß Kapitalismus, Scheiß Kapitalismus ... ich bin mir sicher es hat niemand gehört. Zum Glück.


    Danach bin ich dann wieder vernünftig geworden und habe mir selbst Vorwürfe gemacht, wie ich nur so unvernünftig denken konnte. Dann habe ich das meinem Kumpel erzählt und meinte naja gegen Kommerz bin ich ja schon, ich könnte mir auch einen unkommerziellen Kapitalismus vorstellen. Und dann wurde ich mal wieder ausgelacht. ;( ... ich befinde mich jetzt in Behandlung bei Dr. phil. Peter Seyferth , zum Glück kenne ich den von früher noch etwas und er hat mir Audience gewährt. Ich hoffe er kann mich von meiner Krankheit heilen. Er meinte so schlecht ständen die Chancen nicht. Ich hoffe das Beste.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?



  • Das Video sollte man sich mal geben.

    Einmal editiert, zuletzt von mi san thrope ()

  • ich befinde mich jetzt in Behandlung bei Dr. phil. Peter Seyferth , zum Glück kenne ich den von früher noch etwas und er hat mir Audience gewährt. Ich hoffe er kann mich von meiner Krankheit heilen.

    seyferth 4 president.. fjedn


  • https://www.exit-online.org/li…tabelle=autoren&posnr=567Kritik am AnCap, aber auch am Anarchismus als solchen, zeigt die Gemeinsamkeiten von kapitalistischem Anarchismus und kommunistischem Anarchismus auf. Genau das was viele linke Anarchisten nicht sehen wollen, es gibt da doch mehr Gemeinsamkeiten als sie wahr haben wollen.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • https://www.exit-online.org/li…tabelle=autoren&posnr=567Kritik am AnCap, aber auch am Anarchismus als solchen, zeigt die Gemeinsamkeiten von kapitalistischem Anarchismus und kommunistischem Anarchismus auf. Genau das was viele linke Anarchisten nicht sehen wollen, es gibt da doch mehr Gemeinsamkeiten als sie wahr haben wollen.

    Überzeugt dich diese marxistische Polemik?

    Selbstverständlich nicht. Ich finde der Artikel vermittelt halt eine Perspektive auf das Ganze und die Kritik ist zum Teil gerechtfertigt oder zumindest diskutabel.

    Vor allem den Punkt bzgl. der theoretischen Abgrenzbarkeit zu anderen Strömungen des Anarchismus finde ich zu treffend. Ich sehe da auch mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätzliches. Zumindest mehr Gemeinsamkeit als mit dem Kommunismus, welcher Ausprägung auch immer.

    Mir geht es um die Einordnung dieser Strömung und nicht um die generelle Anarchismuskritik in dem Artikel.


    Gerade was die soziale Leistung, in Bezug auf die Wohnungsproblematik oder anderer sozialer Problemstellungen einer Gesellschaft angeht kann ich da überhaupt nicht mitgehen.


    Warum sollte es keine staatenlose private(darunter verstehe ich auch ein Kollektiv oder ähnliches) Einrichtungen geben, welche soziale Lösungen bieten?


    Das ist in meinem Augen die Hauptkritik am AnCap und in diesem Artikel auch generell am Anarchismus.

    Das Sozialwesen, im Sinne von Gemeinnützigkeit und Hilfe ist in uns angelegt, dafür wird kein Staat benötigt. Ansonsten gäbe es keine Sozialstaaten.
    Es hängt also am Menschenbild und der Kultur.
    Theoretisch wären eben diverse Gesellschaftsformen möglich, da fehlt mir die theoretische Akzeptanz in den anderen Strömungen.


    Ich bin der Meinung, wenn man ernsthaft eine Veränderung in Richtung Anarchismus vorantreiben will, sollten man auch in dieser Richtung offen sein. Denn sie wäre das perfekte Einfallstor in den Kapitalismus. Der Kapitalismus transformiert zum AnCap dann zum kapitalistischen Anarchismus und vielleicht wird dann irgendwann auch die Annäherung an einen utopischen Anarchismus möglich.
    Wenn der Staat die sozialen Aufgaben nicht übernimmt, dann tun es eben Private. Anarchisten können sich diese Kritik gegenüber dem AnCap eigentlich nicht zu eigen machen.


    Ich fand den Artikel halt ganz gut, weil er aufzeigt, was oft hinter der Kritik am AnCap von Seiten der linken Anarchisten steht. Er führt sie ein wenig vor, auch wenn der AnCap vermutlich benutzt werden soll um den Anarchismus generell anzugreifen.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Ich würde sagen, dass ein essenzieller Unterschied zwischen Anarchismus im moderneren Sinne und 'Anarcho-Kapitalismus' schon allein darin besteht, dass sich letzterer nur auf den Staat fokussiert, wohingegen ersterer, wie der Name schon sagt, nicht Staatsfreiheit, sondern Herrschaftsfreiheit anstrebt. Murray Bookchin bringt es hier auf den Punkt:


    Diese Position ließe sich somit sowohl als Abgrenzung zum Marxismus als auch zum 'A-Cap' verstehen. Bookchin hat letztere auch treffend als 'Propertarians' beschrieben. Es gibt eben auch nichtstaatliche Herrschaftsformen, für die 'A-Cap' blind ist - z.B. die Verfügungsgewalt über Eigentum.

    Natürlich kann man hier anmerken, dass sich Bookchin vom Anarchismus später losgesagt hat, eben weil er diesen nur noch als Lifestyle wahrnahm. Im Grunde ist es allerdings sekundär, welchen Begriff man wählt. Wie wir 'Herrschaft' definieren, darüber müssen wir wohl streiten. Gerade in 'woken' und identitätspolitischen Zeiten ;)


    Der Kern des Textes ist eben die marxistische Auffassung, dass Anarchisten die marxistische Ökonomiekritik und somit auch das Prinzip der Staatlichkeit im Kapitalismus nicht verstanden haben. Dem könnte man entgegenhalten, dass Marxisten eben nur ein instrumentelles Verständnis von Staatlichkeit haben, weswegen es eben auch kein Zufall war, dass sozialistische Staaten nicht unbedingt sonderlich freiheitlich waren. Wenn wir mehr 'Herrschaftsfreiheit' wollen, müssen wir die Loslösung von Zwangsverhältnissen als Prozess begreifen, und nicht als Bekenntnis zu irgendeiner abstrakten Theorie. Soll heißen: Indem wir einfach ganz konkret in unserem Leben und unserer Gesellschaft darauf achten, ob und in welcher Form Menschen Gewalt angetan wird und inwiefern Abhängigkeitsverhältnisse bestehen - und diese gehen eben keineswegs nur vom Staat aus, wie Anarcho-Caps scheinbar denken.

  • Ich würde sagen, dass ein essenzieller Unterschied zwischen Anarchismus im moderneren Sinne und 'Anarcho-Kapitalismus' schon allein darin besteht, dass sich letzterer nur auf den Staat fokussiert, wohingegen ersterer, wie der Name schon sagt, nicht Staatsfreiheit, sondern Herrschaftsfreiheit anstrebt. Murray Bookchin bringt es hier auf den Punkt:


    Diese Position ließe sich somit sowohl als Abgrenzung zum Marxismus als auch zum 'A-Cap' verstehen. Bookchin hat letztere auch treffend als 'Propertarians' beschrieben. Es gibt eben auch nichtstaatliche Herrschaftsformen, für die 'A-Cap' blind ist - z.B. die Verfügungsgewalt über Eigentum.

    Natürlich kann man hier anmerken, dass sich Bookchin vom Anarchismus später losgesagt hat, eben weil er diesen nur noch als Lifestyle wahrnahm. Im Grunde ist es allerdings sekundär, welchen Begriff man wählt. Wie wir 'Herrschaft' definieren, darüber müssen wir wohl streiten. Gerade in 'woken' und identitätspolitischen Zeiten ;)


    Der Kern des Textes ist eben die marxistische Auffassung, dass Anarchisten die marxistische Ökonomiekritik und somit auch das Prinzip der Staatlichkeit im Kapitalismus nicht verstanden haben. Dem könnte man entgegenhalten, dass Marxisten eben nur ein instrumentelles Verständnis von Staatlichkeit haben, weswegen es eben auch kein Zufall war, dass sozialistische Staaten nicht unbedingt sonderlich freiheitlich waren. Wenn wir mehr 'Herrschaftsfreiheit' wollen, müssen wir die Loslösung von Zwangsverhältnissen als Prozess begreifen, und nicht als Bekenntnis zu irgendeiner abstrakten Theorie. Soll heißen: Indem wir einfach ganz konkret in unserem Leben und unserer Gesellschaft darauf achten, ob und in welcher Form Menschen Gewalt angetan wird und inwiefern Abhängigkeitsverhältnisse bestehen - und diese gehen eben keineswegs nur vom Staat aus, wie Anarcho-Caps scheinbar denken.

    100-perfect-score.gif