Symbolguerilla

  • Ich möchte mich gerne mit der Thematik Symbole und Begriffe "kapern" auseinandersetzen. Damit meine ich vor allem eine Strategie der extrem Rechten oder Mächtigen. Also wie es z.b. beim Hakenkreuz oder Wörtern wie Faschismus, Anarchismus=Chaos geschehen ist.


    Ich würde es mal als Symbolguerilla bezeichnen.


    Ich finde diese Technik zeigt ein extremes Potential.


    Im negativen hat man die Auswirkungen sehen können. Könnt ihr euch ein "positive" Nutzung dieser Taktik vorstellen. Ich hatte das Thema bei meinem Faschismus Thread schon angeschnitten. Vielleicht ist es nicht überall angebracht, wo könnte man aus anarchistischer Sicht diese Technik anwenden? Also in Richtung Aufklärung, liebevollem und tolerantem Miteinander, eben Dinge die ihr als positiv anseht.

    -- Liebe macht frei, Arbeit nicht immer! --


    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Dass Anarchismus bei der Gattung Mensch unweigerlich im Chaos endet, weil plötzlich nur noch der Egoismus reagiert, ist ein unweigerlicher Fakt und nichts, was von den "Mächtigen" so inszeniert wurde.
    Ich wüsste auch nicht, wie man derartiges für etwas positives nutzen kann, wenn gar, und da haben wir hier im Forum auch so unsere Experten, der Begriff eines guten Menschen als Schimpfwort verhöhnt wird, oder Mutter das Synonym für eine weibliche Politikern mit hohem Posten ist.


    Kurzum: ich sehe keine clevere Taktik dahinter, Symbole oder Begriffe in ihren Bedeutungen zu manipulieren. Da ist es zum Faktenfälschen auch nicht mehr weit. Und es hat ohnehin das Niveau der Leute, die "Greta Thunfisch" sagen oder von "Plandemie" sprechen.
    Was in diesen Zeiten wichtiger denn je ist, wäre Haltung zeigen, für Offenheit und Nachvollziehbarkeit sorgen, statt sich mit verschwurbelter Sprache oder Aneignung wichtig zu machen. Daran ist schon die RAF gescheitert, weil das gemeine Volk nicht von dem verstanden hat, was sie überhaupt wollten, und deren Symbolik in Anlehnung zur roten Armee im Nachkriegsdeutschland auch nicht die allerbeste Assoziation auslöste.

    • Offizieller Beitrag

    Dass Anarchismus bei der Gattung Mensch unweigerlich im Chaos endet, weil plötzlich nur noch der Egoismus reagiert, ist ein unweigerlicher Fakt und nichts, was von den "Mächtigen" so inszeniert wurde.

    Die Mächtigen verhindern nur leider seit gut hundertfünfzig Jahren, dass man es einfach mal ausprobiert und deine vorurteilsbehaftete Aussage widerlegt. ;)

    Ich wüsste auch nicht, wie man derartiges für etwas positives nutzen kann, wenn gar, und da haben wir hier im Forum auch so unsere Experten, der Begriff eines guten Menschen als Schimpfwort verhöhnt wird

    Zu unserer schon an anderer Stelle geführten "Gutmenschen"-Debatte empfehle ich einfach mal Wikipedia Gutmensch – Wikipedia
    Dort wird zwar natürlich darauf hingewiesen, dass dies ein beliebter Kampfbegriff der Rechten ist, aber ebenso, dass die Rechten dieses Wort nicht erfunden haben und es auch nicht als einzige benutzen.
    Laut diesem Artikel steht im Duden unter "Gutmensch" die folgende Definition: „[naiver] Mensch, der sich in einer als unkritisch, übertrieben, nervtötend o. ä. empfundenen Weise im Sinne der Political Correctness verhält, sich für die Political Correctness einsetzt“.
    Ich muss nicht zwangsläufig rechts oder konservativ sein, um bestimmte Menschen nervig zu finden, die mir mit erhobenem Zeigefinger vorschreiben wollen, was ich sagen darf und was nicht.
    Auch "political correctness" ist ein schönes Beispiel für ein Wort, das zwar hauptsächlich von den Rechten und Konservativen gebraucht wird, aber das man sehr wohl auch für linke oder anarchistische Zwecke "kapern" könnte. Gibt ja schließlich auch viele Dinge, die man als Linker in der Öffentlichkeit nicht sagen darf. "ACAB", nur mal als Beispiel... oder dass man die RAF gutfindet (weil man damit ja die "armen", "unschuldigen" Opfer verhöhnt)... oder früher gab es beispielsweise mal Ärger wegen dem Spruch "Soldaten sind Mörder", und man würde wohl auch heute noch für solche Aussagen Ärger kriegen, wenn man die in der Öffentlichkeit macht, weil man damit ja Angehörige einer bestimmten Berufsgruppe pauschal diffamiert. Hier könnten also auch die Linken/Linksradikale sehr wohl den Begriff "political correctness" verwenden, um diese von oben verordnete Meinungszensur anzuprangern.

  • Die Frage ist eben, was man genau bezweckt und was damit gewonnen ist, irgendwelche Symbole umzudeuten. Dass dies von rechter Seite aus geschieht hat einen simplen Grund; man will die eigenen Positionen verschleiern, um das Sagbare zu erweitern und damit auf eine Enthemmung und Enttabuisierung hinzuarbeiten. Wenn besagte Jana aus Kassel tatsächlich kein naives Dummchen war, sondern, wie einige sagen, tatsächlich aus dem Umfeld der Identitären stammt, dann verfolgt ihre Bezugnahme auf Sophie Scholl tatsächlich das Ziel, das Andenken an das Dritte Reich zu verdrehen und eine Täter-Opfer-Schuldumkehr zu betreiben. Das ist nur ein Beispiel.
    Natürlich kann man Formen der Kommunikationsguerilla wählen, das machen Linke ja auch. Aber die eigenen Ziele müssen letztlich klar und unmissverständlich vertreten werden.
    Um die Frage nach den faschistischen Tendenzen mit einem Beispiel zu beantworten: Genau dieser Hang zur Verschleierung, zum Obskuren, zu Fake-News, ist ein Kennzeichen rechter Demagogie. Ich nehme doch an, dass wir eine 'freiere, aufgeklärtere Welt' anstreben? Auf diesem Wege wird dies nicht geschehen.

    • Offizieller Beitrag

    Es ist schlicht und ergreifend clever, die Waffen des Feindes gegen diesen einzusetzen. Und das versuchen die Rechten beispielsweise, indem sie die Nazikeule jetzt auch mal ausprobieren, nachdem die Linken damit jahrzehntelang ganz gute Erfahrungen gemacht haben. ;)
    Auch was Kleidungsstil und Sprachjargon angeht, haben die Rechten in den letzten Jahren bewiesen, dass sie "Mut zur Veränderung" haben bzw. bereit sind, mit der Zeit zu gehen. Das mag man natürlich als total verlogen und heuchlerisch kritisieren. Aber es ist nunmal ein Fakt, dass sie mit ihrer Guerilla-Taktik Erfolg haben... und eine solche Cleverness würde ich mir manchmal auch von den Linken wünschen. Einfach das Gesellschaftsmodell, das man den Menschen anzubieten hat, etwas hübscher verpacken. Vielleicht sich auch selbst etwas hübscher verpacken, wenn man zu hässlich (im Sinn von "zu dogmatisch und verbissen") daherkommt.


    Natürlich kann man auch sagen: Wir benutzen keine Fake-News, keine Bauernfängertricks, keine Verschleierungstaktik, weil man eine bessere Welt nicht auf Lügen und Täuschung aufbauen sollte.
    Ich persönlich bin ja auch jemand, der sich nicht schminken oder verbiegen lässt, und würde auch keine Fake-News streuen oder weiterverbreiten, nur um damit ein paar neue Fans zu gewinnen. Aber viele Menschen wollen nunmal getäuscht werden. Ich würde es deshalb trotzdem nicht tun... aber man braucht sich halt auch nicht zu wundern und rumzujammern, wenn die Gegenseite das dann ausnutzt und damit Erfolg hat.
    Doch wer weiß, vielleicht gibt es ja auch Wege, gewisse Dinge zu modernisieren und alte Taktiken, die sich als ineffizient erwiesen haben, über Bord zu werfen, ohne sich deshalb gleich selbst zu verraten...

  • Die Frage ist eben, was man genau bezweckt und was damit gewonnen ist, irgendwelche Symbole umzudeuten.

    Das diese mit Inhalt befüllt werden, welcher bestimmten Kriterien genügt. Welche das sein können sollte natürlich diskutiert werden. Für meinen Teil würden mir solche gefallen: aufklärerisch, wertfrei, objektiv, sachlich, einfach verständlich, klar abgegrenzt, ... aber pauschal kann man das nicht sagen. Das hängt natürlich stark vom Zweck ab.


    Was wird damit gewonnen?
    Man setzt sich damit auseinander und verändert das denken direkt. Der gegensätzliche Ansatz zur Cancel Culture oder Genderisierungeffekt. Man könnte sagen Sprachhygiene vs. Symbolguerilla (falls jemand eine bessere Umschreibung dafür hat her damit)


    Man verändert die Haltung und das Denken und nicht die Symptome.
    Ursachenbekämpfung vs. Symptombehandlung



    Wenn besagte Jana aus Kassel tatsächlich kein naives Dummchen war, sondern, wie einige sagen, tatsächlich aus dem Umfeld der Identitären stammt, dann verfolgt ihre Bezugnahme auf Sophie Scholl tatsächlich das Ziel, das Andenken an das Dritte Reich zu verdrehen und eine Täter-Opfer-Schuldumkehr zu betreiben. Das ist nur ein Beispiel.


    Ja das kann sein. Aber es kann auch sein, dass sie sich wirklich so fühlt. Die Wahrnehmung ist eben relativ.
    Ich sehe das so, nehmen wir ein anderes Beispiel:


    Der Judenstern mit "ungeimpft/ungetestet".


    Die Rechte benutzt das genau aus dem Grund den du ausgeführt hast und das verurteile ich, aber es hat mit der Zensur und dem Tabu zu tun.


    Aber:
    Um die faschistischen(embryonales Stadium) Strukturen dahinter aufzuzeigen finde ich es absolut legitim und richtig.
    Als mahnende und absolut respektvolle Erinnerung/Analogie.
    Also wieder ein Werkzeug, das so oder so benutzt werden kann.
    Und ja die Strukturen dahinter sehe ich ganz deutlich und auch die Analogien.


    Man kann solch eine Symbolik nutzen gerade deshalb, weil man auf alle Fälle verhindern will, dass wir in so eine Richtung steuern. Eben genau aus den gegensätzlichen Gründen. Weil man eben alles was mit dem NS-Regim zu tun hat aufs schärfste verurteilt und will das sich das egal in welchem Mantel nicht wiederholt.


    Es geht um die embryonale faschistische Struktur dahinter. Also wehret den Anfängen. Das ist in meinen Augen, die Aufgabe eines echten Antifaschisten.


    Ach ich vergaß, da sind sie sich ja zu fein/korrekt/ängstlich dafür, aber dafür haben wir ja jetzt diese netten rechten Revoluzzer und Freigeister und Querdenker! :lol:
    Aber Hauptsache schwarz anziehen und Steine werfen und Autos anzünden!


    Pseudopack!


    Diese Feld sollten man diesen Vollidioten als echter Antifaschist nicht überlassen. Ich möchte den Post mit einem mahnenden,


    Alerta, Alerta Antifaschista --- verdammt nochmal schaltet eurer Hirn ein!


    schließen.

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  • Natürlich kann man auch sagen: Wir benutzen keine Fake-News, keine Bauernfängertricks, keine Verschleierungstaktik, weil man eine bessere Welt nicht auf Lügen und Täuschung aufbauen sollte.

    Das meine ich auch nicht damit. Es ist halt ein Werkzeug. Es ist auch ziemlich bescheuert eine Bohrmaschine abzulehnen.

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Dass die linke Außenwirkung teilweise katastrophal ist, stimmt sicherlich. Mir ist nur der Bezug zur Symbolumdeutung nicht klar. Natürlich kann man z. B. bestimmte 'verbrannte' Begriffe aufgeben und andere gebrauchen, z. B. 'Fundamentaldemokratie' statt 'Anarchie' oder 'Bedarfswirtschaft' statt 'Kommunismus'. Alles schön und gut. Nur ist eine zielführende Systemkritik eben etwas schwerer zu vermitteln als das reine Schüren von Ressentiments. Im dem Sinne werden Rechte immer einen 'Vorsprung' haben. Das ändert natürlich nichts daran, dass man generell 'bodenständiger' und 'volksnaher' sein sollte, wenn man den Anspruch hegt, die Gesellschaft zum Positiven hin zu verändern.
    Im Übrigen ist es wenig konsequent, anderen eine inflationäre Verwendung des Faschismus-Begriffs vorzuwerfen und selbst die 'Nazi-Keule' auszupacken, wenn es darum geht, gesellschaftliche und staatliche Entwicklungen zu kritisieren, die einem nicht passen.

  • Dass die linke Außenwirkung teilweise katastrophal ist, stimmt sicherlich. Mir ist nur der Bezug zur Symbolumdeutung nicht klar. Natürlich kann man z. B. bestimmte 'verbrannte' Begriffe aufgeben und andere gebrauchen, z. B. 'Fundamentaldemokratie' statt 'Anarchie' oder 'Bedarfswirtschaft' statt 'Kommunismus'. Alles schön und gut. Nur ist eine zielführende Systemkritik eben etwas schwerer zu vermitteln als das reine Schüren von Ressentiments. Im dem Sinne werden Rechte immer einen 'Vorsprung' haben. Das ändert natürlich nichts daran, dass man generell 'bodenständiger' und 'volksnaher' sein sollte, wenn man den Anspruch hegt, die Gesellschaft zum Positiven hin zu verändern.
    Im Übrigen ist es wenig konsequent, anderen eine inflationäre Verwendung des Faschismus-Begriffs vorzuwerfen und selbst die 'Nazi-Keule' auszupacken, wenn es darum geht, gesellschaftliche und staatliche Entwicklungen zu kritisieren, die einem nicht passen.

    Das ist ja ein konservativer Ansatz also eher rechts, nach der herkömmlichen Definition, da sind wir dann schon mitten drin. Also sind die Rechten oft progressiver als die Linken. Verdrehte Welt! Ja es macht keinen Sinn alle Begriffe umzudefinieren. Ich nehme an du spielst auf mich an. Ja da gebe ich dir recht, ich bin nicht immer konsequent sondern am lernen. Außerdem muss ich mich ja an die herkömmliche Nutzung der Sprache anpassen, sonst versteht mich keiner. :D

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    Steckt nicht in uns allen ein kleiner Anarchist, Spießer, Kapitalist, Faschist, Kommunist, Individualist und Querdenker?

  • Das ist ja ein konservativer Ansatz also eher rechts, nach der herkömmlichen Definition, da sind wir dann schon mitten drin. Also sind die Rechten oft progressiver als die Linken. Verdrehte Welt! Ja es macht keinen Sinn alle Begriffe umzudefinieren. Ich nehme an du spielst auf mich an. Ja da gebe ich dir recht, ich bin nicht immer konsequent sondern am lernen. Außerdem muss ich mich ja an die herkömmliche Nutzung der Sprache anpassen, sonst versteht mich keiner. :D

    Dann machen wir mal den Anfang: Was bedeutet für dich in diesem Kontext 'konservativ' bzw. 'progressiv'?