Nochmals ein Hallo an alle Unity-Mitglieder/innen.
Ohne einen ersichtlichen Grund habe ich nun beschlossen einen weiteren Therad zu eröffnen und mich vorzustellen, bevor dies auf verteilten Themen und Gebieten geschieht.
Ich heiße Alisa, bin 14 Jahre alt, was oft zu Vorurteilen führt, und komme aus Nordrhein-Westfalen. Meine (Haupt-)Interessen liegen in den Bereichen Musik und Astrophysik, schweifen allerdings auch in die Richtung der Politik und Psychologie ab.
Ich denke, die einzigen Gründe, weshalb ich noch die Schule besuche, sind die Chancen auf eine gute Arbeit und der Zwang. Ja, die Chancen auf diese gute Arbeit mit Sinn und Wert, die sich nur ergeben, wenn ich mit einem Stück Papier vor der Nase meines künftigen Arbeitgebers wedeln kann. Doch wie viel dieser wertvollen Lebenszeit, Kraft und Energie musste ich darauf bereits verschwenden? Nun, vielleicht mehr als ein durchschnittlicher Mitläufer, der seine Augen schließt und in der Zukunft mit Gier auf seinen Feierabend und das Geld wartet, ohne den Nutzen seiner Arbeit jemals ernst hinterfragt zu haben. Denn, wie viele Mitglieder der Unity, bin ich wohl nur ein weiterer nicht-akzeptierter Außenseiter, der gegen den Mainstream schwimmt. Hier und da auf der Suche nach Freundschaft und Gleichgesinnung.
Es hat bereits im Kindergarten angefangen. Ich hatte eine beste Freundin, mit der wir unseren Kram machten. Die restlichen Kinder waren samt ihrer Beschäftigungen und Dramen uninteressant. Nach der schönen Zeit trennten sich unsere Wege und ich wurde in die Grundschule gesteckt. Auch dort das selbe Schauspiel: Eine Freundin, die mich halbwegs verstand und gut ist. Als auch diese Wege sich zweigten, kam ich in das Gymnasium. Auf einmal hatte ich niemanden mehr. Seit diesem Tag an sehe ich nur noch ignorante, eingebildete Dummköpfe, die jeden Mist machen um dazuzugehören ... Dann begann das Mobben und Ausgrenzen. Wenn ich dachte, ich hätte mich einer Gruppe angeschlossen, so redeten sie hinter meinem Rücken oder verheimlichten mir verschiedene Geburtstagseinladungen und Treffen. Sobald etwas herauskam, waren sie aber alle unschuldig und redeten sich heraus. So naiv, wie ich war, vertraute ich ihnen jedes mal auf's Neue. Alles, was ich wollte, war bloß ein Teil von ihnen zu sein. Was ein abscheulicher Gedanke ... echt zum Würgen.
Irgendwann neigte sich die siebte Klasse dem Ende entgegen und ich war nur noch kaputt und fertig. Ein derbe mieses Gefühl, diesen Menschen so hilflos ausgeliefert zu sein. Da ich von meinen Eltern ebenfalls nie Unterstützung erhielt, führe ich somit ein Doppelleben. „Wie war es in der Schule, wie läuft es in der Klasse?“ - „Gut, wie immer.“, ein Lächeln aufsetzen und die Aufmerksamkeit auf die Katze lenken. Mehr ist das nicht. Über die Sommerferien hinweg beschloss ich mich vollständig zurückzuziehen, denn zum einen sah ich keinen besseren Ausweg und zum anderen verspürte ich keinen Drang mehr, mich mit solchen Menschen länger abzugeben. Das hat sogar ganz gut funktioniert, dann kam der Corona-Lockdown und die Homeschooling-Zeit. Für mich war das ein Segen. Keine merkwürdigen Menschen, keine sozialen Kontakte und lernen in dem eigenen Tempo, ohne überflüssigen Gruppenarbeiten. Um den Schlafrhytmus musste sich bei mir keiner sorgen, diesen halte ich schon ein.
Nachdem nun die neunte Klasse begonnen hat, befinde ich mich wieder vor Herausforderungen mit den Mobbern. Die lange Zeit und Abwesenheit ließ mich denken, ich hätte zu vielen ein neutrales Verhältnis, doch so ist es nicht. Die Hänseleien haben nie aufgehört ...
Aber heute stehe ich mit neuem Wissen da. Ich habe keine Angst mehr vor diesen hirnlosen Mitläufern. Sie können mir nichts. Es gibt keinen Grund, weshalb ich mir von Menschen, wie diesen, mein Ich nehmen sollte und doch bekomme ich regelmäßig Panikattacken. Der Grund dieser ist mir nicht wirklich bekannt ... Ich hasse sie, ich hasse die Schule, aber die Angst habe ich nicht vor ihnen, sondern davor, die Kontrolle über mich selbst zu verlieren und gewalttätig zu werden. Wenn Worte nichts mehr lehren und die Sturheit übergreift. Das macht mich wütend ... Auch Ängste und Selbstzweifel sind Teil der Plage und es scheinen mehr zu werden. Meine größte Angst ist wohl der eigene Kontrollverlust. Ob nun das Bewusstsein, dass weg ist oder auch die Unfähigkeit bei vollem Bewusstsein.
So viel zur Vorgeschichte ...
Ich vermute, dass ich eine Realistin bin. In meinen Augen ist der Optimismus das bloße Schönreden von Dingen und Vorgegaukel, während ein überzeugter Pessimist in seinem Leben auch nicht glücklich wird. Ein vernünftiges Ausmaß an beidem und die Betrachtung möglichst vieler Blickwinkel zeugt von einem rational-denkenden Realisten. Zudem habe ich den Verdacht auf das Asperger-Syndrom, eine Rechts-Links-Schwäche und schreibe mit der linken Hand. Somit wäre das Wichtigste über mich wohl gesagt.
Zu diesem Forum habe ich übrigens durch den @mi san thrope gefunden, wofür ich sehr dankbar bin. Interessante Themen und Austausch mit Gleichgesinnten, das findet man hier garantiert. Ein Ort, an dem man sich die system- und gesellschaftskritisierende Gedanken aus dem Kopf schreiben kann. Eine Sicht, die viele Menschen nicht nachvollziehen können und wollen. Außerdem möchte ich mich bei @Dian für das Forum und seine Texte bedanken. Sie sind sehr inspirierend und es sollte mehr Freigeister auf unserem Planeten geben.