Aber was mich anblödet: Ich habe Angst vor ihnen. Obwohl sie ganz harmlos sind. Sie seit Jahren "kenne". Aber ich hab ständig Angst, ihnen übern Weg zu laufen. Und wenn ich ihnen mal übern Weg laufe, sag ich "Hallo" oder so, und es kommt ein "Hallo" zurück. Wo ist denn mein Problem?
Naja, es sind halt aufgezwungene Kontakte, die im Grunde niemand braucht.
Es ist das Fremde, das ins eigene Leben einbricht. Und selbst, wenn man sich hin und wieder mal über den Gartenzaun ein paar nette Worte zuwirft, wohnt da eben doch ein Fremder, in dessem Leben man keinerlei Bedeutung hat, obwohl man doch ständig damit konfrontiert wird, wie er aus dem Haus geht oder Besuch empfängt oder miese Musik hört oder seinen scheiß Rasenmäher benutzt, der natürlich grundsätzlich immer viel zu laut ist.
Und wenn man freundlich zu einander ist, so ist man es für gewöhnlich nicht deshalb, weil man es möchte und den Typen so toll findet, sondern weil es einem eben als die vernünftigere Alternative erscheint, ein bisschen Interesse zu heucheln, wenn man den lästigen Kerl schon nicht wegzaubern kann.
Ich als jemand, der sich gern nur mit exquisiten Menschen umgibt, die er selbst ausgewählt und für gut befunden hat, kann deine (Ab-)scheu vor dem Grüßen oder den Blicken des Nachbarn daher sehr gut nachempfinden.
Man sollte das aber auch nicht überbewerten. Vielleicht hilft es dir ja, es als Training zu betrachten, wenn du das nächste Mal in eine solche Situation gerätst... Training für dein Selbstvertrauen und deine Sozialkompetenz. Jedes Mal, wenn du erfolgreich grüßt und die Konfrontation mit dem fremden Eindringling ohne Stress überstehst, steigt dein Selbstwertgefühl ein wenig, und das hilft dir dann später dabei, auch andere, noch weitaus unangenehmere Situationen (Amtsgänge, Bewerbungsgespräche, etc.) besser bewältigen zu können.