Nachbarn

    • Offizieller Beitrag

    Aber was mich anblödet: Ich habe Angst vor ihnen. Obwohl sie ganz harmlos sind. Sie seit Jahren "kenne". Aber ich hab ständig Angst, ihnen übern Weg zu laufen. Und wenn ich ihnen mal übern Weg laufe, sag ich "Hallo" oder so, und es kommt ein "Hallo" zurück. Wo ist denn mein Problem?

    Naja, es sind halt aufgezwungene Kontakte, die im Grunde niemand braucht.

    Es ist das Fremde, das ins eigene Leben einbricht. Und selbst, wenn man sich hin und wieder mal über den Gartenzaun ein paar nette Worte zuwirft, wohnt da eben doch ein Fremder, in dessem Leben man keinerlei Bedeutung hat, obwohl man doch ständig damit konfrontiert wird, wie er aus dem Haus geht oder Besuch empfängt oder miese Musik hört oder seinen scheiß Rasenmäher benutzt, der natürlich grundsätzlich immer viel zu laut ist.

    Und wenn man freundlich zu einander ist, so ist man es für gewöhnlich nicht deshalb, weil man es möchte und den Typen so toll findet, sondern weil es einem eben als die vernünftigere Alternative erscheint, ein bisschen Interesse zu heucheln, wenn man den lästigen Kerl schon nicht wegzaubern kann.


    Ich als jemand, der sich gern nur mit exquisiten Menschen umgibt, die er selbst ausgewählt und für gut befunden hat, kann deine (Ab-)scheu vor dem Grüßen oder den Blicken des Nachbarn daher sehr gut nachempfinden.

    Man sollte das aber auch nicht überbewerten. Vielleicht hilft es dir ja, es als Training zu betrachten, wenn du das nächste Mal in eine solche Situation gerätst... Training für dein Selbstvertrauen und deine Sozialkompetenz. Jedes Mal, wenn du erfolgreich grüßt und die Konfrontation mit dem fremden Eindringling ohne Stress überstehst, steigt dein Selbstwertgefühl ein wenig, und das hilft dir dann später dabei, auch andere, noch weitaus unangenehmere Situationen (Amtsgänge, Bewerbungsgespräche, etc.) besser bewältigen zu können.

  • Nur mal so, ICH BETANKE MIR ist Berliner Slang von Mario Heinz Kiesel und sagt schlicht ein Dankeschön aus.

    Siehe meinen liebevoll verkommenen Musik Dred ... MUSS MAN WISSEN ! :pillepalle:

  • Zitat von Dian

    Und wenn man freundlich zu einander ist, so ist man es für gewöhnlich nicht deshalb, weil man es möchte und den Typen so toll findet, sondern weil es einem eben als die vernünftigere Alternative erscheint, ein bisschen Interesse zu heucheln, wenn man den lästigen Kerl schon nicht wegzaubern kann.

    Ja, das sind dann die allgemein erwünschten Verhaltensweisen. Immer freundlich sein. Im eigenen Haus dann ablästern.

    Naja, ich bin halt immer freundlich, weil ich freundlich sein will. Will kein Stress mit irgendjemanden. Im Umkehrschluss heißt das aber, dass ich nicht negativ über meine Nachbarn tratsche, sonst wäre ich verlogen freundlich. Gut, n bisschen hab ich das ja im Eröffnungsbeitrag in diesem Thread ja gemacht, sorry dafür meine lieben Nachbarn.

    kann deine (Ab-)scheu vor dem Grüßen oder den Blicken des Nachbarn daher sehr gut nachempfinden.

    Das Grüßen ist glaube ich die Hauptschwierigkeit für mich. Wenn das Grußritual abgeschlossen ist, fühl ich mich aber freier und kann mich wieder voll meiner eigentlichen Aufgabe widmen. In meiner ehemaligen Behindertenwerkstatt hab ich mir damit aber richtig das Leben schwer gemacht: ich hatte täglich sone gedankliche Checkliste mit den Leuten, die ich grüßen will/"muss". Hatte ich mal bei jemanden auf dieser Liste nicht die Chance, zu grüßen, hat mich das erst mal so lange beschäftigt, bis ich das Grußritual abschliessen konnte oder kein Grußritual mehr nötig war. Eigentlich wollte ich ja auch immer alle grüßen. :pillepalle: darfste ja fast keinem erzählen. Gut fande ich, wenn ich die Chance hatte, mit einem Gruß gleich mehrere Personen auf einmal zu grüßen. :thumbsup:

    Vielleicht hilft es dir ja, es als Training zu betrachten, wenn du das nächste Mal in eine solche Situation gerätst...

    Sollte ich vielleicht tatsächlich mal so sehen. Bisher hatte ständiges Wiederholen von den unangenehmen Situationen nie großartig Erfolg. Also ich hab mich schon gefreut, dass nix passiert ist, wenn ich mal wieder was im Garten gemacht hab und Nachbar(n) da war(en). Dann denke ich: Jo siehste, wieder nix passiert. So und beim nächsten Mal Gartenarbeit das gleiche Spiel von vorne: oh gott, gleich muss ich wieder raus und es könnte ein Nachbar kommen. Obwohl vorher nie was Schlimmes passiert ist. Also sprich mein Gehirn will es irgendwie nicht lernen, dass keine Gefahr besteht. Aber ich versuch das mal als Training anzusehen.


    EDIT: ich weiß, dieses Problem klingt total lächerlich. Ist halt einfach ne kleine Baustelle bei mir. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Celdur ()

  • Gut, n bisschen hab ich das ja im Eröffnungsbeitrag in diesem Thread ja gemacht, sorry dafür meine lieben Nachbarn.

    Schon ok. :-)


    Dennoch solltest du dich von diesem Grußzwang nicht vereinnahmen lassen (was ja leider schon geschehen ist).

    Dann grüßt du halt mal nicht. Gerade wenn du den Anspruch an dich hast, nicht verlogen und falsch zu sein, dann solltest du es sogar so handhaben, weil ja selbst du gewiss nicht jeden Menschen magst.

    Und du wirst sehen, dass es anderen genauso geht und sie nur auf eine Gelegenheit warten, dich auch nicht grüßen zu müssen.


    Warum machen die Menschen sich eigentlich selbst etwas vor, was sie eigentlich gar nicht wollen? Die Steigerung dieser Absurdität sehe ich allenfalls in den USA. Dort ist es mehr Zwang als irgendwo sonst, zu fragen wie es dem Gegenüber geht. Genauso reflexartig äußert man sein Wohlbefinden und stellt dem anderen dieselbe Frage. Völlig belanglos und null mit Interesse verbunden.

    Das Pendant um grußlosen Deutschen wäre wohl der Amerikaner, der dem anderen seine Wehwehchen und von seinem Trennungsschmerz erzählt. Zugegeben, das ist so unrealistisch, dass ich mir die Reaktion darauf gar nicht vorstellen kann.

  • Das sind ja Probleme. Wenn ich nicht grüßen will dann schau ich auf den Boden und fertig ist die Sache. Das versteht jeder :phatgrin:

    Die Leutlis gewöhnen sich auch schnell dran und denken sich halt ihren Teil. Hab auch schon gemerkt wie der ein oder andere das von mir übernommen hat als er mal auf mich kein Bock hatte hehe.

    Der eine Nachbarssohn tut mir scho a weng leid, der grüßt mich schon jahrelang und ich ihn ned, weil die Familie voll prall ist und mich damals wegen Ruhestörung angezeigt hat. Der Sohn ist denen aber brutal hörig und hat anscheinend nix zu melden. Der arme Tropf, aber da bin ich halt konsequent und schere alle über einen Kamm. Tja, hier bin ich Schwein -hier darf ich sein -ist mein Motto!

  • Diese Grüßsache ist das einzige Problem, was man durch Nichtstun beheben kann.

    Man hat die Wahl: durchziehen, dann aber ein Leben lang. Oder einmal nicht machen, und dann zeitlebens in Ruhe gelassen zu werden.


    Einfache Entscheidung, oder?

  • An sich ist ja Grüßen jetzt nix Schlimmes. Werd halt weitergrüßen. Darf mich aber halt nicht davon so abhängig machen. Hat wohl auch mit dem fast zwanghaften Harmoniebedürfnis zutun, das ich im Krieger-Thread angesprochen hab. Und zuviel darüber nachdenken, was andere über mich denken. Aber ja, das sind echte "Probleme". ^^

  • Vielleicht wohnst du auch nur in der falschen Ecke von Deutschland. Wir Franken sind allgemein bekannt als stur und mundfaul. Das ist schon ein großer Vorteil würd ich mal sagen.

    Was hast du? Zwanghaftes Harmoniebedürfnis? Ist das schlimm auszuhalten?

    Ich mach das übrigens so am Anfang wenn ich irgendwo neu bin, bin ich erstmal grimmig. Dann läuft man sich paarmal grimmig über den Weg und weiß Bescheid dass man nix zu erwarten hat. Später irgendwann mal ergibt sich ein Gespräch wenn ihr vom selben Schlag seid. Bis es soweit ist, sei grimmig. Das ist wirklich reine Übungssache!

    Hoffentlich endet das mit dir nicht wie mit dem Nachbarssohn von mir.