Übrigens bin ich dagegen, Kinder nach dem Vorbild der Hundeerziehung zum willenlosen Untertan zu machen. Das ist ja im Grunde genau das, was Kindergarten, Schule und Ausbildungsbetrieb in einer ca. 15-jährigen ungestörten Indoktrinierungphase vornehmen.
1. Man ist kein Willenloser Untertan, wenn man interniert hat, wie man sich richtig hinsetzt, dass man den Lehrer im Unterricht nicht unterbricht und sich generell nicht wie ein Arschloch verhält. Ich möchte lediglich, dass Schüler nicht nachdenken müssen, wie man seine Kritik am System sinnvoll und möglichst gewaltfrei anbringt.
Aber ich verstehe deine Bedenken, wenn der Staat anfängt, funktionierende Lehrmethoden zu verwenden. Warum beim sozialen Verhalten stehenbleiben, wenn es genauso einfach ist, den Meinungen der SchülerInnen eine Richtung zu geben?
2. Der Mensch ist kein Hund. Er wurde nicht nach Willenlosigkeit gezüchtet. Solange du nicht die Geschichte aus dem Gedächtnis der zukünftigen Menschen löschst, werden sie lernen und können jede "Indoktrinierung" rückgängig machen. (Siehe uns zwei)
was erwartet die Gesellschaft von mir und wie kann ich ihr am besten nützen?
In einem anarchistischen Forum mag die Frage vielleicht negativ aufstoßen (ist doch negativ von dir gemeint, oder?), aber die Alternative dazu ist doch: "Scheiß auf die Gesellschaft, hauptsache mir geht es gut?"
Das was die Welt so Kacke macht, ist doch gerade die Gier und das egoistische Streben des reichsten einen Prozentes.
In diesem Kontext macht dein Satz Sinn: Die Kinder sollten nicht ein schlechtes System unhinterfragt unterstützen und sich fragen, wie sie dieses unterstützen können.
Wenn man wie ich, die Gesellschaft als die Gemeinschaft aller Menschen betrachtet, sollte man jedoch wissen, was sie von einem erwartet, um ausgehend davon zu überlegen, womit man ihr (und damit allen Menschen - auch mir selbst) am besten nützen kann.
Und letzteres muss nicht mit den Erwartungen übereinstimmen.
An der bloßen Frage "Was willst du mal werden?" find ich wenig schlimmes. Wenn man es natürlich als eine Aufforderung versteht, sich in die Gemeinschaft als Herdentier einzugliedern, verstehe ich eine Kritik daran. Persönlich sehe ich es als "Was willst du später mal machen?". Als Orientierung, wie man sein Leben gestalten will. Für meine Helpokratie ist die Frage die wichtigste überhaupt.
Aber irgendwie habe ich das Gefühl, du siehst das System der Schule als feindliches Lager und den Lehrplan als Grundlage einer Kampfstrategie gegen das freie Denken.
Das ist so nur sehr eingeschränkt wahr. Zumindest in Bayern ist einer unserer wichtigsten Bildungsaufträge SchülerInnen zu befähigen ihre eigene Meinung zu bilden und begründet vorzutragen. Auch an den Lehrinhalten der meisten Fächer kann ich nicht erkennen, weshalb diese schlecht sind. Ohne Schule könnten wir uns hier noch nicht einmal schriftlich und gebildet kritisch dazu äußern.
Die Kritik an der Art des Unterrichtens kann ich verstehen (unter anderem, weil sie jede natürliche Neugier tötet). Hier ist definitiv Verbesserungsbedarf. Aber man muss anerkennen, dass es in der Geschichte der Menschheit in dieser Größenordnung bisher nichts Besseres oder gar Vergleichbares gab.
Ich kann als Beamter arbeiten, obwohl ich offener Gegner des Systems, Atheist und nicht Parteimitglied bin.
Irgendwann muss man eben erkennen - Das Problem ist nicht immer das System. Manchmal sind es einfach die Menschen im System, die zu bequem oder zu doof sind, ihre eigene Freiheit zu benutzen.
(Die stetige Propaganda für das kapitalistische Wirtschaften und der Alternativlosigkeit einer Schere zwischen Arm und Reich kommt vorwiegend nicht aus der Schule. Alle Medien und Parteien arbeiten hier Hand in Hand.
Ähnliches gilt für die Art des Unterrichtens, unsere Form der Demokratie, die Form des Rechtsstaates. Gerade die Politik musste zur eigenen Existenzsicherung diese Systeme im Lehrplan positiv darstellen.)