So oder so ist beim Diskutieren mit Betroffenen darauf zu achten, das sogenannte 'Tone Policing' zu unterlassen. Gemeint ist eine Kritik am emotionalen oder gar beleidigenden Tonfall des betroffenen Gegenübers. Konkret bedeutet das, dass Opfer patriarchaler Unterdrückung auch mal beleidigen, pöbeln und drohen dürfen, ohne dafür kritisiert werden zu dürfen. Der Hintergedanke ist, dass Betroffene mit 'Tone Policing' in ihrem gerechten Zorn mundtot gemacht werden sollen, damit sich Angehörige des Unterdrückergeschlechts nicht mit den eigentlichen Inhalten auseinandersetzen müssen. Konkret bedeutet das, dass 'Cis-Dudes' eher die Fresse zu halten haben und Betroffene erstmal grundsätzlich Recht haben, wenn es um ihre Belange geht (so wie nach 'Critical Whiteness'-Logik alles rassistisch ist, das 'PoC' als rassistisch bezeichnen).
Aber wie gesagt, befinden wir uns dank des Queerfeminismus immer in der Situation, dass wir uns schließlich so definieren können, wie wir wollen. Wenn euch also jemensch den Mund verbieten will, dann beruft euch einfach darauf, nicht 'cis' zu sein, und alles sollte im Lot sein und ihr werdet wieder als gleichberechtigter Diskussionspartner angesehen.
Huch ja, joa wollt ja hierzu was sagen. Ich sehe das eher zerrissen. Schwierig.
Ich würde sagen, dass manche, unmöglichen Männer (zum Teil auch gewaltbereite/-verherrlichende Frauen) schon so ne Kritik auf die Nuss brauchen, weil sich in dem Kontext auch die nötige Distanz und Ausgrenzung überlebenswichtig herausstellt, da unter anderem der Missbrauch gegen eine Minderheit / Frau erfahrungsgemäß nicht von selbst aufhört. Minderheiten werden halt heftig asozial bedroht und erfahren abgefuckte Gewalt, gegen die sie sich alleine wenig aussetzen können aufgrund der Kräfteverhältnisse. Darüber hinaus ist es ja auch so, dass sie von der Gesellschaft halt eher im Stich gelassen werden gerne unter der Prämisse der Opfer/Täter Umkehr, "sie seien ja selbst schuld" und so Fez. (Dabei muss ich auch betonen, dass die rechte Szene das ja immer gerne exakt andersherum skandiert, in der Art, dass die (entfremdeten) Minderheiten eine böse Mehrheit seien, die die Gesellschaft und idiotischen Altbacken Werte bedroht. Leider wird das vonseiten unreflektierter Leute immer wider allzu oft geglaubt / geködert.)
Und joa da kann ich die Ohnmacht nachvollziehen. Hat ja leider nicht jede/r so eine geniale Kraft sich cooler / lockerer zu geben, sprich da platzt irgendwann der Kragen. Andererseits brechen viele Menschen auch einfach zusammen und ziehen sich infolgedessen zurück = sie lassen sich weiterhin viel gefallen. Von denen sieht man dann kaum was.