Ja, das höre ich nicht zum ersten Mal. Ironischerweise kommt das aber immer von Leuten, die das Forum oder meine Gedanken anfangs überhaupt nicht als pessimistisch empfunden haben... im Gegenteil: Anfangs war das Forum sowas wie ein Lichtblick für sie. Hier hatten sie das Gefühl, endlich irgendwo ernstgenommen und verstanden zu werden, und sie haben aus diesen Gedanken und diesem Ort hier positive Kraft gezogen.Und dann... irgendwann... ein paar Jahre in der Zukunft... gilt ihnen das selbe Forum und die selben Gedanken plötzlich als der Inbegriff der Negativität. Vergessen ist das gute Gefühl, endlich einen Ort gefunden zu haben, an dem man seine "kranken" unkonventionellen Gedanken nicht verstecken musste, sondern sich mit anderen austauschen konnte.
Vermutlich macht sich auch eine gewisse (verständliche) Ernüchterung breit, wenn man realisiert, dass man trotz all der schönen Gedanken aus seinem privaten Alltags-Sumpf trotzdem nicht rauskommt. Und dann sind irgendwelche utopischen oder gesellschaftskritischen/misanthropischen Gedanken irgendwann nur noch frustrierend und nicht mehr erhebend, und man möchte sie lieber komplett aus seinem Leben verbannen, weil man hofft, sich dann besser mit den Umständen arrangieren zu können.
Exakt so ist es mir ergangen, und leider auch ein paar Freunden. (na ja, die kannten aber das Forum auch meistens nicht). Aber für mich scheint Reddit da ebenfalls ein wichtiger Faktor zu sein, es ist zwar keine intellektuelle Spitze, verschafft einem aber sehr unterschiedliche Blickwinkel. Dieses Forum wäre dort wahrscheinlich als "edgy" verschrien, was ich persönlich für eine dämliche Kategorisierung halte. Der Anti-Intellektualismus ist einfach ein großes Problem. Andererseits bin ich mittlerweile nicht mal mehr sicher ob Kapitalismus an sich das Problem oder die Lösung ist, oder ob ich Kommunismus als gerecht oder als Sklaverei ansehe. Alles erscheint mir durch jene Plattform deutlich differenzierter, eben weil es sich bei korrektem Umgang nicht um eine Filterblase handelt.
Zitat von Dian
Das Problem ist nur: Die Gründe, die euch einst dazu gebracht haben, euch in dieser Welt fremd zu fühlen (und dieses Forum gut zu finden), sind dadurch ja nicht verschwunden, nur weil ihr nicht mehr so viel darüber nachdenken möchtet. Ich glaube nicht, dass es einem auf die Dauer guttut, wenn man seinen Frust aus Angst vor zu viel Negativität in seinem Leben nicht länger thematisiert, sondern ihn nur vor sich herschiebt bzw. unter den Teppich zu kehren versucht. Irgendwann bricht es ja doch wieder alles hervor.
Aber wenn es dir hilft und du dich ohne das Forum besser fühlst, dann mach das ruhig so! Ich weiß sehr wohl, dass die Macht dieses Forums sehr begrenzt ist, und daher werde ich an dieser Stelle auch ganz sicher niemanden zum Mitmachen überreden wollen, dem das hier nichts mehr gibt. Ich lege einfach nur Wert darauf, dass die Unity MEINER MEINUNG NACH nicht per se ein pessimistischer Einfluss ist. Es ist immer eine Frage, aus welchem Blickwinkel man das ganze betrachtet. Aber die Negativität ist nicht hier drin und lauert auf unvorsichtige User, die sich davon anstecken lassen oder sowas... die ist in euch und in dieser Gesellschaft, genauso wie die eventuelle Positivität oder die Hoffnung, die euch das Forum vielleicht früher einmal gespendet hat.
Dann bin ich tatsächlich immer weiter mit der hässlichen Realität konfrontiert, und zwar deutlich stärker als noch vor 2 Jahren. Die Schulpflicht ist kein diffuses Gesetz mehr für mich sondern ein nerviger Paragraph, verwoben mit vielen weiteren über die ich viel zu viel recherchiert habe. Das desensitiviert mich ein bisschen, aber trotzdem ändert dies wenig an meinem Handeln und Planen - ich habe weiterhin weder vor in Deutschland zu leben noch einen normalen Beruf zu ergreifen, ich will einfach nur weg und in einem Van wohnen. Doch dafür brauche ich natürlich trotzdem Geld. Aber auch wenn ich mich weniger mit dem Scheiß der Welt beschäftige, würde ich nicht sagen das er mich weniger interessiert. Ich gehe nur pragmatischer und rationaler damit um als in der "Anfangsphase".
Ich würde dir auch zustimmen, die Unity ist per se kein schlechter Einfluss - aber die Dosis macht das Gift. Wem würde es helfen, hier einen Großteil seiner Zeit zu verbringen? Natürlich ist es schlecht seinen Frust zu unterdrücken und es ist gut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Aber man gleicht sich mit der Zeit dem eigenen Umfeld an, und wenn dieses sehr frustiert ist wird man es selbst. Ist für mich wahrscheinlich auch ein bisschen ein Nocebo, einfach weil ich mich ein bisschen mit Depressionsbehandlung beschäftigt habe und Muster erkenne.
Zitat von mi san thrope
Ignorance is bliss, but that won’t change the facts !
[...]
Ignoranz ist die Massenvernichtungswaffe schlechthin. Sie liegt mit den Todeszahlen noch weit vor der AK-47 und der Atombombe !
-.-
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Zitat von daryus
Ignoranz ist eines der grausamsten Verbrechen, zu denen die Menschheit fähig ist - darüber kann ich viele Geschichten erzählen.
Das ist klar, aber auch sehr kurzsichtig. Ignoranz ist nicht Akzeptanz, siehe meinen zweiten Absatz.