Grundeinkommen oder Grunderbe

  • Ich bin gerade auf diesen Artikel gestoßen:

    Jusos wollen 60.000-Euro-Grunderbe für alle 18-Jährigen fordern
    Schon länger wird über ein Grunderbe für alle 18-Jährigen diskutiert. Die Jusos greifen die Idee wieder auf und wollen bei ihrem Bundeskongress ein Erbe von…
    www.gmx.net

    Die Jusos haben vorgeschlagen, dass jeder sobald er 18 wird 60.000 Euro bekommt. Finanziert werden soll es mit einer höheren Erbschaftssteuer bei den richtig Reichen.

    Fand ich irgendwie eine interessante Idee. Allerdings würde ich ein lebenslanges Grundeinkommen doch deutlich befürworten, wenn ich genauer darüber nachdenke. 60.000 Euro sind erstmal zwar viel Geld, aber wenn ich mir die jungen Leute so anschaue, und wie viele sich schon in solchen frühen Jahren verschulden, dann ist zu befürchten, dass sich viele von denen einfach eine teure Karre kaufen würden und ein paar Markenklamotten, und die Kohle dann weg ist und die meisten genau da stehen, wo sie auch ohne Grunderbe gestanden wären, nur mit teurerem Auto.
    Für jemanden, der einen konkreten Plan hat, und als Künstler oder mit einer Firma durchstarten möchte, wären diese 60.000 natürlich eine feine Sache.

    Aber wie viele haben schon solche konkreten Pläne in dem Alter?


    Ein dauerhaftes regelmäßiges Grundeinkommen hingegen hätte den Effekt, den großen Druck des ständigen Überlebenskampfs auch dauerhaft von den Menschen zu nehmen, was mir wichtiger erscheinen würde. Allerdings bräuchte man dafür wohl auch noch deutlich mehr Geld, um das zu finanzieren. 60.000 Euro, wenn man es zu guten Zinsen anlegen würde, wären vielleicht etwas über 2000 Euro im Jahr.

    Also so keine 200 pro Monat. Das reicht heutzutage nicht mal mehr für die Krankenkasse, die einen jeden Monat abzockt.

    Irgendwas zwischen 600 und 800 Euro pro Monat sollten es schon sein, und dann müsste man aber auch noch die Mieten deutlich senken oder gleich den Menschen kostenloses Wohneigentum zur Verfügung stellen, wenn das reichen soll. Wäre ja auch eine interessante Idee... statt Grunderbe oder Grundeinkommen kostenlosen (einfachen) Wohnraum für jeden, kostenloses Bahnfahren und kostenloses Gesundheitssystem.


    Welchen dieser Vorschläge würdet ihr favorisieren? Oder haltet ihr alles für unrealistisch?

  • Ich fände so ein Grunderbe nicht schlecht. Ich fürchte zwar auch dass die meisten sehr unklug mit diesem plötzlichen Geldsegen umgehen werden und ähnlich wie dieser Chico alles innerhalb von wenigen Monaten auf den Kopf hauen werden, aber warum soll man sie nicht in ihr eigenes Verderben rennen lassen um die schmerzlichen Lehren daraus zu ziehen. Ich würde allerdings das Bezugsalter noch mal deutlich höher ansetzen, irgendwo zwischen 25 und 30. Mit 18 ist einfach doch bei vielen die Reife noch nicht da und da hat man auch noch nicht so viele Erfahrungen mit dem richtigen Leben machen können. Man musste noch nicht die Erfahrung machen wie bescheuert es ist in irgendeinem Drecksjob zu versauern oder regelmäßig zum Jobcenter vorgeladen zu werden und ähnliches, mit solchen Erfahrungen kommt dann auch eine stärkere Wertschätzung für das Geld. Mit 18 bekommen doch die meisten noch alles von den Eltern bezahlt und viele müssen nicht mal selbst einkaufen und können sich daheim direkt vom Kühlschrank bedienen. Wirklich fair fände ich es dann aber auch nur wenn es rückwirkend auch allen ausgezahlt wird die irgendwann mal 18 wahren (oder welches Alte man nun dafür festlegt) und noch nicht mit einem Fuß im Grab stehen.

    Das Problem beim Grundeinkommen ist dir selbst bereits beim Erstellen dieses Themas unterlaufen, du hast das wichtigste einfach ausgelassen nämlich die Bedingungslosigkeit. Ich bezweifle dass wir sofern es tatsächlich mal kommen sollte ein Grundeinkommen haben werden welches wirklich Bedingungslos sein wird. Kommt dann wieder die nächste Seuche wird die Auszahlung aller eingefroren die sich nicht einer medizinischen Behandlung unterziehen. Es gibt aber noch genug andere Szenarien die man sich vorstellen kann, in welchen dann die Geldzahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft sein wird.


    Ein weiterer Aspekt warum ich das Erbe bevorzugen würde ist die örtliche Ungebundenheit. Eine der Bedingungen an welche ein Grundeinkommen sehr wahrscheinlich geknüpft sein wird ist die Voraussetzung seinen Wohnort in Deutschland zu haben. Wenn man aber 60 Tsd ausgezahlt bekommt kann man anschließend mit dem Geld hingehen wo immer man möchte. Ich könnte mir vorstellen dass man mit dem Geld in Ländern wie Thailand noch mal viel mehr anfangen könnte als hier in DE. Aus Volkswirtschaftlicher Sicht wäre das womöglich aber wieder ein großer Nachteil, da die Gefahr besteht dass das meiste Geld ins Ausland wandert. Auch Unternehmensgründungen machen im Ausland oft mehr Sinn als in DE, durch die gestiegenen Energiekosten aktuell sogar noch mehr denn je. Und wenn du tatsächlich vor hast mit diesem Startkapital selber mal ein reicher Unternehmer zu werden, bleibst du als umtriebiger Jungunternehmer vermutlich nicht in dem Land wo du mittels einer höheren Abgabe später wieder stärker zur Kasse gebeten wirst, sobald dein Unterfangen von Erfolg gekrönt sein wird.

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

  • Es gibt aber noch genug andere Szenarien die man sich vorstellen kann, in welchen dann die Geldzahlung an bestimmte Bedingungen geknüpft sein wird.

    Ja, das sehe ich auch so. Ich kann mir schon gut die Diskussionen vorstellen, a la "Darf jemand, der unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung in Frage stellt, von unserem System auch noch Geld bekommen?"

    Oder Schlagzeilen in der BILD: "Skandal! Ehemaliger Hartz4-Empfänger versäuft sein Grundeinkommen auf Mallorca" :alki:

    Ach, ich fürchte, das Hauptproblem bei der Sache ist nicht mal die mangelnde Finanzierbarkeit, sondern einfach dass keiner dem anderen was gönnt. Und dass es eben einen gewissen solidarischen Grundkonsens in der Gesellschaft bräuchte, wenn man sowas durchziehen will.

    Ein weiterer Aspekt warum ich das Erbe bevorzugen würde ist die örtliche Ungebundenheit. Eine der Bedingungen an welche ein Grundeinkommen sehr wahrscheinlich geknüpft sein wird ist die Voraussetzung seinen Wohnort in Deutschland zu haben. Wenn man aber 60 Tsd ausgezahlt bekommt kann man anschließend mit dem Geld hingehen wo immer man möchte. Ich könnte mir vorstellen dass man mit dem Geld in Ländern wie Thailand noch mal viel mehr anfangen könnte als hier in DE.

    Klar. Leute, die eh schon kurz vor dem Auswandern stehen, würden sich darüber natürlich auch riesig freuen. Vielleicht reicht das in einem billigen Entwicklungsland dann schon für ein kleines Häuschen. Wäre interessant zu wissen, wie viele das dann so machen würden.

    Und wie viele von den Bonzen ihren Wohnsitz nach Monaco verlegen würden, wenn die hohe Erbschaftssteuer tatsächlich kommt. Es gibt zwar auch ein paar Reiche, die eine höhere Besteuerung sogar unterstützen würden, aber das ist vermutlich eher eine kleine Minderheit.