Ist das Rassismus?

  • Spontan ist mir eingefallen, die Definition von Rassismus ist so was wie die Abwertung von Menschen aufgrund biologischer Merkmale/Unterschiede. Das hab ich dann in Wikipedia nachgeschaut und fühlte mich bestätigt, d.h., ich musste schon vorher diese Definition irgendwie aufgenommen haben in mein beschränktes Hirn.


    Jetzt gabs ja diesen Shitstorm neulich gegen Bayern 3, weil sich da n Moderator abfällig gegen ne asiatische K-Pop-Band geäußert hat. Und überall las man was von Rassismus. Den ich aber irgendwie nicht erkennen konnte? Vielleicht wisst ihr, von was ich rede, ansonsten: das.


    Was ist denn nun Rassismus? Wird damit heutzutage beliebig rumgeschmissen?

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  • Celdur

    Hat den Titel des Themas von „Ist das Rassimsus?“ zu „Ist das Rassismus?“ geändert.
  • Der Corona-Vergleich könnte insofern als rassistisch interpretiert werden, da asiatische Menschen eben oftmals hiermit stigmatisiert werden. Die Frage ist eben, ob der Moderator 'ne beschissene nichtasiatische Band auch mit Corona verglichen hätte ;) Dann wäre es zumindest nicht rassistisch gemeint gewesen.


    Wird heute zu oft mit dem Rassismus-Vorwurf argumentiert? Wenn ich jetzt sagen würde: 'Jein', dann wäre das meine Einschätzung als Weißer, der eben nicht selbst betroffen ist und das nur begrenzt einschätzen kann. Es gibt eben eine Menge unbewusster rassistischer Stereotype, die immer wieder auftauchen und mit denen die Betroffenen ständig konfrontiert werden. So bekannte Phrasen wie "Wo kommst du her?" oder "Sie sprechen aber gut Deutsch" fallen da auch drunter, obwohl das nicht diskriminierend gemeint ist. Insofern würde ich eher sagen, dass man den Umgang mit nichtweißen Menschen einfach mal kritisch reflektieren sollte, auch unabhängig von eindeutigen Beleidigungen. Nur: Wenn der Begriff Rassismus entsprechend weit gefasst wird und eben nicht mehr nur bewusste Diskriminierung aus böser Absicht bezeichnet, dann sollte man auch nicht mit Holzhammer-Aktivismus ankommen. Dann ist es eben auch daneben, wenn Menschen aufgrund unbewusster Äußerungen oder Taten niedergebrüllt werden oder einen Shitstorm ernten.

  • Lonewolf: wie definierst du denn Rassismus? Mir kommt das so vor, als würde man heutzutage für jeden Blödsinn als rassistisch bezeichnet werden. Eigentlich darf man ja echt nix mehr sagen, weil sich jemand aus Hinterlusien angegriffen fühlen könnte. Der Rassismus-Begriff wird doch echt nur noch breitgeknetet und auf alles angewendet.

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  • @Celdur: Dass du das so empfindest, liegt eben zum Teil an dem genannten 'Holzhammer-Aktivismus'. Ich meine, wenn jemand offen rassistisch auftreten würde, Schwarze als 'Drecksnigger' bezeichnen würde etc., dann würden wir uns wohl zurecht entsprechend aufregen und dem an die Gurgel gehen. Nur umfasst Rassismus eben ein bißchen mehr auf subtiler Ebene, und hier fängt das Problem an, sodass Menschen, die rassistische Stereotype unbewusst verwenden, in gleicher Weise angegangen werden wie jemand, der das in voller Absicht tut.

    Rassismus meint die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund zugeschriebener rassischer Merkmale, meistens äußeres wie die Hautfarbe. Bei Antirassismus gehts also im Grunde nicht nur darum, 'andersartige' Menschen mit Respekt zu behandeln, sondern auch darum zu hinterfragen, ob diese angebliche Andersartigkeit nicht nur Einbildung und Projektion ist.

    Leider wird das meines Erachtens heutzutage oft ziemlich kontraproduktiv angegangen, aber das betrifft ja Emanzipationsbewegungen aller Art (Feminismus, LGBTQ etc.).

    Andererseits würde ich in schon in erster Linie dafür plädieren, dass man erstmal Betroffenen zuhört, anstatt in weißer Runde über das Thema Rassismus zu diskutieren.

  • Ich weiß nicht. Früher wäre ein Sonneborn oder ein Bayern 3-Moderator für ihre satirischen Aussagen nicht an den Pranger gestellt worden. Vielleicht bin ich auch absolut aus dem Zeitgeist gefallen, in dem man jetzt jede banale Aussage dreimal nach Rassismus überprüft. Genannte Personen halte ich übrigens gar nicht für rassistisch, sie haben halt nur was gesagt, was man gar nicht mehr sagen darf heutzutage, ohne einen Shitstorm zu ernten.

    Rassismus meint die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund zugeschriebener rassischer Merkmale, meistens äußeres wie die Hautfarbe.

    Eben, wo ist dann das Problem an den Aussagen des Bayern 3-Moderators? Was rechtfertigt es, ihm Rassismus zu unterstellen? (siehe Link in meinem ersten Post)

    Andererseits würde ich in schon in erster Linie dafür plädieren, dass man erstmal Betroffenen zuhört, anstatt in weißer Runde über das Thema Rassismus zu diskutieren.

    Klar, wir Unbetroffene können fröhlich darüber diskutieren. Aber ist das vielleicht nicht so, dass Betroffene sich mit wirklichem Rassismus beschäftigen (sollten)? Nicht nur dieser Larifari-Quatsch, den z.B. Sonneborn von sich gibt. Könnte mir vorstellen, dass die darüber müde lächeln. Aber keine Ahnung.

    • Offizieller Beitrag

    Wird heute zu oft mit dem Rassismus-Vorwurf argumentiert? Wenn ich jetzt sagen würde: 'Jein', dann wäre das meine Einschätzung als Weißer, der eben nicht selbst betroffen ist und das nur begrenzt einschätzen kann.

    Naja, die Diskussion hatten wir ja schon mit Calgmoth an anderer Stelle.

    Für mich ist Rassismus etwas, was überall vorkommt, in allen Kulturen und allen Nationen, und was erstmal nichts mit Weiß oder Nicht-weiß-sein zu tun hat.

    Als in Ruanda die Hutus die Tutsis abmassakriert haben, war das auch Rassismus. Und die waren beide so schwarz wie man nur sein kann. Auf dem Balkan sind die Leute extrem rassistisch gegen ihre (eigentlich ziemlich ähnlich aussehenden) Nachbarn. In Japan gibt es Rassismus gegen Koreaner, und umgekehrt genauso.

    Jetzt gabs ja diesen Shitstorm neulich gegen Bayern 3, weil sich da n Moderator abfällig gegen ne asiatische K-Pop-Band geäußert hat. Und überall las man was von Rassismus. Den ich aber irgendwie nicht erkennen konnte?

    Ich fand das auch völlig lächerlich. Das Corona-Virus kommt nunmal (vermutlich) aus Asien. Und wenn noch was anderes ansteckendes, ekliges aus Asien kommt wie diese geklonten Boygroup-Schleimbolzen, dann kann man das ja auch mal miteinander in Verbindung bringen, ohne dass es deshalb gleich was mit Rassismus zu tun hat.

    Vielleicht sollte man den Begriff "Rassismus" auch nicht so überstrapazieren, wie es derzeit in unserer Gesellschaft gemacht wird.


    Rassismus ist die Verachtung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe... wenn man sich selbst für etwas besseres hält, anderen Menschen vielleicht sogar das Lebensrecht abspricht oder alle Angehörigen einer bestimmten Rasse oder Nation über einen Kamm schert, anstatt sie als Individuen zu betrachten.

    Wenn ich hingegen Witze über irgendwelche Länder-Klischees mache, oder einen etwas dunkler pigmentierteren Menschen, den ich nicht leiden kann, als "Zigeuner", "Nigger" oder was auch immer bezeichne, dann kann das vielleicht von anderen als beleidigend oder verletzend empfunden werden... zu einem Rassisten macht mich das bloße gebrauchen von Begriffen, die von anderen als verletzend empfunden werden können, aber noch lange nicht.

    Und hier sollte man vielleicht wirklich mal aufpassen, dass man nicht Dinge vermischt, die eigentlich kaum etwas miteinander zu tun haben. Das Eine ist eine Ideologie, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft einen unterschiedlichen Wert zuspricht. Das andere sind Befindlichkeiten von Angehörigen einer bestimmten Ethnie, die sich durch irgendeine Äußerung, die auf ihre ethnische Herkunft anspielt, verletzt fühlen.

    Das ist für mich einfach nicht die selbe Ebene, und daher sollte man es vielleicht auch anders benennen, sonst wird das Wort "Rassismus" irgendwann so beliebig sein, dass es im Grunde gar nichts mehr aussagt.

  • Gehört vielleicht jetzt zum Sexismusthema oder LGBT, aber im Prinzip ists das gleiche. Oder einfacher: als Deutsche sind Witze über Deutsche ok oder so allgemeines Zeug. Das wird von den betroffenen Gruppen locker übersehen. Schwirig wird es nur wenn man sich einzelne betroffene rauspickt und da was falsches sagt sodass das dann voll die konsequenzen für die hat. Das ist widerum voll scheisse.

  • Dian: Dass es Rassismus überall gibt, bestreiten eigentlich die wenigsten. Das Stichwort lautet 'Privileg' (das, wie ich finde, meist unglücklich verwendet wird). Soll heißen: In dieser weißen Mehrheitsgesellschaft sind Weiße durch den Rassismus privilegiert, ungeachtet dessen, was Nichtweiße denken. Insofern würde ich hier in Deutschland z.B. nicht ausgerechnet Thomas Gottschalk fragen, wie es um den Rassismus bestellt ist ;-) Sondern eben Menschen, die den direkt erleben.


    @Celdur: Das sind eben die zwei Ebenen, von denen ich gesprochen habe. Unmittelbarer böswilliger Rassismus auf der einen und unbewusste bzw, unbeabsichtigte rassistische Stereotype auf der anderen Seite. Über ersteren sollten man sich tatsächlich aufregen bzw diesen angreifen, letztgenannten sollte man zumindest reflektieren und diskutieren. Holzhammer-Aktivisten knüppeln aber auf alles gleichermaßen ein, und das ist problematisch. Und ich hab mittlerweile auch den Eindruck, dass manche einfach als Blitzableiter für angestauten Frust herhalten müssen. Da wird dann eben die Machtverschiebung genutzt: Weil man in der 'echten Welt' oft oder meist als Betroffener unterlegen ist, wenn man rassistisch angefeindet wird, entlädt sich die Wut eben dort, wo man den Shitstorm hinter sich weiß. Dann trifft es eben Leute wie den Moderator oder Sonneborn.

  • Lonewolf Bei Typen die was zu sagen haben und in der Öffentlichkeit stenna, braucht es meiner Ansicht nach andere Masstäbe. Der Einfluss und Weichreite ist doch viel grösser. Das Aussmass vom Schaden viel grösser. Ein Beispiel: wenn ein sänger was blutrünstiges singt ist das noch Kunst aber wenn im Zusammenhang noch äussere Merkmale, Namen und sogar Handlung benannt wird. Brauch ich mich goa ned wundern wenn irchadswo scheisse passiert.

  • @Moscherie: Auch bei solchen Leuten würde ich schon etwas genauer hinschauen, was eigentlich gesagt oder getan wurde. Besagter Moderator und auch Sonneborn teilen ja selbst gerne aus, insofern habe ich weniger ein Problem damit, wenn die auch Gegenwind erfahren. Anders verhält es sich meines Erachtens bei der Debatte um kulturelle Aneignung, die teils ziemlich übers Ziel hinausschießt, also wenn Leute angefeindet werden, weil sie irgendwelche Symbole anderer Kulturen tragen.

    Problematisch finde ich auch die Aussage, dass etwas schon allein deshalb rassistisch ist, weil irgendjemand es als rassistisch empfindet. Irgendwo muss schon noch die Diskussion erlaubt sein, ob eine Aussage oder Tat tatsächlich als rassistisch zu werten ist.

    Ebenso geistert ja mittlerweile der Begriff des 'Tone Policing' durch den Diskurs. Es hat zwar einen wahren Kern, dass insbesondere marginalisierte Gruppen oft dadurch mundtot gemacht wurden, dass man darauf verweist, sie 'sollen sich doch nicht so anstellen', auch halte ich es in bestimmten Situation, z.b. im Umgang mit Nazis, auch nicht unbedingt für zielführend, immer sachlich und höflich zu bleiben... Allerdings scheint mir, der Vorwurf des Tone Policing wird oft als Rechtfertigung herangezogen, damit Betroffene oder deren selbsternannte Vertreter schreien, pöbeln und drohen können, wie es ihnen beliebt.