Corona-Virus und die Folgen

  • Als ich im September in der wunderschönen Stadt Chemnitz :! gestrandet war, ist mir schon aufgefallen, dass die Sachsen mit den ganzen Corona-Maßnahmen etwas lockerer umgegangen sind als anderswo. Niemand wollte im Restaurant deine Adresse haben, und mit Mundschutz sah man auch nicht viele rumlaufen. Das kann man jetzt natürlich so sehen, dass das alles bekloppte Corona-Leugner-Nazis sind. Aber vielleicht sind sie auch einfach ein bisschen Diktatur-Erfahrener als die Westdeutschen, und nehmen deshalb das Geschwätz der Regierung nicht mehr ganz so ernst wie es die Wessis tun, die noch glauben, dass sie in einer Demokratie leben. ;) Es ist schon bemerkenswert, wie schnell die Infektionszahlen im Frühjahr gesunken sind, kaum dass es draußen wärmer geworden ist. Und pünktlich mit den kälter werdenden Temperaturen ist das Virus plötzlich wieder in voller Stärke zurückgekehrt. Das wirkt schon ein wenig so, als ob es was mit den verstärkten Indoor-Aktivitäten der Menschen zu tun hat..Andererseits arbeiten die Menschen im Sommer ja auch in Gebäuden, und die Kinder sind im Sommer genauso in ihren Klassenzimmern eingesperrt wie im Winter, und in Bussen und Bahnen fährt man im Sommer meistens auch mit geschlossenem Fenster... Dazu kommt noch, dass die Menschen im Sommer üblicherweise auch kontaktfreudiger sind, während man sich im Winter sowieso in seinen eigenen vier Wänden einigelt und die meiste Zeit vor dem Fernseher verbringt. So gesehen hätte das Virus im Sommer auch mehr als genug Gelegenheiten gehabt, sich zu verbreiten, hat es aber offensichtlich vorgezogen, auf den nächsten Winter zu warten. Vielleicht, weil niedrige Temperaturen die Menschen anfälliger machen oder ihr Immunsystem dann nicht so gut funktioniert?

    Wie gesagt, das Wetter hat mehrere Effekte. Dass die Leute weniger häufig drin sind, ist nur einer von mehreren Faktoren. Viren überleben länger, breiten sich leichter drinnen aus, halten länger durch, weil weniger UV-Licht rumgeistert und die atmosphärischen Bedingungen anders sind usw. Das ist bei den winterlichen Grippewellen dasselbe - das hat nur teilweise damit zu tun, dass man mehr drinnen ist.

  • Dieses ständige Provinz-Ossi-Bashing seitens der Großstadthipster geht mir schon in Leipzig auf den Sack. Der Hauptgrund, wieso Leipzig besser dasteht als die Provinz, ist meines Erachtens die krasse Überalterung letzterer. Ist ja nicht so, dass in Leipzig nicht auch Menschen in beengten Wohn- und Arbeitsverhältnissen zusammenhocken.

    Da scheinst du Fallzahlen und Verlaufsform zu verwechseln. Die Leute werden ja nicht nach Alter getestet. Provinzkäffer im Osten sind doch größtenteils leer, also theoretisch sollte da nichts stattfinden, wenn's nicht da stattfindet, wo die Leute immer noch sind bzw. sein müssen - also in der Schule und bei der Arbeit.
    Da ist's schon wahrscheinlicher, dass der Großstadtmensch vorsichtiger ist. Evidenz zeigt wohl zur Zeit, dass starke Anstiege in Schulen und bei den Älteren kurz vor der Rente stattfinden. Und beide Gruppen gibt's bestimmt auch immer noch in Sachsen...

    Das ist eben die kurzsichtige Herangehensweise von Politikern. Langfristig wird massiver gesellschaftlicher (Kollateral-)Schaden angerichtet, vor allem wenn es sich um völlig schwachsinnige und willkürliche Maßnahmen und Ratschläge handelt, die den Experimentier-Charakter deutlich machen und die Weltfremdheit der Herrschenden offenbaren (Kniebeugen im Unterricht, Glühwein-Verkauf als putzige Brauchtumspflege statt dem verzweifelten Versuch von Gastronomen, ein paar Einnahmen zu generieren).
    Meine einzige Hoffnung besteht ja noch darin, dass eine aufkommende Wirtschaftskrise ohne einfache Feindbilder der 'Fremden' eher zu einem Erstarken linker anstatt rechter Positionen führt. Das geht aber nur, wenn Linke den Kopf aus dem Arsch ziehen, anstatt sich zu Erfüllungsgehilfen der Regierung zu machen. Kritik bzw scharfe Ablehnung bestimmter Maßnahmen in Kombination mit der Einforderung sozialer Kompensation wäre schon mal ein Anfang. Sich permanent an 'Querdenkern' abzuarbeiten ist jedenfalls der falsche Weg.

    Also im Osten wird sich ganz bestimmt niemand an linken Positionen orientieren, schon gar nicht die Jugend. Ist doch auch schon lange klar, dass uns Corona 'die Schlitzaugen' eingebracht haben.


    Und man macht sich nicht 'zum Erfüllungsgehilfen der Regierung', wenn man rationaler Argumentation folgt, die auch empirisch gestützt ist.

  • Da scheinst du Fallzahlen und Verlaufsform zu verwechseln. Die Leute werden ja nicht nach Alter getestet. Provinzkäffer im Osten sind doch größtenteils leer, also theoretisch sollte da nichts stattfinden, wenn's nicht da stattfindet, wo die Leute immer noch sind bzw. sein müssen - also in der Schule und bei der Arbeit.Da ist's schon wahrscheinlicher, dass der Großstadtmensch vorsichtiger ist. Evidenz zeigt wohl zur Zeit, dass starke Anstiege in Schulen und bei den Älteren kurz vor der Rente stattfinden. Und beide Gruppen gibt's bestimmt auch immer noch in Sachsen...

    Also im Osten wird sich ganz bestimmt niemand an linken Positionen orientieren, schon gar nicht die Jugend. Ist doch auch schon lange klar, dass uns Corona 'die Schlitzaugen' eingebracht haben.
    Und man macht sich nicht 'zum Erfüllungsgehilfen der Regierung', wenn man rationaler Argumentation folgt, die auch empirisch gestützt ist.


    Welche 'rationale Argumentation' denn? Es ist ein einziges Experimentierlabor ohne Sinn und Verstand. Ausgangsbeschränkungen, Beherbergungsverbote, Schließung des Einzelhandels und kultureller Einrichtungen mit funktionierenden Hygienekonzepten. So gut wie keine Maßnahme lässt sich irgendwie faktenbasiert verteidigen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Der Text von Ulla Jelpke sticht positiv heraus, aber insgesamt ist die Kritik von links doch eher verhalten. Im Gegenteil, manche schreien undifferenziert nach noch härteren Maßnahmen und der Großteil dackelt lieber Querdenker-Demos hinterher, anstatt eigene Standpunkte überhaupt zu entwickeln. In erster Linie sehe ich Orientierungslosigkeit, und das ist fatal.

  • Manche Leute scheinen immer noch zu glauben, Corona sei ein einfacher Schnupfen und daher nichts neues. Präparate hat jeder im Haushaltsschrank. Anders ist es nicht zu erklären, auf welch hohen Ross man sich bewegt, weil nicht augenblicklich die perfekten Lösungen in Gang gesetzt werden - und bitteschön auch perfekt funktionieren! Und das, obwohl sie selbst die Kritiker nicht benennen können, wie das denn gehen soll. Typischer Fall von meckern, aber selbst keine Ideen haben. Und nein, "Masken runter" und "alles auf" ist kein Lösungsansatz. Das war es auch nicht für die eineinhalb Millionen, die inzwischen tot sind.


    Wir sind sogar mittlerweile an dem Punkt, dass wir merken, dass gerade die "funktionierenden Hygienekonzepte" offenbar gar nicht funktionieren. Wie das auch bei den Masken mittlerweile strittig ist, sofern man keine FFP2-Maske um Mund und Nase trägt (was nicht nur augenscheinlich die wenigsten tun).
    Die Linken sind sowieso schuld, weil sie nicht aufbegehren und trotz genauso fehlender Lösung, Randale machen und das System stürzen wollen.
    Manche Leute sollten echt mal aus ihrer politischen Blase heraustreten, in der ein Rollenbild grassiert, das schlimmer ist als in manchen islamischen Staaten.

  • Welchen Beitrag leistet die Schließung kleiner Buchhandlungen (nur ein Beispiel) zur Pandemie-Bekämpfung? Wo sind die Beweise, dass z.B. die Großdemonstrationen irgendeinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen gehabt hätten ? Welche nachweisbare Rolle haben Kulturveranstaltungen gespielt? Anders gesagt: Wo sind die nachvollziehbaren Argumente abseits ziellosen Experimentierens, die den entstehenden Kollateralschaden rechtfertigen?
    Abseits von selbstgerechter Klugscheißerei sollte faktenbasiertes Vorgehen eigentlich eine selbstverständliche Forderung für aufgeklärte Menschen sein ;) Anders gesagt, eine Aufhebung der Umkehr der Beweislast, wie wir sie derzeit erleben.


    Die dumme Polemik, lieber Unmensch, kommt an dieser Stelle nur von dir, auch wenn du dich gerne als Stimme der Vernunft inszenierst. Zumindest wird in Zeiten der Pandemie deutlich, welche Sorte von (linken?) Gesellschaftsoptimierern hoffentlich niemals irgendeine Form von politischer Gestaltungsmöglichkeit erhalten wird.

  • Welchen Beitrag leistet die Schließung kleiner Buchhandlungen (nur ein Beispiel) zur Pandemie-Bekämpfung? Wo sind die Beweise, dass z.B. die Großdemonstrationen irgendeinen Einfluss auf das Infektionsgeschehen gehabt hätten ? Welche nachweisbare Rolle haben Kulturveranstaltungen gespielt? Anders gesagt: Wo sind die nachvollziehbaren Argumente abseits ziellosen Experimentierens, die den entstehenden Kollateralschaden rechtfertigen?

    Wie bereits gesagt: diese Pandemie hat ganz offenbar ihre eigenen Regeln. Man wusste nicht viel von dem Virus (eigentlich gar nichts), und doch musste gehandelt werden. Wenn ein E-Auto brennt, soll die Feuerwehr wohl auch Zuhause bleiben, auch wenn sie nicht weiß, wie man die riesigen Akkus löscht, weil sie so etwas noch nicht gemacht hat?
    Natürlich hat man etwas versucht. Und mit dem naheliegensten angefangen, so wie die Feuerwehr das auch gemacht hätte. Hätte man das nicht tun soll? Aber was stattdessen?
    Es hat doch funktioniert bzw. so genau ist das nicht festzustellen, weil damals eben Sommer war, wo viele Menschen draußen an der Luft waren (Virus hat dadurch schlechtere Chancen, das weiß man wohl inzwischen).
    Die kalte Jahreszeit hat uns nun wieder auf null gesetzt. Hinzu kommen die jahreszeitbedingte Erkrankungen von z.B. der Lunge, was zusätzlich die Abwehr schwächt und dem Virus Tür und Tor öffnet. Blöde Sache. Hatten wir in der Kombination auch noch nicht. Wie sieht der Plan von Dr. Dr. Lonewolf dagegen aus? Ich habe keine Idee. Aber feststeht, dass die Feuerwehr trotzdem handeln muss. Und wenn du jetzt damit kommst, dass trotzdem dein erwähnter Buchladen geöffnet bleiben muss, dann zeigt es, dass du zu den Linken gehörst, welche die ständige Verfügbarkeit schon viel mehr verinnerlicht haben, als ohne sie auskommen zu können. Oder wollen. Klar, die Clubs sind auch geschlossen, das ist alles nicht schön, aber der Virus scheint eben auch ganz gern mal etwas Kultur zu genießen. Kannst du es ihm verdenken?

  • Zum Osten noch, da orientiere ich mich in meiner Verachtung an diesem Artikel hier:


    Rechtsextremismus in Ostdeutschland: Die Jungen radikalisieren sich - taz.de


    Das sind halt signifikante Unterschiede zum Westen, gerade auch bei der jüngeren Generationen. Die Leute da scheinen ja noch schlimmer drauf zu sein, als die Wessis in der Nachkriegszeit - bei denen gab's immerhin den 'Kriegsniederlageschock', der die Hitlerbegeisterung doch etwas gedämpft hat. Bei den Ossis bloß familiär weiter traditierten Autoritarismus plus Ostalgie sowie Kontinuitäten im Schulbetrieb.

    Welche 'rationale Argumentation' denn? Es ist ein einziges Experimentierlabor ohne Sinn und Verstand. Ausgangsbeschränkungen, Beherbergungsverbote, Schließung des Einzelhandels und kultureller Einrichtungen mit funktionierenden Hygienekonzepten. So gut wie keine Maßnahme lässt sich irgendwie faktenbasiert verteidigen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Der Text von Ulla Jelpke sticht positiv heraus, aber insgesamt ist die Kritik von links doch eher verhalten. Im Gegenteil, manche schreien undifferenziert nach noch härteren Maßnahmen und der Großteil dackelt lieber Querdenker-Demos hinterher, anstatt eigene Standpunkte überhaupt zu entwickeln. In erster Linie sehe ich Orientierungslosigkeit, und das ist fatal.

    Es gibt keine 'funktionierenden Hygienekonzepte' ... oder besser gesagt, weil irgendwelche Leute, die Geld verdienen wollen, davon faseln, dass es sicher wäre, sich irgendwo aufzuhalten, stimmt das nicht. Größere Menschenansammlungen gehen, wenn die Lage entspannt genug ist, dass Kontaktpersonen gefunden und in Quarantäne gehen können - aber auch das ist ja nicht ideal. Wenn du so deine Freunde/Familie infizierst, geht's denen möglicherweise sehr schlecht. Wenn Kontakte aber nicht mehr nachvollzogen werden können, kann man sich so Kram schlicht nicht mehr leisten.


    Das kommt doch ein Multiplikatoreffekt zu. Leute gehen arbeiten, in die Schule, machen Sport, hängen 'rum usw. ... und dann gehen sie zusätzlich noch auf Konzerte und andere Großveranstaltungen. Wenn die Kontaktgruppen, die's immer noch gibt, möglichst klein sind, dann bleiben halt auch die Zahlen klein. Aber wenn man zusätzlich noch große Events hat, dann eskaliert die Sache total. Ist ja auch jetzt nur schwer händelbar, obwohl Theater und Co. schon seit Ewigkeiten zu sind ... und da auch im Sommer nicht allzu viel ging.


    Da ist auch nicht viel Experimentieren dabei - das Ziel ist klar: Leute sollen so wenig wie möglich miteinander in engen Kontakt treten. Im Kapitalismus heißt das schon, dass weiter gearbeitet werden muss, aber - Überraschung - man kann das auch so in den Griff kriegen, wenn man sich dann Privaten mal ein paar Wochen einschränkt. Das ist jetzt auch nicht mein favorisiertes Szenario ... aber ich kann leider nicht ändern, dass wir im Kapitalismus leben.


    Und natürlich hat sich die Faktenlage stark geändert - der Effekt von Masken war zuerst nicht so klar, Aerosol-Übertragung war auch eine Weile nicht klar belegt, inzwischen wissen wir auch, dass Schmierinfektionen eigentlich nicht vorkommen, man also z.B. keine große Angst vor Türklinken haben muss.


    Die Idee, dass man Maßnahmen zur Eindämmung einer globalen Pandemie empirisch untersuchen muss, bevor man sie - auf der Grundlage von Modellen und Analogien mit anderen ähnlichen Erregern - ausprobiert, ist aber absurd. Wenn man das täte, könnte man auch gleich gar nichts tun. Und es ist definitiv nicht so, dass 'zu Hause bleiben und nicht mit Menschen in Kontakt treten' nicht helfen würde. Das hilft definitiv.


    Wenn man mehr über die Sache weiß, kann man ggf. auch feiner justieren, aber das ist jetzt ja ohnehin wieder vom Tisch, weil dieser Spielraum von der Zahl der Infizierten abhängt.


  • Der Staat hat nicht darüber zu entscheiden, wer wo wann hingeht und sich mit wem trifft. Dahingehend sind wir uns hoffentlich einig - ansonsten empfehle ich Hygiene-Freaks die Auswanderung in gewisse vorbildliche asiatische Länder, die die Pandemie-Bekämpfung sicherlich besser hinbekommen als westliche Demokraturen. ;)


    Ja, wir leben im Kapitalismus, und gerade deswegen ist es umso verfehlter, ausgerechnet den Bereich der Reproduktion reglementieren zu wollen, während die Leute weiterhin zur Arbeit dackeln müssen, größtenteils auch noch in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln. Das reißt es jetzt auch nicht mehr raus, ein paar Theater und Kinos oder gar kleine Läden dichtzumachen (ich rede nicht von irgendwelche großen Festen, auf denen man dichtgedrängt rumsteht). Gegen Masken habe ich mich übrigens nie ausgesprochen.


    Der Staat bzw die politische Verantwortlichen haben das Vertrauen nicht verdient, das ihnen leider von vielen entgegengebracht wird.
    Schon komisch, dass ich das in diesem Forum extra betonen muss. Insofern ist jede Erweiterung staatlicher Befugnisse abzulehnen, wir steuern auch so schon auf dystopische Zeiten zu, ohne dass nun zusätzlich nach dem starken Staat geschrien wird. Polizeikontrollen an innerdeutschen Grenzen? Na dankeschön, wer jetzt nicht protestiert, soll mir bitte in Zukunft nicht mehr mit 'No borders' kommen.


    Menschen gängeln und bevormunden und gleichzeitig Betroffene unzureichend schützen - was 'eigene Vorschläge' angeht, denke ich nicht, dass ich es viel schlechter machen könnte. Tatsächlich hat ausgerechnet Palmer gute Konzepte umgesetzt (Taxifahren zum Buspreis, regelmäßige Tests in Pflegeheimen, Entzerrung der öffentlichen Begegnungen durch den Aufruf, je nach Altersgruppe zu unterschiedlichen Zeiten einkaufen zu gehen). Ich habe viele Freunde, die in betreuten Gruppen bzw mit Risikogruppen arbeiten - was denkst du, wie oft die in sechs Monaten getestet wurden? Hotels öffnen und Menschen aus dicht gedrängten Wohnverhältnissen dort unterbringen wäre noch ein weiterer sinnvoller Ansatz, ebenso wie gewisse Hotspots (Tönnies) dichtzumachen und die Mitarbeiter entsprechend weiterzubezahlen.


    Also, statt undifferenzierter Staatsergebenheit würde ich mir hier mal tatsächlich progressive Vorschläge wünschen. Du willst doch nicht wie unser Forums-Bootlicker und Autoritätsfetischist weiter oben klingen, oder? <X

  • Zum Osten noch, da orientiere ich mich in meiner Verachtung an diesem Artikel hier:


    Rechtsextremismus in Ostdeutschland: Die Jungen radikalisieren sich - taz.de


    Das sind halt signifikante Unterschiede zum Westen, gerade auch bei der jüngeren Generationen. Die Leute da scheinen ja noch schlimmer drauf zu sein, als die Wessis in der Nachkriegszeit - bei denen gab's immerhin den 'Kriegsniederlageschock', der die Hitlerbegeisterung doch etwas gedämpft hat. Bei den Ossis bloß familiär weiter traditierten Autoritarismus plus Ostalgie sowie Kontinuitäten im Schulbetrieb.

    Ich bezog das darauf, dass den 'Provinz-Nazis' jetzt die Schuld für die steigenden Fallzahlen gegeben wird, und das ist eben fraglich (mal diplomatisch formuliert). Die Rechten profitieren auch insgesamt bisher nicht von der Krise, außer dass es ein paar Spielfelder für Nazis gab, auf denen sie sich dank der sächsischen Behörden austoben durften.
    Wer weiß, wie lange das noch so bleibt. Deshalb mein Appell, deutlicher als linke Opposition, die den Namen verdient, aufzutreten und sowohl Freiheit als auch Solidarität einzufordern.

  • Der Staat bzw die politische Verantwortlichen haben das Vertrauen nicht verdient, das ihnen leider von vielen entgegengebracht wird.

    Ein Politiker hat dem Volk zu dienen (zumindest hier sind wir uns hoffentlich einig). Und wenn der Politiker darauf keine Lust hat und die Arme lieber in den Schoß legt, dann verstößt er gegen seinen eigenen Eid (zur Erinnerung: Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden werde).


    [Zur Info: Qualvoll im Erstickungstod zu sterben, ist in diesem Fall durchaus als "Schaden" zu werten].


    Wie man es dreht und wendet, in deinem Weltbild sind die Rollen auf ewig verteilt, da ist nichts mehr dran zu rütteln. Hätte man gar keine Maßnahmen gefahren und die Menschen wären gestorben wie die Fliegen (mehr noch als jetzt), dann wärst du sehr schnell weg von deinem Lobgesang auf Schweden gewesen, sondern würdest dieses korrupte Politikerpack attackieren, dass immer regieren will, aber wenn es darauf ankommt, nur die Hände in die Taschen legt. Süffisant würdest du hier den Amtseid zitieren und daran erinnern, was sie dem Volk geschworen haben, nämlich im Ernstfall zu handeln.
    Handelt man allerdings, dann wird nach Fehlern gesucht und es direkt ausgeschlachtet, weil es nicht sofort hundertprozentige Schlagkraft hat, und ein weltweites Problem nicht beim ersten Versuch im Griff ist. Dass es sich dabei um eine globale Ausnahmesituation handelt, mit der noch niemand zu tun hatte, lässt du nicht gelten. Auch dass wir in einen föderalem Staat leben und jedes Bundesland sein eigenes Ding macht, findet keine Beachtung. Im Gegenteil. Es bietet für dich ungeahnte Möglichkeiten, im Zweifel das Versagen eines Bürgermeisters irgendwo in der bayerischen Provinz als absoluten demokratischen Supergau heranzuziehen. Und wofür das alles? Nur damit du dein Bild vom ungerechten, bösen Staat auch in der achthundersten Episode in einem Internetforum malen kannst. Lösungsorientiert bist du nicht, und wenn, dann widersprichst du dir selbst.


    Beispiele? So seien "jede Erweiterung staatlicher Befugnisse abzulehnen", aber irgendwie findest du es auch ganz geil, Leute ins Taxi zu verfrachten.


    Nun merkst du vielleicht selbst mal, wie schnell man plötzlich die Rolle des Freiheitreglimentierers kommt. Auf einmal findest in Ordnung, wenn die Menschen ihrer eigenen Entscheidung beraubt werden, wie sie sich fortbewegen. Das geht sogar noch weiter: Du willst den Menschen vorschreiben, wann sie im Supermarkt einzukaufen haben.
    Aber als man ihnen vor Monaten vorschreiben wollte, wie weit sie wegfahren dürfen, da war hier vielleicht was los! Da warst du an vorderster Front dabei und genau in deinem Element. Es ist eben so viel einfacher, gegen etwas zu sein.