Anarchismus

  • Die anderen 6 Arten von Anarchisten, die er beischreibt sind einfach nur seine Beispiele für "unvollständige" Anarchisten, die jeweils auf verschiedene Arten unvollständig, und daher in sich widersprüchlich, sind und nicht irgendeine Art von Progressions-Modell darstellen sollen (meiner Meinung nach). Wenn man sich anstrengt, kann man sicher noch andere Arten unvollständiger Anarchisten finden. Man kann auf mehrere Arten gleichzeitig unvollständig sein, oder nur auf eine und "theoretisch" beliebig "wechseln

    Jo ähnlich sehe ich das auch, dass es immer unvollständige Anarchisten/Menschen sind, die zwischen vielen 'Polen pendeln.


    Aber ich finde man kann es schon auch als Progression sehen, wo man dann halt anmerken muss, dass nur eine mögliche Konstellation von vielen ist.... Spontan habe ich es in dem Sinne verstanden: 7 Leitersprossen zur Vollkommenheit... ;-)


    Das wird jetzt aber alles etwas verkopft hier :D Die Metaphysik des erleuchteten Anarchisten :D


    Welche "gehaltenen"/"extatischen" Philosophen? Ich dachte, es geht um Anarchisten - nicht jeder Philosoph vertritt die Idee der Anarchie, tatsächlich wahrscheinlich sogar relativ wenige.

    Naja, das was ich ganz am Anfang gesagt habe, dass (denke ich) die Verzückung eines "jungen Philosophen" [extatisch] schon bald nüchternheit weicht [gehalten], wenn man erstmal erkannt hat, dass man eigentlich gar nichts weiss und nicht jede erkenntnis, die eigentlich stückwerk ist, in den Himmel lobt- z.b. Das ist ja auch eine Sache, die man egal bei welchem Thema erfahren kann, gar nicht auf Anarchismus festgemacht jetzt.


    Irrwege sind natürlich immer optional, weshalb man das nicht zwangsläufig erfahren muss.


    Ich sehe akuten Schmerz als die Saat zukünftigen Glücks.

    <3 Ja, da kann was dran sein.

  • Welche "gehaltenen"/"extatischen" Philosophen? Ich dachte, es geht um Anarchisten - nicht jeder Philosoph vertritt die Idee der Anarchie, tatsächlich wahrscheinlich sogar relativ wenige.

    Naja, das was ich ganz am Anfang gesagt habe, dass (denke ich) die Verzückung eines "jungen Philosophen" [extatisch] schon bald nüchternheit weicht [gehalten], wenn man erstmal erkannt hat, dass man eigentlich gar nichts weiss und nicht jede erkenntnis, die eigentlich stückwerk ist, in den Himmel lobt- z.b. Das ist ja auch eine Sache, die man egal bei welchem Thema erfahren kann, gar nicht auf Anarchismus festgemacht jetzt.

    Natürlich weicht Extase in der Regel früher oder später einer gewissen Nüchternheit, aber diese muss nicht unbedingt eine Ernüchterung in Bezug auf die Extase (z.B. ein "Bereuen") sein - dass es nicht immer nur aufwärts geht, scheint mir ganz natürlich. Es kommt auch was ich das Problem von "Geschwindigkeit und Beschleunigung" nenne hinzu: Wenn man zuerst stark beschleunigt, ist das aufregend, man erreicht eine gewisse neue, hohe Geschwindigkeit, und die ist dann auch eine Zeit lang aufregend. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber an die hohe Geschwindigkeit (die Extase nimmt langsam Richtung Nüchternheit ab) - es kann einem also so vorkommen, als würde man gebremst werden (oder sich bremsen), dabei ist einfach die Beschleunigung nicht mehr da und die Geschwindigkeit verliert den Reiz des Neuen. "Transzendiert" setzt sich dieses "Problem" fort: Wenn man konstant beschleunigt, wird die Geschwindigkeit konstant höher und die Extase bleibt länger aufrecht, aber irgendwann gewöhnt man sich sogar an die Beschleunigung und obwohl man konstant beschleunigt und die Geschwindigkeit konstant steigt, beginnt die Extase wieder in Richtung Nüchternheit abzunehmen. Falls man das nicht merkt und dem unbewusst auf Biegen und Brechen entgegenwirken möchte, z.B. weil man zum ersten Mal oder zu einem der ersten Male an diesem Punkt ist und gar nicht mitbekommt, zu welch wahnwitzigen Geschwindigkeiten man sich gerade hinreißen lässt, eventuell nur, weil "es sich gerade so gut anfühlt", kann es gefährlich werden.


    "Ich weiß, dass ich nichts weiß" ist meiner Meinung nach die vielleicht wichtigste Grundhaltung eines Philosophen überhaupt. Ich finde es faszinierend, auf wieviel verschiedene Arten man diese scheinbar so einfach Aussage auslegen, interpretieren und anwenden kann. Das zentrale Problem bei "Wissen" (rationales Wissen entspricht immer einer Art Dogma, etwas "eingefrorenem", das man aus einer Vergangenheit in eine Gegenwart hinüberretten und anwenden möchte) ist die generelle Kontextabhängigkeit jeglicher Kommunikation, inklusive der, die man "mit sich selbst" betreibt. Es gibt keine allgmeingültigen Aussagen - und dass sich diese Aussage selbst widerspricht, ist in ihrem eigenen Sinn.


    Irrwege sind natürlich immer optional, weshalb man das nicht zwangsläufig erfahren muss.


    Es ist "mit Sicherheit" optional, welchen Irrweg man wählt. Ob man permanent wählen kann, keinerlei Irrwege zu besschreiten, scheint mir fragwürdig. Im Endeffekt kommt es vielleicht wieder darauf an, was man aus einem "Irrweg" macht: Kann man die unangenehme Situation und wie man sie für sich verursacht hat, nüchtern genug und ohne Schuldzuweisungen oder "falsche Reue" (Selbst-Schuldzuweisung) betrachten und nicht nur "Lehren" daraus ziehen, sondern vielleicht sogar noch eventuell angerichteten Schaden angemessen ausgleichen - oder möchte man nicht selbst die Verantwortung dafür übernehmen und schreitet so weiter in eine eventuell noch irrigere Richtung?

  • irgendwann gewöhnt man sich sogar an die Beschleunigung

    Energie und Information braucht immer den Wechsel. Schwingung und so.... Ich bin nicht so gut in E-Technik, habs auch nie gelernt, aber es gibt wohl einen Grund, weshalb aus der Steckdose kein Gleichstrom kommt. Effizienter zu übertragen, einfacher zu handhaben etc.


    zu welch wahnwitzigen Geschwindigkeiten man sich gerade hinreißen lässt, eventuell nur, weil "es sich gerade so gut anfühlt", kann es gefährlich werden.

    Genau das Problem hatte ich gemeint, weswegen ich den "gehaltenen" Philosophen als den "weiseren" genannt hatte.


    Verantwortung dafür übernehmen

    hm... Was heisst eigentlich, Verantwortung übernehmen?


    Ich meine, beim Möbelpacken kann man leicht sagen "Ihr tragt den Schrank und ich die Verantwortung".


    Bleibt doch wiedergutmachung das einzige was man bei "Verantwortung tragen", praktisch tun kann. Außer irgendeine Geisteshaltung, die sich der Schuld eingesteht und gleichzeitig dem umstand dass man - einmal nichts hätte tun können und ein anderes mal nichts getan hat obwohl man etwas hätte tun können... Bei der Sache mit Verantwortung und Schuld wird eh eine Menge Schindluder getrieben - vor allem bei den Dogmatikern.


    Im allgemeinen kommt es mir eh mehr so vor, dass ich eher schuld trage für das, was ich nicht bleiben gelassen habe, als für das, was ich falsch gemacht habe.... Hängt vl. auch damit zusammen, weshalb der deutsche michel Verbote so liebt. Es ist vl. schon so eine Sache der Volksmentalität, könnte ich mir vorstellen. Vergebung annehmen und verinnerlichen steht halt auf einem komplett anderen Blatt.


    Es gibt keine allgmeingültigen Aussagen - und dass sich diese Aussage selbst widerspricht, ist in ihrem eigenen Sinn.

    Hm... Also für mich hängt das aber eng an Abstraktions- und Lernfähigkeit zusammen. Wenn der Mensch das Konzept eines Lichtschalters verstanden hat, dann kann man das Licht an und auschalten egal, ob es sich um einen Wippschalter oder einen Kippschalter handelt. Jede Verallgemeinerung braucht eine Abstraktion und die Fähigkeit, unzulässige Umkehrschlüsse zu erkennen und zu vermeiden.


    Schonmal in einem Wachtraum versucht, das Licht in einem Raum abzuschalten? Meist passiert einfach nichts und mit viel suggestion und konzentration schafft man es, dass etwas passiert aber meist wechselt dann das komplette Umfeld. Da hat doch irgendwie das Individuum eine Bewusstseinsebene "erreicht" bzw. ist darauf zurückgefallen, das dem des kollektiven Bewusstseins ähnelt, wo logische Schlüsse einfach nicht möglich sind...


    Oder im Traum einfache Rechenaufgaben zu lösen.... Ist auch so ein Ding, was einfach nicht klappt.


    Ich weiß, dass ich nichts weiß

    Saperlot, heutzutage ist doch alles evident!!!1! :D Dabei kann man sich nur vage erinnern, wann man sich entschieden hat, zu glauben, was man als wissen erkannt geglaubt hat. Aber ich beziehe den Satz eigentlich auch aufs Glauben, meinen, fühlen, auslegen etc. Man sollte sich selbst nicht für zu wichtig nehmen. Einige Grundpfeiler gibt es aber schon, die unangetastet bleiben, egal was einbricht oder sich per logik ad absurdum führen lässt bzw. bei was man glaubt, dass es da möglich sei.


    Zusammengefasst muss ich sagen, dass ich deine einzelnen Punkte des letzten Posts zwar verstehe, aber den Zusammenhang nicht so ganz sehe, wenn du überhaupt auf einen Zusammenhang hinauswolltest - aber den Anschein hatte es...

  • zu welch wahnwitzigen Geschwindigkeiten man sich gerade hinreißen lässt, eventuell nur, weil "es sich gerade so gut anfühlt", kann es gefährlich werden.

    Genau das Problem hatte ich gemeint, weswegen ich den "gehaltenen" Philosophen als den "weiseren" genannt hatte.

    Ich seh das so, dass man vielleicht irgendwann weise wird, _nachdem_ man genug Grenzen überschritten hat und genug Erfahrung mit Grenzen generell gesammelt hat, um nicht einmal mehr unbedingt in ihre Nähe kommen zu müssen. Sich zuvor "gehalten" und "weise" zu geben/zu wähnen, wirkt auf mich eher wie eine Rechtfertigung dafür, dass man sich eigentlich dem Leben nicht ganz stellen will.


    Ich hätte gedacht, dass ich in dem Absatz einigermaßen umfassend ausgeführt habe, was ich mit "Verantwortung übernehmen" meine. "[...] oder möchte man nicht selbst die Verantwortung dafür übernehmen [...]" war vielleicht etwas ungeschickt formuliert, aber im Prinzip geht es um die Korrektur der Richtung, bei sich selbst und dort, wo man im Außen möglicherweise abwegige Entwicklungen in Gang gesetzt hat. Das Wort "Wiedergutmachung" klingt mir etwas zu sehr nach einer vermeintlichen Möglichkeit einer "Rückgängigmachung" von bereits Geschehenem, was natürlich nicht möglich ist, auch wenn manche das manchmal gerne einfordern würden. Das Wort "Schuld" meide ich überhaupt, scheint es mir in der Regel doch in erster Linie einem Von-sich-Weisen von Verantwortung zu dienen (~"genau der/die/das eine ist/hat die Schuld - alle(s) andere(n) tragen keinerlei Schuld oder Mitverantwortung"). "Vergebung"... ich glaub, ich hab noch nicht ausreichend große Scheiße gebaut, um zu diesem Wort einen ausreichend konkreten Bezug zu haben. Generell scheint mir ein allgemeines Zugeständnis, dass Seitens der Beteiligten keine böse Absicht vorlag, kombiniert mit praktiziertem, guten Willen, gemeinsam die nötigen Vorkehrungen zu treffen, dass es unwahrscheinlich wird, dass es erneut zu einer ähnlichen, gemeinsamen Entgleisung kommt, ausreichend, nicht um etwas Rückgängig oder "kompensativ" "wieder gut" zu machen, sondern eine soziale Situation herzustellen, die allgemein wieder als "gut" und stabile Basis für gemeinschaftliches Handeln wahrgenommen werden kann. Als Voraussetzung für all das sehe ich eine gemeinsame, möglichst ehrliche, umfassende und tiefgehende Ursachenergründung, aus der heraus dann eben auch sinnvolle Konsequenzen gezogen werden können. Jegliche Schuldzuweisungen sind einem solchen Unterfangen höchst hinderlich, inklusive einem übermäßigen Suchen "der Schuld" bei sich selbst.



    Abstraktions- und Lernfähigkeit... Für mich sind das prinzipiell zwei sehr verschiedene Sachen, da ich glaube, dass bewusst abstrahierendes Lernen einen sehr speziellen Sonderfall unter den mannigfaltigen Möglichkeiten zu lernen darstellt - recht offensichtlich anschaulich wird das z.B. wenn man bedenkt, dass gerne unterstellt wird, dass im Gegensatz zu fast allen anderen Tierarten, ~allein der Mensch dazu fähig sei. Um aus abstrakter Erkenntnis mehr Nutzen ziehen zu können, als sich unbeabsichtigt Schaden zuzuziehen, bedarf es großer Vor- und Umsicht, da aus dem praktisch unendlich komplexen Kontext einer Situation eine "Erkenntnis" herausselektiert worden ist, die dann aber all zu oft zu leichtertig auf spätere Situationen und in spätere Situationen (hinein-)extrapoliert wird, auf die sich diese Erkenntnis unter umsichtigerer Betrachtung der Umstände aber gar nicht sinngemäß und sinnvoll anwenden lässt. Die "Erfahrung"/das "Gelernte" wird so leicht zu einer reinen Rechtfertigung für automatisiertes, inadäquates Handeln.



    Zusammengefasst muss ich sagen, dass ich deine einzelnen Punkte des letzten Posts zwar verstehe, aber den Zusammenhang nicht so ganz sehe, wenn du überhaupt auf einen Zusammenhang hinauswolltest - aber den Anschein hatte es...


    Nein, ich wollte auf keinen "größeren" Zusammenhang hinaus. ;)

  • Ich seh das so, dass man vielleicht irgendwann weise wird, _nachdem_ man genug Grenzen überschritten hat und genug Erfahrung mit Grenzen generell gesammelt hat, um nicht einmal mehr unbedingt in ihre Nähe kommen zu müssen. Sich zuvor "gehalten" und "weise" zu geben/zu wähnen, wirkt auf mich eher wie eine Rechtfertigung dafür, dass man sich eigentlich dem Leben nicht ganz stellen will.

    Nujoar. Man kann sich ja auch denken, wo die grenzen liegen und was passiert, wenn man sie überschreitet. Da kann es auch ohne (negative) Lebenserfahrung weise sein, sie nicht zu überschreiten; Das nicht überschreiten von Grenzen pauschal als "Sich nicht dem Leben stellen wollen" zu bezeichnen ist schon etwas abenteuerlich ;)



    Verantwortung übernehmen

    Worauf ich hinaus wollte, ist, dass dieses Übernehmen von Verantwortung ein relativ loses virtuelles Konstrukt ist. Wenn man mal "die Haftung für etwas übernehmen" ausschliesst ist das eine weitgehend leere Worthülse. Mag sein, dass man darunter eine bestimmte mentale Einstellung verbindet, die einen motivierter macht, eine Sache gut zu erledigen. Es hat halt auch viel mit Macht zu tun; Wenn's denn dann schiefgeht bekommt man ggf. in Zukunft weniger an "Verantwortung" übertragen. Das war auch nur so ein Einwurf; hatte mir spontan gedacht, was das eigentlich konkret bedeutet und ausser "Engagement und Bereitschaft, sich anzustrengen" ist mir da nichts konkretes eingefallen.

    mannigfaltigen Möglichkeiten zu lernen

    Klar, um eine zahlenreihe auswendig zu lernen braucht man wenig Abstraktionsvermögen. Aber habe ich das, kann ich ggf. das Muster der Zahlenreihe erkennen und diese dadurch besser und prüfbarer wiedergeben; insofern ist Abstraktionsvermögen durchaus zuträglich für das Lernen und Wiedergeben des Gelernten.


    Ichf frag mich aber grade, wo/warum wir uns da hinnavigiert haben in der Diskussion - es ist ja recht weit ab vom schuss mittlerweile ;)

  • Ich seh das so, dass man vielleicht irgendwann weise wird, _nachdem_ man genug Grenzen überschritten hat und genug Erfahrung mit Grenzen generell gesammelt hat, um nicht einmal mehr unbedingt in ihre Nähe kommen zu müssen. Sich zuvor "gehalten" und "weise" zu geben/zu wähnen, wirkt auf mich eher wie eine Rechtfertigung dafür, dass man sich eigentlich dem Leben nicht ganz stellen will.

    Nujoar. Man kann sich ja auch denken, wo die grenzen liegen und was passiert, wenn man sie überschreitet. Da kann es auch ohne (negative) Lebenserfahrung weise sein, sie nicht zu überschreiten; Das nicht überschreiten von Grenzen pauschal als "Sich nicht dem Leben stellen wollen" zu bezeichnen ist schon etwas abenteuerlich ;)

    "Man kann sich ja auch denken [...]" Sicherlich kann man das, aber beim "sich etwas denken" handelt es sich hier doch einfach nur um Mutmaßungen ("Konstruktionen") und wenn man es unterlässt, diese Mutmaßungen einer Überprüfung, einem Experiment zu unterziehen, bleiben diese Mutmaßungen auch einfach nur Mutmaßungen: In der Ferne liegende, diffus verschwommene Linien, die sich beim Wagnis der Annäherung vielleicht als nicht oder nicht in dieser Form oder als tatsächlich in noch weitaus größerer Entfernung liegend, als es zuvor schien, herausstellen würden.

    -> "Das heißt, daß sich die wirkliche Welt immer dort offenbart, wo unsere Konstruktionen scheitern." ( http://www.humboldtgesellschaf…php?name=konstruktivismus )

    Ich erweitere meinen Handlungsspielraum, Komforzone und "die eigene Welt", indem ich mutmaßliche Grenzen einer Überprüfung unterziehe. Die Grenze stellt sich dann idealerweise als in Wirklichkeit nicht existent heraus (das Konstrukt, das die Mutmaßung dieser "konkreten" Grenze war, scheitert). War das Konstrukt einigermaßen korrekt, erfahre ich die Grenze in ihrer Wirksamkeit und mich selbst in Relation zu der Grenze, für gewöhnlich in Verbindung mit irgendeiner Form von Schmerz oder Schaden - denn vor Schmerz/Schaden versucht man sich üblicherweise durch die Konstruktion hypothetischer Grenzen (Risikoanalyse/Einschätzen hypothetischer Gefahr) zu schützen. Das ist dann natürlich mehr oder weniger unangenehm, aber man lernt dabei etwas, wenn auch vielleicht manchmal kaum mehr, als dass die hypothetische Grenze tatsächlich in irgendeiner wirklichkeits-relevanten Form existiert. Jedoch hat sogar dieser "Mindestgewinn" einen sehr realen Wert, da man dann nicht, in einer Situation, in der es "wirklich darauf ankommt" raten muss (und eventuell Zeitdruck herrscht, etc...), ob man diese zuvor mutmaßliche Grenze vielleicht doch überschreiten könnte, oder vielleicht doch irgendeine andere mutmaßliche Grenze, die man noch nicht überprüft hat, oder vielleicht doch irgendeine andere mutmaßliche Grenze... Eine überprüfte Grenze/Konstruktion wird durch die Überprüfung in jedem Fall von einer Unsicherheit zu einer Sicherheit, sei es in "negativer" oder "positiver" Form (Grenze gar nicht da / Grenze definitiv da).


    °Pauschal° würde ich ein Nichtüberschreiten von Grenzen keinesfalls als sich-dem-Leben-entziehen bewerten, aber sehrwohl als °tendenziell°. Es ist sicherlich nicht ratsam zu viele Risiken zugleich einzugehen (~extrem: "jede Grenze sofort überschreiten"). Niemals eine Grenze zu überschreiten ist allerdings mit Sicherheit das größte "Risiko", das man überhaupt eingehen kann - eine ständig kleiner werdende Komfortzone und Welt und der sichere "Tod bereits zu Lebzeiten".


    Verantwortung übernehmen

    Worauf ich hinaus wollte, ist, dass dieses Übernehmen von Verantwortung ein relativ loses virtuelles Konstrukt ist. Wenn man mal "die Haftung für etwas übernehmen" ausschliesst ist das eine weitgehend leere Worthülse. Mag sein, dass man darunter eine bestimmte mentale Einstellung verbindet, die einen motivierter macht, eine Sache gut zu erledigen. Es hat halt auch viel mit Macht zu tun; Wenn's denn dann schiefgeht bekommt man ggf. in Zukunft weniger an "Verantwortung" übertragen. Das war auch nur so ein Einwurf; hatte mir spontan gedacht, was das eigentlich konkret bedeutet und ausser "Engagement und Bereitschaft, sich anzustrengen" ist mir da nichts konkretes eingefallen.

    Leider werden viele schöne und gute Konzepte nunmehr hauptsächlich als leere Worthülsen genutzt, so auch "das Übernehmen von Verantwortung". Natürlich möchte ich mich dessen nicht "schuldig machen". Mir kommt vor, Du hast die Textstelle, in der ich beschrieben habe, was ich mit "Verantwortung übernehmen" meine, irgendwie überlesen... -> "[...] die unangenehme Situation und wie man sie für sich verursacht hat, nüchtern genug und ohne Schuldzuweisungen oder "falsche Reue" (Selbst-Schuldzuweisung) betrachten und nicht nur "Lehren" daraus ziehen, sondern vielleicht sogar noch eventuell angerichteten Schaden angemessen ausgleichen [...]"

    , das verstehe ich unter Eigenverantwortlichkeit und sehe ich als unerlässliche Voraussetzung, um aus Erlebtem nützliche Lehren ziehen zu können - andernfalls "wird" man auch "aus Schaden" nicht "klug".

    ...Sich anderen gegenüber verantwortlich ("ver_antwort_lich"(!)) zu verhalten, bedeutet in diesem Sinn umgemünzt einfach nur "die unangenehme Situation und wie man sie für sich _und andere Beteiligte_ verursacht hat, nüchtern genug und ohne Schuldzuweisungen, welche fast immer einem Schuld(~=Verantwortung)-von-sich-weisen entsprechen, betrachten und nicht nur "Lehren" daraus ziehen, sondern vielleicht sogar noch eventuell angerichteten Schaden angemessen ausgleichen [...]" In der Eigenverantwortlichkeit setzt man sich mit sich selbst auseinander, steht sich selbst "Rede und _Antwort_", in der sozialen Verantwortung/Verantwortung anderen Gegenüber, hat man den Beteiligten Rede und _Antwort_ zu stehen - die gemeinsame soziale Wirklichkeit ("consensus reality"), inklusive einer Vereinbarung ("consent") darüber, bei wem welche Verantwortlichkeiten zu verorten sind, muss im sozialen Diskurs ausgehandelt werden. "Kein Kommentar" oder ein eklatant ausweichender/sabotierender Kommunikationsstil entsprechen hier einem sich-der-Verantwortung-Entziehen.


    "Engagement und Bereitschaft, sich anzustrengen" gehört für mich nicht unbedingt zum Verantwortung übernehmen dazu. Wenn jemand gerade depressiv, sonstwie müde, generell schwach oder faul ist, bewerte ich allein diesen Umstand ("passiv"/das "Sein") nicht als verantwortungslos. Erst eine Handlung ("aktiv"/das "Tun") bzw. Unterlassung (negatives "aktiv"/"Tun") würde ich als auf dem Spektrum verantwortlich/unverantwortlich bewertbar sehen. Wenn jemand jerderzeit jeden "warnt", dass er "generell für fast alles zu faul" ist und das zumindest einigermaßen nachvollziehbar/glaubwürdig erklären/begründen kann, würde ich ihn in seinem Handeln (und per Erweiterung, wenn man so will, daher also auch in seinem Sein) durchaus als eher verantwortungsvoll als verantwortungslos/verantwortungsmangelhaft bezeichnen.


    mannigfaltigen Möglichkeiten zu lernen

    Klar, um eine zahlenreihe auswendig zu lernen braucht man wenig Abstraktionsvermögen. Aber habe ich das, kann ich ggf. das Muster der Zahlenreihe erkennen und diese dadurch besser und prüfbarer wiedergeben; insofern ist Abstraktionsvermögen durchaus zuträglich für das Lernen und Wiedergeben des Gelernten.


    Ichf frag mich aber grade, wo/warum wir uns da hinnavigiert haben in der Diskussion - es ist ja recht weit ab vom schuss mittlerweile ;)


    Die Nützlichkeit abstrakten(=konzeptuellen) Lernens lässt sich sehr leicht überschätzen, wird meiner Meinung nach ganz besonders am Höhepunkt unserer gegenwärtigen Epoche der "endlos wuchernden, verwandelnden Abstraktion des Wirklichen in immer mehr, immer verschachteltere Konzepte" irreführenderweise und, möglicherweise weitestgehend unbewusst, ganz besonders propagiert. Wobei das nun wirklich ein sehr philosophisches Thema ist, das vielleicht weniger direkte Relevanz für "Anarchie" hat, als die Diskussion von "Grenzen" und vor allem von sozialer- und Eigenverantwortung.


    Ohne das als "Beweis" für etwas anzuführen zu wollen, und selbst auf die Gefahr hin, dass es so oder so ähnlich missverstanden werden könnte, möchte ich diesen kurzen Austausch hier einfügen. Vielleicht mehr als potentiellen, "vagen Denkanstoß" oder potentiell wie-auch-immer-geartete Inspiration:



    Wenn prinzipiell keine Aversion gegenüber dem Lesen englischer Texte besteht, kann ich gerade zum Thema Abstraktion/Konzepte/Wirklichkeit/Konkretes "meinen" (im Sand verlaufenen/pausierten) Thread The Darin Stevenson Copy-Pasted Podcast (Sorry: Englisch) empfehlen.


    Auch wenn das genaugenommen eher off topic ist, hier zwei seiner jüngeren Texte zum Thema abstraktes/konzeptuelles Denken ~versus spontan-intuitives Handeln/Wissen/Erkunden, die ich wirklich sehr inspirierend und zu dem Thema höchst relevant finde:


  • Niemals eine Grenze zu überschreiten ist allerdings mit Sicherheit das größte "Risiko", das man überhaupt eingehen kann - eine ständig kleiner werdende Komfortzone und Welt und der sichere "Tod bereits zu Lebzeiten".

    Ich denke mit den Grenzen verhält es sich ähnlich wie mit Authorität: Die muss vom Beherrschten gewährt/zugestanden werden, alles andere ist Tyrannei.

  • "[...] die unangenehme Situation und wie man sie für sich verursacht hat, nüchtern genug und ohne Schuldzuweisungen oder "falsche Reue" (Selbst-Schuldzuweisung) betrachten und nicht nur "Lehren" daraus ziehen, sondern vielleicht sogar noch eventuell angerichteten Schaden angemessen ausgleichen [...]"

    , das verstehe ich unter Eigenverantwortlichkeit und sehe ich als unerlässliche Voraussetzung, um aus Erlebtem nützliche Lehren ziehen zu können - andernfalls "wird" man auch "aus Schaden" nicht "klug".

    Ja das habe ich tatsächlich überlesen. Ich sprach doch auch von Wiedergutmachung?!


    In der Tat, mit solchen Dinge wird gerne Schindluder betrieben. Verantwortungsbewusstsein ist ein Mindset, das von jedem freiwillig kommen sollte und nicht aufdoktriniert werden kann. Das ist dann nämlich kein Verantwortungsbewusstsein, sondern wiederrum: Tyrannei/Nötigung oder in dem Fall ganz konkret sowas wie "erzwungene Obrigkeitshörigkeit".


    Ja und irgendwann ist man dann eben auch eine Bananenrepublik. Wie ich immer zu sagen pflege ;-)

  • "Engagement und Bereitschaft, sich anzustrengen" gehört für mich nicht unbedingt zum Verantwortung übernehmen dazu. Wenn jemand gerade depressiv, sonstwie müde, generell schwach oder faul ist, bewerte ich allein diesen Umstand ("passiv"/das "Sein") nicht als verantwortungslos.

    Nur weil A blau ist muss ja das gegenteil von A nicht grün sein ;-)


    Umkehrschlüsse sind selten zutreffend...


    Das Mindset ist mehr oder weniger da. Es lässt sich nur aufgrund seiner Effekte vermuten/nahelegen.


    Es kann z.b. auch verantwortungsbewusst sein, die Übernahme von Verantwortung abzulehnen, wenn man z.b. selber sagt, dass man nicht die benötigte Kompetenz für ein gegebenes Unterfangen hat.


    Wiederrum da ist ein richten, ob das nun im Rahmen der Verantwortungsbewusstheit geschieht oder schlicht aus Drückeberger gründen nur ein Aufschluss auf den Richtenden nie aber auf den Gerichteten.

  • Sicherlich kann man das, aber beim "sich etwas denken" handelt es sich hier doch einfach nur um Mutmaßungen

    Naja, wie heisst es so schön "Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen".


    Die soll ja heutzutage eher ausexorziert werden und bei einigen, die diese Seuche weitertragen ist das lange geschehen, ganz nach dem Motto:


    Hei, wie ist das Wetter bei euch heute? - Keine Ahnung, bin ich Meteorologe?