Anarchismus

  • (anm: ... wie sich ein..) 'ekstatischer Anarchist' beispielsweise von einem 'philosophischen Anarchist' (anm: ...unterscheidet)

    Nun, auch wenn es für dich vielleicht beschämend ist, weil du mich ja für einen Deppen hältst, ich kann das sehr genau erklären. Ich hab da grad einen kleinen, ausufernden Essay drüber geschrieben.


    Die Antwort liegt für mich einfach in der Begriffswahl und etwas Hintergrundwissen. Es ist eine Progression, dieses 7 Stufen Modell das er da vorstellt. Vom infantilen Junkie zum erleuchteten Guru in 7 Tagen, so nach dem Motto.


    Was das ekstatische anbelangt: Philosophen und Theologen sprechen gerne von "Verzückung". Ich persönlich hätte gemeint, sein (reiferer) Philosoph ist gehaltener in seiner Reaktion auf die philosophische Erkenntnis, die auch leicht von jugendlichem Enthausiasmus zur Extase und Manie werden kann mit dem entsprechenden Gegenpol. Ektatische Reaktion beim Lernen führt auch leicht zum vielzitierten Dunning Kruger Effekt. Also recht verhängnisvoll. Nicht umsonst spricht sowohl Crowley als auch die Bibel sehr viel davon, dass der Mensch zum Narr werden soll. Und nicht umsonst gilt die Erkenntnis seit dem ersten Kapitel der Bibel als die native Währung im Handel mit der Schattenseite. In der 7ten stufe beschreibt er den Breakthrough, die vielzitierte Ego Auflösung, die vermentliche Endlösung des Esoterikers für seinen Seelenfrieden. Keine Ahnung wieviel das mit der Tora zu tun hat, aber da gibt es als standardwerk die jüdische mystische Kabalah, den Lebensbaum. Das wohl bekannteste mystische Symbolsystem, mit der 11. Sephiroth Daath im Zentrum, die das Okkulte, verborgene beschreibt und den Schlüssel zu der Egoauflösung liefert, die der Mann da als Stufe 7 in seinem Stufensystem beschreibt. Ob man damit dann beim göttlichen Landet oder eher das Gegenteil erstmal zumindest, wird wohl jeder rausfinden der es wissen will. Zunächst geht die Reise jedenfalls südwärts. Diese göttliche stufe, die es dannach zu erreich gibt, wie versprochen wird, die würde ich, vom praktischen Standpunkt aus, einfach als "Bälle flachhalten und nicht das Arschloch raushängen lassen" nennen. Denn wer meint hier rumzulaufen und göttliche Einsichten zu haben, der ist eher ein Fall für die Psychiatrie, als ein Guru, soweit ist die Menschheit ja schon. Deshalb würde ich das so lapidar bezeichnen, wenn da nicht dieser Umstand wäre, den man nennen muss:


    Wer glaubt, noch die Kontrolle zu haben, der ist noch nicht einmal dem Schoßhund eines Dämons begegnet. Sich seinen Dämonen zu stellen, hat auch wenig damit zum lieben Gott zu beten, dass es einem leid tut, das Arschloch rausgehängt zu haben oder seiner Nebensitzerin die Pest an den Arsch zu wünschen, weil sie über den hässlichen Pickel auf der Nase der pupertierenden gelacht hat. (Im Internet finden sich schon kuriose Sachen). Einem Dämon stellt man sich - im okkulten Kontext - nicht, man wird von ihm überrannt . Nicht wenige haben sich, wenn der Breakthrough erreicht ist, die Psychose ausgebrochen ist, das leben genommen - aus Verzweiflung. Und ich bezweifle auch, dass es - trotz aller edlen Ambitionen - sowas wie weiße Magie gibt, eine blumigere Version dieses psychischen Vorgangs. Vielleicht einen sanfteren? In psychologischen Terminus sind einfach alle Wahrnehmungsfilter des Menschen, vor allem die Nach innen gerichteten geöffnet. So wars zumindest bei mir und einigen von denen ich das weiß, dass sie das durchgemacht haben. Und wenn diese Filter einmal offen sind dann bekommt man die so schnell nicht mehr zu und es ist nicht sehr appetitlich, was in einem Unterbewusstsein so vor sich geht.


    Keine Ahnung, ob dir das jetzt auch zu theologisch, esoterisch, psychologisch oder Dummfug ist aber wenn du schon von Dämonen anfängst... ein Erklärungsversuch. ich fand den Beitrag wie gesagt auch recht esoterisch angehaucht, das Thema wird etwas überbewertet, mystifiziert und mit einem Nimbus versehen. Die passende Kappe und Umhang trägt er ja schon XD. War mir aber neu, dass es diese Form "esoterischem/okkultem Anarchismus" gibt. Das ist natürlich kein echter Anarchist. Das bin nur ich. ^^


    Solche Modelle, wie dieses 7 Stufen Model von dem Mann da, nehmen sich oft zwei Pole her. (Im Beitrag ist der eine Pol der drogensüchtige, infantile Egomane, seine Meisterstufe ist der Erleuchtete und er verklickert - wie die meisten Esoteriker, seinen persönlichen Heilsweg. Der Zeitgeist ist gerade in dem Kontext daran, die Menschheit in die bewusstseinstechnische Steinzeit zurückzubomben und bei nicht wenigen ist das schon sehr deutlich angekommen. Ich nenne jetzt keine Beispiele aus meinem Umfeld.). Jedenfalls, dann baut man zwischen diese Pole eine Abstufung und diese Stufen sind dann mit irgendwelchen Archetypen abgesteckt, die dann zum Nimbus erhoben und gerne zum Maß aller Dinge (v)erklärt oder verstanden werden - schwups und fertig ist das neue esoterische Wundermittel.


    Komplexere Systeme bauen Spannungsbögen zwischen Polen auf. Solche Modelle gibt es in der Esoterik wie Sand am Meer. Diese "Chakren, Sephirtoh, Planeten" oder wie man diese Symbole auch bezeichnen will, sind aber nur eine Sache unter vielen Sichtweisen und Aspekten sind. Eine vereinfachte Form der Realität und für den Mentalisten ein Symbolsystem, um psychische Kräfte zu fokusieren. Der Reiz solcher Modelle ist für viele auch ähnlich, wie bei Verschwörungstheorien:


    Wenn die Welt zu komplex wird müssen vereinfachte Lösungen her. Im technischen und wissenschaftlichen Bereich machen solche (hier deterministischen) Modelle wohl ungleich mehr sinn als in dem diffusen psychologischen/okkulten Sektor ("geschwurbel"). Wobei sie auf okkultem Sektor natürlich das Mittel der Wahl sind. Was auch immer man damit ausrichten kann/wird - bei sich selbst oder anderen. Für die einfacheren Gemüter liegt der Reiz doch auch im selben Mechanismus, wie wenn jemand, den Sprecher einer unliebsamen Meinung oder jemanden aufgrund unbekannter Begrifflichkeiten als Idioten abstempelt - Welt zu groß und zu kompliziert, einfache Lösung muss her. Stempel ausgepackt, drauf, alles wieder gut.


    Kannst du weiter in der oder ähnlicher Form bei mir machen, aber wenn du nicht willst dass ich auf dich eingehe, solltest du halt nicht eine Frage unter einem Beitrag erstellen, auf den ich kürzlich geantwortet habe - und wenn du nichts von okkultem Wissen willst, darfst du nicht anfangen von Dämonen zu reden. Komm gib mir Tiernamen ;-)

  • Ich hab mir schon gedacht, dass der 'esoterische' Part auf die Bewusstseinsarbeit abzielt, während ein Philosoph ja zunächst nur auf der Verstandesebene agiert. Der Punkt, um den es mir geht, ist, eher, dass beides unterm Strich 'Einstellungssache' ist bzw. auf geistiger Ebene stattfindet. Wenn wir von 'Anarchie' reden, interessiert doch primär die soziale bzw. gesellschaftspolitische Ebene. Um was anderes ging's mir hier erstmal gar nicht. Und der erleuchtete Herr in dem Video meint ja, mit seinem Konzept anderen bzw. den Pseudos oder 'partial anarchists' irgendwas vorauszuhaben. Was das nun genau ist, wird eben nicht ersichtlich, zumindest nicht in dem Video.

  • naja, es ist eben auch ein esoterisches Video, was erwartest du.


    Das richtige Mindset, damit es funktionieren kann ist aber bei gerade Anarchie weit wichtiger als bei zb. eine authoritären Struktur. denn Anarchie lebt davon und immer dann, wenn Leute miteinander ohne einen Big Brother, ohne starre regeln klarkommen.


    Du kannst dir viel Gedanken machen, wer einkaufen geht und wie deinen neue kommune organisiert sein soll, wenn es egomanische Arschlöcher sind, schlagt ihr euch irgendwann die zähne ein, dann war das auch nix mit der super durchstrukturierten Anarchie.


    Aber es sind ja immer die anderen. ich wüsste nicht, ob, wenn ich eine andere Statur/körperliche Verfassung hätte und unmensch hier physisch verfügbar wäre. er noch einwandfrei intakt wäre, das sage ich ehrlich. Die Fähigkeit das so einzugestehen hat auch nicht jeder, aber es wäre vorteilhaft für eine Gesellschaft, wenn möglichst viele so veranlagt sind und die Größe besitzen. Deshalb ist es für viele vorrangig eine mentale Sache und deshalb sagt der Typ in dem Video ja auch, dass man, wenn man die Gesellschaft dahingehend umbauen will man möglichst viele Leute braucht, die einfach die Bälle flach halten und die Leute aus Infantilismis, Egomanie, Paranoia und Psychose herausführen können, was er als Stufe ein vorstellt. was immer mehr grassiert und Hand in Hand geht mit mieser Stimmung, Aggression, und letztlich sozialen Unruhen. Kein produktives Klima für Anarchie, sowas endet immer in Diktaturen. Vielleicht ist das ein anderer Aspekt den man auch mal bringen kann, der die Befürchtung, dass sich alles zum totalitären hin entwickelt plausibler macht. Der Psychopharmaka Konsum geht immer weiter durch die Decke das lässt sich statistisch belegen und ich denke, dass gesellschaftliche Unruhen Big Brother auf den Plan rufen ist auch ein Gedankengang, den man jemandem schon zumuten kann.


    Ob nun die These, dass authoritär tickende Menschen (oder einfach nur ängstliche, verantwortungslose Menschen, faule Menschen....) in solchen Bestrebungen eine Bedrohung ihrer Interessen sehen nun eine natürliche Selbstverständlichkeit oder eine Verschwörungstheorie ist, lass ich mal unkommentiert aber mir ist klar, dass in dem aktuellen Klima das VT ding fallen wird, wenn ich sowas hinzufüge.


    ich sag was eh offensichtlich ist: ich halte es für eine natürliche Selbstverständlichkeit. es herrscht hier Psychokrieg. Schon lange und es eskaliert zunehmend. Ohne das richtige Mindset bekommt man Anarchie nicht durch, denn sie existiert ja per Definition ohne formelle regeln und Maßnahmen.


    Deshalb denke ich, wird sich Anarchie bei richtigem Mindset von alleine einrenken. Also wir haben, wenn wir eine Woche auf einer Almhütte mit 30 Leuten verbracht haben nie vorher diskutiert, wie wir gedenken das durchzuziehen. Ich kann mich nicht einmal erinnern, dass Küchendienstpläne oder ähnliches erstellt wurden. irgendwie läuft das dann. oder halt auch nicht. Probleme gibt's immer. Ein Haufen Chaoten auf sonstwas aber die Hütten standen immer noch, auch wenn mal ein Mülleimer gebrannt hat XD.


    Aber für mich ist das aber eher ein theoretisches Ding. Ich hab mein 500 jähriges Reich im Kleinen und der Kapitalismus wird aller Wahrscheinlichkeit nach diese Welt vollends zu Grunde richten. Irgendwann bin ich eh tot und hoffentlich bevor es ganz extrem dreckig eklig wird. Noch ist es ja weitestgehen überschaubar :p. Maskenpflicht ist natürlich schon übel XD

  • Ich glaub ich hab ein wenig das thema verfehlt. drum ein kurzer nachtrag:


    Was hat ein infantiler, egomanischer Junkie einen aufrichtigen, ehrlichen, selbstlosen "gottesfürchtigen" im Bezug auf Anarchietauglichkeit voraus?


    Anmerken möchte ich noch: Jemandem etwas vorauszuhaben ist genau dann positiv, wenn man sich deshalb nicht anfängt über den anderen zu stellen, ihn zu verurteilen oder ähnliches. Durch den Kapitalismus und die Natur der Welt sind wir mit Konkurenzdenken indoktriniert und unfähig zu dem was Anarchismus braucht, um zu funktionieren. Und das bestreben der Welt ist es, diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Ich bin christlicher anarchist, für mich läuft beides Hand in Hand, bedingt einander und setzt einander voraus. Ich sags mal so: Wenn ich irgendwann auf einer Wolke hocke und Harfe spiele, dann wird bestimmt nicht der Typ auf der Wolke neben mir wegen Ruhestörung die Bullen rufen. xd

  • Ich hab beim Schreiben meines Textes an niemand konkreten gedacht. Ich finde "nicht-buckeln" und die Wahrung der eigenen Würde gut und wichtig und denke auch, dass man damit eine Vorbildwirkung erzielen kann, wenn man es einigermaßen konsequent durchzieht.



    "Wer als Sklave berufen wurde, der werde frei, wer als freier Berufen wurde, der werde ein Sklave (Christi)." Ganz klar ist mir nicht, was das bedeuten soll. Es scheint mir am ehesten einfach ein Aufruf zu sein, sich dem vermeintlichen eigenen Schicksal nicht zu fügen, sondern eigenverantwortlich eine Entscheidung zu treffen wer oder was man sein will und wie man wirken möchte.


    "PS : Er meinte damit nicht Pseuod-Anarchisten sondern 7 Stufen auf "seinem" Heilsweg."

    Den Eindruck habe ich nicht. Mir scheinen diese 7 Arten der Anarchie/der Anarchisten recht klar definiert und abgegrenzt und dass man sogar einige davon gleichzetig oder auch überhaupt keiner davon sein kann und auch dass man unabhängig von der Reihenfolge seiner Aufzählung jederzeit aufhören oder beginnen kann ein Anarchist einer dieser Arten zu "sein". Die Ausnahme ist natürlich der extatische/absolute Anarchist, da dieser in seinem Sein im Widerspruch zu den 6 anderen Arten steht, wobei man auch nicht einmal zu diesem wird und dann auf ewig dieser bleiben muss... mir scheint das ein Ideal zu sein, das man erreichen kann, aber das einem auch wieder entgleiten kann, sodass man es dann wieder erreichen kann oder eben auch trotzdem noch immer daran scheiter kann, es jemals wieder zu erreichen.

  • Es ist nicht wirklich nachvollziehbar, inwiefern sich ein 'ekstatischer Anarchist' beispielsweise von einem 'philosophischen Anarchist' unterscheiden soll. In beiden Modellen scheint 'Anarchie' vor allem ein geistiger Zustand zu sein. Zu viel Esoterik für meinen Geschmack. Wenn wir von 'Anarchie' sprechen, würde ich mir schon einen lebensweltlichen Bezug wünschen, der sich auch abseits von schön klingenden, prosaischen Sätzen vermitteln lässt.

    Was mir gefällt, ist der Verweis auf die innere bzw. Bewusstseinsarbeit. Äußere Autoritäten ablehnen, aber sich nicht seinen inneren Dämonen stellen, ist ein Problem.

    'Anarchismus' in linker Traditionslinie ist tatsächlich meist zu materialistisch aufgeladen. Das Problem wird im Grunde am Beispiel moderner Identitätspolitik sichtbar, die zwar nicht dezidiert anarchistisch ist, aber aufzeigt, wohin der Anspruch 'umfassender Befreiung bzw. Emanzipation' führen kann, nämlich zu Sektiererei, Dogmatismus und letztlich der Verleugnung persönlicher Freiheit im Namen der angeblichen 'Freiheit aller'.


    Als politisches Projekt ist bzw. war Anarchismus natürlich immer ein bißchen widersprüchlich, denn 'herrschaftsfrei' ist es natürlich auch nicht unbedingt, wenn anarchistische Gruppen in bestimmten historischen Situationen die Macht übernehmen. Hier wurde bzw. wird dann in der Regel mit der Idee des Übergangs argumentiert, obwohl das ja eigentlich eine marxistische Idee ist, die aus anarchistischer Sicht zurückgewiesen wird.

    "Es ist nicht wirklich nachvollziehbar, inwiefern sich ein 'ekstatischer Anarchist' beispielsweise von einem 'philosophischen Anarchist' unterscheiden soll. In beiden Modellen scheint 'Anarchie' vor allem ein geistiger Zustand zu sein. Zu viel Esoterik für meinen Geschmack."


    Der ekstatische Anarchist erlebt seine eigene Freiheit (in Form eines Gefühls/geistigen Zustand) so intensiv, dass es einem ekstatischen Gefühl entspricht. In diesem Fall muss man zuvor wohl sogar ein philosophischer Anarchist gewesen sein, um sich als ekstatischer Anarchist wahrnehmen zu können, denn erst als philosophischer Anarchist hat man erlebt, wie man sich in Gedanken als idealerweise frei definieren kann, aber im alltäglichen Leben und praktischen Handeln trotzdem sehr unfrei und unterdrückt fühlen kann. Wer das nicht erlebt hat ist einfach nur ekstatisch und frei, aber würde sich selbst nicht als Anarchist bezeichnen, da er sich nicht über seinen Gegensatz (den Unterdrücker und Unterdrückten) definiert und gar nicht definieren kann. Ja, es geht hier um den geistigen Zustand und das ist definitionsgemäß etwas esoterisches (innerliches), aber ich denke, dass die Unterscheidung zwischen diesen beiden Formen des Anarchisten trotzdem auf breites Verständnis stoßen sollte. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt, sich nicht frei zu fühlen und zumindest die meisten können sich hoffentlich noch an irgendwelche Zeiten erinnern, wo sie sich absolut frei gefühlt haben.


    "Als politisches Projekt ist bzw. war Anarchismus natürlich immer ein bißchen widersprüchlich, denn 'herrschaftsfrei' ist es natürlich auch nicht unbedingt, wenn anarchistische Gruppen in bestimmten historischen Situationen die Macht übernehmen."


    Unter anderem genau das habe ich mit den von mir niedergeschriebenen Gedanken zum Ausdruck bringen wollen. Anarchismus wird als politisches Projekt meist höchst widersprüchlich betrieben. Wenn anarchistische Gruppen "Macht übernehmen" ist das der offensichtlichste Gipfel einer pseudoanarchistischen Selbstwidersprüchlichkeit. Als Anarachist ist es mein oberstes Anliegen, meine eigenen Grenzen zu wahren und als "politischer"(sozialer!) Anarchist muss es mein direkt nächst-wichtiges Anliegen sein, die Grenzen aller, mit denen ich zu tun habe, zu wahren, in erster Linie _vor mir selbst_, aber sicher nicht in Form einer unaufgeforderten Einmischung in die Angelegenheiten Dritter (Ich (A) muss (B) vor (C) schützen, egal was B und C davon halten). Eine Gruppe von Anarchisten kann nur auf Konsensentscheidungen beruhend gegründet und organisiert werden. Ein Kompromiss kann erforderlich sein, muss aber von allen beteiligt voll unterstützt und gewollt werden. Wird auch nur ein einziges mal über ein Gruppenmitglied hinweg-entschieden, muss das "überstimmte" Gruppenmitglied das Projekt als gescheitert betrachten, oder, genaugenommen, aufhören sich selbst als Anarchist zu bezeichnen, da es zulässt, unterdrückt zu werden; wie auch, meiner Meinung nach, der Rest der Gruppe, der damit überfordert war, den scheinbaren Widerspruch zwischen Einzelinteresse und Gruppeninteresse aufzulösen. Möglicherweise ist das etwas eng dargestellt, aber in Ermangelung einer konkreten Situation, ist es hier schwer, die praktische Irrelevanz mancher theoretischer Scheinwidersprüche auszuführen.


    "Hier wurde bzw. wird dann in der Regel mit der Idee des Übergangs argumentiert, obwohl das ja eigentlich eine marxistische Idee ist, die aus anarchistischer Sicht zurückgewiesen wird."


    Das kann ich bis zu einem Grad noch als legitim betrachten. Streng anarchistisch gesehen, ist das natürlich Humbug, aber in der Praxis kann oft auf Ansprüche verkopfter/idealisierter/dogmatischer Normen oder Ideologien keine Rücksicht genommen werden; oder zumindest nicht in einer Form, in der diese darunter nicht noch mehr leiden würden, als wenn man sie erstmal hinten anstellt.

  • Den Eindruck habe ich nicht. Mir scheinen diese 7 Arten der Anarchie/der Anarchisten recht klar definiert und abgegrenzt und dass man sogar einige davon gleichzetig oder auch überhaupt keiner davon sein kann und auch dass man unabhängig von der Reihenfolge seiner Aufzählung jederzeit aufhören oder beginnen kann ein Anarchist einer dieser Arten zu "sein". Die Ausnahme ist natürlich der extatische/absolute Anarchist, da dieser in seinem Sein im Widerspruch zu den 6 anderen Arten steht, wobei man auch nicht einmal zu diesem wird und dann auf ewig dieser bleiben muss... mir scheint das ein Ideal zu sein, das man erreichen kann, aber das einem auch wieder entgleiten kann, sodass man es dann wieder erreichen kann oder eben auch trotzdem noch immer daran scheiter kann, es jemals wieder zu erreichen

    Ok. Also meinst du, "der echte Anarchist" würde auf Stufe 7 vom Himmel fallen?


    Ich sehe es schon als progression, vom egomanen Junkie (stufe 1- der "von substanzen abhängige mensch"), über diesen Künstlertypen, den Philosophen bis hin zum absolut woken erleuchteten (Stufe 7).


    Ich denke, kein Mensch ist nur stufe 1 oder stufe 7 (Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?)


    Was macht denn der erleuchtete wenn er mal ein Bild malt? Läuft er dann Gefahr auf Stufe 5 zurückzufallen und schwebt deshalb den ganzen tag nur in einem halben meter höhe in der Luft und meditiert?


    So eiert jeder zwischen solchen Archetypen/vl. auch idealen, die du ganz anders interpretierst. Nach meiner Auslegung kommt zuerst der extatische Anarchist und dann der philosoph als höhere Stufe. Aber wie er es jetzt gemeint hat, ist vl auch nicht ganz klar, mit diesen wenigen Worten kann man das vl. nicht so fest machen. Kann aber schon sein, dass du in englischen Sachen fitter bist wie ich. Sowas gebe ich mir selten auf englisch.


    Ich mach jetzt erstmal einen auf Künstler und mach ein bisschen Mucke. Vl. falle ich damit auch auf Stufe 1 zurück, denn arg viel politische Ziele verfolge ich beim aktuellen Track nicht.


    Was den spruch mit dem Sklaven angeht: Stell dir vor, du bist versessen darauf, Stufe 7 zu erreichen und verbannst alles nichtige aus deinem Leben. Damit bist du mehr Sklave als freier. Wenn du allerdings frei bist und auf stufe 1 rumeierst, dann könntest du schonmal etwas nach stufe 7 ausschau halten. So verstehe ich den spruch mittlerweile, umgelegt auf unsere 7 stufen halt. Frei sein bedeutet für mich, frei von solchen Zwangsvorstellungen, stufe 7 in allem erreichen zu müssen, aber auch frei sein von neurosen etc. die einen vom Weintrinker (Stufe 1') zum Alkoholiker (Stufe 1) machen. ("Alles ist mir erlaubt aber nicht alles ist nützlich")

  • "Ok. Also meinst du, "der echte Anarchist" würde auf Stufe 7 vom Himmel fallen?"

    Nein. Obwohl ich glaube, dass das in Ausnahmefällen passieren kann.


    "Ich sehe es schon als progression, vom egomanen Junkie (stufe 1- der "von substanzen abhängige mensch"), über diesen Künstlertypen, den Philosophen bis hin zum absolut woken erleuchteten (Stufe 7)."

    Ich denke z.B, man kann vom Junkie zum Philosophen werden, ohne dazwischen der Künstler gewesen zu sein. Oder auch z.B. vom Philosophen zum Junkie, ohne dazwischen zum Künstler werden zu müssen.


    "Ich denke, kein Mensch ist nur stufe 1 oder stufe 7 (Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?)"

    Das sehe ich generell auch so.


    "Was macht denn der erleuchtete wenn er mal ein Bild malt? Läuft er dann Gefahr auf Stufe 5 zurückzufallen und schwebt deshalb den ganzen tag nur in einem halben meter höhe in der Luft und meditiert?"

    Stufe 7 zeichnet vor allem durch das innere Erleben aus (ein konstantes Gefühl der Freiheit, welches auf Dauer immer zu einem ekstatischen Erleben führen wird). Ob er dabei philosphiert oder malt oder Alkohol säuft, spielt meiner Meinung nach keine Rolle.


    "So eiert jeder zwischen solchen Archetypen/vl. auch idealen, die du ganz anders interpretierst."

    Ja, finde ich "auch", dass er jederzeit von jedem Archetyp/Ideal, zu jedem anderen eiern kann... wo ich etwas auf welche Art anders als jemand anderer interpretiere, weiß ich nicht.


    "Aber wie er es jetzt gemeint hat, ist vl auch nicht ganz klar, mit diesen wenigen Worten kann man das vl. nicht so fest machen. Kann aber schon sein, dass du in englischen Sachen fitter bist wie ich. Sowas gebe ich mir selten auf englisch."

    Für mich waren nach dem Ansehen des Videos keine Unklarheiten offen.


    "Frei sein bedeutet für mich, frei von solchen Zwangsvorstellungen, stufe 7 in allem erreichen zu müssen"

    Wenn Du frei von der Idee, etwas erreichen zu wollen/müssen bist, bist Du bereits erleuchtet. Vielleicht nicht unbedingt "ekstatischer Anarchist", aber wohl zumindest etwas sehr ähnliches.


    Wenn wir von Stufen sprechen möchten, ist der ekstatische Anarchist für mich Stufe 1 und alle anderen sind gleichermaßen Stufe 0. ;P

  • Nein. Obwohl ich glaube, dass das in Ausnahmefällen passieren kann.

    Das wollte ich dir auch nicht unterstellen. War nur zur verdeutlich meiner progressions-stufen-theorie ;-)


    Ich denke z.B, man kann vom Junkie zum Philosophen werden, ohne dazwischen der Künstler gewesen zu sein. Oder auch z.B. vom Philosophen zum Junkie, ohne dazwischen zum Künstler werden zu müssen.

    Seh ich auch so. Deshalb ist sein Model nur eines von vielen. Nett um sich zu unterhalten, aber für manche werden solche Modele halt zu einem Götzen.


    Das sehe ich generell auch so

    Ja wenn es uns nach unmensch gehen würde, müssten wir uns jetzt die Köpfe einschlagen oder verblöden, weil einigkeit ja sowas von unkonstruktiv ist :p


    Stufe 7 zeichnet vor allem durch das innere Erleben aus (ein konstantes Gefühl der Freiheit, welches auf Dauer immer zu einem ekstatischen Erleben führen wird). Ob er dabei philosphiert oder malt oder Alkohol säuft, spielt meiner Meinung nach keine Rolle.

    Ok, ne. Für mich ist das der ekstatische Philosoph, der irgendwann mal von seinem Hohen felsen herunterfällt. Für mich ist eher erstrebenswert: Friede statt Freiheit, Ruhe statt ekstase.


    Dass man die - ich nenns mal - Spiritualität - höher wertet als irgendwelche weltlichen Vergnügungen ist mit sicherheit erstrebenswert.

    wo ich etwas auf welche Art anders als jemand anderer interpretiere, weiß ich nicht.

    Na ich meinte konkret, dass du und ich die "Gehaltener Philosoph" vs "Extatischer Philosoph" stufenmässig vertauscht sehen.



    Für mich waren nach dem Ansehen des Videos keine Unklarheiten offen.

    Na wenn alle Unklarheiten beseitigt sind is ja gut.

    Wenn Du frei von der Idee, etwas erreichen zu wollen/müssen bist

    Wollen und müssen sind 2 paar stiefel. Aber ich bin nicht so der Zieltyp. Also ich habe wünsche und arbeite auch in gewisser weise drauf hin, aber nicht verbissen. ich grieg jetzt nicht die Krise wenns anders läuft. Zu oft kommen Dinge dazwischen - aber was nicht ist kann noch werden.... GEnügsam nennt man das dann wohl..


    VErbissen verrichte ich manchmal mein Tagesgeschäft, wenn ich eine Sache fertig griegen will dann beiss ich mich da rein. Bei längerfristigen Sachen muss man eher pragmatisch reagieren, weil schlecht planbar. Zuviele externe Einflüsse und Abhängigkeiten. Wenn die richtige Gelegenheit da ist muss man sie erkennen und ergreifen.So funktioniert zumindest meine Welt.


    Wenn wir von Stufen sprechen möchten, ist der ekstatische Anarchist für mich Stufe 1 und alle anderen sind gleichermaßen Stufe 0. ;P

    Also ich hab ja manchmal auch solche enthausiastischen Zustände. Ich war aber auch mal manisch/depressiv. Eine gewisse ausgeglichenheit ist halt schon gut, denke ich.

  • Ich denke z.B, man kann vom Junkie zum Philosophen werden, ohne dazwischen der Künstler gewesen zu sein. Oder auch z.B. vom Philosophen zum Junkie, ohne dazwischen zum Künstler werden zu müssen.

    Seh ich auch so. Deshalb ist sein Model nur eines von vielen. Nett um sich zu unterhalten, aber für manche werden solche Modele halt zu einem Götzen.

    Ich seh das gar nicht als wirkliches "Modell", sondern einfach nur als seine Erklärung, warum ein "Erleuchteter" (vollständig realisiertes Individuum, das nur, indem es sich als integraler Bestandteil von allem auch jenseits der scheinbaren, individuellen Grenzen vollständig erkannt hat, überhaupt als Individuum realisieren konnte) notwendigerweise "ein perfekter Anarchist"/das perfekte Beispiel für einen wahren Anarchisten ist. Die anderen 6 Arten von Anarchisten, die er beischreibt sind einfach nur seine Beispiele für "unvollständige" Anarchisten, die jeweils auf verschiedene Arten unvollständig, und daher in sich widersprüchlich, sind und nicht irgendeine Art von Progressions-Modell darstellen sollen (meiner Meinung nach). Wenn man sich anstrengt, kann man sicher noch andere Arten unvollständiger Anarchisten finden. Man kann auf mehrere Arten gleichzeitig unvollständig sein, oder nur auf eine und "theoretisch" beliebig "wechseln".


    Das sehe ich generell auch so

    Ja wenn es uns nach unmensch gehen würde, müssten wir uns jetzt die Köpfe einschlagen oder verblöden, weil einigkeit ja sowas von unkonstruktiv ist :p

    Na dann sollten wir das wohl tun. Wir haben einander in manchen Punkten zugestimmt. Das heißt, wir finden zumindest teilweise zu einer Art "gemeinsamer Wahrheit", von der aus wir das Thema weiter beleuchten können, statt praktisch jeden Punkt des anderen von Anfang an nicht anerkennen zu wollen und dessen Schein-Widerlegung bis in alle Unendlichkeit zu verteidigen. Das heißt, aus unserer Sicht werden wir klüger, da Unmensch unsere Meinungen aber zumindest scheinbar überwiegend nicht Teilt, aus Unmensch's Sicht aber dümmer, da wir beide ja dumm sind und unsere Dummheit so gemeinsam weiter verfeinern, also noch weiter expandieren. Unsere Teileinigkeit ist aus seiner Sicht also nicht nur unkonstruktiv, sondern sogar kontraproduktiv.


    Stufe 7 zeichnet vor allem durch das innere Erleben aus (ein konstantes Gefühl der Freiheit, welches auf Dauer immer zu einem ekstatischen Erleben führen wird). Ob er dabei philosphiert oder malt oder Alkohol säuft, spielt meiner Meinung nach keine Rolle.

    Ok, ne. Für mich ist das der ekstatische Philosoph, der irgendwann mal von seinem Hohen felsen herunterfällt. Für mich ist eher erstrebenswert: Friede statt Freiheit, Ruhe statt ekstase.


    Dass man die - ich nenns mal - Spiritualität - höher wertet als irgendwelche weltlichen Vergnügungen ist mit sicherheit erstrebenswert.

    Also ich hab ja manchmal auch solche enthausiastischen Zustände. Ich war aber auch mal manisch/depressiv. Eine gewisse ausgeglichenheit ist halt schon gut, denke ich.

    In dem Video geht es um gar keine Philosophen, sondern um (Teil-)Anarchisten. Der "vollständige" "Philosoph der Freiheit", wird aus seiner Sicht automatisch zum ekstatischen Anarchisten, da er es zustandebringt, seine Ideen und Ideale nicht nur theoretisch im Kopf zu wälzen, sondern weitestgehend permanent praktisch zu leben.


    Ich habe schon relativ schwere Depressionen erlebt, aber ich hab mich irgendwann dazu entschieden, nicht mehr depressiv zu werden, sondern "im Zweifelsfall stattdessen" manisch/"psychotisch" zu werden.


    wo ich etwas auf welche Art anders als jemand anderer interpretiere, weiß ich nicht.

    Na ich meinte konkret, dass du und ich die "Gehaltener Philosoph" vs "Extatischer Philosoph" stufenmässig vertauscht sehen.

    Welche "gehaltenen"/"extatischen" Philosophen? Ich dachte, es geht um Anarchisten - nicht jeder Philosoph vertritt die Idee der Anarchie, tatsächlich wahrscheinlich sogar relativ wenige.


    Wenn wir von Stufen sprechen möchten, ist der ekstatische Anarchist für mich Stufe 1 und alle anderen sind gleichermaßen Stufe 0. ;P

    Also ich hab ja manchmal auch solche enthausiastischen Zustände. Ich war aber auch mal manisch/depressiv. Eine gewisse ausgeglichenheit ist halt schon gut, denke ich.


    Für mich ist Lebensfreude der Normalzustand, oft wirklich intensive Lebensfreude. Ich halte aber "gleichzeitig" auch oft sehr starke, unangenehme Gefühle aus, aber ich finde dann, dass das "dazugehört", ich sehe, welches Risiko ich bewusst eingegangen bin, sehe was mir das gebracht hat und weiß, dass ich nur noch mehr dazulernen kann, wenn ich mit diesen unangenhmen Gefühlen einigermaßen verantwortungsvoll umgehe. Ich sehe akuten Schmerz als die Saat zukünftigen Glücks.


    03.10.2021

    "Stability is a continous process, wherein progress is made through deliberate experiments in balance in order to gain an intuitive understanding of equilibrium and restorative readjustment within and without."