Puddingpackungen und sonstige Probleme

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    "da sind die Menschen halt selber daran schuld"

    Ich denke mal, wenn man sich zu intensiv mit Themen wie Marketing oder Manipulation befasst, wird man fast zwangsläufig zum menschenverachtenden Zyniker. Weil das erschreckende einfach ist, dass es tatsächlich funktioniert... dass sich die Menschen tatsächlich so leicht beeinflussen lassen wie Ratten in einem Versuchslabor. Vielleicht nicht alle und nicht jederzeit, aber was Menschenmassen und deren Steuerbarkeit angeht, sind die tatsächlich nicht all zu weit von einer Horde Lemminge entfernt.
    Der einzelne Individualist, der sich von Werbung nicht oder kaum beeinflussen lässt, fällt kaum ins Gewicht, angesichts von Millionen Menschen mit ähnlichen Träumen, ähnlichen Vorstellungen vom Leben und damit verbunden auch ganz ähnlichen "wunden Punkten", an denen man als studierter Manipulierer prima ansetzen kann.
    Ich glaube, wenn ich mich damit den ganzen Tag befassen würde, würde ich noch arroganter und elitärer werden, als ich es ohnehin schon bin. :evilgrin:

  • Das ist mir schon alles klar. Sehr klar sogar. Ich habe halt auch nur sehr abstrakt gesprochen und von meinen Illusionen mich leiten lassen. Wie gesagt. Wer träumt lebt noch. Natürlich ist jedes Gespräch mit jeglichen Manipulationsversuchen verbunden. Ich habe ja schon immer gesagt, sobald ein Mensch das Maul aufmacht, ergreift er Partei für eine gewisse Sache. Es gibt keine Neutralität und jeder versucht mehr oder weniger, für sich einen Vorteil aus gewissen Situationen zu schlagen. Bei mir bleibt es zum Beispiel oftmals nur bei dem Gedanken, wie ich jetzt aus einer gerade statfindenen Situation den Vorteil für mich nutzne könnte. Ich bin meist zu anständig, dass Arschloch zu spielen und lasse mich am Ende nicht vom kleinen Teufel auf der Schulter leiten. Im Nachhinein kommt es oft vor, dass ich das bereue, nicht der BadGuy gewesen zu sein, da mir mein aufrechtes Verhalten eh nicht gewürdigt wird. Im Gegenteil. Und das passt ja genau in dieses Thema. In dieser Gesellschaft musst du so agieren, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Jeder bescheisst jeden. Ganz ganz ganz am Ende. Also am Überende bin ich dann wieder froh, dass ich so gehandelt habe, wie es halt tat, denn wer keinen Respekt bekommt, der kann wenigstens Respekt geben. Und gegenseitiger Respekt fängt genau da auch an, sich halt nicht gegenseitig zu bevormunden und dem anderen den schwarzen Peter zu zuschieben. Andere machen das auch.
    Mir im Grunde egal. Ich will nicht so sein. Ich wäre es manchmal gerne. Man kann lernen, ein Arschloch zu sein, aber es gibt mir wenigstens ab und zu eine geistige Genugtuung, dass ich mich vom Abschaum dieser Gesellschaft ein wenig unterscheide.


    Dass die mächtigen dieser Gesellschaft ihre Macht abgeben und auf die Mechanismen des Marketings verzichten würden, weil ich meinen Anstoß daran nehme, wäre wohl mit "naiv" noch sehr leicht umschrieben. Es ist doch aber so, dass man die Dinge auch beim Namen nennen muss oder darf oder sollte oder was weiß ich. Das sich daran erstmal nix ändern wird, ist mir absolut bewusst. Schließlich ist BWL nicht ohne Grund die beliebsteste Studienrichtung und es gibt immer mehr solcher Pappnasen, die das erlernen wollen. Grenzenloses Wachstum ist in einem geschlossenen Inertialsystem nicht möglich und trotzdem wird genau diese Maxime, durch die Blume gesprochen immer wieder gepredigt.


    Was bringt es dir, die Mechanismen der Manipulation in der Schule zu erlernen, wenn du im Studium danach lernen kannst, wie du sie wahrscheinlich noch perfider machen kannst. Mal abgesehen davon, dass die Lobbyisten im Kultusministerium solch Lernvorschlägen wahrscheinlich nie zustimmen würden. Das wäre ja auch noch schöner. Den Konsument von übermorgen dazu schulen, den Dünnschiss nicht mehr zu kaufen.


    Es war alles nur ein träumender Ansatz von mir. Nix davon wird sich alsbald in die Realität umsetzen. Unmensch hat schon recht. Die Entwicklung ist eher gegenläufig. Eher enorm gewaltig gegenläufig. Es ändert sich halt nix zum bessern. Und dennoch kann man selber versuchen, bei dieser Arschlochnummer nicht mit zu machen


    Auch wenn du keinen Respekt bekommst, dann versuch Respekt zu geben !


    R.E.S.P.E.K.T

    Einmal editiert, zuletzt von mi san thrope ()

  • Es ist nicht verboten Menschen mittels Werbung in eine bestimmte Richtung zu lenken und Menschen manipulieren einander auch außerhalb des üblichen Marketings.

    Könnte der Anfang einer Argumentationskette von mi san thrope seinem Kollegen sein. "Ich tu ja nichts verbotenes, Werbung unterhält ja auch die Leute, schafft Arbeitsplätze. Und wenn sie nicht wollen, müssen sie es ja auch nicht kaufen. Es wird niemand gezwungen."


    Ich find's daneben. Genauso wenn du stolz einräumst, ganz genauso die Schwächen Anderer auszunutzen, wenn es deinem eigenen Vorteil dient, und du da nicht mal ein schlechtes Gewissen bei hast. Denn, und jetzt kommt das Argument, was wir schon aus dem Kindergarten kennen: der Andere hat das ja bei mir auch gemacht!


    Höchst zweifelhaft.
    Für mich nur getoppt durch das Abdriften in die Verschwörungsecke á la: die Wirtschaft sei Schirmherr über die Bildungseinrichtungen.
    Mit einer staatlichen Lenkung gehe ich noch mit, bei dem Rest wird es einfach nur albern.

  • Ich find's daneben. Genauso wenn du stolz einräumst, ganz genauso die Schwächen Anderer auszunutzen, wenn es deinem eigenen Vorteil dient, und du da nicht mal ein schlechtes Gewissen bei hast.

    Aber ich werde dennoch nicht damit aufhören und es gibt nichts was du dagegen tun könntest... Und ich finde man kann es durchaus daneben finden, aber das ändert wie gesagt auch nichts. Das andere sich ähnlich verhalten sollte übrigens nicht als Rechtfertigung herhalten, ich würd's andernfalls vielleicht noch genauso machen.
    Ich bin übrigens gar nicht so ein Arschloch wie es aufgrund dieser ehrlichen Antwort wirken mag. Vorgestern erhielt ich beispielsweise eine Nachnahmesendung von einer Berufsanfängerin, die mir das Päckchen einfach so geben wollte ohne vorher abzukassieren. Und der erste Gedanke war natürlich nichts zu sagen und die 39€ zu sparen, aber stattdessen wies ich sie auf den Fehler hin um ihr möglichen Ärger zu ersparen und bezahlte Brav meine Bestellung. Ich dachte mir dass ich für die Waren die ich bekomme auch den entsprechenden Gegenwert zu bezahlen habe. Mit der Bestellung im Internet habe ich mein Einverständnis gegeben für die erhaltene Ware zu zahlen und das habe ich dann auch getan. Ich hätte allerdings auch kein Problem damit vor Abschluss eines solchen Geschäftes mittels gezielter Manipulationsmethoden den Preis zu drücken und mein Gegenüber somit übers Ohr zu hauen.


    Oder im Supermarkt an der Kasse probiere ich manchmal etwas, und zwar stecke zwei gleichwertige Produkte ineinander und lege es so aufs Band dass immer nur ein Etikett mit Barkode zu sehen ist und wenn der Kassierer in Eile ist oder es nicht bemerkt kassiert er halt nur ein mal ab. Ich bin weder ein Engel noch ein Teufel und die meisten Menschen fallen in die selbe Kategorie wie ich. Ich schätze in den meisten Fällen bin ich sogar viel zu Nett und Ehrlich, wie in dem konkreten Fall mit der Nachnahmesendung.

    ''Everyone around me, they feel connected to something. Connected to something, I'm not.''
    Motoko Kusanagi

  • Aber ich werde dennoch nicht damit aufhören und es gibt nichts was du dagegen tun könntest...

    Völlig falscher Ansatz. Etwas zu tun, weil ein Anderer einen dafür nicht belangen kann, ist genauso witzlos wie etwas zu tun, weil es alle machen (Weg des geringsten Widerstands).

    Vorgestern erhielt ich beispielsweise eine Nachnahmesendung von einer Berufsanfängerin, die mir das Päckchen einfach so geben wollte ohne vorher abzukassieren. Und der erste Gedanke war natürlich nichts zu sagen und die 39€ zu sparen, aber stattdessen wies ich sie auf den Fehler hin um ihr möglichen Ärger zu ersparen und bezahlte Brav meine Bestellung. Ich dachte mir dass ich für die Waren die ich bekomme auch den entsprechenden Gegenwert zu bezahlen habe. Mit der Bestellung im Internet habe ich mein Einverständnis gegeben für die erhaltene Ware zu zahlen und das habe ich dann auch getan. Ich hätte allerdings auch kein Problem damit vor Abschluss eines solchen Geschäftes mittels gezielter Manipulationsmethoden den Preis zu drücken und mein Gegenüber somit übers Ohr zu hauen.

    Die Sache mit der Nachnahmesendung ist weit weniger rühmlich, als du denkst. Zum einen hast du selbst eingeräumt, dass du im Internet rechtlich bindend eingewilligt hast, für die Ware zu zahlen (so ganz folgenlos wäre deine Unterschlagung also nicht geblieben), zum anderen hattest du längst im Kopf das Bezahlen akzeptiert, du kamst lediglich kurz ins stocken, als sich eine Gelegenheit den Betrug bot. Dein Geld "zu verlieren" war aber im Kopf längst schon als akzeptiert abgespeichert. Insofern ist das jetzt kein allzu großes springen über den eigenen Schatten. Oder gar ein geben des letzten Hemdes an einen Bedürftigen. Du hast schlicht bezahlt und dafür einen Gegenwert erhalten. Und das vermutlich sogar noch relativ preiswert.


    Möchte auch mal ein Beispiel geben: Ich war in der Apotheke, kaufte etwas und als ich wieder auf der Straße war, grübelte ich nach, ob die fünf Euro in meiner Hand nicht dieselben waren, die ich - unter anderem - auf den Tresen gelegt hatte.
    Sicher war ich mir nicht, letztendlich bin ich aber wieder umgekehrt und habe den Schein dort gelassen. Rausgekommen wäre das nie. Aber ich weiß halt, dass am Ende des Tages die Kasse stimmen muss. Doch warum sollte ich den Mitarbeiter übers Ohr hauen? Nur weil ich es kann?
    Nein. Denn die elitären Lebensart, der sich manch einer zugehörig fühlt, scheint relativ schnell brüchig zu werden, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Oft werden dafür noch nicht mal allzu große Opfer gebraucht. Es reicht schon, wenn das Papier des Kapitalismus vor einem wedelt und die Dollarzeichen in den Augen aufflackern. Einen mieseren Grund, Selbstbetrug zu begehen, kann ich mir gar nicht vorstellen.
    Und so belügen und betrügen sich die Leute weiterhin. Für die einen ist es normal und Alltagsgeschäft, die Anderen schreiben es extra noch ins Internet und legitimieren das mit den Untaten oder wahlweise der Dummheit anderer Menschen. Gewürzt mit Bemerkungen, dass der Gegenüber nichts dagegen tun kann und man sowieso weiter damit macht, egal was Andere sagen.


    Und da wundert ihr euch, warum die Gesellschaft an allen Ecken auseinanderbricht. Wenn nicht mal ihre Kritiker mit gutem Beispiel vorangehen, sondern sich genauso im Schlamm wälzen und grunzen wie die Schweine.

    Einmal editiert, zuletzt von Unmensch ()

  • Ich weiß, dass man sich am Ende des Tages einfach besser fühlt. Ich habe auf Arbeit aufm Klo einen Goldring/EheRing gefunden, der lag halt mitten aufm Waschbecken. Ich war erstmal Kacken und nachdem ich wieder raus kam, lag er immer noch da. Dann dachte ich mir, los, steck ihn ein. Nimm ihn mit, beim Pfandleiher gibt es ordentlich Knete dafür. Sofort gings mir wieder durchn Kopf. Age, brauchste doch gar ned. Hast doch genug Knete für deine pupsigen Belange aufm Konto. Für paar billige Suffs reicht es alle mal. Habe ihn trotzdem eingesteckt, da ich der Integrität unserer Bauarbeiter nicht über den Weg traute, vielleicht sind sie ja noch mehr integer als ich. Wer weiß das schon. Ehrlichkeit sieht man einem Menschen nicht an. Selbst die dämlichste Hackfresse ist meist ehrlicher als der hübscheste NadelstreifenLaffo und selbst das kann gelogen sein. Habe den Ring halt im Büro aufn Zettel gelegt mit Fundort/Funddatum und paar Tage später kam der Besitzer und drückt mir 10€ in die Hand und meinte, dass sei wohl eig noch zu wenig. Den Wert, den seine Augen aber bezahlt haben, mit dem gewissen Blick des DankeSchöns, können 100 oder 200 lumpige Märker nicht bezahlen, die ich beim Goldjuwelier bekommen hätte. Er sagte, es wäre sein erster Tag gewesen hier in der "Location" und das er halt vorm Händewaschen seinen Ring abgelegt hätte. Am Ende des Tages gibt dir so eine Aktion weit mehr, als jede miese Abzocke dir an finanzieller Bereicherung geben kann. Das sind alles nur leere Werte ohne Bedeutung. Irgendwann bist du dann eine kaputte nackte Maschine, die nur noch alles stumm und dumm abnickt. Der moralische Verfall wird gar nicht mehr abgespeichert im Zentrallappen. Falls man irgendwann mal noch einen lichten Moment haben sollte, dann merkt man, wie abgefuckt man geworden ist. Das werde ich mir ersparen und ich hoffe, ich halte es durch. Die Zeiten ändern sich!


    Insane in the Brain !

  • Schöne Geschichte. Und absolut richtig gehandelt. Man selber würde ja genauso wollen, dass man sein Eigentum zurückbekommt. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der man alles verschließen, versperren und sich dreimal noch umdrehen muss, ob man auch ja nichts vergessen hat (mache ich leider trotzdem). Vielleicht habe ich deshalb auch nie etwas vergessen oder verloren. Entspannter wäre es trotzdem, wenn man sich nicht selber nach allen Seiten absichern muss, weil man weiß, dass sobald man einen Fehler macht, man hoffnungslos in die Pfanne gehauen wird. Einen Moment unachtsam, Geldbörse für immer weg. Mit dem Auto angehalten und jemanden in vermeintlicher Not zur Hilfe gekommen, am Ende sieht man nur noch das eigene Nummernschild von hinten.


    Daher macht die Story von mi san thrope noch Hoffnung, dass es eben doch auch anders geht. Und ein ehrlicher Finderlohn oder schlicht ein aufrichtiges Danke, ist zumindest für mich tausend mal mehr wert, als wenn ich mich der moralische Blöße hingebe und den Ehering eines Ehepartners einschmelzen lasse, der vielleicht noch die allerletzte Erinnerung an seinen Seelenverwandten war, mit dem er Jahrzehnte durch diese kalte Welt gestapft ist und zumindest von ihm sicher sein konnte, dass hier das Vertrauen immer stimmte und Werte wie Verlässlichkeit und Treue nicht nur dämliche Kalendersprüche waren.

  • Ich traue niemanden.


    NEVER TRUSTING ANYONE UNTIL THE DAY I DIE !


    Ich wurde bisher immer beschissen. Selten ehrliche Leute.


    Daraus lernt man dann.


    Verlass dich auf andere und du bist verlassen !