Ich kann auch eine Psychiatrieanekdote teilen
Ich war vor ca. 3 Monaten zur Autismusdiagnostik in der Psychiatrie. Eigentlich sollte ich mich auf eine Dauer von 7-14 Tagen einstellen.
Nach dem Aufnahmegespräch meinte der Arzt aber schon zu mir, dass er sich bereits sicher ist, aber ich nur noch ein paar Tests zur Absicherung mitmachen muss.
Ich musste auf ein Zimmer, in dem 2 weitere Patienten waren. Die eine Frau starrte stundenlang auf ihre Zeitschrift und die andere Frau ging ständig unruhig im Raum herum. Oder von den Raum in den Flur und wieder zurück, bestimmt 50 mal nacheinander. Ich versuchte mich auf meine Bücher zu konzentrieren und es zu ignorieren. Irgendwann fragte ich mich, ob ich überhaupt nachts schlafen kann, wenn sie so verwirrt durch die Gegend läuft. Sie blieb auch manchmal stehen und starrte mich einfach an. Die erste Nacht war aber ganz okay, obwohl ich nicht schlafen konnte, weil es eine ungewohnte Umgebung war.
Morgens fing die Frau plötzlich an, ganz laut zu weinen und sie fragte mich, ob sie noch lebt. Ich sagte ja und dass sie am Besten zu den Schwestern gehen soll. Dort schrie sie dann laut, dass sie sich nicht mehr spürt und dass sie tot ist.
Später beruhigte sie sich. Beruhigen hieß dabei, dass sie wieder unruhig hin und her lief. Zwischenzeitlich hatte sie sich auch in die Hose gemacht und ich wusste nicht, wie ich sie oder die Schwestern darauf ansprechen soll. Zum Glück wurde das dann aber bald bemerkt. Ich musste leider an dem Morgenspaziergang teilnehmen. Dabei geht man jeden Morgen die gleiche Strecke. Allein vom Tempo her und der Tatsache, dass man anderen hinterherlatscht, machten, dass ich mich wie ein Zombie fühlte.
An diesem zweiten Tag versuchte ich möglichst heimlich so oft wie möglich aus der Psychiatrie zu verschwinden und ging in die Stadt. Ich musste aber zusehen, dass ich pünktlich zu den Essenzeiten wieder da war, denn es gibt richtig Stress, wenn man es wagt, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Ich habs aber heimlich doch gemacht. Schon aus Prinzip.
Auf meinem Zimmer entschuldigte sich die andere Frau dafür, dass sie mich angeschaut hat. Ich sagte ihr, dass sie hinschauen kann, wo immer sie möchte und dass ich es eher unangenehm finde, wenn sie sich entschuldigt. Sie sagte nur, dass sie ihren Kopf immer senken wird, wenn ich im Raum bin. Dazu sagte ich dann nichts mehr. Das war mir zu befremdlich. Die andere Frau beschäftigte sich derweil mit freizügiger Selbstbefriedigung. Ich ging dann auf den Flur. Sie kam mir hinterher, ich ging ins Zimmer, sie auch und befriedigte sich wieder. Ich ging wieder raus. So ging das ein paar Mal, bis es mir zu anstrengend war. Ich fand das so nervig, dass ich es einer Schwester sagte. Die ging nur ins Zimmer und sagte knapp: "Frau..., Hose hoch!" Das tat sie auch, aber nur für ein paar Minuten, dann ging es weiter. Ich füllte die Fragebögen dann lieber im Flur aus, konnte mich dabei kaum konzentrieren und fühlte mich abends total schlecht. Ich hatte nur noch den Wunsch nach einem Rückzugsort. Ich hatte das Gefühl, nun tatsächlich verrückt zu werden.
Am nächsten Tag sagte ich es dem Arzt, dass ich es kaum noch aushalte und er sagte nur: "Herzlichen Glückwunsch - Sie sind Asperger Autistin" und dass ich mich nicht weiter dort quälen muss. Es war so ein erleichterndes Gefühl, von dort weggehen zu können.
Letztendlich weiß ich, dass die Psychiatrie mich eher krank machen würde. Nach 3 Tagen war meine absolute Belastungsgrenze erreicht.