Leute, ich probier jetzt mal ein Kapitel meines Menschendaseins aufzuarbeiten. Konnte nie darüber richtig reden und eventuell ist das Schreiben die beste Therapie.
Im Jahre 2017 irgendwann hat es sich ergeben, dass ich plötzlich von sogenannten Panikattacken (laut Ärzte-Berichten) heimgesucht wurde. Natürlich wusste ich beim ersten Mal nicht, was das genau ist, und so, als sie das erste Mal auftauchte, dachte ich ernsthaft, das wärs jetzt mit mir, ich muss sterben. Also schön in der Stube gehockt, am Panik schieben und meinen Stiefvater angebettelt, doch den Notruf zu rufen. Minuten der Qual vergingen, dann tauchten sie auf. Und plötzlich ließen die scheiß Gefühle nach. Bin ja jetzt in Sicherheit, die können mir doch helfen, oder nicht, hat mein Hirn wohl festgestellt? Die Helferlein fragten, ob ich nicht trotzdem mit ins KH kommen möchte, was ich akzeptiere, sicher ist ja sicher, oder? Im Krankenwagen und im Krankenhaus fühlte ich mich wieder fit, trotzdem wurden ein paar Tests mit mir gemacht und es stellte sich raus, dass alles mit mir in Ordnung ist. Prima. Diagnose: Panikattacke. Kann ich ja wieder nachhause gehen, wird wohl nix weiter sein, ich hab ja auch vorher komische psychische Zustände erlebt, warum sollte mich das jetzt groß beeindrucken? Also Mama angerufen, ob sie mich abholen kommt.
Zuhause, am nächsten Tag, ging dann die selbe Scheiße wieder los. Ok, ruhig bleiben, legt sich bestimmt wieder.. Saß größtenteils nur auf meinem Bett und hab Paranoia geschoben, ja komm, nippel nun endlich ab, ham wirs hinter uns, Körper. Ich weiß nicht mehr, wie ich diesen Tag überstanden hab, aber irgendwie hab ichs überlebt. Aber als die Zustände am darauffolgenden Tag immer noch so waren, entschied ich mich, meine Psychiaterin anzurufen. Ich konnt ja nix mehr machen, saß nur aufm Bett und hatte Panikzustände. Traute mich gar nicht mehr, rumzulaufen oder sowas. Psychiaterin meinte, ich solle auf Station kommen, und das hatte ich dann auch vor. Mein Stiefvater musste mich auf dem Weg begleiten. Aber nach ein paar Metern ging nix mehr, konnte nicht weitergehen, die Angst und Panik hatten mich fest im Griff. Also wieder nachhause abgebogen und Notruf angerufen. Zustände geschildert, und ich durfte wieder im Rettungswagen mitfahren. Ich wurde wieder ruhiger, war ich doch wieder in Sicherheit, richtig? Ab ins Krankenhaus, Notfallaufnahme, wieder Tests gemacht, Fragen beantwortet, und dann durfte ich auch schon auf die Station gehen.
Ich kam auf ein Zimmer mit 2 Kollegen. Die kannten sich wohl schon länger. Hab da kein Anschluss gefunden und auch nicht mit denen geredet. Zwischendrin hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass aus meiner Richtung komischer Gestank kam, lag wohl an meinen Socken. Verabreicht wurde mir "Tavor", das soll ja gegen Panikattacken helfen, und ich muss sagen, es half echt. Die nächste Zeit hatte ich nicht mehr diese extremen Zustände, dass ich dachte, ich müsste jetzt sterben. Allerdings hat das Zeugs extreme Entzugserscheinungen beim Absetzen, von daher bekam ich es so 2-3 Wochen und wurde in der Zeit wieder reduziert bis es komplett ausgeschlichen war.
Eines Tages verließ uns mein einer Zimmerkollege, kurz darauf der zweite, dann kam ein Neuer. Wir waren jetzt zu zweit im Zimmer. Mit dem kam ich dann flott in Kontakt und wir verstanden uns gut. Doch dann sollte es schlimm kommen...
Irgendwann mitten in der Nacht wurde ein neuer Patient in unser Zimmer eingewiesen. Durch den Lärm wurde ich wach, mein anderer Zimmergenosse ebenfalls. Die ersten Worte, die der ganz Neue an mich richtete, waren "hast du mal Hülsen" oder sowas. Da ich ja Stopfer war, war das kein Problem. Mein netter anderer Zimmerkollege beschwerte sich bei ihm, dass er etwas ruhiger machen sollte, wir wollen ja schlafen. Mich hat das aber nicht gestört, aber gut. Wir waren jetzt zu dritt im Zimmer.
In der Folgezeit habe ich mich mit dem ganz Neuen mal unterhalten, es stellte sich heraus, dass er Laiendarsteller ist für so anspruchsvolle Sendungen wie Berlin Tag&Nacht oder Auf Streife. Hab mir von ihm die Sendetermine geben lassen, an denen er zu sehen war. Eigentlich fand ich den ganz ok, bis jetzt.
Dann das Wochenende, das kam. Die meisten Patienten auf Station waren nachhause gegangen, übrig blieben 4 oder 5 Leute, inklusive mir und dem Laiendarsteller. Der nette Zimmerkollege war auch nachhause gegangen.
Bis zum Sonntagabend war alles oki soweit. Dann saß ich so gegen 19 Uhr auf meinem Bett im Zimmer, und es kam der nette Kollege, der zuhause war, wieder. Wir begrüßen uns gut und alles war gut. Bis er seinen Spind aufschloss... er hatte sein Portmonee da drinnen gelassen und nun war es weg. Oh weia! Stellt euch das mal vor, es ist in EUREM Zimmer entwendet worden.
Ich saß wie verwurzelt weiterhin auf meinem Bett, während der bestohlene Kollege eine Pflegerin ins Zimmer rief. Beide inspizierten den Spind. Der Laiendarsteller war mittlerweile auch dazu gestoßen und kommentierte das Geschehen munter. Er tat so, als würde er damit nix zutun haben, auf sehr aufdringliche Art und Weise. Ich saß weiterhin still auf meinem Bett und war einfach nur verwirrt über die Situation.
Dann öffnete der Bestohlene seinen Nachttisch, und was kam zum Vorschein? Eine Tasche, die einer Mitpatientin gehörte, die aber auf einem anderen Zimmer lag. Jetzt kam ich mir vor wie in einem schlechten Krimi.
Die Polizei wurde gerufen. Der nette Kollege, der Laiendarsteller und ich auf unserem Zimmer, befragte ein Polizist zuerst den Geschädigten. Mitten im Gespräch wurde ich darum gebeten, das Zimmer zu verlassen. Was mir im Nachhinein positiv auffällt, dass mich die Polizei mich nicht einmal befragt hatte, musste wohl einen sehr friedlichen Eindruck erweckt haben.
Dann saß ich also draußen im Flur, und die Polizei unterhielt sich dann mit dem Laiendarsteller, und es wurde laut. Der Typ wurde laut und fing an, die Polizisten zu beleidigen. Irgendwann öffnete sich die Tür, und der Lautwerder verließ wutentbrannt die Station. Es folgte eine Jagd quer durchs Krankenhaus (es waren mehrere Polizisten daran beteiligt), alle Patienten mussten auch die Station verlassen, für den Fall dass er in die Station zurückkehrte.
Kommen wir aber zu dem richtig Abgefucktem. Ich weiß nicht, ob sie den Kerl erwischt haben, aber die Folgetage auf Station waren die reinste Qual. Vielleicht könnt ihr mir helfen und sagen, warum ich es mir selbst so schwierig gemacht habe. Ich fühlte mich einfach schuldig. Ich dachte, die anderen denken, ich wäre an diesem Diebstahl beteiligt. Ich war aufgedreht und kam nicht mehr klar. War ich plötzlich Täter? Ich wusste ja, dass ich nichts gemacht habe. Aber ich hatte immer das Gefühl, die anderen misstrauen mir plötzlich. Das Ganze war ja auch in meinem Zimmer, an dem Wochenende, an dem ich auch auf Station war, und ich hab nichts mitbekommen??
Die anderen, so hatte ich das Gefühl, warum mit zumindest nach der Aktion ziemlich reserviert. Mein netter Zimmerkollege lies über Nacht auch mal seinen Spind auf, war es dazu da, mich zu testen? Zu gucken, ob ich nicht doch seinen Spind geknackt habe? Auf jeden Fall ging gar nix mehr, ich hatte kein Vertrauen mehr und wollte nur weg.
Seitdem sind zumindest die Angstattacken nicht mehr wiedergekommen.
Im Spind des Laiendarstellers (ja sorry, dass ich ihn so nenne..) wurde u.a. ein verbogenes Messer gefunden, was darauf Aufschluss geben könnte, dass das sein Werkzeug war. Trotzdem hatte ich dann u.a. auch den Gedanken: Wieso sollte er sein Einbruchs-Werkzeug in SEINEM Spind verstauen? Das ist doch total unprofessionell!
Ist ein bisschen zusammenhanglos und fehlt vieles, aber ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß an der Lektüre.