Social Justice Warriors / Gutmenschentum

  • Mich würde interessieren, wie groß die Gruppe dieser SJWs ist und ob es sich bei dem Beschriebenen um Extrempositionen oder ganz normale Gedankengänge innerhalb dieser Gruppe handelt

    Vielleicht sollte man den Begriff "Social Justice Warrior" auch erstmal genau definieren...
    Dürfte aber etwas schwierig werden, denn so wie ich das verstanden habe, bezeichnet sich ja niemand selbst so, sondern der Begriff ist eher ein spöttischer, von den Kritikern dieser Leute geprägter Begriff. (korrigiert mich, falls ich mich irren sollte)
    Gemeint ist damit wohl eine Person, die sich für mehr staatliche Reglementierungen, Sonderrechte und Quoten zum Schutz von Minderheiten einsetzt.
    Man könnte aber natürlich theoretisch auch jeden so bezeichnen, der sich überhaupt für irgendeine sozialere oder menschlichere Welt einsetzt. Da sind die Übergänge ja fließend. Also geht es den Anti-SJWlern nun hauptsächlich darum, zu verhindern, dass der Staat noch mehr Einfluss auf ihr Leben nimmt, um irgendwelche Minderheitenrechte durchzusetzen... oder wollen sie einfach nur generell eine möglichst konservative und patriarchalische Weltordnung aufrechterhalten? Vermutlich wird es da unter den Gegnern auch solche und solche geben, und jeder definiert den Begriff halt so, wie er gerade Lust und Laune hat.


    Ähnlich dem Begriff "Gutmensch", der gerne von den Rechten gebraucht wird, um generell jeden zu diskreditieren, der sich irgendwie für eine freiere und multikulturelle Welt stark macht... während für mich ein typischer "Gutmensch" ein weltfremder Moralapostel ist, der seinen Kindern nur pädagogisch wertvolles Holzspielzeug zum Spielen gibt und allen durch Vorschriften und Verbote vorschreiben möchte, wie sie leben sollen, während er sich selbst meist ganz gut mit dem System arrangiert hat. (also so typische Lehrer und Christen und sowas, und natürlich auch diverse Grünen-Wähler etc., aber jetzt nicht unbedingt jemand, der wirklich "links" ist)
    Aber irgendwie hat es sich scheinbar durchgesetzt, dass "Gutmensch" einfach nur eine herabwürdigende Bezeichnung für linksgerichtete Menschen ist?? Scheint mir jedenfalls manchmal so, weshalb ich mich auch schon fast gar nicht mehr getraue, das Wort in dem Sinn, wie ich es eigentlich verstehe, zu verwenden...

  • Das Wort Gutmensch gehört anscheinend sowieso seit 2014 den "Toten Hosen", damit musst du jetzt wohl dein eigenes Wort erfinden. ;) Systemtreuer Weltverbesserer™ oder so vielleicht.


    Wäre ja mal witzig zu erfahren, ob die auch irgendwelche rechten Brüder bei "Verstößen" markenrechtlich verklagen bzw. die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen.

  • Ansonsten wäre es tatsächlich gut aber wahrscheinlich unmöglich, die Bedeutung des "SJW" zu klären. Aus dem Internet bin ich da auch nicht wirklich schlauer geworden.

  • Auch wenn ich bei dem Thema nicht neutral bin versuche ich mal eine relativ objektive Definition:
    "Social Justice Warriors fordern die absolute Gleichheit aller Gruppen innerhalb einer Gesellschaft zulasten der individuellen Freiheit."
    Ergänzend dazu oft, aber nicht von allen SJWs vertretene Ziele:
    - Ablehnung der Meinungsfreiheit um Diskriminierung von Minderheiten oder "anstößige" Meinungen sowie "Hate Speech" zu verhindern
    - (zumindest meistens) Einführung einer auf Gleichheit basierenden Planwirtschaft (da marxistische Ideologie)
    - strikte Einteilung der Gesellschaft in privilegierte und unterdrückte Gruppen basierend auf Hautfarbe/Rasse, sexueller Orientierung und Gender sowie manchmal auch Gewicht oder körperlichem/mentalem Zustand ("behindert" oder nicht)
    - Hass gegenüber Waffen

  • Ehrlich gesagt habe ich außerhalb dieses Forums den Begriff "Gutmensch" ausschließlich aus rechten Kreisen vernommen. Nicht umsonst war er auch mal "Unwort des Jahres", da er speziell dafür eigesetzt wurde bzw wird, z.B. Menschen herabzuwürdigen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren.
    Insofern verstehe ich nicht wirklich, wie man an dem Begriff festhalten kann, um sich dann im nachhinein darüber zu beschweren, in eine bestimmte Ecke gedrängt zu werden.
    Wobei für mich persönlich "Gutmenschen" z.B. Personen wären, die generell Gewalt in der polit. Auseinandersetzung ablehnen und an die Macht der "Demokratie" glauben, ohne zu sehen, worauf diese Demokratie in ihren Grundzügen basiert. Aber wie gesagt, so oder so ist es irreführend, den Begriff zu verwenden.


    Was "Meinungsfreiheit" angeht, habe ich im Übrigen nicht mal rechtliche Kategorien gemeint. Mir hat es zwar schon ein paar Mal in den Fingern gejuckt, jemanden wegen Volksverhetzung anzuzeigen, aber letztlich habe ich zu keinem Zeitpunkt auf den rechtlichen Weg zurückgegriffen. Ist einfach ein Resultat meiner generellen Haltung bzw Erfahrung mit der Justiz.

  • "Social Justice Warriors fordern die absolute Gleichheit aller Gruppen innerhalb einer Gesellschaft zulasten der individuellen Freiheit."

    Die Frage ist dann natürlich auch, was individuelle Freiheit ist. Ein Homosexueller ist ja momentan vielerorts weniger frei z.B. darin, anderen männlichen Mitbürgern seine romantischen Gefühle zu offenbaren. Da muss man dann also abwägen. Ich würde vielleicht sagen: SJW fordern die Durchsetzung von gesellschaftlicher Gleichheit mit fragwürdigen bis kontraproduktiven Methoden. Das wäre jedenfalls eine Definition, bei der ich die Kritik teilweise verstehen könnte.


    Ansonsten habe ich mich in einem Anflug von Emotionalität dazu hinreißen lassen, eine potentielle Zensur des "Gutmenschen™" auf markenrechtlichem Wege durch die Toten Hosen witzig zu finden. Finde ich ehrlich gesagt auch immer noch ein bisschen, aber streng genommen oder von mir aus auch offensichtlicher Weise steckt dahinter natürlich auch eine Beschneidung der Meinungsfreiheit, nur auf anderem Wege. Trotzdem eine schöne Idee, daraus Shirts zu machen und mit dem Erlös die Opfer rechtsradikaler Gewalt zu unterstützen. Respekt! Naja, ein bisschen ;) Marketing wird wohl auch dabei sein.

  • Jemand aus meiner Klasse teilte mir heute folgendes mit: Er sowie ein paar andere sind gerade im schulischen Skiurlaub. Als die Gruppe einen Bus bestieg sagte er (oder jemand anders, ist nicht so genau ersichtlich) das es dort stinken würde. Irgendwo anders im Bus waren ein paar arabisch aussehende Kinder, was er aber angeblich nicht wusste. Der beaufsichtigende Lehrer (der allgemein sehr... Politisch korrekte Ansichten vertritt) interpretierte das als Xenophobie und erteilte diesem Schüler sowie 2 anderen daraufhin Zimmerarrest für den Rest des Tages.


    Was haltet ihr davon? Ich erklärte dem Betroffenen jedenfalls kurz was political correctness ist und er stimmte mir sogar zu, dass man damit eher rechtes Gedankengut fördert als verringert.

  • Das klingt für mich irgendwie nicht so, als sollte man großen Wert auf das geben, was dir dieser jemand erzählt, wenn nichtmal klar ist wer denn jetzt was gesagt hat...
    Was für Schüler sind denn das eigentlich? Nervensägen, die ein Lehrer am besten im Hotel oder gleich Zuhause sitzen lässt, weil sie sich nirgends benehmen können oder pflegeleichtere Schüler, die bisher eher nicht durch Fremdenfeindlichkeit aufgefallen sind?
    Lag denn tatsächlich eine unangenehme Geruchsbelästigung vor, oder nicht ?
    Wie ist es denn um die Nasen der Beteiligten bestellt?
    Welche "politisch korrekten" Ansichten vertritt denn der Lehrer so?
    Aus meiner Schulzeit kann ich mich ja noch gut daran erinnern, wie kreativ Jugendliche darin sein können, andere auf subtile Weise abzuwerten, ohne dafür verhaltensregeltechnisch sanktioniert werden zu können. Lehrer die solche Gemeinheiten bekämpfen wollen, sind mir im Prinzip sympathisch. Von Lehrern, die wegen echter Beschwerden über Gestank grundlos Fremdenfeindlichkeit vermuten und gleich noch drakonisch sanktionieren, halte ich dagegen sehr wenig und finde das dann ungerecht und bescheuert.
    Man bin ich froh, dass ich mich nicht mehr in Busse mit stinkenden Menschen setzen muss... :rolleyes:

  • Kann ich mir gut vorstellen, dass das wirklich so passiert ist.
    Ich saß mal auf dem Fenstersims in meiner Schule und hab runter auf den Hof geschaut, und kurze Zeit später kam ein entsetzter Lehrer ins Zimmer gestürmt, der dachte, dass ich mich umbringen wollte, und hat dann nen riesigen Aufstand gemacht. Also ich glaube, es gibt gestresste Pädagogen, die manchmal aus Übereifer dazu neigen, völlig falsche Schlussfolgerungen zu ziehen. :rolleyes2:


    Und selbst wenn die besagten Schüler das wirklich gesagt hätten, um die Ausländer im Bus zu beleidigen, wirkt die Maßnahme "Stubenarrest" auf mich ein bisschen hilflos. "Stubenarrest gegen Rassismus" - Was für ein geniales pädagogisches Konzept. Das ist das Geheimrezept, wie wir den Osten nazifrei kriegen. Endlich hat es mal einer erkannt! lol

  • Was für Schüler sind denn das eigentlich? Nervensägen, die ein Lehrer am besten im Hotel oder gleich Zuhause sitzen lässt, weil sie sich nirgends benehmen können oder pflegeleichtere Schüler, die bisher eher nicht durch Fremdenfeindlichkeit aufgefallen sind?

    Hm, also wirklich rechts ist in meiner Klasse eigentlich niemand, und wenn man die Betroffenen damit vergleicht sind sie eigentlich ziemlich mittig. Mit echter Fremdenfeindlichkeit ist hier eh noch niemand aufgefallen, wohl aber mit derartigen Microaggressions.


    Lag denn tatsächlich eine unangenehme Geruchsbelästigung vor, oder nicht ?

    Jener Schüler betonte das, ja. Es sei eine Tatsache (in caps ;)) gewesen.


    Welche "politisch korrekten" Ansichten vertritt denn der Lehrer so?

    Eigentlich das volle Programm von dem, was Dian so als Gutmensch definieren würde.


    Und selbst wenn die besagten Schüler das wirklich gesagt hätten, um die Ausländer im Bus zu beleidigen, wirkt die Maßnahme "Stubenarrest" auf mich ein bisschen hilflos. "Stubenarrest gegen Rassismus" - Was für ein geniales pädagogisches Konzept.

    Das ist auch eines der Grundprobleme der politischen Korrektheit. Nicht mit simpler Erklärung von Fehlern oder Toleranz auf ein echtes oder vermeintliches Problem reagieren, sondern mit Strafen, Ausrastern und Verboten (vor allem im sprachlichen Bereich). Mit autoritären Maßnahmen erreicht man meist eher das Gegenteil vom eigentlichen Ziel.