(Ich kann mir einen kleinen, zynischen Kommentar zu der Sache nicht verkneifen, auch wenn ich fürchte, dass es statt ernsthafter Diskussionen nur wieder die üblichen Reflex-Reaktionen auf beiden Seiten hervorrufen wird... nämlich die einen, die sagen "Scheiß Weiber-Gesellschaft", und die anderen, die jeden, der auch nur das kleinste bisschen Kritik an den Auswüchsen der Emanzipation äußert, gleich in die reaktionäre rechte Ecke stellen wollen. Egal, ich versuchs trotzdem mal)
Also... falls ihr die Bunte oder die Bravo lest, habt ihr ja vielleicht mitbekommen, dass viele Promi-Weiber äh bekannte Schauspielerinnen und Künstlerinnen schon sexuell belästigt worden sind. Und weil es so viele sind, gibt es dafür einen extra Hashtag auf Twitter namens # metoo. (Ich gebe zu, ich bin so verdammt altmodisch, ich musste erstmal in meinem Brockhaus-Lexikon nachschlagen, was eigentlich ein Hashtag ist. Aber ich glaube, das ist einfach sowas wie ein Link zu irgendeiner Twitter-Unterhaltung. Twitter ist ein Kurznachrichtendienst, mit dem schreib- und lesefaule Menschen, die sich so lange Beiträge wie die von mir niemals durchlesen würden, trotzdem miteinander kommunizieren können. Also sowas wie Internet für Affen)
Aber zurück zum Thema.
Natürlich gibt es viele Schweine da draußen. Chauvi-Schweine, Männer-Schweine, Macho-Schweine, wie es beispielsweise Harvey Weinstein (der mit seinem Schweine-Verhalten die ganze Debatte ausgelöst hat) zweifellos ist. Und deren asoziales Verhalten zu verhamlosen, ist ganz sicher nicht Intention dieses Textes.
ANDERERSEITS ist es ein offenes Geheimnis, dass es auch viele Frauen gibt, die die sogenannte "Besetzungscouch" gerne mal als Karrieresprungbrett genutzt haben... wie man hört, übrigens nicht nur in Hollywood und in der Popmusik, sondern durchaus auch in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Es war eigentlich in der Vergangenheit immer so ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die einen, die weitestgehend talentbefreit oder halt ziemlich unauffällig sind, aber trotzdem gerne nach oben kommen möchte... und die anderen, die das Geld und die Macht besitzen, aber so hässlich sind, dass sich niemand freiwillig mit ihnen einlassen würde. Die einen haben also die Beine breitgemacht und eine Karriere bekommen... die anderen haben den Geldbeutel aufgemacht und dafür einen Blowjob bekommen. Eigentlich eine faire Symbiose, möchte man meinen. Wenn auch irgendwie eklig.
Was mich jetzt etwas an dieser ganzen # mewtu-Debatte stört (ich meine natürlich # metoo, # mewtu ist das Pokemon), ist die Einseitigkeit, wie die ganze Welt plötzlich nur noch aus notgeilen Machos und hilflosen traumatisierten Opfern zu bestehen scheint. Dass viele Promi-Bitches ihren Sexy-Körper vielleicht ganz bewusst einsetzen und sich auch gern mal ein bisschen "belästigen" lassen, weil sie gemerkt haben, dass man damit ganz gut Kohle verdienen kann? Nein... das darf man nicht sagen, das ist dann vermutlich schon sexistisch. Überhaupt muss man höllisch aufpassen, was man als biologischer Mann zu dieser Thematik sagt oder schreibt.
Wenn ich Frauen kritisiere, weil sie hässliche Klamotten tragen und aussehen wie die alte Vogelscheuche Alice Schwarzer, bin ich ein Sexist. Wenn ich Frauen kritisiere, weil sie sich wie die letzten Schlampen anziehen und übertrieben ihre Weiblichkeit betonen, bin ich ebenfalls Sexist, weil ich ihnen ja dadurch ihr Recht abspreche, sich so zu kleiden wie immer sie es möchten. Und wenn ich Frauen kritisiere, die sich hochgebumst haben und dann jetzt, wo es im Trend liegt, im Internet laut "Vergewaltiger!!!" schreien, bin ich natürlich noch mehr Sexist, weil ich das Leid der Opfer bagatellisiere.
Wie man es auch macht... man darf heutzutage in der Öffentlichkeit eigentlich überhaupt nix mehr kritisieren, was Frauen angeht, wenn man kein Sexist sein möchte. Und genau da sehe ich das Problem. In dieser einseitigen Schwarz-Weiß-Malerei, die nur noch Opfer und Heilige auf der einen Seite, und fiese Schurken auf der anderen Seite kennt, und jeden dazu zwingt, sich zu entschuldigen, der das ganze auch nur mal ein bisschen differenzierter sieht.
Natürlich darf ich hier schreiben, was ich will, ohne dass ich mich entschuldigen muss. Aber wenn ich jetzt beispielsweise ein bekannter Comedian wäre, und hätte diesen Text öffentlich im TV gesagt, dann würde ein gewaltiger sogenannter Scheißesturm über mich hereinbrechen, und ich wäre höchstwahrscheinlich meinen Job und sämtliche Sponsoren los.
Die Frage ist, was für eine Gesellschaft wir haben wollen, und wie gesellschaftlich mit einem solchen Thema umgegangen werden sollte.
Natürlich sollte sexuelle Belästigung ein absolutes No-Go sein! Und natürlich sollten Frauen genauso wie Männer behandelt werden, und weder aufgrund ihres Aussehens bevorzugt werden, noch benachteiligt, weil sie irgendeinem Chauvie-Arschloch keinen blasen wollen.
Aber ich will auch keine Gesellschaft, in der mir ständig an jeder Ecke ein nackter Frauen-Arsch hingestreckt wird und mit Sex Milliarden-Umsätze gemacht werden... wo sich talentbefreite Frauen hochbumsen und nur deshalb überhaupt bekannt sind, weil sie irgendwann mal mit Boris Becker oder Dieter Bohlen gefickt haben.
Das erscheint mir alles ein wenig scheinheilig. (und so ist es natürlich auch kein Wunder, dass diese Kampagne ausgerechnet aus den USA kommt... einem der scheinheiligsten, verklemmtesten und gleichzeitig sexualisiertesten Länder überhaupt)
Und damit meine ich natürlich vor allem die Medien, die sich einerseits als moralische Instanzen und Wächter der Frauenrechte präsentieren, andererseits aber ja genau dieses Klischee-Frauenbild immer wieder aufs neue propagieren. Schon Sendungen über Topmodels sind im Prinzip die pure Anleitung zur Vergewaltigung, weil es dabei ja um nichts anderes geht, als den notgeilen männlichen Zuschauern neue Wichsvorlagen zu liefern, und den weiblichen Zuschauern eine Vorlage, wie man sich kleiden und verhalten muss, um ebenfalls erfolgreich zu werden.
Die Medien haben das alles erst verbockt, und jetzt beschuldigen sie die Männer, weil sich die Frauen offensichtlich als die werberelevantere Zielgruppe herausgestellt haben, die man auf keinen Fall vergraulen darf, während Macho-Produkte wie Zigaretten und Alkohol ohnehin nicht mehr so einen guten Ruf haben. Die Werbeindustrie ist komplett auf dem Political Correctness-Trip, aus Angst vor Shitstorms nehmen sie Zigeunerschnitzel aus dem Programm und sperren Youtubern die Monetarisierung. Firmen präsentieren sich menschlich und solidarisch mit Frauen, aber eben nicht aus Überzeugung, sondern aus Marketing-Gründen. Im Prinzip sind es die selben eiskalten kapitalistischen Aasgeier wie immer.
Das stört mich an dieser ganzen Debatte. Diese Verlogenheit. Denn letztlich geht es nur um Geld und Auflage. Auch bei # metoo. Möchte nicht wissen, wie viele halbprominente Frauen (und auch der eine oder andere halbprominente Kerl, der von Kevin Spacey sexuell belästigt wurde) nur aufgrund von # metoo jetzt neue Jobs bekommen haben, und ein großes Interview im Playboy Magazin. *kotz*